HPV-Impfung: Schutz für Mädchen und Jungen
Nach höchsten wissenschaftlichen Standards verfasst und von Expert*innen geprüftDurch die HPV-Impfung wird das Risiko deutlich gesenkt, an Gebärmutterhalskrebs und anderen Krebsarten, die durch HPV-Viren verursacht werden, zu erkranken. Deshalb wird die Impfung auch offiziell für Mädchen und Jungen empfohlen. Wann ist der ideale Zeitpunkt für die Impfung und übernehmen Krankenkassen die Kosten?
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HPV-Viren (Humane Papillomviren oder Papillomaviren) können – je nach Typ – verschiedene Erkrankungen auslösen. Infektionen mit sogenannten Hochrisiko-Viren (vor allem Typ 16 und 18) können zu Krebserkrankungen wie Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom) führen. Viren vom Niedrigrisiko-Typ (vor allem Typ 6 und 11) verursachen Feigwarzen. Fast alle Menschen, die sexuell aktiv sind, kommen im Laufe ihres Lebens mit den Erregern in Kontakt. Zur Krebsprävention wurde deshalb die HPV-Impfung für Mädchen und Jungen in die Empfehlungen des Robert Koch-Instituts aufgenommen. Der Nutzen der Impfung ist am größten, wenn sie vor dem ersten Sexualkontakt durchgeführt wurde.
Fragen im Überblick:
- Wen impfen und in welchem Alter?
- Wie viele Impfungen sind notwendig?
- Wie hoch sind die Kosten?
- Welche Impfstoffe gibt es?
- Wie lange hält der Impfschutz an und wie sicher ist er?
- Gibt es Nebenwirkungen?
- Wird auch in anderen Ländern geimpft?
- Erfüllen Kondome nicht denselben Zweck?
Wen und in welchem Alter gegen Gebärmutterhalskrebs impfen?
Eine HPV-Impfung soll vor allem vor Gebärmutterhalskrebs und seinen Vorstufen schützen, die Impfstoffe verhindern aber ebenfalls weitere Erkrankungen – auch bei Männern. Die Ständige Impfkommission (STIKO) des Robert Koch-Instituts empfiehlt die HPV-Impfung daher für alle Mädchen und Jungen im Alter von 9 bis 14 Jahren möglichst vor dem ersten Sexualkontakt. Wann genau die Impfung durchgeführt wird, sollten dabei die Eltern entscheiden. Im Idealfall erfolgt die Impfung, bevor es zu sexuellen Aktivitäten kommt. Nur so kann eine Ansteckung mit HPV-Viren verhindert werden, da diese bereits beim ersten Geschlechtsverkehr möglich ist. Spätestens bis zum Alter von 17 Jahren sollen versäumte Impfungen gegen HPV nachgeholt werden.
Frauenärzt*innen raten Frauen außerdem zur HPV-Impfung nach einer Konisation. Eine Konisation wird nach einem auffälligen Pap-Abstrich, also Zellveränderungen am Gebärmutterhals durchgeführt. Für betroffene Frauen besteht ein erhöhtes Risiko, sich wieder mit Humanen Papillomviren anzustecken, beispielsweise durch eine*n infizierte*n Partner*in. Weiterhin können auch Frauen, die bereits sexuell aktiv sind, noch von der HPV-Impfung profitieren.
Wie viele Impfungen gegen Gebärmutterhalskrebs sind notwendig?
Um einen möglichst vollständigen Impfschutz vor HPV-Viren zu erreichen, müssen zwei Einzelimpfungen im Abstand von fünf Monaten durchgeführt werden. Das gilt jedoch nur bis zu einem Alter von 14 Jahren und bei einem Mindestabstand von fünf Monaten zwischen den Einzelimpfungen. Jugendliche ab 15 Jahren und Erwachsene müssen drei Impfdosen mit einem Abstand von jeweils sechs Monaten erhalten. Es wird empfohlen, immer mit dem gleichen Präparat zu impfen und nicht auf einen anderen Hersteller zu wechseln. Die HPV-Impfung erfolgt per Spritze in den Oberarm.
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Wie sind die Kosten für die HPV-Impfung?
Die Kosten der Impfung für Kinder und Jugendliche bis 17 Jahre tragen die Krankenkassen, da sie von der deutschen Impfkommission empfohlen und als sinnvoll bewertet wird.
Erwachsene Frauen, die sich impfen lassen möchten, müssen die Kosten in der Regel selber tragen. Eine Impfdosis kostet etwa 160 Euro, es sind bei Erwachsenen bis zu drei Impfdosen notwendig. Frauen sollten bei ihrer Krankenkasse anfragen, ob die Kosten im individuellen Fall übernommen werden.
Welche Impfstoffe gibt es?
In Deutschland gibt es zwei verschiedene Impfstoffe auf dem Markt: der Zweifachimpfstoff Cervarix® und der Neunfachimpfstoff Gardasil 9®. Der Zweifachimpfstoff schützt vor den Hochrisiko-Typen 16 und 18. Diese gelten als hauptverantwortlich für die Entstehung von Gebärmutterhalskrebs und seine Vorstufen. Seltener verursachen sie Krebsvorstufen oder Krebs an der Vulva, der Scheide, am Penis und After sowie im Mund-Rachen-Raum. Der Neunfachimpfstoff schützt zusätzlich vor den Typen 31, 33, 45, 52 und 58, die ebenfalls als krebserregend identifiziert wurden. Zusätzlich schützt er noch vor den HPV-Typen 6 und 11, die Feigwarzen hervorrufen.
