Was ist Asthma und wie kann man es behandeln?
Nach höchsten wissenschaftlichen Standards verfasst und von Expert*innen geprüftAtemnot, Husten, Atemgeräusche: Diese Symptome sind typisch für Asthma bronchiale. Dabei handelt es sich um eine chronische Erkrankung der Atemwege. Mit welchen Medikamenten die Erkrankung behandelt wird und was hinter einem Asthmaanfall steckt.
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Kurzübersicht: Häufige Fragen und Antworten
Welche Symptome gibt es bei Asthma bronchiale? Typische Beschwerden sind anhaltender Husten, eine pfeifende Atmung, Kurzatmigkeit und ein Engegefühl in der Brust.
Was löst Asthma bronchiale aus? Häufige Auslöser sind Allergene wie Pollen, Tierhaare und Hausstaubmilben, Luftverschmutzung, Rauch, körperliche Anstrengung, Kälte oder Stress.
Kann man Asthma bronchiale heilen? Nach aktuellem Forschungsstand ist Asthma nicht heilbar. Mit einer angemessenen Behandlung können die meisten Betroffenen jedoch ein normales und aktives Leben führen.
Was sollte man nicht tun, wenn man Asthma hat? Den Kontakt mit bekannten Auslösern möglichst vermeiden, wie Rauchen oder Passivrauchen, extreme körperliche Anstrengung nur mit ärztlicher Absprache.
Artikelinhalte im Überblick:
Was ist Asthma bronchiale?
Asthma bronchiale ist eine chronische, entzündliche Erkrankung der Atemwege, die anfallsartig auftritt. Auf an sich harmlose Reize wie kalte Luft reagieren die Bronchien überempfindlich mit einer heftigen Abwehrreaktion. Daraufhin verkrampft sich die Bronchialmuskulatur, die Schleimhäute schwellen an und bilden einen übermäßig viel zähen, glasigen Schleim. Dies verstärkt die Verengung der Luftwege innerhalb der Lunge (Bronchialobstruktion).
Die Atemluft kann nicht mehr ungehindert ein- und ausströmen, die Atemmuskulatur wird überlastet und es kommt zu Atemnot.
In Deutschland erkranken etwa zehn bis fünfzehn Prozent der Kinder und fünf bis sieben Prozent der Erwachsenen an Asthma.
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Symptome: Was sind Anzeichen von Asthma?
Die Anzeichen von Asthma schwanken in ihrer Ausprägung erheblich und treten meist nur in akuten Anfällen auf.
Im Laufe eines Anfalls kommt es zu pfeifenden Atemgeräuschen, Husten und Atemnot. Atem- und Herzfrequenz erhöhen sich. Die Kurzatmigkeit wird dadurch verschlimmert, dass vor allem die Ausatmung erschwert ist und länger als normal dauert. Durch den anhaltenden Reizhusten lässt sich der glasig-zähe Schleim nur sehr spärlich abhusten.
Der akute Asthmaanfall
Ein akuter Asthmaanfall beginnt meistens mit Schmerzen hinter dem Brustbein und Reizhusten. Es folgen eine pfeifende Atmung und Kurzatmigkeit. Aus ihr wird Atemnot, welche unterschiedlich stark sein kann. Besonders das Ausatmen fällt schwer.
Bei starker Luftnot kann zusätzlich ein Engegefühl in der Brust mit Beklemmung auftreten. Ein akuter Asthmaanfall ist für Betroffene meist eine beängstigende Situation.
Verschiedene Asthma-Formen
Einige Asthma-Formen werden speziell nach ihrer auslösenden Ursache benannt:
allergisches Asthma (extrinsisches Asthma): Diese Form wird durch Allergene ausgelöst und führt zur allergischen Reaktion mit einer vermehrten Bildung des Antikörpers Immunglobulin E. Allergisches Asthma beginnt oft in Kindheit oder Jugend.
nicht-allergisches Asthma (intrinsisches Asthma): Es kommt zur asthmatischen Rreaktion mit Immunglobulin G. Fast immer sind die Nasennebenhöhlen chronisch entzündet. Typische Auslöser sind äußere Faktoren wie Kälte und Rauch oder Stress.
gemischtförmiges Asthma: Häufig liegen Mischformen zwischen der allergischen und der nicht-allergischen Form vor.
berufsbedingtes Asthma: In manchen Berufen kommt es zum täglichen Kontakt mit potenziellen Allergenen. Beispiele hierfür sind Mehlstauballergie in der Bäckerei, Kontaktallergie in Friseursalons, Holzstauballergie in der Schreinerei oder Reaktionen auf Farb- und Lösungsmittel in der Druckerei. Beschwerden treten oft erst nach jahrelangem Kontakt mit dem Auslöser auf.
Infekt-Asthma: Asthma kann durch Infekte der Atemwege ausgelöst werden. Durch Virusinfektionen kommt es zu Entzündungen, was die typischen Asthma-Beschwerden auslösen oder sogar zu einem Asthmaanfall führen kann.
Arzneimittel induziertes Asthma: Manche Menschen reagieren überempfindlich auf bestimmte Medikamente wie zum Beispiel Schmerzmittel mit Acetylsalicylsäure, nicht-steroidale Entzündungshemmer, Antirheumatika und Betablocker. In besonders schweren Fällen kann die Einnahme einen Asthmaanfall auslösen.
Belastungsasthma (Anstrengungsasthma): Diese Form tritt vor allem zu Beginn und nach körperlicher Anstrengung auf. Durch die körperliche Belastung wird die Atmung gesteigert, was wiederum die Bronchialschleimhäute auskühlen und austrocknen kann.
