Wechseljahre bei Männern: Psyche und Symptome der Andropause
Auch Männer können in die Wechseljahre kommen. Der Rückgang der Sexualhormone äußert sich aber anders als bei Frauen. An welchen Symptomen sich die sogenannte Andropause erkennen lässt, wie sie sich auf die Psyche auswirkt und wie man Beschwerden lindert.
- © iStock.com/Nikada
Kurzübersicht
Definition: Wechseljahre bedeuten für Männer einen Abfall von Testosteron. Die Produktion des Geschlechtshormons nimmt etwa ab dem 40. Lebensjahr ab. Dies kann körperliche Beschwerden nach sich ziehen und auch die Psyche betreffen.
Symptome: Libidoverlust, Erektionsstörungen, Gewichtszunahme, Abgeschlagenheit, Depressionen, Hitzewallungen und Nervosität sind einige Beispiele.
Behandlung: Bei einem sehr niedrigen Testosteronwert kann eine Hormontherapie helfen. Dadurch kann die körperliche Leistungsfähigkeit und die Sexualität verbessert werden. Die Gabe von Medikamenten ist allerdings umstritten und vom Einzelfall abhängig.
Im Überblick:
Wechseljahre: Für Männer ein schleichender Prozess
Wechseljahren bedeuten für Männer einen Abfall des Testosteronspiegels. Im Gegensatz zur Menopause bei Frauen tritt die Andropause oder Klimakterium virile nicht abrupt ein, sondern verläuft schleichend.
Die mangelnde Produktion des Sexualhormons beginnt meist ab einem Alter von 40 Jahren. Jedoch führt ein niedriger Testosteronwert nicht bei allen Männern zu Symptomen, nur etwa jeder Zehnte ist betroffen. Viele Beschwerden des Alterungsprozesses haben andere Ursachen als eine Veränderung des Hormonspiegels und lassen sich auf die Psyche zurückführen.
Wechseljahre sind für Männer – wie die Wechseljahre bei der Frau – keine Erkrankung, sondern eine natürliche Lebensphase. Fachleute vermuten, dass die Wechseljahre beim Mann spätestens mit 75 Jahren abgeschlossen sind.
Diese Symptome können Männer in den Wechseljahren betreffen
Im Vergleich zu den Symptomen der Wechseljahre bei der Frau sind die Beschwerden beim Mann meist unspezifisch und weniger stark ausgeprägt. Typische Symptome, die häufig auch in Kombination miteinander auftreten können, sind:
- Libidoverlust, Erektionsstörungen
- verminderter Bartwuchs
- Antriebslosigkeit, Erschöpfung, Müdigkeit
- Abbau von Muskelkraft und Muskelmasse
- allgemeine Gewichtszunahme (vor allem am Bauch)
- Abnahme der Knochendichte (Osteoporose)
- Gelenkschmerzen
- Schlafstörungen
- Hauttrockenheit und verminderte Spannkraft der Haut
- Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen
- Hitzewallungen und Schweißausbrüche
- innere Unruhe und Nervosität
- erhöhte Stressanfälligkeit
- depressive Verstimmungen
Wenn die Psyche in den Wechseljahren leidet
Zu beachten ist, dass nicht alle Symptome auf die Wechseljahre beziehungsweise einen niedrigen Testosteronwert zurückzuführen sind. Studien zeigen, dass Männer in der Mitte ihres Lebens oftmals psychisch aus dem Gleichgewicht geraten. Diesen Zustand nennt man umgangssprachlich Midlife-Crisis.
Viele erleben in der Zeit der Wechseljahre berufliche und private Veränderungen: die Karriere stagniert etwa, die Kinder ziehen aus oder die Partnerschaft muss sich neu definieren. Auch befassen sich viele nun mehr mit Themen wie Erkrankungen und Tod im näheren Umfeld.
Kommen dann noch körperliche Veränderungen dazu, wie Abbau von Muskelkraft und Erektionsstörungen, kann dies zu einer Sinnkrise führen und auf die Psyche schlagen: Stimmungsschwankungen und Depressionen können die Folge sein. Gelegentlich versuchen Männer dann, die Sinnkrise durch eine extreme Veränderung ihres Lebensstils zu kompensieren.
Wechseljahre bei Männern: Diese Ursache liegt vor
Anders als bei Frauen, die durch die Wechseljahre einen sehr starken Mangel an Östrogen erleiden, kommt es bei Männern nur zu einem schleichenden, moderaten Rückgang von Sexualhormonen. Ab dem 40. Lebensjahr sinkt der Testosteronspiegel um etwa 1,2 Prozent jährlich. Dadurch ergibt sich ein kontinuierlicher Rückgang des dem Körper zur Verfügung stehenden Testosterons.
