Mikrobiomtransfer wird Standard

Stuhltransplantation hilft bei schwerem Durchfall

Komplizierte Durchfallerkrankungen nehmen zu – und sie können tödlich ausgehen. Heilung bringt das Einbringen von Spender-Fäkalien in die geschädigte Darmflora (Stuhltransplantation). Diese Behandlung soll nun zum Standard werden, fordern Experten.

Arzt tastet Bauch von Patientin ab
© iStock.com/fotostorm

Die Stuhltransplantation, auch "Mikrobiomtransfer" genannt, ist bei wiederkehrenden, schweren Durchfallerkrankungen durch den Erreger Clostridium difficile mitunter lebensrettend.

Artikelinhalte im Überblick:

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So funktioniert eine Stuhltransplantation

Beim Mikrobiomtransfer übertragen Ärzte den Stuhl eines gesunden Spenders in den Darm des Kranken, um die geschädigte Darmflora wieder aufzubauen. Dazu wird der potenzielle Spender zunächst auf Infektionskrankheiten untersucht.

Dann wird der Spenderstuhl mit einer Kochsalzlösung verflüssigt, gefiltert und über eine Sonde durch die Nase bis in den Darm des Patienten geleitet. Dort kann das Mikrobiom – die Mischung der Bakterien im Spenderstuhl – seine Wirkung entfalten und die Darmflora reparieren.

Der Spenderstuhl kann auch direkt in den Dünndarm eingebracht werden. Manche Kliniken führen die Stuhltransplantation gegen Durchfälle auch im Zuge einer Darmspiegelung durch oder durch einen Einlauf mit der Kotlösung.

Stuhltransplantation kuriert Durchfall durch Clostridien

"Das Verfahren ist der konventionellen Behandlung so weit überlegen, dass es bei wiederkehrenden Infektionen mit Clostridium difficile als neuer Standard empfohlen werden kann", sagt Ulrich Rosien von der Medizinischen Klinik am Israelitischen Krankenhaus in Hamburg.

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Ein Teil der Patienten werde die Erreger mit der bisher gängigen Behandlung einfach nicht los, erklärt der Gastroenterologe. "Diese Betroffenen können durch die Übertragung von fremdem Stuhl dauerhaft geheilt werden." Auch eine 2013 veröffentlichte Studie kam zu dem Schluss, dass der Stuhltransfer selbst in bisher hoffnungslosen Fällen mit einer Rate von 90 Prozent zur Heilung führt.

Schwere Durchfälle in Deutschland auf dem Vormarsch

Die Zahl der Infektionen mit dem Durchfall-Erreger Clostridium difficile nimmt in Deutschland stark zu. Besonders die komplizierten Verläufe, welche gerade Ältere betreffen, werden häufiger. Sie enden im schlimmsten Fall tödlich.

Insbesondere im Zusammenhang mit Antibiotika sind die Erreger gefährlich: Stören die Medikamente das Gleichgewicht der gesunden Darmflora, können sich Clostridien massenhaft vermehren. Schwere Durchfälle sind die Folge. Die bisherige Standardbehandlung bestand in einer speziell auf die Durchfallkranken zugeschnittenen Antibiotikatherapie.

Stuhltransplantation bei Adipositas und Colitis ulcerosa

Experten sehen in der Stuhltransplantation nicht nur eine äußerst vielversprechende Option gegen Clostridium-Infektionen mit schweren Verläufen: Der Mikrobiomtransfer könnte auch gegen andere Krankheiten zum Einsatz kommen.

"In einer Studie wurde beobachtet, dass übergewichtige Menschen nach einem Mikrobiomtransfer von Stuhl von Schlanken abnahmen, weil ihr körpereigenes Insulin danach besser wirkte", erklärt Rosien eine mögliche Anwendung der Therapie. Daneben kann das Verfahren gegen chronische Darmentzündungen (CED), Reizdarm-Syndrom oder anhaltender Verstopfung helfen – kurz gesagt allen Leiden, die mit einer veränderten Darmflora zusammenhängen.

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