Erkältung und Grippe: Machen Haltestangen und Türklinken krank?
Nach höchsten wissenschaftlichen Standards verfasst und von Expert*innen geprüftU-Bahn, Kaufhaus, Großraumbüro: Wo viele Menschen sind, lauern in der Erkältungszeit besonders viele Rhino- und Grippeviren. Das gilt außerdem für Gegenstände wie Fernbedienung, Smartphone und Tastatur sowie das Obst in der Auslage. Ein trainiertes Immunsystem und die richtige Hygiene können eine Ansteckung aber oft verhindern.
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Was haben Euroscheine, Türklinken, die Tasten am Geldautomaten, Lichtschalter und Haltestangen gemeinsam? Richtig: Sie gehen durch viele Hände, dementsprechend hoch ist die Keimdichte darauf. Das betrifft vor allem die Besiedelung durch Bakterien, insbesondere Fäkalkeime wie E. coli.
Im Überblick:
Wie lange Viren, etwa Grippe- und Erkältungsviren, auf Oberflächen und Händen weiterhin infektiös sind, ist bei einigen Erregern bislang nicht genau bekannt. Viren haben keinen Stoffwechsel, streng genommen leben sie gar nicht und entziehen sich deshalb der unkomplizierten Aufzucht in einer Nährlösung.
Eine britische Studie konnte aber zeigen: Eine Nacht im Hotelzimmer reicht dafür aus, dass eine erkältete Versuchsperson 35 Prozent der Gegenstände dort mit Viren kontaminiert.
Übertragungswege: Krankheitserreger lauern beinahe überall
Sicher ist außerdem, dass sich gerade in der Erkältungssaison im Herbst und Winter in geschlossenen Räumen mit vielen Menschen die Virenkonzentration dramatisch erhöht. Dort ist regelmäßiges Lüften besonders wichtig, um einer Ansteckung mit Grippe-, Erkältungs-, oder auch Coronaviren vorzubeugen.
Wo viele Menschen sind, fliegen mehr Erkältungsviren durch die Luft – die sich natürlich ebenso auf Gegenstände in den Räumen "setzen". In Bus und Bahn sind das zum Beispiel die Haltegriffe und -stangen, wo sich durch viele Handkontakte zusätzlich Bakterien aufhalten, etwa E. coli und Staphylokokken.
Mögliche Infektionswege mit schädlichen Erregern sind:
- Tröpfcheninfektion und Aerosolübertragung (Unterscheidung anhand von Partikelgröße)
- Schmierinfektion (Kontaktinfektion)
- Lebensmittelinfektion
- Infektionen über Wasser
Krankheitserreger unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Übertragungswege, besonders relevant für Grippe und Erkältung ist beispielsweise die Tröpfcheninfektion, aber auch Kontaktinfektionen beispielsweise beim Hände schütteln sind möglich. Magen-Darm-Erkrankungen werden häufig über Schmierinfektionen übertragen.
Klinken, Knäufe und Stangen mit einer Kupferoberfläche wirken übrigens antibakteriell, weshalb die Keimdichte auf den Metallgegenständen niedriger ist als beispielsweise auf Plastik.
Touchscreens wimmeln vor Erkältungsviren und Bakterien
Besonders Touchscreens von Smartphones und Tabletes sind stark belastete Keimfallen. Eine britische Studie zeigte, dass jedes sechste Mobiltelefon sogar mit Fäkalkeimen verunreinigt war. Bis zu 30 Prozent der Viren, Bakterien und anderen Mikroorganismen können laut einer Studie durch Berührung eines Touchscreens übertragen werden. Weil Menschen im Schnitt alle vier Minuten mit den Händen das Gesicht berühren und Smartphones häufig in der Nähe von Mund und Nase sind, gelangen die Krankheitserreger über die Schleimhäute von Augen, Mund und Nase in den Körper.
Da bereits zehn bis 30 Erkältungsviren in der Nase genügen, um eine Erkältung auszulösen, hat man sich den Schnupfen schnell eingefangen. Um mit Beginn der ersten Erkältungswelle eine Ansteckung zu vermeiden, hilft nur gewissenhaftes Putzen. Jedoch vernachlässigen die Deutschen die Reinigung ihrer Touchscreens: jede*r Achte säubert sein Mobilfunkgerät nie, jede*r Zweite putzt sein Handy nur flüchtig und nur jede*r Vierte reinigt die Oberfläche seines Mobiltelefons bewusst und intensiv.
