So steht es um Küche, Bad und WC

Hygiene: Wo sich Bakterien im Haushalt am liebsten tummeln

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Aus Angst vor Krankheitserregern verkneift sich manch einer den Gang aufs öffentliche WC. Doch die meisten Bakterien und Keime lauern keineswegs am stillen Örtchen. Dafür entpuppen sich andere Stellen im heimischen Haushalt bei näherem Hinsehen als wahre Brutstätten für Bakterien.

Illustration eines Bakteriums der Gattung E. coli
© iStock.com/luismmolina

Bei vielen Menschen löst der Gedanke an öffentliche Toiletten regelrechte Panikattacken aus. Für das menschliche Auge unsichtbar, so meint man, tummeln sich dort die meisten Keime, die nur darauf warten, sich über den arglosen Besucher herzumachen. Auch die eigene Toilette scheint nicht das beste Image zu haben und wird geschrubbt und desinfiziert, um auch den letzten Keim unschädlich zu machen. Anders verhält es sich mit der Küche. Bei all der Sorgfalt, die das heimische WC erlebt, wird es hier mit dem Putzen häufig nicht so genau genommen. Doch Untersuchungen zeigen: Die meisten Bakterien befinden sich eben nicht auf der Toilette, sondern in der Küche.

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Mehr Hygiene wagen: Alltagskeime in der Küche

Ein beliebter Tummelplatz für Bakterien ist das Spülbecken. Auf einem Quadratzentimeter in der Spüle lassen sich bis zu 10.000 Bakterien finden – dieser Wert wird allerdings vom Spülschwamm getoppt. Etwa eine Million Keime tummeln sich dort pro Quadratzentimeter. Kein Wunder, denn hier finden Bakterien das, was sie am liebsten mögen: Wärme, Feuchtigkeit und dank winziger Essensreste sogar Nahrung. Damit Spüle und Geschirrschwamm nicht zur Bakterienbrutstelle mutieren, sollte man folgende Tipps beachten:

  • Spüle einmal pro Woche putzen. Dafür sind aber keine Chemiekeulen nötig. Mit einem herkömmlichen Reinigungsmittel tötet man die unerwünschten Mitbewohner ab.

  • Nach dem Abwasch den Spülschwamm mit Spülmittel durchspülen, gut ausdrücken und trocknen lassen.

  • Geschirrschwämme und Spülbürsten regelmäßig austauschen oder bei mindestens 60 Grad Celsius waschen. Alternativ kann man sie auch in der Spülmaschine mitwaschen, sofern diese mit einer entsprechenden hohen Temperatur läuft.

Auch Küchenbrettchen ziehen Keime magisch an. Laut einer amerikanischen Studie leben hier im Schnitt 62.000 Bakterien pro Quadratzentimeter, vor allem auf älteren, zerfurchten Küchenbrettchen. Viele dieser Bakterien sind harmlos, gefährlich wird es jedoch, wenn rohes Geflügel auf dem Brett geschnitten wurde. Salmonellen können das Fleisch befallen haben, die Bakterien lösen heftige Durchfallerkrankungen aus. Daher Brettchen, Küchenmesser und alles, was mit dem Hühnerfleisch in Berührung kam, am besten bei hohen Temperaturen in der Geschirrspülmaschine reinigen.

Kühlschrank und Kaffeemaschine – wahre Brutstätten für Bakterien

Ein Spitzenreiter in Sachen Keimvielfalt ist der Kühlschrank. Wissenschaftler haben in einigen Haushaltskühlschränken bis zu drei Millionen Keime pro Quadratzentimeter entdeckt – auf der Toilette waren es nur etwa 100! Dank des Kondenswassers machen es sich die Keime vor allem auf der Rückwand des Kühlschranks bequem. Am besten reinigt man den Kühlschrank regelmäßig mit Essigwasser, denn die enthaltene Säure tötet die Erreger ab.

Besonders schlechte Hygienenoten bekommen außerdem Kaffeevollautomaten und Maschinen für Kaffeetabs. Hier tummeln sich nicht nur haufenweise Bakterien im Abtropfwasser, auch der Kaffeesatz wimmelt nur so von Keimen und Schimmelsporen. Damit der morgendliche Latte Macchiato nicht buchstäblich auf den Magen schlägt, sollte man die Kaffeemaschine deshalb regelmäßig reinigen:

  • Wasserbehälter jeden Tag ausspülen und mit frischem Wasser befüllen

  • Kaffeesatz abends ausleeren, damit sich kein Schimmel bilden kann

  • Milchaufschäumer täglich durchspülen, Schläuche regelmäßig erneuern

  • Alle anderen zugänglichen Teile der Maschine einmal pro Woche mit normalem Haushaltreiniger spülen

