Zyanose: Wenn sich Lippen oder Finger blau verfärben
Nach höchsten wissenschaftlichen Standards verfasst und von Expert*innen geprüftBläulich verfärbte Lippen oder Fingerspitzen deuten auf eine Zyanose hin. Durch einen Sauerstoffmangel im Blut kommt es zur Blaufärbung von Haut und Schleimhäuten. Was verursacht die Zyanose und wann ist ärztliche Hilfe notwendig?
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Kurzübersicht
Symptome: Blaufärbung der Haut und Schleimhäute, Probleme bei der Atmung, Leistungsabfall und Müdigkeit
Behandlung: Im Akutfall reinen Sauerstoff geben, zugrunde liegende Erkrankungen medikamentös oder chirurgisch behandeln
Ursachen: Einwirken von Kälte, häufig Lungenerkrankungen wie Pneumonie oder Herzkrankheiten wie Herzschwäche
Artikelinhalte im Überblick:
Was ist eine Zyanose?
Eine bläuliche Verfärbung der Haut, die durch einen Sauerstoffmangel im Blut verursacht wird, heißt in der Medizin Zyanose. Ein inzwischen eher veralteter Begriff ist Blausucht. In der Lunge findet der Gasaustausch statt: Das aus dem Gewebe stammende Kohlendioxid wird aus dem Blut von den Lungenbläschen aufgenommen und im Gegenzug wird Sauerstoff ins Blut abgegeben. Dort bindet es an den Blutfarbstoff Hämoglobin, der den Sauerstoff ins periphere Gewebe transportiert.
Sauerstoffarmes Blut ist bläulich statt rot gefärbt und scheint deshalb dunkel durch die Haut. Betroffen sind häufig Nase, Kinn, Fingernägel und Zehen – da sie medizinisch Akren genannt werden, bezeichnet man ihre Blaufärbung als Akrozyanose.
Je nach Ursache unterscheidet man zwei Formen der Zyanose:
Periphere Zyanose: Ursache ist hier eine verstärkte Sauerstoffausschöpfung des Blutes, meistens hervorgerufen durch eine Herzinsuffizienz. Die arterielle Sauerstoffsättigung ist normal. Üblicherweise treten blaue Lippen, Finger und Zehen auf.
Zentrale Zyanose: Sie zeichnet sich durch eine verminderte arterielle Sauerstoffsättigung aus. Häufige Ursache ist eine Fehlbildung von Gefäßen oder eine ungenügende Anreicherung des Blutes mit Sauerstoff in den Lungen. Typisch für die zentrale Zyanose ist das zusätzliche Auftreten einer blauen Zunge und tiefrot bis bläulich gefärbte Schleimhaut im Mund.
Ein akuter Sauerstoffmangel verbunden mit Atemnot ist ein Notfall und muss umgehend medizinisch versorgt werden.
Symptome: So erkennt man eine Zyanose
Deutliches Anzeichen für den zu niedrigen Sauerstoffgehalt im Blut sind bläulich gefärbte Lippen, Fingernägel, Ohrläppchen und Mundschleimhaut. Weitere Symptome, die häufig mit einer Zyanose einhergehen, sind Atemnot, Kopfschmerzen, Müdigkeit und Leistungsabfall. Je nach Form und zugrunde liegender Ursache kann die Haut kühl oder warm sein, bei einer Thrombose und anderen Abflussstörungen in der Vene tritt meist eine Schwellung auf.
Eine chronische zentrale Zyanose führt häufig zu Veränderungen von Fingern, Zehen und Nägeln. Es bilden sich Trommelschlegelfinger (erweiterte und verdickte Endglieder) und Uhrglasnägel (Nägel sind nach außen gebogen).
Ursachen für sichtbare Minderdurchblutung
Die Auslöser eines verminderten Sauerstoffgehalts im Blut und daraus resultierender Blaufärbung der Haut sind unterschiedlich. Oftmals handelt es sich bei der Zyanose nur um eine Reaktion des Körpers auf Kälte – die Blutgefäße ziehen sich zusammen und der Blutfluss ist verlangsamt. So wird der Wärmeverlust verringert.
