Warnsignale im Ejakulat: Was das Sperma verrät
Nach höchsten wissenschaftlichen Standards verfasst und von Expert*innen geprüftMänner sind verunsichert, wenn das Sperma plötzlich anders aussieht als sonst, blutig ist oder nur aus wenigen Tropfen besteht. Lifeline hat einen Experten befragt, was die verschiedenen Anzeichen im Ejakulat bedeuten und ob sie gefährlich sind.
Bereits kleinste Veränderungen im Ejakulat wirken auf einen Mann häufig wie ein Alarmzeichen. Das ist vor allem dann der Fall, wenn sich die Farbe verändert oder Blut auftaucht. Viele User-Anfragen zu diesen Problemen erreichen die Lifeline-Fachleute für Sexualmedizin jeden Tag.
Wir haben das interessante Thema darum aufgegriffen und mit einem Experten über Veränderungen im Sperma gesprochen, Professor Michael Zitzmann ist Endokrinologe, Androloge und Sexualmediziner.
Herr Professor Zitzmann, wie sieht normales Ejakulat aus und wie viel sollte es sein?
Professor Michael Zitzmann: Normales Ejakulat ist milchig-weiß, riecht nach Kastanienblüten und hat ein Volumen von mindestens eineinhalb Millilitern.
Gibt es individuelle Unterschiede?
M. Z.: Die Unterschiede sind tatsächlich groß. Im Schnitt aller Männer beträgt das Volumen 3,7 Milliliter, nur fünf Prozent der Männer haben mehr als 6,8 Milliliter. Zum Vergleich: Ein Teelöffel fasst etwa fünf Milliliter. Faktoren, die das Volumen des Spermas reduzieren, sind Alter und Infektionen.
Viele Männer wundern sich, wenn ihr Ejakulat plötzlich glasklar ist.
M. Z.: Wenn es ganz durchsichtig ist, fehlt meist ein Anteil des Ejakulats, das sich aus Sekreten von Nebenhoden sowie Hoden, Samenblasen und Prostata zusammensetzt. Ursache ist zumeist eine Störung im Bereich der ableitenden Samenwege, etwa ein partieller Verschluss. Das kann etwa bei Entzündungen eintreten, etwa der Samenleiter, der Samenblase, der Prostata oder auch der Nebenhoden.
Was könnte Ursache dafür sein, dass zu wenig Sperma gebildet wird?
M. Z.: Zu wenig Ejakulat deutet meist auf einen Infekt hin, der zu einem partiellen Verschluss der ableitenden Samenwege geführt hat. Es kann aber auch andere Gründe für solch einen Verschluss geben, zum Beispiel angeborene Fehlanlagen der Samenleiter. Allerdings reduziert sich dann die Ejakulatmenge nicht plötzlich.
Was bedeutet es, wenn das Sperma Blutspuren aufweist?
M. Z.: Das kann ebenfalls auf einen Infekt zurückgehen, man sollte das Ejakulat dann auf Bakterien untersuchen lassen. Dazu gehört aber auch eine Urinuntersuchung. Generell sollte bei Blut im Sperma auch geschaut werden, ob nicht eine ernstere Erkrankung wie ein Tumor der Samenblasen oder der Prostata dahintersteckt. Auch eine seltene Tuberkulose des Genitaltrakts kann blutiges Ejakulat verursachen.
Wie ist das mit anderen Verfärbungen – etwa gelblich oder bräunlich?
M. Z.: Gelb bedeutet Infektion, die Verfärbung entsteht durch eitrige Anteile im Sekret. Bräunliches Sperma spricht für älteres Blut, die Gründe sehen dann ähnlich aus wie oben erklärt.
Was kann es sein, wenn das Ejakulat streng riecht?
M. Z.: Ein strenger Geruch weist ebenfalls auf eine Infektion hin. Das sollte ein Arzt abklären. In diesem Fall muss die Partnerin immer mit untersucht werden. Eine ansteckende Infektion, etwa mit Chlamydien, könnte sonst bei ihr einen Verschluss der Eileiter auslösen und Unfruchtbarkeit verursachen.
Was bedeutet es, wenn beim Orgasmus gar kein Sperma kommt?
M. Z.: Dann wird entweder gar kein Ejakulat gebildet oder es fließt retrograd, also rückwärts in die Blase. Um das festzustellen, muss man den Urin auf Spermien untersuchen. Kein Ejakulat – medizinisch Aspermie genannt – findet sich häufig bei angeborenen Störungen. Zur retrograden Ejakulation kommt es bei Nervenschädigungen, etwa nach Operationen in diesem Gebiet, beispielsweise der Prostata sowie der Wirbelsäule, oder auch bei Diabetes mellitus. Außerdem tritt der Sperma-Rückfluss sehr häufig bei Querschnittsgelähmten auf.
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