Stillbeschwerden: Homöopathie bei Milchstau und wunden Brustwarzen
Stillen ist die natürlichste Sache der Welt und bietet für Mutter und Kind viele Vorteile. Doch Stillen will auch gelernt sein. Gerade am Anfang können Schwierigkeiten und Probleme auftreten und auch später läuft nicht immer alles reibungslos. Hier kann die Homöopathie nebenwirkungsfreie Unterstützung liefern.
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Viele Mütter wünschen sich ihr Kind zu stillen, denn Muttermilch ist die ideale Nahrung für das Baby. "Sie enthält alle wichtigen Nährstoffe, die der Säugling für eine gesunde Entwicklung in den ersten Lebensmonaten braucht", weiß Erzsébet Reisinger. Hebamme und Heilpraktikerin aus München. "Außerdem unterstützt Stillen die Rückbildung der Gebärmutter und fördert die liebevolle Beziehung zwischen Mutter und Kind."
Artikelinhalte im Überblick:
- Probleme beim Stillen
- Zu starker Milcheinschuss
- Zu wenig Milch
- Zu viel Milch
- Milchstau
- Wunde Brustwarzen
- Potenzen und Dosierung
Stillen: Nicht immer läuft alles glatt
"In den ersten Tagen nach der Geburt wird das Baby noch über eine Art Vormilch versorgt, die sehr nährstoffreich ist", erklärt Reisinger. "Der eigentliche Milcheinschuss erfolgt erst etwa am dritten Tag nach der Geburt." Meist treten Probleme beim Stillen erst ab diesem Zeitpunkt auf. "So kann es bei einem zu starken Milcheinschuss zu unangenehmen Schwellungen des Drüsengewebes und Schmerzen durch zu viel Mich, aber auch Sorgen wegen zu wenig Milch kommen", betont die Hebamme. "Auch wunde, rissige Mamillen sind immer wieder ein Thema."
Aber auch später noch können unterschiedliche Stillbeschwerden auftreten, die sich in vielen Fällen unterstützend sehr gut mit Hilfe der Homöopathie behandeln lassen.
Stillbeschwerden: Zu starker Milcheinschuss
In den ersten Tagen nach der Geburt sinken die weiblichen Geschlechtshormone Östrogen und Progesteron rapide ab. Dadurch wird das bereits im letzten Schwangerschaftsdrittel vermehrt gebildete Hormon Prolaktin aktiv und löst im Körper den sogenannten Milcheinschuss aus. Durch die Aktivierung der Milchbildung, kommt es auch zu einem Anschwellen des Brustdrüsengewebes. "Die Brust fühlt sich dann prall, oft auch heiß und gespannt an", betont Reisinger. Bei einigen Frauen können auch Schmerzen und Rötungen auftreten. Zusätzlich kann es zu einer leicht erhöhten Temperatur kommen. "Der homöopathische Klassiker bei Hitze und Rötungen ist Belladonna", erklärt Reisinger. "Bei Stauungen und harten Stellen in der Brust rate ich zu Bryonia, der Zaunrübe. Außerdem kann Phytolacca gut helfen, das Gleichgewicht der Hormone wiederherzustellen."
Homöopathie bei Stillbeschwerden: Zu wenig Milch
- Phytolacca
- Urtica urens
- Agnus castus
Die Natur hat es genial geregelt: Die Höhe der Milchmenge passt sich automatisch der Nachfrage an. "Wird das Baby häufig zum Stillen angelegt, bildet der Körper in der Folge mehr Milch", weiß die Münchener Hebamme. "Bei abnehmenden Milchmahlzeiten, geht die Milchmenge dagegen entsprechend zurück." So ist grundsätzlich immer dafür gesorgt, dass für den Säugling ausreichend Nahrung zur Verfügung steht. "Sorgen, Stress, Unsicherheiten, zu wenig Flüssigkeitsaufnahme, aber auch Fehler beim Anlegen des Babys, können jedoch dafür sorgen, dass die Milchmenge ungewollt abnimmt", betont Reisinger. "Ein hervorragendes Mittel, um die Milchbildung zu regulieren, ist Phytolacca, denn die Kermesbeere wirkt besonders auf die Drüsen."
Frauen, die über zu wenig Milch klagen, rät Reisinger zu häufigerem Anlegen sowie viel Ruhe und mehr Gelassenheit während des Stillvorgangs. "Sehr gut bewährt hat sich in diesem Zusammenhang ein 24-Stunden-Kuscheltag, den die Mutter zusammen mit dem Baby im Bett verbringt und dabei ganz entspannt nach Bedarf stillt", rät die Stillexpertin. "Um die Milchbildung anzuregen verabreiche ich zusätzlich alle drei Tage eine Gabe Phytolacca D12, bis sich die Milchmenge entsprechend reguliert hat. Bewährt hat sich auch Urtica urens, die Brennessel, um die Milchproduktion effektiv zu steigern."
Wenn die Brüste prall, fest und schmerzend sind, zu wenig Milch kommt und die Frau einen etwas verzweifelten Eindruck macht, ist Agnus castus das richtige Mittel. "Denn der homöopathische Mönchspfeffer wirkt vor allem, wenn die Milch durch depressive Verstimmung weniger wird", weiß Reisinger.
