Homöopathie im Wochenbett
Mit der Geburt des Babys, beginnt für die Mutter das Wochenbett – eine Zeit starker Veränderungen im körperlichen, aber auch seelischen Bereich: Viele Beschwerden, die in dieser sensiblen Phase auftreten, lassen sich unterstützend mithilfe der Homöopathie behandeln.
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"Das Wochenbett beginnt direkt nach der Geburt und dauert etwa 6 bis 8 Wochen", erklärt die Münchner Hebamme und Heilpraktikerin Erzsébet Reisinger. "In dieser Zeit erholt sich die Mutter von den Strapazen der Schwangerschaft und der Geburt." Mögliche Geburtsverletzungen können heilen, die Rückbildung, mit einer Vielzahl an körperlichen und hormonellen Veränderungen, beginnt. Der Umgang mit dem Säugling sowie das Stillen müssen geübt werden. „Das benötigt Zeit und Geduld“, weiß Reisinger. "Dabei läuft nicht immer alles glatt."
Homöopathische Arzneimittel bei Wochenbettbeschwerden
So können im Wochenbett eine Vielzahl an unterschiedlichen Beschwerden auftreten. „Die meisten davon lassen sich unterstützend auch gut mit Hilfe der Homöopathie behandeln“, betont die Münchener Hebamme:
Homöopathie bei Geburtsverletzungen
Während einer vaginalen Geburt kann es zu unterschiedlichen Verletzungen im Geburtsbereich kommen. „Durch die starke Dehnung des Gewebes beim Herausschieben des Kindes können vor allem Dammverletzungen sowie Verletzungen der Schamlippen, der Klitoris, des Schließmuskels sowie des Beckenbodens entstehen“, betont Reisinger. "Hier rate ich zu Arnica, um die Wundheilung zu unterstützen."
Wurde ein Dammschnitt oder auch ein Kaiserschnitt durchgeführt, sollte zusätzlich Staphisagria gegeben werde. "Das Stefanskraut ist das passende homöopathische Mittel bei glatten Schnitten, Nähten sowie Einstichen", weiß die Münchener Hebamme.
Homöopathie bei Verdauungsproblemen im Wochenbett
Nach der Geburt ist im Genital- und Unterleibbereich alles noch sehr empfindlich. Die Rückbildung der Gebärmutter beginnt und, weil auch die Bauchdecke noch ausgedehnt ist, kommt es erst ab dem zweiten Tag zur Entleerung des Darmes. „Verständlicherweise haben viele Frauen davor Angst oder Bedenken“, sagt Reisinger. „Ich empfehle deshalb schon ab dem ersten Tag nach der Geburt die doppelte Menge Magnesium (300 mg) einzunehmen, was sehr häufig zum prompten Erfolg führt.“ Um die Verdauung insgesamt wieder in Schwung zu bringen, rät die Münchener Hebamme und Heilpraktikerin außerdem zu einer ballaststoffreichen Kost und viel Flüssigkeit. „Zusätzlich hilft das homöopathische Arzneimittel Magnesium phosphoricum die Verdauung wieder anzuregen,“ ergänzt Reisinger. „Treten außerdem Blähungen und Darmkrämpfe auf, kann auch Nux vomica Linderung verschaffen.“
Im Wochenbett: Homöopathie bei Hämorrhoiden
Zu den häufigen Wochenbettbeschwerden direkt nach der Geburt zählen auch Hämorrhoiden, die als Folge des starken Pressens während der Geburt auftreten können. „Hier rate ich zu Hamamelis, was in Salbenform auch äußerlich aufgetragen werden kann“, sagt Reisinger. „Als hilfreich gelten außerdem auch Aesculus, die Rosskastanie, sowie Calendula, das homöopathische Medikament aus Ringelblume und Quercus, die homöopathische Eiche, die unter anderem entzündungshemmend, entstauend, abfließend und adstringierend wirken.“
Homöopathie bei Nachwehen
- Bellis perennis
- Chamomilla
Vor allem nach Geburten ab dem zweiten Kind, kann es bei der Rückbildung der Gebärmutter zu unangenehm schmerzhaften Nachwehen kommen, die in den ersten drei bis vier Tagen auftreten. „Der Klassiker bei allen Problemen mit der Gebärmutter ist Bellis perennis“, betont die Homöopathieeepertin. „Das Gänseblümchen wirkt schmerzstillend, wundheilend und ausgleichend auf das weibliche Geschlechtsorgan.“ Bellis perennis wird deshalb innerhalb der Homöopathie auch als „Arnica der Gebärmutter“ bezeichnet. „Daneben kann auch noch Chamomilla gegeben werden, die ebenfalls entspannend und lindernd bei Uteruskrämpfen und schmerzhaften Nachwehen wirkt“, ergänzt Reisinger.
Homöopathie bei Babyblues
- Kalium carbonicum
- Kalium phosphoricum
- Magnesium phosphoricum
- Pulsatilla
- Ignatia
- Sepia
Etwa acht von zehn frischgebackenen Müttern leiden in den ersten Tagen nach der Geburt am sogenannten Babyblues. Dieses Stimmungstief – auch Heultage genannt - wird vor allem durch den starken Hormonabfall der weiblichen Geschlechtshormone Östrogen und Progesteron nach der Geburt verursacht. „Die Frauen fühlen sich dann vorübergehend sehr verletzlich, traurig und weinerlich“, erklärt Reisinger. „Hier können homöopathische Stärkungsmittel, wie Kalium phosphoricum oder Kalium carbonicum sowie Magnesium phosphoricum als Entspannungsmittel helfen. Ausgleichend und besänftigend auf die Psyche wirkt darüber hinaus auch Pulsatilla.“ Wenn die depressiven Gefühle von Kopfschmerzen und Migräne begleitet werden, gilt auch das Nervenmittel Ignatia als besonders passend.
„Bei Frauen, die emotional etwas härter, distanziert und reizbar wirken, vom Typ sportliche Karrierefrau oder auch erschöpfte Hausfrau, sollte man auch an das große Frauenmittel Sepia denken“, ergänzt die homöopathiekundige Hebamme. „Dieses langwirkende Konstitutionsmittel ist besonders passend, wenn Symptome, wie allgemeine Schwäche mit Erschöpfung, Kopfschmerzen, Schwindel und Leeregefühl im Magen auftreten.“
Homöopathie bei Kreislaufbeschwerden im Wochenbett
- Rhus toxicodendron
- Veratrum album
- Haplopappus
Dauerhafter Schlafmangel, Erschöpfung und Kreislaufprobleme zählen ebenfalls zu den Beschwerden, die im Wochenbett besonders häufig auftreten. „Bei Kreislaufbeschwerden durch Übermüdung empfehle ich Rhus toxicodendron“, rät Reisinger. „Bei Erschöpfung bzw. Kollapsneigung leisten Veratrum album bzw. Haplopappus album gute Dienste.“
Homöopathie im Wochenbett: Typische Potenzen und ihre Dosierung
Für die Selbstbehandlung mit homöopathischen Medikamenten im Wochenbett werden üblicherweise niedrige Potenzen von D6 bis D12 verwendet. Die Auswahl und Einnahme von homöopathischen Arzneimitteln in der Schwangerschaft und nach der Geburt – bei der Mutter sowie auch beim Neugeborenen – sollte stets unter fachlicher Anleitung durch die Hebamme oder homöopathisch ausgebildete Gynäkologin stattfinden.
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