Antibabypille: Sorten und Nebenwirkungen
Viele Frauen nehmen die Pille, um eine Schwangerschaft sicher zu verhindern. Je nach Zusammensetzung und Hormonmenge unterscheiden sich die einzelnen Sorten. Worauf sollte man bei der Einnahme der Antibabypille achten?
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Die Antibabypille wurde erstmals 1960 in den USA zugelassen, in Deutschland gibt es sie seit 1961. Heute kommt die Pille mit einer wesentlich geringeren Menge an Hormonen aus als ihre damaligen Vorgängermodelle. So kann die Antibabypille bereits in sehr jungen Jahren und relativ kurze Zeit nach Eintreten der ersten Regel gefahrlos angewendet werden. Trotzdem handelt es sich bei der Pille um ein Medikament, das vom Arzt verschrieben werden muss.
Artikelinhalte im Überblick
- Wirkung
- Sorten
- Rezept
- Einnahme
- Sicherheit
- Pille vergessen
- Wechselwirkungen
- Nebenwirkungen
- Kosten
- Zusatznutzen
- Pille absetzen
- Alternativen
Wie wirkt die Antibabypille?
Wichtigste Aufgabe der Pille ist es, Schwangerschaften zu verhindern. Dabei entfaltet sie verschiedene Wirkungsweisen:
Einerseits verhindert sie, dass befruchtungsfähige Eizellen im Eierstock heranreifen – so findet kein Eisprung statt.
Andererseits verändert die Pille den Schleim im Gebärmutterhalskanal. Dadurch können die Spermien nur schwer in die Gebärmutter gelangen, um eine Eizelle zu befruchten.
Weiterhin unterbindet die Pille den vollständigen Aufbau der Schleimhaut in der Gebärmutter. Die Folge ist, dass sich ein befruchtetes Ei nicht einnisten kann.
Die diversen Pillenarten setzen sich in der Regel aus einem Östrogen und einem Gestagen, künstlichen Varianten der natürlicherweise im Körper hergestellten Hormone, zusammen. Oft findet sich in den einzelnen Präparaten das Östrogen Ethinylestradiol, während sich die Gestagene unterscheiden, zum Beispiel Levonorgestrel, Gestogen, Dienogest oder Drosperinon. Seit einigen Jahren gibt es eine Pille, die ein sogenanntes natürliches Östrogen (Estradiol) enthält, das in seinem Aufbau dem körpereigenen Hormon gleicht.
Seit Einführung der ersten Pille sind die Wirkstoffkonzentrationen immer weiter gesunken, um Nebenwirkungen zu vermeiden. Heute werden bei den Kombinationspräparaten (Östrogen plus Gestagen) üblicherweise sogenannte Mikropillen eingesetzt, die nur geringe Östrogenmengen enthalten. Dennoch bleibt die verhütende Wirkung bestehen, um eine Schwangerschaft zu verhindern.
Mikro- oder Minipille: Verschiedene Sorten erhältlich
"Die Pille" gibt es nicht, vielmehr existieren verschiedene Präparate mit unterschiedlichen Wirkstoffen und Hormonkonzentrationen. Nach der Zusammensetzung und Dosierung der Hormone unterscheidet man demnach zwei Arten der Antibabypille:
Einphasenpräparate enthalten an allen Einnahmetagen gleiche Hormonmengen. Mehrstufige Präparate versuchen, die Einnahme von Hormonen dem natürlichen Zyklus anzupassen.
Gering dosierte Mikropillen sind meist Einphasenpäparate. Sie gehören zu den Kombinationspräparaten, weil sie sowohl Östrogen als auch Gestagen enthalten, wobei der Östrogenanteil unter 0,05 mg liegt.
Minipillen enthalten nur Gestagen. Sie eignen sich für Frauen, die kein Östrogen vertragen oder solche, die ihr Baby stillen (sogenannte Stillpille). Herkömmliche Minipillen hemmen den Eisprung nicht.
Zweiphasenpräparate enthalten die ersten sieben Einnahmetage nur Östrogen und ab dem achten Tag zusätzlich Gestagen.
Zweistufenpräparate enthalten die ersten sieben Tage Östrogen mit einer geringen Gestagenmenge, die dann erhöht wird.
Dreiphasenpräparate bestehen anfangs aus niedrig dosiertem Östrogen und Gestagen, deren Konzentration in der mittleren Phase erhöht wird. In der dritten Phase wird die Östrogenmenge gesenkt und die Gestagendosis gesteigert.
