Angst vor Spritzen: Was hilft?
Manche Erwachsene meiden eine Impfung aus Angst vor der Spritze. Einige fallen bei der Blutabnahme sogar in Ohnmacht. Wie man Kindern die Angst vor Spritzen nehmen kann und was bei Erwachsenen gegen eine Spritzenphobie hilft, lesen Sie hier.
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Besonders angenehm sind Spritzen für kaum jemanden. Deshalb ist ein mulmiges Gefühl völlig normal vor einer Impfung oder beim Blut abnehmen. Manche Menschen entwickeln jedoch eine richtige Angst vor Spritzen (Trypanophobie). Diese Phobie steht in keinem Verhältnis zu den tatsächlichen Schmerzen oder Risiken der Spritze.
Die Angst vor Spritzen kann dazu führen, dass Betroffene alle Situationen mit Spritzen vermeiden und nicht zu Impfungen oder zu Vorsorgeuntersuchungen gehen. Damit stehen sie jedoch Infektionen durch Corona, Masern oder Tetanus ungeschützt gegenüber. Rund 20 Prozent der Kinder und Jugendlichen haben Angst vor einer Spritze und etwa drei Prozent der Erwachsenen. Mit zunehmendem Alter sinkt jedoch die Trypanophobie.
Im Überblick:
- Ursachen
- Angst vor Spritzen bei Kindern
- Kindern die Angst vor Spritzen nehmen
- Anzeichen für Angst vor Spritzen und Nadeln
- Was hilft Erwachsenen bei Angst vor Spritzen
Ursachen für die Spritzenangst
Häufig sind schlechte Erfahrungen ein Auslöser für die Angst vor Spritzen oder einer Blutabnahme. Wer als Kind eine schmerzhafte Impfung bekam, hat ein erhöhtes Risiko, als Erwachsener unter einer Angst vor der Impfung zu leiden. Wenn es einmal Probleme beim Finden der Vene gab oder andere Komplikationen, kann das später ebenfalls zu einer Spritzenphobie führen.
In manchen Familien tritt die Angst vor Nadeln auch gehäuft auf. Allerdings verstärken ängstliche Eltern auch das Schmerzempfinden der Kinder bei Impfungen. Dadurch kann die Spritzenangst innerhalb einer Familie weitergegeben werden. Manche Menschen sind auch besorgt, weil sie kein Blut sehen können oder grundsätzlich Sorge um ihre körperliche Unversehrtheit haben. Leidet jemand an einer psychischen Erkrankung, kann sich diese ebenfalls durch eine Panik während einer Injektion äußern.
Angst vor Spritzen bei Kindern
Kinder haben insgesamt häufiger Angst vor Spritzen als Erwachsene. Bei ihnen steht die Angst vor dem Schmerz im Vordergrund. Je kleiner die Kinder sind, desto größer ist dabei meist die Angst. Denn Kinder empfinden Schmerzen stärker als Erwachsene. Außerdem können sie die Situation noch nicht einschätzen und verstehen den Sinn einer Impfung oder Blutabnahme nicht. Je ängstlicher und besorgter die Eltern vor und während des Arztbesuchs sind, desto stärker ausgeprägt ist auch die Angst der Kinder. Sie weinen und versuchen, sich gegen die Spritze zu wehren. Manche Kinder haben vor Spritzen mehr Angst als vor einer darauf folgenden Operation.
Kindern die Angst vor Spritzen nehmen
Gelassenheit hilft: Je entspannter die Eltern oder Bezugspersonen der Spritze entgegensehen, desto ruhiger bleiben auch die Kinder.
Gute Vorbereitung: Kinder fühlen sich sicherer, wenn sie wissen, was auf sie zukommt. Ein Bilderbuch über Impfungen, die „Impfung“ des Teddys mit einer Spritze ohne Nadel oder das Erklären, wie Impfungen ablaufen und schützen, beruhigen.
Kuscheln macht stark: Körperkontakt und die Sicherheit, Mama oder Papa an der Seite zu wissen, lindern Ängste. Babys sollten deshalb während der Impfung oder Blutabnahme auf dem Arm gehalten werden, Kleinkinder auf dem Schoß. Ältere Kinder können dicht neben den Eltern sitzen und deren Hand halten.
