Krebsbehandlung

Chemotherapie: Ablauf, Dauer und Nebenwirkungen

Die Chemotherapie spielt vor allem bei der Behandlung von Krebs eine wichtige Rolle, wird also meist zur Bekämpfung bösartiger Tumoren eingesetzt. Wie funktioniert die "Chemo", welche Nebenwirkungen sind möglich und was ist während der Behandlung zu beachten?

Kind mit Chemotherapie
© Getty Images/FatCamera

Kurzübersicht: Häufige Fragen und Antworten

Wie wirkt eine Chemotherapie? Medikamente, die bei einer Chemotherapie eingesetzt werden, hemmen die Zellteilung und töten so Zellen ab. So lassen sich Krebsgeschwüre bei tumorösen Erkrankungen verkleinern und teilweise vollständig heilen.

Wie lange dauert in der Regel eine Chemotherapie? Eine Chemotherapie ist ein längerer Prozess. Die Wirkstoffe werden oftmals per Infusion verabreicht. Hierfür müssen erkrankte Personen meist für einige Stunden ins Krankenhaus, manchmal ist auch ein stationärer Aufenthalt nötig. Es folgen längere Pausen zwischen den Behandlungen, in denen sich der Körper von der Krebstherapie erholt.

Wie lange geht es einem nach der Chemo schlecht? Häufig verspüren Betroffene direkt nach der Medikamentengabe ein Unwohlsein im Magen, das mehrere Tage anhalten kann. Langfristige Nebenwirkungen wie Schwäche, Haarausfall oder Blutbildungsstörungen sind ebenfalls möglich.

Wann ist der schlimmste Tag nach der Chemo? Häufig fühlen sich Menschen nach einer Chemotherapie am schlechtesten zwischen dem 8. und 12. Tag. Dann ist das sogenannte "Zelltief" erreicht und die Medikamente haben besonders viele Blutzellen zerstört. Die Folgen sind schwere Erschöpfung, Schwäche und Infektanfälligkeit.

Artikelinhalte im Überblick:

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Was ist eine Chemotherapie?

Chemotherapie beschreibt jede Behandlung von Krankheiten mit Medikamenten, die das Wachstum von Zellen hemmen und die Zellen zum Absterben bringen. Der Ursprung der Chemotherapie liegt in der Entwicklung chemischer Substanzen zur Bekämpfung von Infektionskrankheiten. So ist der Einsatz von Antibiotika gegen Bakterien oder Medikamenten gegen Viren und Pilze streng genommen eine Chemotherapie.

Anwendung in der Krebstherapie

Heute wird der Begriff Chemotherapie in der Medizin vorwiegend zur Bezeichnung einer Behandlungsform bei Krebserkrankungen verwendet. Verstanden wird darunter die Therapie bösartiger Tumoren mit chemischen Substanzen, die in den Vermehrungszyklus der Krebszellen eingreifen und so deren Wachstum und Zellteilung beeinträchtigen.

Die eingesetzten Medikamente werden als Zytostatika bezeichnet. Besonders gut entfalten sie ihre Wirkung bei Zellen, die sich gerade in der Vermehrungsphase befinden und sich teilen. Da sich Tumorzellen in der Regel sehr viel schneller und öfter als gesunde Zellen teilen, reagieren sie besonders empfindlich auf die Wirkung der Zytostatika.

Eine Chemotherapie kann mit kurativer, also heilender, Absicht erfolgen, oder in der Palliativbehandlung zur Verzögerung der Krankheit und Linderung von Beschwerden durchgeführt werden. Ziele der kurativen Chemotherapie sind:

  • Verkleinerung bzw. komplette Zerstörung des Tumors

  • Abtötung von im Körper verstreuten Tumorzellen und Tochtergeschwülste (Metastasen)

Chemotherapie: Wirkung und Formen

In der Regel werden die Medikamente bei Chemotherapie als Infusion oder Tablette verabreicht. Das Blut transportiert die Wirkstoffe in nahezu alle Organe und Körpergewebe. Sie können dadurch auch Krebszellen zerstören, die sich über ihren Ursprungsort hinaus ausgebreitet haben. Haben sich bereits Tochtergeschwülste in anderen Körperbereichen gebildet, kann daher eine Chemotherapie sinnvoll sein.

