Coitus interruptus: Wie sicher ist das "Aufpassen"?
Der Coitus interruptus stellt keinen zuverlässigen Schutz vor einer ungewollten Schwangerschaft dar. Was sich hinter der "Rausziehmethode" verbirgt und was Fachleute zu dem Prozedere des "Aufpassens" als Verhütungsmethode sagen.
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Kurzübersicht: Coitus interruptus
Was ist Coitus interruptus? Kurz vor dem Samenerguss wird der Penis herausgezogen. Die Ejakulation erfolgt dann außerhalb der Vagina.
Sicherheit: Die Verhütungsmethode gilt als unsicher, da bereits im Lusttropfen Spermien und Krankheitserreger enthalten sind und übertragen werden können.
Pearl Index: Je nach Anwendung liegt der Pearl-Index beim Coitus interruptus bei 10-38.
Alternativen: Zum Schutz vor einer Schwangerschaft und Geschlechtskrankheiten sind Kondome und Femidome geeignet.
Artikelinhalte im Überblick:
Was bedeutet Coitus interruptus?
Der Coitus interruptus, auch Koitus interruptus, bezeichnet einen unterbrochenen Geschlechtsverkehr, um eine Schwangerschaft zu verhindern. Dabei wird der Penis unmittelbar vor dem Samenerguss aus der Scheide herausgezogen und die Ejakulation erfolgt anschließend außerhalb. Umgangssprachlich wird dieser Vorgang auch als "Rausziehmethode" oder als "Vorher rausziehen" bezeichnet. Beim "Aufpassen" durch den Rückzieher besteht die Hoffnung, dass keine Samenzellen zur Eizelle gelangen – ein Trugschluss, wie statistische Zahlen belegen.
Sicherheit des Coitus interruptus
Um die Frau sicher vor einer Schwangerschaft zu schützen, ist der Coitus interruptus ungeeignet. Dies hat verschiedene Gründe:
Lusttropfen (Präejakulat): Bereits vor dem eigentlichen Samenerguss tritt Samenflüssigkeit (Ejakulat) aus, die Spermien enthält – es kann zu einer Befruchtung kommen.
Ejakulation außerhalb: Erfolgt der Samenerguss direkt vor dem Scheideneingang, kann dieser ebenfalls zu einer Empfängnis führen.
Mangelnde Selbstkontrolle: Es kann sein, dass es dem Mann nicht gelingt, den Penis rechtzeitig vor dem Orgasmus aus der Vagina herauszuziehen.
Außerdem schützt das vorzeitige Herausziehen beim Sex nicht vor Geschlechtskrankheiten. Diese können bereits beim ersten Einführen des Penis übertragen werden.
Pearl-Index bei Coitus interruptus
Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) gibt folgende Versagerraten an:
- bei perfekter Anwendung: vier Prozent
- bei typischer Anwendung: 22 Prozent
Der Coitus interruptus hat einen Pearl Index von zehn bis 38. Das heißt: Von 100 Frauen, die ein Jahr lang diese Methode zum Schutz vor einer ungewollten Schwangerschaft anwenden, werden zwischen zehn und 38 Frauen schwanger. Wird keine Verhütung angewandt, liegt der Pearl-Index übrigens bei 85.
Vor- und Nachteile des Coitus interruptus
Der Coitus interruptus gehört zu den ältesten Methoden der Verhütung, da es früher an Alternativen mangelte. Für seine Anwendung sind weder technische Hilfen noch finanzielle Mittel erforderlich. Frauen und Männer, die sich über das bestehende Risiko einer Schwangerschaft bewusst sind, den Kinderwunsch zu dem Zeitpunkt erwägen und diese Methode in perfekter Anwendung nutzen, können den Coitus interruptus durchaus für ihren Geschlechtsverkehr in Betracht ziehen. Allen anderen ist allerdings davon abzuraten. Der unterbrochene Geschlechtsverkehr sollte weder von Erwachsenen aus Leichtsinn angewandt werden, noch ist er Jugendlichen als Empfängnisverhütung zu empfehlen, so warnen Fachleute.
Häufig wird der Coitus interruptus nicht einmal als richtige "Verhütungsmethode" bezeichnet. Er bietet weder sicheren Schutz vor einer Schwangerschaft noch kann er die Ansteckung mit Geschlechtskrankheiten wie eine Infektion mit dem HI-Virus vorbeugen. Denn bereits die geringe Menge Sperma, die vor dem Samenerguss austritt, kann Krankheitserreger enthalten.
Alternativen zum Coitus interruptus
Einen Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten bietet lediglich die Verwendung von Kondomen oder die Anwendung des Femidoms, dem Kondom für die Frau. Personen mit häufig wechselnden Geschlechtspartner*innen wird zu diesen Verhütungsmethoden geraten. Das Diaphragma stellt eine hormonfreie Barrieremethode dar. Als hormonelle Verhütungsmittel zur Empfängnisverhütung dienen zum Beispiel
- die Pille,
- die Hormonspirale,
- der Verhütungsring
- oder das Verhütungsstäbchen.