Die mikrophasische Pille ist eine neuartige Kombination einer mikrodosierten und zweiphasischen Pille. Sie verbindet die Vorteile einer Mikropille mit einer an den Zyklus angepassten Pille: Mikropillen belasten den Körper durch niedrige Hormondosierung nur minimal und Kombinationspräparate greifen so wenig wie möglich in den Zyklus ein, sodass kaum Zyklusunregelmäßigkeiten wie Zwischenblutungen auftreten.
Pille ohne Rezept nicht erhältlich
Anwenderinnen der Antibabypille können nicht einfach in die Apotheke gehen und die Pille kaufen. Sie benötigen ein Rezept von ihrem Frauenarzt, denn die Pille ist (im Unterschied zur Pille danach, die es seit März 2015 rezeptfrei in der Apotheke zu kaufen gibt) ein verschreibungspflichtiges Medikament.
Der Arzt wird sich genau über Gesundheit und Wünsche der Frau informieren und sie außerdem untersuchen. Welche Pille infrage kommt, hängt unter anderem vom Alter und von eventuell bestehenden Krankheiten oder Risikofaktoren wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Rauchen ab.
Ein wichtiger Punkt ist die Frage nach dem familiären Risiko einer Thrombose. Der Arzt wird sich erkundigen, ob arterielle oder venöse Gefäßerkrankungen wie tiefe Beinvenenthrombosen oder Schlaganfälle in der Familie bekannt sind. Falls ja, wird er ein östrogenfreies Verhütungsmittel verordnen.
Die Verordnung der Antibabypille setzt Einwilligungsfähigkeit voraus. Als allgemeiner Konsens gilt, dass diese bei gesunden Mädchen zwischen 16 und 18 Jahren vorhanden ist. Das einwilligungsfähige Mädchen hat ein Recht auf die ärztliche Schweigepflicht, was die Verordnung der Pille betrifft – im Zweifelsfall auch gegenüber den Eltern. Bei Jugendlichen zwischen 14 und 16 Jahren wird der Arzt die Einwilligung eines Elternteils fordern, wenn er die Einwilligungsfähigkeit des Mädchens aus verschiedenen Gründen für noch nicht gegeben hält. Im Alter von unter 14 Jahren wird die Zustimmung der Eltern in der Regel nötig sein.
Folgerezepte für die Pille können auch online beantragt werden, sofern die Patientin mit der Anwendung vertraut ist und sie die Pille gut vertägt. Außerdem sollte die Frau keine Beschwerden haben, die möglicherweise auf die Pille zurückzuführen sind. Wird die Pille online beantragt, wird die Verschreibung anhand eines medizinischen Online-Fragebogens geprüft. Im Anschluss wird der Anwenderin die Pille nach Hause geschickt.
Bitte beachten: Wird die Pille online beantragt, sollte nicht vergessen werden, die ab dem 20. Lebensjahr jährlich empfohlene Vorsorgeuntersuchung beim Frauenarzt wahrzunehmen. Besteht ein erhöhtes Krankheitsrisiko, etwa aufgrund familiärer Vorbelastung oder -erkrankungen, wird der Gynäkologe in den meisten Fällen zu engmaschigeren Kontrollen raten.
Was muss bei der Einnahme der Pille beachtet werden?
Die regelmäßige Einnahme der Pille ist wichtig, damit der Hormonspiegel nicht zu stark schwankt und der sichere Schutz vor einer Schwangerschaft immer gewährleistet ist.
Antibabypillen sind ein sehr sicheres Verhütungsmittel. Dennoch kann manchmal die Wirkung versagen. Häufig liegt das an mangelnder Disziplin bei der Einnahme, aber auch Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln oder in seltenen Fällen Übergewicht können dahinterstehen.
Trotz Pille schwanger? Sicherheit
Die diversen Antibabypillen sind sehr sichere Verhütungsmittel, sie weisen einen Pearl-Index zwischen 0,1 bis 0,9 auf. Demnach werden bei korrekter Einnahme nur eine bis neun von 1.000 Frauen trotz Anwendung der Pille ungewollt schwanger.
Bei Durchfall oder Erbrechen innerhalb der ersten drei Stunden nach der Einnahme kann nicht mehr davon ausgegangen werden, dass die Pille vor einer Schwangerschaft schützt. In einem solchen Fall sollte bis zum nächsten Zyklus zusätzlich verhütet werden, beispielsweise mit Kondom.
Pille vergessen? Nach 12 Stunden zusätzlich verhüten
Häufigster Grund für das Versagen der Antibabypille gerade bei Jugendlichen ist das Vergessen der Einnahme. Eine Studie zeigt zudem, dass Frauen ihr Einnahmeverhalten oft deutlich besser einschätzen, als es in Wirklichkeit ist. Demnach wendeten nur 33 Prozent der befragten Frauen die Antibabypillen korrekt an, obwohl knapp 60 Prozent ihr Einnahmeverhalten selbst als völlig regelgerecht einschätzten.