Bei Krebserkrankungen, die den ganzen Körper betreffen – wie zum Beispiel Blutkrebs (Leukämie) – ist die Chemotherapie oft sogar die einzige oder wichtigste Behandlungsform.

Fachleute sprechen aufgrund der Wirkung auf den gesamten Organismus auch von einer "systemischen Therapie". Dies unterscheidet die Chemotherapie von einer Strahlentherapie oder Operation, bei der nur der betroffene Bereich behandelt wird.

Lokale Chemotherapie

Inzwischen sind auch örtliche (lokale) Chemotherapien möglich. Dabei werden Zytostatika beispielsweise mithilfe spezieller Techniken unmittelbar in den Tumor gebracht und betroffene Körperregionen mit einer Chemotherapielösung gespült. Solch ein Vorgehen ist etwa bei Leberzellkrebs oder Harnblasenkrebs angezeigt.

Bei Hautkrebs können Chemotherapeutika manchmal auch als Salbe auf die Haut aufgetragen werden.

Sonderform: Hochdosis-Chemotherapie

Eine besondere Form der Chemotherapie ist die sogenannte Hochdosis-Chemotherapie vor einer Stammzelltransplantation bei bestimmten Formen von Blutkrebs und Lymphdrüsenkrebs (Lymphomen).

Bei dieser Krebstherapie verabreichen Ärzt*innenn eine drei- bis fünffach stärkere Dosis der Zytostatika als üblich, wodurch das Knochenmark vollständig zerstört wird. Die Patient*innen erhalten anschließend zuvor gesicherte eigene blutbildende Stammzellen zurück (autologe Stammzelltransplantation) oder die blutbildenden Stammzellen von geeigneten Spender*innen (allogene Stammzelltransplantation).

Krebstherapie: Wann wird die Chemotherapie eingesetzt?

Nicht bei jeder Form von Krebs muss zwingend eine Chemotherapie erfolgen. Der Einsatz von Zytostatika ist in der Regel an andere Behandlungsoptionen, wie Strahlentherapie oder einer operativen Entfernung des Tumors, gekoppelt. Nur bei wenigen bösartigen Krankheitsbildern, wie bei Leukämie oder Lymphomen, ist die alleinige Chemotherapie angezeigt.

Wird die "Chemo" nach einer Bestrahlung oder OP durchgeführt, sprechen Fachleute von einer adjuvanten Therapie. Sie dient dazu, mögliche verbliebene Tumorzellen abzutöten.

Bei einem inoperablen Tumor, der etwa ungünstig gelegen oder besonders groß ist, kann die neoadjuvante Chemotherapie helfen, Tumorzellen zu zerstören und den Tumor schrumpfen zu lassen. So kann im Anschluss oftmals eine OP erfolgen.

Mögliche weitere Krebsarten bei denen eine Chemotherapie sinnvoll ist, sind:

Die Entscheidung, ob eine Chemotherapie geeignet ist oder nicht, wird an den jeweils gültigen Leitlinien ausgerichtet, die auf Erfahrungen aus klinischen Studien beruhen. Gleichzeitig ist es möglich, im individuellen Fall die Empfindlichkeit des Tumorgewebes gegenüber der angedachten Chemotherapie zu testen. Stellt sich dabei heraus, dass ein Tumor resistent gegenüber der Mittel ist, müssen alternative Chemotherapeutika oder andere Therapien in Betracht gezogen werden.

Was muss vor einer Chemotherapie beachtet werden?

Vor Therapiebeginn ist eine gründliche Untersuchung notwendig. Dabei ist vor allem von Bedeutung, ob und wie weit sich der Krebs bislang im Körper ausgebreitet hat. Hierfür kommen verschiedene bildgebende Verfahren wie eine Computertomografie oder ein Ultraschall infrage.

Außerdem können Ärzt*innen testen, ob das tumoröse Gewebe überhaupt auf das gewählte Medikament anspricht. Mithilfe einer Biopsie können Tumorzellen entnommen und später im Labor auf ihre Wachstumseigenschaften getestet werden.

