Gehirn: 12 Mythen und überraschende Fakten

Im Gehirn werden elektrische Signale von Nervenzelle zu Nervenzelle übertragen. Die Geschwindigkeit der Reizweiterleitung beträgt bis zu 360 km/h. Das entspricht in etwa der Geschwindigkeit eines Schnellzugs.

Das Gehirn von Männern bringt im Schnitt rund 1.375 Gramm auf die Waage, das weibliche Gehirn ist durchschnittlich kleiner und wiegt etwa 1.245 Gramm. Die Gehirngröße sagt jedoch nichts über die Intelligenz an sich aus: Männer sind im Schnitt nicht intelligenter als Frauen.

Wasser macht rund 70 Prozent des Gehirnvolumens aus. Die restlichen 30 Prozent bestehen im überwiegenden Teil aus Fett, nur ein kleiner Teil des Gehirns wird aus Eiweiß gebildet. Trotzdem bevorzugt das Gehirn keine fettreiche Nahrung, sondern besteht auf eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Kohlenhydraten. Bekommt es diese nicht, löst das Gehirn Heißhunger auf Süßes aus und verändert den Stoffwechsel, sodass im schlimmsten Fall Diabetes entsteht.

Die zwei Gehirnhälften haben leicht unterschiedliche Aufgaben: Die linke Seite ist in der Regel mehr für Sprache und abstrakte Gedächtnisoperationen zuständig, die rechte Hälfte ist meist mehr auf räumliches Denken oder die Bildverarbeitung spezialisiert. Eine strenge Trennung ist jedoch ein Trugschluss, da für die meisten Handlungen mehrere Hirnareale und Funktionen benötigt werden und beide Seiten eng zusammenarbeiten.

Das Gehirn macht nur rund ein Fünfzigstel des Körpergewichts aus und verbraucht trotzdem rund 20 Prozent der Energie. Nun könnte man zu dem Schluss kommen, dass Denken schlank macht: Beim Lösen schwieriger Aufgaben erhöht sich der Energieverbrauch des Denkorgans allerdings nicht.

Dieser Mythos hält sich hartnäckig, ist aber lange widerlegt. Ungenutzte Nervenzellen sterben ab, was darauf hindeutet, dass alle Teile des Gehirns genutzt werden. Außerdem zeigen Untersuchungen, dass beim Denken oder Schlafen weite Teile des Gehirns aktiv sind. Was jedoch stimmt, ist, dass die Kapazitäten des Gehirns nicht vollständig ausgeschöpft sind, weshalb etwa Gehirnjogging die Denkleistung erhöhen kann.

In Deutschland gelten Heranwachsende mit 18 als erwachsen. Das Gehirn ist zu diesem Zeitpunkt allerdings noch mitten in seinen adoleszenten Umbauprozessen und nicht vollständig ausgereift. Erst mit 25 Jahren ist das Denkorgan fertig entwickelt. Doch auch dann kommt es durch Lernprozesse noch weiterhin zu stetigen Veränderungen.

Beim Gehirn lautet das Motto "Use it or lose it": Auch wenn das Gehirn kein Muskel ist, lässt sich das Denkorgan trainieren. Synapsen, die nicht genutzt werden, gehen verloren. Durch Denkprozesse und Übung können neue Verbindungen im Denkmuskel gebildet werden – und das bis ins hohe Alter.

Studien zeigen, dass Darmbakterien die Gehirngesundheit maßgeblich beeinflussen und etwa bei Erkrankungen wie Multipler Sklerose und Alzheimer eine Rolle spielen könnten. Abfallprodukte bestimmter gesunder Darmkeime stärken Immunzellen im Gehirn und regen deren Reifung an. Eine gesunde Darmflora könnte so vor Nervenerkrankungen schützen.

Das Gehirn von Frauen ändert sich während einer Schwangerschaft massiv. Dabei lassen sich Volumenabnahmen in bestimmten Hirnarealen beobachten. Dieser Rückgang von Hirnmasse ist nicht mit dem Verlust von Nervenzellen gleichzusetzen, eher gleicht er einer Neustrukturierung. Die kognitiven Fähigkeiten werdender Mütter lassen der Studie zufolge nicht nach.

Bei traumatischen Erlebnissen schüttet der Körper Stresshormone aus, die das Gehirn verändern können. So wird bei einigen PTBS-Patient*innen eine überaktive Amygdala beobachtet. Dabei handelt es sich um einen Teil des emotionalen Informationsverarbeitungssystems, das vor allem bei der Empfindung von Angst eine Rolle spielt. Durch die hyperaktive Amygdala empfinden Personen mit PTBS verschiedene Reize eher als Bedrohung.