Naturmedizin

Phytotherapie: Hilfe durch die Kraft der Pflanzen

In der Phytotherapie werden pflanzliche Arzneimittel genutzt, um die Gesundheit zu fördern und Krankheiten zu behandeln. Doch auch wenn natürliche Inhaltsstoffe verwendet werden: Die Phytotherapie ist nicht frei von Nebenwirkungen. Erfahren Sie mehr über Anwendungsgebiete und mögliche Risiken!

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Artikelinhalte auf einen Blick:

Essbare Wildkräuter aus Wiese, Wald und Acker

Was ist Phytotherapie?

Die Phytotherapie, auch bekannt als Pflanzenheilkunde, nutzt Arzneipflanzen oder Pflanzenteile (wie Blüten, Wurzeln, Blätter, ätherische Öle) zur Linderung und Behandlung von Krankheiten. Sie werden auch als pflanzliche Drogen oder Arzneidrogen bezeichnet. Der Begriff Phytotherapie leitet sich von den griechischen Wörtern phytos (Pflanzen) und therapeia (Therapie) ab.

Pflanzenheilkunde hat lange Tradition

Bereits Hippokrates soll im 5. Jahrhundert vor Christus Pflanzen als Heilmittel verwendet haben. Der moderne Ansatz der Phytotherapie geht in Deutschland vor allem auf den Mediziner und Botaniker Fritz Weiß zurück. Sein Lehrbuch "Die moderne Pflanzenheilkunde in der ärztlichen Praxis" prägte die Pflanzenheilkunde hierzulande maßgeblich.

Phytotherapie: Wichtige Grundsätze

Bei der Phytotherapie handelt es sich um eine naturwissenschaftlich basierte Medizin, deren Wirkung auf pflanzlichen Inhaltsstoffen beruht.

Sie zeichnet sich durch folgende Merkmale aus:

  • Vielstoffgemisch: Eine Besonderheit pflanzlicher Arzneimittel (Phytopharmaka) ist ihre komplexe Zusammensetzung. Neben Wirkstoffen enthalten sie meist eine Vielzahl von Begleitstoffen, die nicht direkt an der Wirkung beteiligt sind, diese aber positiv beeinflussen können.

  • Dosis-Wirkungs-Beziehung: Um eine therapeutische Wirkung zu erzielen, ist eine genaue Dosierung erforderlich. Bei Unterdosierung tritt kein Effekt auf, bei Überdosierung kann es zu Nebenwirkungen kommen.

  • Sicherheit: Phytopharmaka müssen – genauso wie chemisch-synthetische Arzneimittel – die Anforderungen des Arzneimittelgesetzes hinsichtlich Wirksamkeit, Qualität und Unbedenklichkeit erfüllen. Auch bei der Herstellung gelten strikte Vorgaben.

Die Phytotherapie versteht sich nicht als alternatives Heilkonzept, sondern als ergänzende Möglichkeit zur Behandlung und Vorbeugung akuter und chronischer Erkrankungen. Sie ist daher von komplementärmedizinischen Behandlungsprinzipien wie der Homöopathie abzugrenzen.

Gut zu wissen:

Aus Pflanzen isolierte Reinsubstanzen wie Menthol, Codein oder Morphin gelten nicht als Phytopharmaka. Sie werden chemisch-synthetischen Substanzen gleichgestellt.

Anwendungsgebiete der Phytotherapie

Aus den vielfältigen Wirkungen der Heilpflanzen ergibt sich ein entsprechend breites Anwendungsspektrum der Phytotherapie. Je nach den Beschwerden kommen unterschiedliche Heilpflanzen zum Einsatz. Ihre Wirkungen konnte konnten zum Großteil in aussagekräftigen Studien nachgewiesen werden. Einige Beispiele:

In vielen Phytopharmaka werden auch verschiedene Pflanzenextrakte kombiniert. Ob die Behandlung mit pflanzlichen Arzneimitteln im individuellen Fall infrage kommt, gilt es mit dem*der behandelnden Arzt*Ärztin zu klären.

Heilpflanzen bei Verdauungsstörungen

Darreichungsformen in der Phytotherapie

Grundsätzlich wird auch in der Pflanzenheilkunde zwischen der innerlichen und der äußerlichen Anwendung unterschieden. Demzufolge können – je nachdem, welche Beschwerden vorliegen - verschiedene Darreichungsformen zum Einsatz kommen:

  • Tees
  • Tabletten
  • Kapseln
  • Pulver
  • Salben
  • Tinkturen
  • Extrakte
  • Aufguss

Die Wahl der Heilpflanze und der Darreichungsform hängt unter anderem von den zu behandelnden Beschwerden ab. Gleiches gilt auch für die Dauer der Anwendung und die Dosierung.

Phytotherapie: Sind Nebenwirkungen möglich?

Im Allgemeinen gilt die Phytotherapie als besonders sanfte und im Vergleich mit chemischen Arzneimitteln auch besser verträglichere Form der Behandlung. Es ist jedoch ein Irrglaube, dass "natürlich" gleich "nebenwirkungsfrei" bedeutet.

Unter anderem sind folgende Nebenwirkungen möglich:

  • Magen-Darm-Beschwerden
  • allergische Reaktionen
  • leber- und nierenschädigende Wirkung
  • Herzkreislaufreaktionen
  • krebserregende Effekte
  • Vergiftung bei falscher Anwendung (beispielsweise, wenn Kinder ätherische Öle trinken)

Vor allem bei Kindern, Schwangeren oder Menschen mit Vorerkrankungen sollte von einer Selbstmedikation mit pflanzlichen Arzneimitteln abgesehen werden. Besser ist es, sich vorher ärztlich beraten zu lassen.

Grenzen der Phytotherapie

In bestimmten Fällen stößt die Phytotherapie an ihre Grenzen, dann sind andere Therapieverfahren notwendig. Zudem muss berücksichtigt werden, dass pflanzliche Arzneimittel die Wirkung anderer Medikamente im Körper beeinflussen oder in bestimmten Situationen kontraproduktiv sein können.

Beispiele, wann Heilpflanzen nicht zum Einsatz kommen dürfen:

  • Mistelpräparate sollten beispielsweise nicht bei Fieber, akuten Entzündungen oder Autoimmunerkrankungen eingenommen werden.

  • Ginko und Knoblauch hemmen die Blutgerinnung und sollten daher nach Absprache mit dem*der Arzt*Ärztin vor Operationen abgesetzt werden.

  • Während Präparate mit Johanniskraut bei leichten bis mittelschweren Depressionen angewendet werden kann, sind sie bei schweren Depressionen nicht geeignet. Hier ist die Wirksamkeit nicht belegt.

Phytotherapie: Erstattung durch die Krankenkassen?

Viele pflanzliche Arzneimittel der Phytotherapie sind rezeptfrei in Apotheken erhältlich. Die Kosten für Phytotherapeutika werden von den gesetzlichen Krankenkassen in der Regel nicht erstattet, Ausnahmen sind im Einzelfall für bestimmte Arzneimittel und eng begrenzte Anwendungsgebiete möglich.

Viele Krankenkassen bieten auch Wahltarife für die Erstattung von pflanzlichen Arzneimitteln an – ob sich eine solche zusätzliche Versicherung lohnt, muss im Einzelfall geprüft werden.

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