Da Zytostatika nicht nur Tumorzellen schädigen, ist eine generelle Prüfung des Gesundheitszustands ebenfalls wichtig: Nur wenn Patient*innen in einer ausreichend guten Verfassung sind, ist die Behandlung möglich. Hierfür spielen unter anderem die Blutwerte eine Rolle. Sind etwa die weißen Blutkörperchen schon vor Therapiebeginn vermindert, kann die Behandlung das Immunsystem weiter schädigen und schon kleine Infekte können verheerende Folgen haben.

Da manche Chemotherapeutika die Fruchtbarkeit einschränken, kann bei jungen Betroffenen mit Kinderwunsch, die Entnahme und Konservierung von Eizellen oder Sperma erwogen werden.

Chemotherapie: Ablauf der Behandlung

Um so viele Krebszellen wie möglich in ihren unterschiedlichen Vermehrungsphasen zu erreichen, werden bei einer Chemotherapie meist verschiedene Zytostatika miteinander kombiniert, die in unterschiedliche Phasen des Zellzyklus eingreifen. Beispiele für Zytostatika sind

  • Alkylanzien (Cyclophosphamid),
  • Antimetabolite (Methotrexat, 5-Fluorouracil, Gemcitabin, Capecitabin),
  • Anthrazykline (Doxorubicin, Epirubicin) und
  • Taxane (Paclitaxel, Docetaxel).

Therapie läuft in Zyklen

Eine Chemotherapie wird bei Krebs in Behandlungsphasen, sogenannten Zyklen, durchgeführt. Innerhalb eines Zyklus werden an einem oder mehreren Tagen Zytostatika verabreicht, gefolgt von einer Behandlungspause, die mehrere Tage, Wochen oder Monate anhalten kann. Während der Pause soll der Körper sich von den Strapazen der Behandlung erholen.

Um auch Krebszellen zu zerstören, die sich innerhalb eines Zyklus in einer Ruhephase befanden und deshalb nicht durch die Medikamente erfasst wurden, werden meist mehrere Zyklen durchgeführt, im Durchschnitt vier bis sechs. Es gibt aber auch Chemotherapien, die so lange erfolgen, bis sie ihre Wirksamkeit verloren haben und die Krebszellen unempfindlich (resistent) geworden sind. So zum Beispiel bei bestimmten Krebsformen im fortgeschrittenen Stadium, wenn keine Heilung mehr möglich ist, der Krankheitsverlauf jedoch durch die Chemotherapie aufgehalten werden kann.

Chemotherapie ambulant und stationär durchführbar

Die Zytostatika werden in den in der Regel als Infusionen verabreicht, manchmal ist auch die Einnahme von Tabletten möglich. Die Therapie muss dabei heute nicht mehr in jedem Fall stationär erfolgen, häufig ist die Durchführung auch ambulant auf den entsprechenden Stationen des Krankenhauses oder bei niedergelassenen Onkolog*innen möglich. Eine Überwachung der Behandlung durch erfahrenes Personal ist allerdings notwendig, um auf mögliche Komplikationen direkt reagieren zu können.

Welche Nebenwirkungen hat eine Chemotherapie?

Bei einer Chemotherapie werden nicht nur Tumorzellen, sondern auch körpereigene Zellen angegriffen. Vor allem Zellen, die sich besonders schnell und häufig teilen, sind für Schäden anfällig.

Nebenwirkungen zeigen sich deshalb vorwiegend

  • an Schleimhäuten, wie im Mund oder Magen-Darm-Trakt,
  • an den Haarwurzeln und
  • im Knochenmark.

Auch die blutbildenden Zellen können betroffen sein.