Angeführt wird die "Hitparade" der schlimmsten Keimfallen im Haushalt allerdings von einem anderen Gerät: dem Wischmopp. Dort finden sich zehn Millionen Bakterien und Keime auf einem Quadratzentimeter. Damit der Boden nach dem Wischen nicht schmutziger ist als zuvor, sollte man den Wischmopp – falls noch nicht geschehen – gegen ein Modell austauschen, bei dem man das Wischmodul oder den Wischlappen vom Stab abnehmen und bei mindestens 60 Grad in der Maschine waschen kann.

Keimfalle Tastatur: Bakterien lieben Elektronikgeräte

Ausgerechnet Elektrogeräte entpuppen sich beim genaueren Betrachten als versteckte Bakterientummelplätze. Problematisch sind die Flächen, die ständig mit den Händen in Berührung kommen: das Handydisplay, die Fernbedienung des Fernsehers und die Tastatur des Computers. Hier findet sich eine bunte Vielfalt all der Keime, die im Lauf des Tages irgendwo aufgesammelt wurden. Vor allem die Computertastatur mit ihren kleinen, schwer zugänglichen Zwischenräumen beherbergt haufenweise winzige Mitarbeiter, die sich dort von den Rückständen des nebenbei verzehrten Butterbrotes ernähren.

Zur Beseitigung von Bakterienkulturen auf und in der Tastatur eignen sich folgende Maßnahmen:

  • Flächen regelmäßig mit einem leicht feuchten, heißen Lappen und etwas Spülmittel abwischen

  • Zum Entfernen grober Verunreinigungen Computertastatur auf den Kopf stellen und ausklopfen

  • Tipp zur Feinreinigung: Die Klebefläche eines Klebezettels vorsichtig zwischen den Tasten hindurchziehen. So bleiben kleine Nahrungsreste und Hautschüppchen mitsamt der unerwünschten Bakterienflora haften. 

Moderate Keimbelastung in Toilette und Badezimmer

Die wenigsten Keime im Haushalt finden sich im Bad, obwohl gerade dort ein feuchtwarmes Klima herrscht. Insofern reicht auch hier ein einfaches Putzmittel völlig aus, um sie verschwinden zu lassen. Handtücher sollte man nach dem Benutzen zum Trocknen auslegen. Darüber hinaus sollte man sie regelmäßig austauschen und mit mindestens 60 Grad in der Waschmaschine waschen.

Kleine Bakterienfallen gibt es trotzdem in den meisten Bädern. Bei vielen ist es der Zahnbürstenhalter, denn hier lauern Bakterien im Abtropfwasser der Zahnbürste. Zahnputzbecher sollte man regelmäßig in die Spülmaschine geben. Auch Kosmetika können zur Bakterienbrutstelle mutieren. Die meisten Keime trägt man selber mit den Fingern in die Töpfchen und Tiegel hinein. Besonders kritisch ist das bei Naturkosmetik, die ohne Konservierungsstoffe auskommt. Cremes sollte man deshalb entweder in Tuben kaufen oder einen Applikator zur Entnahme verwenden. Vorsicht ist auch bei Schminkutensilien angesagt. Damit Keime sich dort nicht vermehren, sollten Pinsel und Makeup-Schwämmchen regelmäßig mit etwas Shampoo und heißem Wasser ausgewaschen werden.

Und wie sieht es mit dem stillen Örtchen selber aus? Im Großen und Ganzen sind deutsche Toiletten vorbildlich sauber. Hier tummeln sich deutlich weniger Keime als auf vielen Alltagsgegenständen, die täglich mit Lebensmitteln in Berührung kommen. Am besten reinigt man die Toilette innen mit einem WC-Reiniger und WC-Brille und -Deckel mit einem normalen Haushaltsreiniger. Ein Desinfektionsmittel ist nicht nötig.

Gibt es Krankheitserreger im Trinkwasser?

Im Normalfall hat das Wasser, das in die deutschen Haushalte gelangt, Trinkwasserqualität. Das bedeutet nicht, dass es keimfrei ist. Kleine Mengen von Bakterien sind auch im besten Wasser vorhanden. Das Infektionsschutzgesetzt und die Trinkwasserverordnung des Bundes schreiben aber genau vor, in welchen Mengen Krankheitserreger enthalten sein dürfen, damit sie die Gesundheit nicht gefährden. Wie es im Detail um die eigene Wasserqualität bestellt ist, erfährt man auf Nachfrage beim örtlichen Wasseramt.