Ablenkung funktioniert: Viele Kinder bemerken die Spritze gar nicht, wenn sie abgelenkt werden. Bei Säuglingen hilft ein visueller oder akustischer Reiz, etwa das Klingeln eines Glöckchens. Kleinkinder können zählen oder einen Reim sprechen, ältere Kinder ein Buch oder ein kleines Video ansehen.
Kleine Hilfsmittel: Schmerzpflaster oder Cremes, die das Schmerzempfinden lokal herabsetzen, lindern den Schmerz beim Einstich der Nadel. Allerdings müssen sie mindestens eine halbe Stunde vorher verabreicht werden, weil der Effekt nur langsam eintritt. Sofort wirkt ein Eisspray, das die Stelle betäubt.
So zeigt sich eine Angst vor Spritzen und Nadeln
Hat jemand große Angst vor einer Impfung oder einer Blutabnahme, beherrscht die Sorge häufig schon Tage vor einem Arzttermin das Denken. Schlafprobleme und Unruhe sind die Folge. Kurz vor der Spritze oder dem Blut abnehmen steigt der Blutdruck und der Herzschlag wird schneller. Dann sinkt beides schlagartig – das kann zu einer Ohnmacht führen, weil das Gehirn nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird. Wer solch eine Ohnmacht bereits einmal erlebt hat, schämt sich manchmal anschließend und hat das nächste Mal besonders viel Angst, erneut bewusstlos zu werden.
Weitere Anzeichen von Panik vor Spritzen:
International wird eine Spritzenphobie als krankhaft eingeordnet, wenn sie länger als sechs Monate andauert und nur im Zusammenhang mit Impfungen, Injektionen oder Blut abnehmen auftritt und in keinen anderen Situationen. Dabei ist die Angst vor der Spritze nicht kombiniert mit anderen psychischen Erkrankungen wie Platzangst oder bipolarer Störung. Krankhaft ist die Angst, wenn sie sich mit körperlichen Anzeichen äußert und in keinem Verhältnis zu den tatsächlichen Gefahren steht. Sie führt dann dazu, dass Betroffene alle Situationen mit Spritzen meiden. Ob tatsächlich eine Trypanophobie vorliegt, zeigen bestimmte Diagnosekriterien.
Was hilft Erwachsenen bei Angst vor Spritzen
Wirklich passieren kann praktisch nichts bei dem Stich durch eine Spritze bei einer Impfung oder beim Blut abnehmen. Wer trotzdem Angst vor der Nadel hat, dem können folgende Tipps helfen:
Eine vertraute Arztpraxis mit freundlichem, zugewandtem Pflegepersonal vermittelt das Gefühl, gut aufgehoben zu sein.
Bei Sorgen direkt die Sprechstundenhilfe informieren. Dann geben sich alle Beteiligten besonders viel Mühe für eine freundliche Atmosphäre.
Ängste im Vorfeld können durch Bewegung und Entspannungstechniken (Autogenes Training, Meditation) gelindert werden.
Direkt während der Impfung oder Blutabnahme kann es helfen, die Muskeln der Beine und des nicht betroffenen Arms abwechselnd anzuspannen und locker zu lassen.
Auch die Konzentration auf eine tiefe, langsame Atmung entspannt.
Ablenkung funktioniert auch bei Erwachsenen. Das kann ein Gespräch mit dem Pflegepersonal sein, Musik in den Ohren oder die gedankliche Planung des nächsten Urlaubs.
Wer gefährdet ist, in Ohnmacht zu fallen, sollte während der Impfung oder Blutabnahme in einem bequemen Sitz mit Rückenlehne sitzen oder liegen.
Wer große Ängste entwickelt, die länger als sechs Monate anhalten, sollte psychologischen Rat einholen. Eine Spritzenphobie kann meist mit ein bis fünf Sitzungen gut behandelt werden.
Oft beschäftigen sich Betroffene in der Behandlung mit Spritzen. Sie gucken Filme vom Spritzen an, nehmen Spritzen in die Hand, stechen sie in einen Schwamm oder drücken sie ohne Nadel auf die Haut.
Auch eine Hypnose kann gegen eine Angst vor Spritzen helfen.
Wer sich seiner Angst stellt und Beruhigungsmethoden anwendet oder sich professionelle Hilfe holt, kann zukünftig gelassener einer Impfung, wie gegen Corona, oder einer Blutabnahme entgegen schauen.
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