Für Kombinationspräparate (Östrogen plus Gestagen) gilt die 12-Stunden-Frist. Wird die Pille jedoch mehr als zwölf Stunden verspätet eingenommen, besteht die Gefahr einer unerwünschten Schwangerschaft. Dann sollte bis zum nächsten Zyklus zusätzlich mit Kondomen verhütet werden. Die Anwendung von Kondomen zusätzlich zur Pille kann generell sinnvoll sein, um eine Ansteckung mit sexuell übertragbaren Krankheiten zu verhindern.
Die Einnahme der Minipille, die nur ein Gestagen enthält, erfordert von der Anwenderin größere Disziplin: Sie muss täglich zur selben Zeit eingenommen werden.
Pille und Antibiotika: Wechselwirkungen mit Medikamenten
Durch bestimmte Medikamente kann die Wirksamkeit der Pille herabgesetzt sein. Dazu gehören Arzneimittel, die gegen Epilepsie oder als Schlafmittel eingesetzt werden. Aber auch Antibiotika, Medikamente gegen Pilzinfektionen, Antidepressiva, Johanniskrautpräparate, fiebersenkende oder Schmerzmittel und weitere Medikamente schränken mitunter das Verhütungspotenzial der Pille ein.
Daher sollten Anwenderinnen den Beipackzettel von Medikamenten genau studieren und die Einnahme mit dem Arzt besprechen. Um etwa bei vorübergehender Einnahme von Antibiotika trotzdem vor einer Schwangerschaft geschützt zu sein, sollten Frauen in der Einnahmephase und für den restlichen Zyklus zusätzlich Kondome anwenden.
Aber nicht nur die verhütende Wirkung der Pille wird gemindert. Umgekehrt kann die Anwendung der Pille auch die Wirkung von Arzneimittel beeinflussen. So wird bei gleichzeitiger Einnahme der Pille und Antiepileptika älterer Generation von einer Abschwächung der Wirkung und Zunahme der Anfälle berichtet. Auch die Wirkung der antiretroviralen Therapie bei HIV-positiven Menschen kann durch die Anwendung der Pille beeinträchtigt sein. In diesen Fällen wird der Arzt entsprechende alternative Verhütungsmethoden mit den Frauen besprechen.
Alkohol hat keinen Einfluss auf Wirksamkeit
Alkohol indessen beeinträchtigt die Wirkung der Pille nicht. Doch Vorsicht, falls zu viele alkoholische Getränke konsumiert werden: Kommt es zu Erbrechen, kann der empfängnisverhütende Effekt der Pille nicht mehr garantiert werden.
Nebenwirkungen der Antibabypille
Die Antibabypille kann unerwünschte Nebenwirkungen haben, die mit dem Frauenarzt besprochen werden sollten.
Mitunter kommt es zu Übelkeit und Erbrechen, steigendem Körpergewicht, Abnahme der sexuellen Lust, Kopfschmerzen, Spannungsgefühlen in der Brust oder Stimmungsschwankungen.
Niedrig dosierte Pillen führen mitunter in der ersten Zeit der Anwendung zu Zwischenblutungen. Da diese oft von allein aufhören, kann es sich lohnen, ein Vierteljahr abzuwarten, bevor die Umstellung auf eine andere Pille oder eine andere Verhütungsmethode erwogen wird. Bei der Minipille ist die Kontrolle der zyklischen Blutung nicht so gut wie unter der Pille, es kommt häufiger zu sogenannten Durchbruchblutungen, die neben der regulären Blutung auftreten. Aber auch ein vollständiges Ausbleiben der Blutung ist möglich.
Die heute gebräuchlichen modernen Mikropillen erhöhen das Thromboserisiko nur gering. Auch Herzinfarkte oder Schlaganfälle kommen bei Pillen-Anwenderinnen ohne weitere vorliegende Risikofaktoren nach heutigem Wissen nicht gehäuft vor.
Allerdings gibt es Faktoren, die das Risiko für Thrombosen, Herzinfarkte und Schlaganfälle deutlich erhöhen können. Dazu gehören eine erbliche Veranlagung sowie Rauchen, Adipositas, Diabetes mellitus oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck. Diese Faktoren müssen bei der Verordnung der Pille beachtet werden.
Wann ist die Einnahme der Pille nicht angezeigt?