Mögliche Folgen einer Chemotherapie

  • Magen-Darm-Trakt: Übelkeit, Erbrechen, Appetitlosigkeit, Durchfall, Bauchschmerzen

  • Blutbildendes System: Blutbildveränderungen wie Blutarmut (Anämie) und infolge Schwäche, Konzentrationsschwierigkeiten, Erschöpfung und Müdigkeit, Gerinnungsstörungen mit erhöhter Blutungsneigung (Mangel an Blutplättchen)

  • Schleimhäute und Haut: Entzündungen der Mundschleimhaut, Hautreizungen und trockene Haut, Juckreiz, Nagelveränderungen, Scheidentrockenheit

  • Haarwurzeln: Haarverlust am Kopf, aber auch an anderen Körperregionen können Haare ausfallen

  • Immunsystem: Infektanfälligkeit

  • Blutgefäße: Venenreizung, die sich durch Brennen bemerkbar macht.

  • Nerven: (teilweise anhaltende) Nervenschäden, Missempfindungen, Verstopfung (Nervenschädigung im Darm), Hörverlust, Sehstörungen, Schädigung des Gehirns mit Bewusstseinsstörungen

Daneben leiden einige Betroffene an schweren Erschöpfungszuständen (Fatigue). Außerdem kann es bei Frauen vorübergehend zu Wechseljahresbeschwerden kommen. Auch der vorzeitige Eintritt der Wechseljahre ist möglich, wodurch Frauen unfruchtbar werden. Manche Medikamente wirken sich auch bei Männern auf die Fruchtbarkeit aus und führen zu Infertilität.

Eine Chemotherapie kann zudem die Entstehung anderer Krebserkrankungen begünstigen, vor allem Leukämie.

Weitere mögliche Folgen der Chemotherapie

Neben den genannten Nebenwirkungen gibt es solche, die nur bei bestimmten Zytostatika auftreten. Dazu gehört eine Schädigung des Herzmuskels mit einer Verminderung der Pumpleistung durch die Medikamentengruppe der Anthrazykline. Diese Störung ist dosisabhängig, weshalb bei der Therapie mit Anthrazyklinen bestimmte Grenzwerte nicht überschritten werden sollten.

Nebenwirkungen klingen meist von selbst ab

Einige Nebenwirkungen treten innerhalb von Stunden oder Tagen nach Behandlungsbeginn der Chemotherapie auf und verschwinden mit dem Ende der Therapie, andere machen sich erst nach Monaten oder sogar Jahren bemerkbar. Der Umfang der unerwünschten Begleiterscheinungen hängt in erster Linie von der Art und Dosis der eingesetzten Medikamente sowie der Behandlungsdauer ab.

Auch die individuelle körperliche Verfassung spielt eine Rolle. Viele Nebenwirkungen der Chemotherapie lassen sich durch begleitende Therapiemaßnahmen verhindern oder zumindest lindern.

So treten bei rund einem Drittel der Krebspatient*innen Übelkeit direkt nach der Verabreichung des Wirkstoffs auf. Sie kann aber auch mit einer Verzögerung von einigen Tagen einsetzen. Übelkeit und Erbrechen werden von den Patient*innen als große Belastung empfunden und können darüber hinaus zu schwerwiegenden gesundheitlichen Schäden führen, die den Erfolg der Tumorbehandlung gefährden. Aus diesem Grund ist der Einsatz sogenannter Antiemetika, die Übelkeit und Erbrechen verhindern oder lindern können, heute fester Bestandteil einer Chemotherapie.

Schmerzhafte Entzündungen der Mundschleimhaut, auch häufige Nebenwirkung einer Chemotherapie, können durch spezielle Pflegemaßnahmen wie Spülen mit Kochsalz-, Salbei- oder Kamillenlösung gelindert werden.

Nachsorge besonders wichtig

Ist die Behandlung abgeschlossen, wird in der Regel eine mehrjährige Nachsorge empfohlen. Der Abstand der Untersuchungen wird im Laufe der Jahre größer. Ziel der Nachsorge ist es, einen Rückfall frühzeitig zu bemerken, um entsprechende Gegenmaßnahmen einleiten zu können.

Da eine Chemotherapie mit langfristigen Komplikationen verbunden sein kann, wie Störungen der Fruchtbarkeit, Herzschäden oder einem erhöhten Risiko für eine zweite Krebserkrankung, sind regelmäßige ärztliche Untersuchungen auch nach Überstehen der Krankheit unerlässlich.

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