Wie lange hält der Impfschutz an und wie sicher ist er?
Es gibt noch keine allgemeingültigen Werte, wie lange der Impfschutz besteht. In Studien bestand auch zwölf Jahre nach der Impfung noch Schutz gegen HPV 16 und 18. Die Antikörper sind nach der Impfung deutlich höher als nach einer durchgemachten HPV-Infektion. Expert*innen gehen davon aus, dass die Wirkung der Impfung über 20 Jahre anhält.
Eine große Studie aus Schweden aus dem Jahr 2020 zeigte, dass Frauen, die vor dem 17. Lebensjahr die HPV-Impfung erhalten hatten, ein um 88 Prozent niedrigeres Risiko für Gebärmutterhalskrebs hatten als ungeimpfte Frauen. In die Studie eingeschlossen waren 1,5 Millionen Mädchen und jungen Frauen im Alter von 10 bis 30 Jahren.
Auch eine 2021 durchgeführte Studie aus Großbritannien mit mehr als 13,7 Millionen Teilnehmerinnen kommt zu dem Ergebnis, dass eine HPV-Impfung das Risiko von Gebärmutterhalskrebs signifikant reduzieren kann. Allerdings zeigte sich, dass die Reduktion umso größer ausfiel, je jünger die Mädchen bei der Impfung waren.
Die Impfung bietet keinen 100-prozentigen Schutz vor Krebserkrankungen, die durch HPV ausgelöst werden können, da auch viele andere Virustypen existieren, die allerdings seltener vorkommen. Auch geimpfte Frauen sollten deshalb die gynäkologische Krebsvorsorge wahrnehmen, um Krebsvorstufen oder bereits bestehenden Krebs rechtzeitig zu erkennen.
Zellveränderungen am Gebärmutterhals gelten als sogenannte Krebsvorstufen. In Ländern, wo die Impfung bereits länger verfügbar ist, sanken die Eingriffe wegen Zellveränderungen am Muttermund um zwei Drittel. Experten halten es für sehr wahrscheinlich, dass die Krebsraten durch die Impfung auf lange Sicht deutlich gesenkt werden.
Gibt es Nebenwirkungen der HPV-Impfung?
Die HPV-Impfung gilt als sehr sicher und gut verträglich. Die Impfstoffe selbst können keine Infektion auslösen, da sie keine vollständigen Viren, sondern nur leere Virushüllen enthalten.
Die beiden auf dem Markt verfügbaren Impfstoffe haben leicht unterschiedliche Nebenwirkungen:
- Cervarix®: Rötung, Schwellung und Schmerzen an der Einstichstelle, Kopfschmerzen, Muskelschmerzen, Müdigkeit; seltener Magen-Darm-Beschwerden, Juckreiz, Hautausschlag, Gelenkschmerzen und Fieber; gelegentlich auch Schwindel und Infektionen der oberen Atemwege
- Gardasil 9®: Rötung, Schwellung und Schmerzen an der Einstichstelle, Kopfschmerzen; seltener Abgeschlagenheit, Übelkeit, Schwindel und Fieber
Als die Impfung eingeführt wurde, kursierten Gerüchte im Internet, dass Mädchen nach der Impfung in Ohnmacht gefallen seien und es sogar zwei Todesfälle gegeben hätte. Der Zusammenhang mit der HPV-Impfung konnte nicht belegt und in Studien nicht bestätigt werden.
Wird auch in anderen Ländern gegen HPV geimpft?
Neben Deutschland besteht in vielen anderen Ländern die Impfempfehlung gegen HPV: In Europa gilt in allen Ländern der EU sowie in der Schweiz, Liechtenstein, Norwegen und Island die Impfempfehlung für Mädchen; weltweit unter anderem in Australien, Neuseeland, den USA und Kanada.
Die Impfempfehlung für Jungen und junge Männer gilt außer in Deutschland in Österreich, Schweden, der Schweiz, Liechtenstein, Kroatien, Norwegen, Australien, Neuseeland, den USA, Israel, Kanada, Puerto Rico, Panama und Brasilien.
Erfüllen Kondome nicht denselben Zweck wie die HPV-Impfung?
Kondome schützen zwar vor vielen Geschlechtskrankheiten sowie vor unerwünschten Schwangerschaften, aber zuverlässig vor HPV schützen sie nicht. Das liegt daran, dass die Humanen Papillomviren auch über Hautkontakt im Anal- und Genitalbereich übertragen werden können – auch mit Kondom. Vermutlich drinen sie in kleine Risse oder Verletzungen ein und vermehren sich in den Zellen.
Studien haben belegt, dass die Zahl der HPV-Infektionen durch die Benutzung von Kondomen zwar verringert, aber nicht verhindert werden konnte. Im Gegensatz dazu konnte eine HPV-Impfung zuverlässig vor einer Infektion schützen.
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