Schwangere dürfen keine Pillen einnehmen, auch in der Stillzeit sollte die Anwendung der Pille möglichst vermieden werden – Ausnahme ist hier die spezielle Stillpille. Für Frauen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie auch für Raucherinnen von mehr als 20 Zigaretten am Tag ist die Pille ebenfalls nicht geeignet. Weitere Gegenanzeigen sind Brustkrebs in den vergangenen fünf Jahren, Stoffwechselstörungen der Leber, akute Leberentzündungen oder Diabetes mellitus mit Gefäßkomplikationen.
Kosten der Antibabypille: Bei jungen Mädchen übernimmt die Krankenkasse
Auch wenn ein Arzt die Antibabypille verschreibt – die Kosten müssen Frauen ab 20 Jahren in der Regel selber tragen. Meist sind die Präparate in einer Drei- oder Sechsmonatspackung erhältlich. Umgerechnet beläuft sich der Preis auf etwa sechs bis zwölf Euro pro Monat.
Anders sieht die Situation bei Mädchen und jungen Frauen aus. Bis zum 18. Geburtstag erhalten gesetzlich Versicherte die Pille oder Minipille auf Rezept und ohne Zuzahlung. Danach und bis zum 20. Geburtstag ist die Pille zwar immer noch Kassenleistung, jedoch sind Zuzahlungen in der Apotheke fällig. Privat Versicherte müssen die Pille selbst zahlen, gegebenenfalls bekommen sie das Geld aber von der Versicherung zurück.
Bei einer medizinischen Begründung, wenn die Pille also zur Behandlung von Krankheiten eingesetzt wird, übernehmen auch bei Frauen ab 20 Jahren die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für die Antibabypille.
Zusatznutzen: Mit Antibabypille gegen Akne und Regelschmerzen
Heftige, unregelmäßige oder verlängerte Regelblutungen wie auch krampfartige Unterleibsschmerzen während der Periode, die nicht auf organische Ursachen zurückzuführen sind, können durch die Einnahme der Antibabypille verbessert werden. Das Verhütungsmittel hat die Vorteile, dass die Abstände zwischen den Blutungen gleichmäßig sowie deren Stärke und Länge abgeschwächt werden.
Daneben möchten viele Anwenderinnen der Pille auch den Zeitpunkt der Blutung bestimmen, um etwa im Urlaub, bei Sportwettkämpfen oder anderem darauf zu verzichten. Auch das ist mit der Pille möglich.
Das prämenstruelle Syndrom (PMS), das sich etwa durch Wassereinlagerungen, schmerzende Brüste und Stimmungsschwankungen bemerkbar machen kann, lässt sich mit bestimmten Pillenarten ebenfalls mindern. Besonders günstig scheinen hierbei Präparate mit dem Gestagen Drosperinon zu sein.
Manche Frauen leiden aufgrund einer zu hohen Konzentration männlicher Geschlechtshormone an Akne und vermehrter Talgproduktion. Weitere Folgen sind etwa Haarausfall, Veränderung der Schambehaarung oder auch eine tiefere Stimme. Hier bieten sich Antibabypillen an, die Gestagene mit besonderer antiandrogener Wirkung enthalten, beispielsweise Cyproteronacetat, Dienogest, Drosperinon oder Chlormadenonacetet.
Daneben lässt die Antibabypille mitunter gutartige Brusterkrankungen oder Hohlräume (Zysten) in den Eierstöcken zurückgehen. Bei Frauen mit Endometriose können durch die Anwendung der Pille Schmerzen und Fehlbesiedlungen mit Gebärmutterschleimhaut-artigen Zellen abnehmen.
Werden Kombinationspräparate (Pillen mit einem Östrogen und Gestagen) im Langzyklus (zum Beispiel über drei bis sechs Monate durchgehend) eingenommen oder Pillenarten mit verkürzter hormonfreier Phase verwendet, kann dies die Beschwerden bei funktionellen Blutungen, Dysmenorrhö, PMS und Endometriose noch stärker bessern.
Pille absetzen
Wer sich mit dem Gedanken trägt, die Pille abzusetzen, sollte sich diesen Schritt gut überlegen, denn ein ständiges Hin und Her bringt den Hormonhaushalt unnötig durcheinander. Ist der Entschluss gefasst, nimmt man die angebrochene Monatspackung noch zu Ende. Sehr häufig kommt es in den ersten Wochen nach Absetzen der Pille zum verzögerten Einsetzen der Periode. Nebenwirkungen sind beim Absetzen der Pille möglich.
Alternativen zur Antibabypille
Trotz ihrer positiven Eigenschaften kommt die Pille nicht für alle Mädchen und Frauen infrage. Je nach individuellen Voraussetzungen und Wünschen kommen hormonelle, hormonfreie, chemische oder mechanische Verhütungsmethoden in Betracht. Alle Alternativen zur Antibabypille finden Sie in unserem großen Vergleich der Verhütungsmittel.