Da jedoch auch schwere Herzkrankheiten und Lungenerkrankungen hinter dem Sauerstoffmangel stecken können, sollten Patient*innen das Symptom ernst nehmen und bei Verdacht ärztlich abklären lassen. Das gilt insbesondere, wenn weitere Beschwerden wie Atemprobleme auftreten.
Erkrankungen, die eine Zyanose verursachen:
- Bildung von bestimmten Autoantikörpern bei Kälte (Kälteagglutininkrankheit)
- Gefäßentzündung durch Immunkomplexe bei Kälte (Kryoglobulinämie)
- Asthma bronchiale
- sackförmige Ausweitungen der Bronchien (Bronchiektasen) in der Lunge
- Fehlbildungen der Blutgefäße (Shunt) in den Lungenbläschen
- Lungenödem
- Lungenfibrose
- Lungenemphysem
- Lungenentzündung (Pneumonie)
- Lungenhochdruck (pulmonale Hypertonie)
- Pneumothorax
- Herzinsuffizienz
- Herzfehler
- autoimmune Herzmuskelentzündung (Autoimmunmyokarditis)
- Unterzuckerung nach der Geburt (neonatale Hypoglykämie)
- erhöhte Anzahl der roten Blutkörperchen (Polyglobulie)
- lebensbedrohliche Erhöhung der Körpertemperatur (maligne Hyperthermie)
- Muskelerkrankungen (Myopathien)
- Blutveränderung, wie die Bildung von funktionslosem Methämoglobin (Methämoglobinämie)
- Raynaud-Syndrom
- Blutgerinnselbildung (Thrombose)
Auch Vergiftungen, zum Beispiel mit Kohlendioxid, Alkaloiden oder Pflanzenschutzmitteln (Pestizide) können den Sauerstoffgehalt im Blut gefährlich absenken. In seltenen Fällen verursachen Medikamente wie Antiarrhythmika zur Therapie von Herzrhythmusstörungen das nicht ausreichend oxygenierte Blut.
Ärztliche Diagnose bei Verdacht auf Zyanose
Bei Verdacht auf eine Zyanose bestimmt die*der Ärztin*Arzt die Sauerstoffmenge im Blut. Dazu wird ein Sensor an die Fingerspitze angebracht (Pulsoximetrie) oder eine Blutgasanalyse durchgeführt. Eine Zyanose liegt dann vor, wenn der Sauerstoffgehalt unter 4-5 Gramm Hämoglobin pro 100 Milliliter Blut liegt.
Zur Abklärung der zugrundeliegenden Ursache der mangelhaften Sauerstoffsättigung im Blut können ein Röntgen-Thorax, eine Echokardiografie, Herzkatheteruntersuchung oder Lungenfunktionsprüfung vorgenommen werden. Mit dem Hyperoxietest können Ärzt*innen bestimmen, ob die zentrale Zyanose durch das Herz (kardial) oder die Lunge (pulmonal) bedingt wird: Zyanotische Patient*innen atmen für mehrere Minuten reinen Sauerstoff ein. Bei der pulmonalen Form verschwinden die Anzeichen der Zyanose, bei der kardialen Form nicht.
Welche Behandlung kommt infrage?
Weist das Blut eine zu niedrige Konzentration an Sauerstoff auf, erfolgt in Notfällen zunächst umgehend eine Sauerstofftherapie. So wird der Gehalt im Blut wieder angehoben und lebensbedrohliche Begleitsymptome wie Atemnot oder drohende Erstickung werden behoben.
Verursacht eine Grunderkrankung die Zyanose, wird diese entsprechend behandelt. Beispielsweise kann eine Fehlbildung von Blutgefäßen chirurgisch mit einer Operation behoben werden, Lungenerkrankungen wie eine Lungenentzündung sowie Herzerkrankungen mit Medikamenten.
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