Digitalis: Homöopathischer Fingerhut fürs Herz
Der an sich giftige rote Fingerhut entfaltet als homöopathisches Arzneimittel eine herzstärkende und blutdrucksenkende Wirkung. In der Homöopathie wird die Pflanze auch bei Depressionen, Angstzuständen und Leberleiden eingesetzt.
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Die Blüten des roten Fingerhut leuchten in einem grellen Rosa und können auch violett schimmern. Blätter, Stängel und Blüten sind hochgiftig und können bereits bei Berührung Hautausschläge und Übelkeit auslösen. Das Verspeisen rauer Mengen ist sogar tödlich.
Heimisch ist die Giftpflanze, botanisch Digitalis purpurea, die manche auch unter dem Namen Fuchskraut, Waldschelle oder Waldglöckchen kennen, an Wegrändern und in Waldlichtungen Mitteleuropas.
Artikelinhalte im Überblick:
Digitalis als Heilpflanze in Fertigarznei
Als Arznei- und Heilpflanze machen sich Mediziner den Fingerhut bereits seit Jahrhunderten zunutze. Offiziell eingeführt wurde die Pflanze Ende des 18. Jahrhunderts vom englischen Arzt William Withering, der die harn- und wassertreibende Wirkung des Fingerhuts im Rahmen der Behandlung von Ödemen erstmals publizierte.
Es sind gerade die giftigen herzwirksamen Glykoside, die den Fingerhut heute hauptsächlich als Mittel gegen Krankheiten wie Herzschwäche und Herzrhythmusstörungen sowie erhöhten Blutdruck für die Medizin interessant machen. Die Digitalisglykoside blockieren die Natrium-Kalium-Pumpe am Herzen, welche die beiden Mineralstoffe in den Zellen austauscht. Folge ist ein langsamer, aber kräftiger Herzschlag. Außerdem steigern die Substanzen im Fingerhut die Kontraktionskraft des Herzmuskels.
Inhaltsstoffe des Fingerhuts zeigen nicht nur herzwirksame Effekte, sondern ähneln in ihrem Aufbau Vitamin D und Geschlechtshormonen. Daher gibt es Patienten, die von sexueller Übererregung durch die Behandlung erzählen.
Typische Potenzen und Dosierung von Digitalis
Homöopathisch ausgebildete Ärzte und Heilpraktiker empfehlen Digitalis purpurea als homöopathisches Fertigarzneimittel ab dem Verdünnungsgrad D4. Zur Selbstbehandlung eignen sich alkoholhaltige Tropfen (Dilutionen), Globuli oder Tabletten in den Potenzen D6 bis D12. Dabei sind alle Präparate apotheken- und bis einschließlich D3 verschreibungspflichtig.
Die Dosierung beträgt je nach Befund etwa fünf Kügelchen dreimal am Tag, fünf bis 20 Tropfen dreimal täglich oder eine Tablette am Tag.
Leitsymptome für die Anwendung
Kennzeichnend für Digitalis-Patienten sind folgende Beschwerden:
- schwacher und langsamer Puls
- langsamer, teilweise unregelmäßiger Herzschlag
- Herzschwäche
- Gefühl, als ob das Herz stehen bleiben würde
- Übelkeit und Erbrechen
- Druck- und Krampfgefühl im linken Oberbauch
- ständiger Urindrang, es kommt aber nur wenig Urin, der dunkel und trüb aussieht
- Brennen beim Wasserlassen
- Blasenhalsreizung
- Prostatahypertrophie
- Fallträume
- unruhiger Schlaf mit häufigem Erwachen durch Angst und Furcht zu versterben
- kalte Glieder
- Leberleiden und -schwellung bei Herzleiden
- Ödeme
- stechende Schmerzen in der Nierengegend
Homöopathische Mittel mit vergleichbaren Leitsymptomen
- Lachesis (Buschmeister, Schlange)
- Cactus grandiflorus (Königin der Nacht)
Anwendungsgebiete von Digitalis
In der Homöopathie verwendet man wie bei Pflanzenarzneien (Phytopharmaka) die Blätter der Pflanze. Die Einzel- und Komplexmittel mit Rotem Fingerhut enthalten allerdings nur kleinste Spuren der Inhaltsstoffe, weshalb sie richtig angewendet unbedenklich sind.
Die herzwirksamen Glykoside des Fingerhuts machen die Pflanze auch in der Homöopathie in erster Linie zum Herzmittel bei leichten Beschwerden.
Anwendungsgebiete von Digitalis (roter Fingerhut) in der Homöopathie:
- Herzschwäche
- Bradykardie (Herzschlagfrequenz unter 60 Schlägen pro Minute)
- Herzblock (gestörte Reizweiterleitung am Herzen)
- Migräne
- Prostatahypertrophie (vergrößerte Prostata)
- Schlaflosigkeit
- Unruhe
- Angstzustände
- Depressionen
- hormonelle Störungen
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