Homöopathie bei zu viel Milch
- Phytolacca
- Salbei und Pfefferminze als Tee
Aber auch das entgegengesetzte Problem, nämlich zu viel Milch, kann für Frust beim Stillen sorgen. "Die Brust fühlt sich dann ständig unangenehm prall und voll an, läuft aus und die Milch schießt beim Ansaugen regelrecht heraus, sodass sich das Baby oft regelrecht verschluckt", erklärt die Stillexpertin. "Um den Druck endlich loszuwerden und die vollen Brüste zu entleeren, legen die Mütter den Säugling dann oft besonders häufig an." Dadurch entsteht jedoch ein Teufelskreis, weil das häufige Anlegen die Milchbildung noch weiter anregt. "Auch hier rate ich zu Ruhe, weniger oft stillen, nur eine Seite anzulegen, die andere Seite zu kühlen und eine möglichst aufrechte Stillpositionen zu wählen", erklärt die Münchener Hebamme. "Zusätzlich hilft auch hier Phytolacca, allerdings in einer anderen Dosierung: So hilft Phytolacca – mehrmals am Tag verabreicht – die Milchmenge zu reduzieren." Unterstützend können vorübergehend zusätzlich auch abends ein bis zwei Tassen Pfefferminz- oder Salbeitee getrunken werden, die ebenfalls die Milchmenge reduzieren.
Stillbeschwerden: Milchstau homöopathisch lindern
- Phytolacca
- Belladonna
Während der gesamten Stillzeit kann es immer mal wieder auch zu einem Milchstau kommen. "Bei einem Milchstau fließt die Milch nicht richtig ab und staut sich in den feinen Kanälchen", erklärt Reisinger. Das führt zu harten, druck- und schmerzempfindlichen Stellen, die häufig auch gerötet sind und schlimmstenfalls zu einer Brustentzündung führen können. "Bei einem Milchstau rate ich vor dem Stillen immer eine wärmende Kompresse, z.B. einen warmen Waschlappen auf die Brust zu legen", rät die Münchener Stillexpertin. "Diese Vorbereitung ist beim Stillen insgesamt sehr ratsam, denn die Wärme öffnet und entspannt die Milchgänge. Während des Stillens kann die Milch dann zusätzlich sanft mit der Hand ausgestrichen werden." Nach dem Stillen sollte die Brust dann gekühlt werden. "Entweder mit einem kühlen Waschlappen, günstig sind auch kühlende Quarkwickel sowie die Auflage von Kohlblättern", betont Reisinger. "Gegen die Schmerzen, Entzündungen und die Hitze hilft die homöopathische Behandlung mit Belladonna. Zusätzlich gebe ich oft Phytolacca, um die Milchbildung zu regulieren."
Homöopathie gegen wunde Brustwarzen
- Calendula
- Belladonna
- Acidum nitricum
Ein häufiges Problem während der Stillzeit sind auch wunde Brustwarzen. "Anfangs kann vor allem die ungewohnte mechanische Belastung zu kleinen Rissen und wunden, schmerzenden Stellen im Bereich des Brustwarzenhofs führen", weiß Reisinger. "Später können auch Babys erste Zähnchen sowie ungünstige Stillpositionen, für Hautläsionen an den Mamillen verantwortlich sein." Schnelle Hilfe bieten hier Auflagen mit Schwarzteebeuteln sowie schützende Wollfettsalbe. "Nach dem Stillen bleiben einige Tropfen Muttermilch und Speichelreste vom Baby an der Mamille, diese sollten nicht weggewischt, sondern einfach angetrocknet werden lassen", ergänzt Reisinger. "Das wirkt einerseits vorbeugend, aber auch heilend." Viel Luft unterstützt den Heilungsprozess zusätzlich. "Gegen das Wundsein hilft außerdem die Einnahme von Calendula sowie Belladonna gegen die Schmerzen", ergänzt die Münchener Hebamme. "Acidum nitricum hilft bei Rhagaden, tiefen Einrissen an den Mamillen und bei extrem splitterartigen Schmerzen, wodurch die Frau nicht stillen kann."
Stillbeschwerden Homöopathie zum Abstillen
Es gibt viele unterschiedliche Gründe, wieso eine Mutter abstillen möchte. "Ich sage den Frauen als Regel, dass das Stillen beendet werden sollte, wenn eine von beiden nicht mehr mag", betont die Stillexpertin. Dazu zählen, neben persönlichen Wünschen und Vorstellungen, auch berufliche Notwendigkeiten sowie medizinische Gründe, wie etwa die Einnahme wichtiger Medikamente oder eine bevorstehende Operation. "Um die Milch zum Versiegen zu bringen, müssen nicht zwingend abstillende Medikamente eingenommen werden", erklärt Reisinger. "Sehr gute Erfolge lassen sich auch mit Phytolacca in Tiefpotenz erreichen, was aber ausschließlich unter fachlicher Anleitung durchgeführt werden sollte."
Typische Potenzen und ihre Dosierung bei Stillbeschwerden
Für die Selbstbehandlung mit homöopathischen Medikamenten in der Stillzeit werden üblicherweise niedrige Potenzen von D6 bis D12 verwendet. Bei der Auswahl und Einnahme von homöopathischen Arzneimitteln in der Schwangerschaft und nach der Geburt – bei der Mutter sowie auch beim Neugeborenen – sollte stets eine Beratung durch fundiert ausgebildete Gesundheits- und Homöopathie-Expert*innen erfolgen, um das individuell passende Mittel sowie die passende medizinische Gesamt-Behandlung zu finden.
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