Weniger gut sieht es um die Wasserqualität aber teilweise im Haus selber aus. Denn dort wo das Wasser lange in der Leitung steht, insbesondere in alten bleihaltigen Rohren, kommt es am Ende oft alles andere als keimfrei heraus. Deshalb sollte man das Wasser morgens und immer dann, wenn der Hahn länger nicht benützt wurde, erst einmal laufen lassen. Außerdem gilt die Empfehlung, Heißwasser auf mindestens 55 Grad aufzuheizen, um das Milieu für Legionellen und anderen krankmachende Keimen ungemütlich zu machen.

Keime und Bakterien? Einfache Regeln zur Hygiene helfen

Unsere Umgebung gestaltet sich alles andere als keimfrei. Einen Grund zur Panik gibt es trotzdem nicht, denn längst nicht alle Keime stellen eine Gesundheitsgefahr dar. Ob sie gefährlich sind, hängt vielmehr von der Art, der Menge sowie dem Weg der Aufnahme ab. Die weitaus meisten Bakterien im Haushalt sind überdies alte Bekannte für unsere Immunsystem. Sie schaden uns nicht, solange ihre Zahl nicht überhandnimmt. Für den Umgang mit Alltagskeimen reichen entsprechend einfache Maßnahmen aus:

  • Das Waschen der Hände steht an erster Stelle. Gründliches Händewaschen ist Pflicht für jeden, der nach Hause kommt, insbesondere nach Kontakt mit vielen Menschen. Außerdem nach jedem Toilettengang und nach dem Windeln wechseln.

  • Handtücher, Waschlappen, Küchentücher, Putzlappen und der Wischmopp sollten regelmäßig bei mindestens 60 bis 75 Grad gewaschen werden. Kochwäsche ist aber nur bei Kontakt mit ausgesprochen zähen Krankheitserregern nötig.

  • Für Küche, Bad und WC am besten nicht die gleichen Putzlappen benutzen.

  • Gängige Haushaltsreiniger und ein Waschmittel mit Chlorbleiche sind ausreichend.

Desinfektionsmittel und antibakterielle Waschprodukte haben hingegen in einem normalen Haushalt nichts verloren. Sie machen langfristig eher krank als gesund, denn das Immunsystem übt mit jedem Keim, mit dem es in Berührung kommt. Bewegt man sich hingegen ständig im keimfreien Raum, hat der Körper keine Chance, Antikörper zu bilden. Die Folge sind ein geschwächtes Immunsystem, häufige Infekte und Allergien.

Eine Ausnahme gibt es jedoch: Wenn ein Haushaltsmitglied an einem schweren grippalen Infekt oder Brechdurchfall leidet, ist mit einer hohen Verunreinigung durch Krankheitserreger zu rechnen. In diesem Fall kann ein Desinfektionsmittel sehr sinnvoll sein.

Öffentliche Toiletten – besser als ihr Ruf

Wie sieht es mit öffentlichen Toiletten aus – sind sie wirklich so schlimm, wie ihr Ruf? Der ADAC untersucht regelmäßig die Toiletten von Raststätten und die Studien liefern erstaunliche Ergebnisse. Tatsächlich könnte man zwar einiges an den Hygienestandards der öffentlichen WCs verbessern, doch der größte Keimträger ist nicht, wie vermutet, die Toilettenschüssel an sich, sondern Waschbecken, Wasserhähne und Türklinken. Das liegt vor allem daran, dass sich 31 Prozent der Männer und 17 Prozent der Frauen nach dem Toilettengang nicht die Hände waschen und entsprechend mögliche Krankheitserreger hinterlassen. Hier besteht Gefahr, sich mit Darmbakterien wie E. coli oder Enterokokken zu infizieren. Besonders wenn man sich nach dem Besuch der Toilette ins Gesicht fasst.

Die Bundesgesundheitszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) empfiehlt daher folgendes Verhalten auf öffentlichen Toiletten:

  • Sofern die Klobrille nicht sichtbar verunreinigt ist, kann diese benutzt werden. Wer sich besser fühlt, legt sie mit Toilettenpapier aus. Sich über die Toilette zu hocken oder gar auf den Sitz zu stellen, verursacht hingegen die meisten Verunreinigungen.

  • Nach dem Toilettengang unbedingt Händewaschen.

  • Um direkte Berührung zu vermeiden, den Wasserhahn mit einem Papiertuch zudrehen und die Türklinke mit einem Tuch oder dem Ellbogen bedienen.

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