Risikofaktoren von Asthma
Wie Asthma bronchiale entsteht, ist noch nicht sicher geklärt. Besonders für das allergische Asthma gibt es aber bestimmte Umstände und Voraussetzungen, die als Risikofaktoren gelten. Einige Faktoren beeinflussen alle Asthmaformen:
familiäre Belastung
Untergewicht bei der Geburt
Allergien, Neurodermitis, Milchschorf oder Ekzeme in der Kindheit
rauchende Eltern
übertriebene Hygiene
häufige virale Atemwegsinfekte
frühes Abstillen
Diagnose bei Verdacht auf Asthma bronchiale
Bei der Anamnese gewonnene Informationen lassen Rückschlüsse auf Art und Schweregrad der Atembeschwerden zu. Der*die Arzt*Ärztin achtet besonders auf die Form des Brustkorbes, die Atemfrequenz und Zeichen für einen Sauerstoffmangel im Blut.
Mit dem Stethoskop kann die Lunge nach veränderten Atemgeräuschen abgehört werden. Mit dem Abklopfen des Brustkorbes können Verdichtungen des Lungengewebes und Überblähungen erkannt werden.
Lungenfunktionsprüfung und Provokationstest
Durch unterschiedliche Lungenfunktionstests lässt sich feststellen, ob der Atemfluss durch die verengten Bronchien gestört ist und welche Art der Atemeinschränkung vorliegt. Bei Asthma ist vor allem das Ausatmen behindert. Deshalb ist die Luftmenge, die Patient*innen mit aller Kraft und möglichst schnell ausatmen können (Ausatemkapazität), besonders aussagekräftig. Außerdem ist die Menge der Luft, die in der Lunge nach dem Ausatmen zurückbleibt (Residualvolumen), von besonderem Interesse.
Durch das Einatmen von Metacholin oder Histamin wird künstlich eine Verengung der Bronchien provoziert. Bei empfindlichen Personen kann so auch ein leichter Asthmaanfall ausgelöst werden.
Belastungstest und Allergietest
Durch die Messung der Atmung unter körperlicher Anstrengung lassen sich Rückschlüsse darüber ziehen, ob ein Belastungsasthma vorliegt.
Um den Verdacht auf allergisches Asthma zu bestätigen, wird im Blut die Menge an Antikörpern vom Typ Immunglobulin E (IgE) bestimmt. Um die allergieauslösende Substanz zu finden, werden Hauttests oder Blutuntersuchungen (Antikörper-Suchtests, RAST) durchgeführt.
Therapie: Wie erfolgt die Behandlung von Asthma?
Asthma bronchiale ist in den meisten Fällen mit einem Asthmaspray gut behandelbar und ermöglicht den Betroffenen ein beschwerdefreies oder beschwerdearmes Leben.
Bei der Asthmatherapie werden verschiedene Formen unterschieden:
Bedarfsmedikamente: Sie behandeln Beschwerden im akuten Asthmaanfall und werden nur bei Bedarf angewendet.
Dauermedikamente (Controller): Hier erfolgt eine regelmäßige Einnahme nach einem festen Schema. Mit der Dauertherapie soll die chronische Entzündung der Atemwege kontrolliert und langfristig Anfällen vorgebeugt werden. Zu den Dauermedikamenten zählen inhalative Kortikosteroide (Kortison), lang wirksame Beta-2-Sympathomimetika, Leukotrien-Rezeptor-Antagonisten und monoklonale Antikörper.
Viele Medikamente werden inhaliert, wodurch der Wirkstoff direkt in die Atemwege gelangt. So ist er bereits in niedriger Dosierung wirksam. Es gibt verschiedene Inhalationssysteme, die zum Inhalieren der Asthma-Medikamente geeignet sind.
Begleitende Maßnahmen im Alltag
Neben der medikamentösen Behandlung können Patient*innen selbst dazu beitragen, ihren Alltag möglichst ohne Beschwerden zu gestalten:
Auslöser (Schadstoffe, Allergene) konsequent vermeiden
auf Rauchen verzichten
regelmäßige Kontrollen bei behandelnden Ärzt*innen
regelmäßige Bewegung und Sport
Atemtherapie oder Atemtechniken erlernen
Entspannung, zum Beispiel Meditation, Pilates oder Yoga
Austausch von Erfahrungen in Selbsthilfegruppen
Patientenschulungen
Welche Prognose haben Menschen mit Asthma?
Obwohl Asthma bronchiale nicht heilbar ist, kann es so weit unter Kontrolle gebracht werden, dass bei den meisten Menschen volle körperliche Leistungsfähigkeit besteht. Eine frühzeitige Diagnose ist wichtig, um keine bleibenden Schäden durch die anhaltenden Entzündungen zu riskieren.
Besonders die Prognose von kindlichem Asthma ist sehr gut: In 30 bis 50 Prozent der Fälle verschwindet das Asthma während der Pubertät, kann aber im Erwachsenenalter wiederauftauchen. Je schwerer das Asthma in der Kindheit, desto wahrscheinlicher ist, dass die Betroffenen auch als Erwachsene darunter leiden.
Die Lebenserwartung von gut behandelten Asthmatiker*innen entspricht derjenigen von gesunden Menschen. Unbehandeltes Asthma kann dagegen mit zunehmender Krankheitsdauer die Atemwege der Betroffenen so stark schädigen, dass dauerhafte Beschwerden beim Atmen auftreten.