Testosteronmangel beim Mann: Ursachen, Symptome und Behandlung
Nach höchsten wissenschaftlichen Standards verfasst und von Expert*innen geprüftTestosteron ist das zentrale männliche Geschlechtshormon: Es ist nicht nur für die Potenz, sondern auch für Muskelwachstum, Knochendichte und Fettstoffwechsel verantwortlich. Testosteronmangel kann zu verschiedenen Symptomen führen. Woran Sie Testosteronmangel erkennen und was helfen kann.
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Das Hormon Testosteron ist für die Entwicklung der Geschlechtsorgane und der typisch männlichen Körpermerkmale – wie den Bartwuchs und die tiefe Stimme – verantwortlich. Auch die männliche Lust, Erektions- und Orgasmusfähigkeit hängt stark davon ab. Seine Produktion nimmt im Alter langsam, aber stetig ab – doch nur, wenn ein niedriger Hormonwert auch mit den typischen Symptomen eines Testosteronmangels (Hypogonadismus) einhergeht, ist eine Therapie angeraten.
Artikelinhalte im Überblick
Symptome eines Testosteronmangels
Die Anzeichen für Testosteronmangel können unterschiedlich ausgeprägt sein und werden – gerade bei Erwachsenen – häufig nicht mit einem niedrigen Testosteronspiegel in Zusammenhang gebracht. In der Pubertät äußert sich Testosteronmangel durch folgende Symptome:
ausbleibender Stimmbruch
unterentwickelte Muskulatur
kindlicher Penis und kleine Hoden
fehlendes sexuelles Verlangen
ausbleibende Spermienproduktion
So wie bei Frauen in den Wechseljahren die Östrogenbildung abnimmt, produziert der männliche Körper ab etwa dem 40. Lebensjahr immer weniger Testosteron. Das ist nicht für jeden spürbar, manchmal geht der sinkende Hormonspiegel jedoch mit folgenden Symptomen einher:
nachlassendes sexuelles Verlangen
Abnahme der nächtlichen Erektionen
verminderte Spermienproduktion
abnehmendes Muskelmasse und nachlassende Ausdauer
reduzierte Gesichts- und Körperbehaarung
Stimmungsschwankungen und Antriebslosigkeit
Zunahme des Bauchfetts
Gynäkomastie (gutartige Vergrößerung der männlichen Brustdrüse)
Verringerung der Knochendichte (Osteoporose)
trockene Haut
Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen
Blutarmut (Anämie)
Dazu kommt, dass Testosteronmangel das Risiko für bestimmte Krankheiten und deren Frühformen erhöht. So liefern Studien etwa Hinweise darauf, dass es einen engen Zusammenhang zwischen niedrigem Testosteronspiegel und dem metabolischen Syndrom gibt. Allerdings konnten die Studien nicht klären, ob das metabolische Syndrom durch Testosteronmangel entsteht oder aber das metabolische Syndrom den Testosteronspiegel senkt.
Ursachen für Testosteronmangel
Fachleute unterscheiden zwischen primärem und sekundärem Hypogonadismus. Beim primären Hypogonadismus liegt das Problem in den Hoden selbst begründet: Sie können kein Testosteron bilden. Mögliche Ursachen dafür sind:
Fehlen oder Funktionsverlust der Hoden (Anorchie)
Hodenentzündung (Orchitis), zum Beispiel als Folge von Mumps
Hodenverletzungen
Hodenkrebs
Klinefelter-Syndrom
Der sekundäre Hypogonadismus entsteht durch Störungen der Hypophyse oder des Hypothalamus – dies sind die Bereiche im Gehirn, die für die zentrale Steuerung der Testosteronproduktion verantwortlich sind. Mögliche Ursachen sind in diesem Fall:
Hypophyseninsuffizienz (Funktionsmangel oder Ausfall der Hypophyse)
Hypophysenadenom (gutartige Geschwulst in der Hypophyse)
Gehirnverletzungen
Kallmann-Syndrom
In einigen Fällen ist auch eine Androgen-Resistenz aufgrund genetischer Erkrankungen für den Testosteronmangel veantwortlich. Meist ist jedoch der normale Alterungsprozess für das langsame Absinken des Testosteronspiegels verantwortlich. Man spricht hier auch von den Wechseljahren bei Männern.
Diagnose des Testosteronmangels
Ansprechpartner für einen möglichen Testosteronmangel ist der Urologe oder Hausarzt. Dieser lässt sich zunächst die Symptome beschreiben und nimmt dann eine Untersuchung von Brust, Körperbehaarung, Bauchumfang, Penis, Hoden und Prostata vor. Danach wird der Testosteronspiegel im Blut gemessen. Um ein verlässliches Ergebnis zu erhalten wird diese Messung zweimal durchgeführt. Weist diese Messung des Gesamttestosterons auf einen Mangel hin, werden weitere Laboruntersuchungen vorgenommen, unter Umständen wird auch eine Ultraschalluntersuchung von Hoden und Prostata erforderlich. Erst wenn eindeutig geklärt ist, ob es sich um einen primären oder sekundären Hypogonadismus oder eine normale Alterserscheinung handelt, kann eine entsprechende Therapie eingeleitet werden.
Therapie: gesunder Lebenswandel oder Testosteronpräparate
Liegt keine schwerwiegende Erkrankung als Ursache des Testosteronmangels vor, kann die Alterserscheinung sowohl ohne Medikamente als auch mit Testosteronpräparaten erfolgen. Eine medikamentöse Therapie wird nur eingeleitet, wenn die erniedrigten Testosteronwerte mit entsprechenden Symptome einhergehen.
Testosteronersatztherapie
Testosteron kann in Form von Tabletten, Injektionen, Gels oder Pflastern verabreicht werden. Der behandelnde Arzt entscheidet gemeinsam mit dem Betroffenen, welches Präparat am geeignetsten ist. Ziel ist es, den Testosteronwert auf Normwerte von jungen, gesunden Männern zu heben.
Auf keinen Fall darf das Sexualhormon Männern mit Prostatakrebs oder Brustkrebs verabreicht werden. Auch unter folgenden Rahmenbedingungen sollte kein Testosteronpräparat eingesetzt werden:
ungeklärte Erhöhung von PSA (Prostataspezifisches Antigen)
tastbare Knoten in der Prostata
ausgeprägte gutartige Vergrößerung der Prostata (BPH)
Vermehrung roter Blutkörperchen (Polyglobulie)
schwere Herzinsuffizienz
unbehandelte Schlafapnoe
Betroffene sollten während der Testosteronersatztherapie auf jeden Fall regelmäßig vom Arzt überwacht werden – drei, sechs und zwölf Monate nach Behandlungsbeginn, danach einmal pro Jahr.
In seltenen Fällen hat die Behandlung mit Testosteronpräparaten unerwünschte Wirkungen, darunter unter anderem:
verminderte Spermienproduktion
Schwellung der Brustdrüsen (Gynäkomastie)
Anstieg der Zahl der roten Blutkörperchen mit einer erhöhten Thromboseneigung
Nicht-medikamentöse Therapie
Ein gesunder Lebensstil kann sich positiv auf die Testosteronproduktion und damit auf die Lebensqualität auswirken. Bei Männern mit einem niedrig-normalen Testosteronspiegel und leichten Symptomen kann der Testosteronmangel daher unter Umständen bereits mit folgenden Maßnahmen positiv beeinflusst werden:
gesunde Ernährung
Reduzierung von Übergewicht
moderates Krafttraining in Abwechslung mit Ausdauersport
Reduzierung des Alkoholkonsum
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