In den meisten Fällen führt der Testosteronmangel zu keinerlei Beschwerden. Einige Fachleute finden es deshalb unpassend, Wechseljahre und Männer in einen Zusammenhang zu bringen. Häufig werden daher die differenzierteren Bezeichnungen "Partielles Androgendefizit des alternden Mannes (PADAM)" und "Partielles endokrines Defizit des alternden Mannes (PEDAM)" bevorzugt.
Wechseljahre bei Männern: So erfolgt die Diagnose
Ob das Auftreten eines oder mehrerer Symptome ein Anzeichen für die Wechseljahre bei Männern sind, oder ob die Beschwerden auf andere Ursachen, etwa Organstörungen, zurückzuführen sind, kann nur ärztlich abgeklärt werden. Betroffene können sich an eine hausärztliche Praxis oder an Mediziner*innen aus dem Fachbereich der Urologie oder Endokrinologie wenden.
Nach einem ausführlichen Gespräch (Anamnese) über die Beschwerden folgt eine körperliche Untersuchung. Sie dient vor allem dazu, organische Ursachen für die Symptome auszuschließen.
Ob eine Andropause vorliegt, lässt sich nur mit einer Blutuntersuchung eindeutig feststellen. Dabei wird die Konzentration der Sexualhormone im Blut gemessen. Liegt ein Testosteronmangel vor und befindet sich der Mann in der fortgeschrittenen Lebensphase, ist die Diagnose Wechseljahre ziemlich wahrscheinlich.
Sollten Männer Wechseljahre behandeln lassen?
Testosteron ist wichtig für
- den Muskelaufbau,
- die Knochendichte,
- die Bildung von roten Blutkörperchen
- für den Stoffwechsel im Fettgewebe,
- das Sexualleben
- und die Fortpflanzungsfähigkeit.
Ein Testosteronmangel im Blut allein macht aber keinen Mann krank. Da es sich beim Rückgang der Hormonproduktion um einen natürlichen Prozess handelt, ist es meist nicht nötig, dass Männer in den Wechseljahren Medikamente nehmen.
Eine klassische Hormonersatztherapie (HAT), wie sie bereits seit Jahren bei Frauen zur Linderung der Wechseljahresbeschwerden eingesetzt wird, gibt es für Männer nicht. Eine sogenannte Testosteronsubstitutionsbehandlung ist zwar möglich, diese gehört jedoch noch nicht zu den Standardverfahren.
Medikamente für Männer in den Wechseljahren umstritten
Wenn der Körper weniger Testosteron produziert, kann das Risiko für Diabetes und Übergewicht (Adipositas) steigen. Umgekehrt können Männer mit Diabetes Typ 2 und/oder Übergewicht eher einen symptomatischen Testosteronmangel entwickeln. In derartigen Fällen kann eine Hormonersatztherapie sinnvoll sein.
Aufgrund der zahlreichen Nebenwirkungen ist die Gabe von Hormonen zur Linderung von Symptomen der Andropause jedoch umstritten. Es kommt immer auf den Einzelfall an, ob eine Ersatztherapie mit Medikamenten angezeigt ist. Testosteron steht in Verdacht, das Risiko für die Entstehung von Prostatakrebs zu erhöhen.
Daher darf bei Vorliegen eines hormonsensitiven Prostatakarzinoms keine Testosteronsubstitution erfolgen. Zudem existieren noch keine gesicherten Langzeitstudien zum Einsatz von Hormonen gegen die Beschwerden der Wechseljahre bei Männern.
Zur Behandlung von Libidoverlust und Erektionsproblemen können gegebenenfalls potenzsteigernde Mittel beziehungsweise Medikamente in Betracht gezogen werden. Da diese das Herz-Kreislauf-System beeinflussen und ernste Nebenwirkungen haben können, sollten sie jedoch ausschließlich unter ärztlicher Aufsicht angewandt werden.
Wechseljahre sind für Männer ein neuer Lebensabschnitt
Dass der Körper mit zunehmendem Alter Veränderungen unterliegt, ist ein natürlicher Prozess im Leben jedes Menschen. Alterungsprozesse werden nicht unbedingt durch einen sinkenden Testosteronspiegel verursacht.
Eine positive Einstellung zum Leben hat einen entscheidenden Einfluss auf den Verlauf der Wechseljahre. Männer sollten versuchen, die Andropause als Beginn eines neuen Lebensabschnitts zu akzeptieren und den Körper mit gesunder Ernährung, täglicher Bewegung und Sport fit zu halten. Wenn sich Wechseljahre auch nicht vorbeugen lassen, können die typischen Beschwerden so etwas reduziert werden.
Sie möchten Informationen zu bestimmten Krankheitssymptomen oder wollen medizinischen Rat? Hier können Sie Ihre Fragen an unsere Experten oder andere Lifeline-Nutzer stellen!