Doch nicht nur auf Touchscreens können sich Viren und Bakterien ansiedeln. Ein einfaches Forschungsexperiment zeigte dies eindrucksvoll: Dazu wurden Versuchspersonen, die an einer Erkältung erkrankt waren, eine Nacht in einem Hotelzimmer untergebracht. 35 Prozent von 150 getesteten Gegenständen aus dem Hotelzimmer waren mit Erkältungsviren kontaminiert. Beliebte Brutstätten für die Viren waren dabei
- Türknaufe
- Lichtschalter
- Fernbedienung
- Telefon
- Wasserhahn
Die Viren überlebten dabei bis zu 18 Stunden auf den Gegenständen. Auf der Haut und insbesondere an den Händen können Viren bis zu drei Stunden infektiös bleiben. Eklige Vorstellung für alle, die sich im Büro eine Teeküche teilen: auf Löffeln können sich Rhinoviren sogar bis zu drei Tagen halten.
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Händewaschen spült Erkältungs- und Grippeviren ab
Es ist also kein Mythos, dass Haltestangen und Türklinken krank machen – man kann den Erregern aber durchaus entgehen, wenn man die Hände möglichst von Mund und Nase fernhält und sich nach dem Kontakt mit Abgegriffenem gründlich die Hände wäscht.
Um möglichst viele Keime zu erwischen, mit lauwarmem Wasser die Seife etwa 20 bis 30 Sekunden lang auf Handflächen und -rücken verteilen, dabei an die Fingernägel und den Daumen denken. Wer unterwegs die Hände von Keimen befreien will, kann sich mit einem Fläschchen Desinfektionsmittel behelfen.
Wie schütze ich mein Handy oder Tablet vor Viren und Keimen?
Um sich vor einer Infektion zu schützen, sind die gewissenhafte Reinigung von Mobiltelefonen und Tablets sowie regelmäßiges, gründliches Händewaschen immer noch die effektivsten Methoden. Antibakterielle Reinigungssprays eigenen sich zur Reinigung dieser Oberflächen theoretisch am besten. Einige Smartphone-Hersteller, etwa Apple, Samsung oder Blackberry, raten jedoch von dem Gebrauch aggressiver Reinigungs- oder Desinfektionsmittel zum Säubern der Touchscreens ab. Besonders gefärbte Kunststoffteile können durch die Reiniger an Elastizität und Farbe verlieren. Eine Alternative zum Putzmittel sind spezielle Geräte, die mittels Ultravioletten Licht die Oberflächen sensibler Elektrogeräte sterilisieren (UV-Reiniger). Zudem gibt es spezielle Produkte wie Desinfektionstücher, die genau für die Reinigung von Tablet und Smartphone geeignet sind.
Um die hohe Keimdichte auf den mobilen Geräten zu reduzieren, arbeiten Herstellerbereits an Oberflächen und Beschichtungen und nehmen einmal mehr die Natur zum Vorbild. So wird die Haut von Haien nachempfunden oder auch das Lotosblatt kopiert. Deren komplexe mikro- und nanoskopische Architektur der Oberflächen kann das Anhaften von Schmutzpartikeln und mikroskopisch kleinsten Teilchen, wie eben auch Viren und Bakterien, fast völlig verhindern. Mit einem Tropfen Wasser wird der Schmutz dann einfach abgespült. Aggressive Reiniger sind dann unnötig und Erkältungsviren haben keine Chance mehr.
So fangen Sie sich keine Erkältung ein
Darüber hinaus schützt das Immunsystem vor Ansteckung. Einige Tipps helfen, das Immunsystem in der Infektabwehr zu unterstützen: Gegen trockene Schleimhäute hilft es, viel zu trinken und häufig zu lüften. Außerdem stärken regelmäßiger Sport und Sauna-Besuche die Abwehrkräfte. Nicht zuletzt sorgen Vitamine im täglichen Obst und Gemüse dafür, dass der Körper Krankheitserreger zuverlässig bekämpfen kann.
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