Ursachen von Unterleibsschmerzen und Ziehen im Unterleib
Nach höchsten wissenschaftlichen Standards verfasst und von Expert*innen geprüftUnterleibsschmerzen haben vielfältige Ausprägungen: Sie können krampfartig, dumpf oder stechend sein. Viele Frauen kennen sie als Begleiter ihrer Periode, doch es gibt zahlreiche weitere Ursachen für Schmerzen im Unterbauch. Welche Auslöser möglich sind und was dagegen hilft.
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Kurzübersicht
Was sind Unterleibsschmerzen? Unter dem Begriff werden alle Schmerzen zusammengefasst, die in der Region zwischen Bauchnabel und Schambein lokalisiert sind.
Ursachen: Bei Frauen sind häufig Beschwerden während der Menstruation oder Erkrankungen von Gebärmutter, Eileiter und Eierstock ursächlich. Auslöser beim Mann lassen sich oft auf Hoden und Prostata zurückführen.
Diagnose: Je nach vermuteter Ursache kommen zum Beispiel Ultraschall, Bauchspiegelung oder Blutuntersuchung zum Tragen.
Therapie: Gegen Regelschmerzen und leichte Beschwerden können Schmerzmittel eingesetzt werden. Sonst reichen die Möglichkeiten zur Behandlung von Wärmeanwendungen über die Ernährung bis zur Operation.
Manchmal betreffen die Schmerzen den gesamten Unterbauch, in anderen Fällen sind sie nur auf der rechten oder linken Seite lokalisiert. Es gibt viele harmlose Ursachen. Unterleibsschmerzen können jedoch auch ein Warnzeichen für eine ernste Erkrankung sein.
Artikelinhalte im Überblick:
Was sind Unterleibsschmerzen?
Der Oberbegriff Unterleibsschmerzen umfasst unterschiedlich stark ausgeprägte Symptome. Möglich sind intensive Koliken im Unterbauch (Hypogastrium), die plötzlich einsetzen, Krämpfe, dumpfe oder stechende Schmerzen sowie nur ein leichtes Ziehen. Fachleute unterscheiden je nach Dauer akute von chronischen Unterleibsschmerzen.
All diese Schmerzen haben gemeinsam, dass sie in einem bestimmten Bereich auftreten – Unterleibsschmerzen sind zwischen Schambein und Bauchnabel lokalisiert. Damit umfasst der Unterbauch die Beckenorgane und ihre Umgebung:
- Bauchnabel
- Schambereich
- Geschlechtsorgane wie Gebärmutter und Eierstöcke
- Leisten
- Hüftknochen
Ursachen von Unterbauchschmerzen bei Mann und Frau
Zahlreiche Ursachen für Schmerzen sind nicht geschlechtsspezifisch und können bei Frauen und Männern gleichermaßen auftreten. Die häufigsten Auslöser für Schmerzen bei beiden Geschlechtern sind:
- Abszesse (Eiteransammlung)
- Verdauungsprobleme wie Blähungen, Durchfall oder Verstopfung
- Blinddarmentzündung
- Leistenbruch
- Harnwegsinfekte, Blasenentzündung
- Blasenkrebs
- Harnblasensteine
- Harnleitersteine
- Divertikulitis
- chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa)
- Darmpolypen
- Darmverschluss (Ileus)
- Darmkrebs
- Reizdarmsyndrom
- Bauchaortenaneurysma
- Syphilis (Lues)
- Tripper (Gonorrhö)
- psychische Belastung, Stress oder Depression
- Fibromyalgie
Häufige Ursachen für Unterleibsschmerzen bei Frauen
Neben den geschlechtsunspezifischen Auslösern gibt es eine Reihe von Schmerzen, die nur bei weiblichen Personen auftreten. Häufig sind die Gebärmutter und Eierstöcke betroffen:
- Regelschmerzen und weitere Menstruationsbeschwerden
- Endometriose
- Eierstockzyste
- Beckenentzündung
Weitere Ursachen für Unterleibsschmerzen:
- Entzündung der Eierstöcke oder Eileiter
- Eierstockkrebs
- Eileiterkrebs
- Schwangerschaft oder Eileiterschwangerschaft
- Entzündungen der Gebärmutterschleimhaut
- Gebärmuttersenkung/Gebärmuttervorfall
- Senkung der Scheide
- Myome
Außerdem können während einer Schwangerschaft jederzeit Unterleibsschmerzen auftreten. Diese können zum Beispiel durch hormonelle Veränderungen oder Wachstum des Babys ausgelöst werden – sie müssen also nicht immer eine ernste Ursache haben. Dennoch sollten betroffene Schwangere im Zweifelsfall um ärztlichen Rat fragen.
Auslöser für Unterleibsschmerzen bei Männern
- Hodenentzündung
- Nebenhodenentzündung
- Hodentorsion
- Hodenkrebs
- Prostataentzündung (Prostatitis)
- Vergrößerung der Prostata (Prostatahyperplasie)
- Prostatakrebs
Wann zum Arzt bei Unterleibsbeschwerden?
Treten Unterleibsschmerzen wiederholt auf oder sind die Schmerzen sehr stark bis krampfartig und lassen nicht nach kurzer Zeit von selbst wieder nach, sollten Betroffene besser eine*n Ärztin*Arzt aufsuchen. Das gilt auch, wenn zusätzlich folgende Symptome auftreten:
- veränderter Stuhlgang, Durchfall
- Übelkeit und Erbrechen
- Blutungen außerhalb der Periode
- verstärkter oder veränderter Ausfluss
- Schwächegefühl
- Schwindel und Ohnmacht
- Fieber
- Schmerzen beim Wasserlassen
- schmerzhafter Samenerguss
Diese Begleitsymptome können auf eine ernsthafte Erkrankung hinweisen, die umgehend behandelt werden muss. Dazu gehören zum Beispiel eine akute Blinddarmentzündung oder ein Darmverschluss – sie können unbehandelt lebensbedrohlich sein.
Diagnose der Ursache von Unterleibsschmerzen
Zuerst wird die*der Ärztin*Arzt in einem ausführlichen Anamnesegespräch fragen, wann die Schmerzen aufgetreten sind und wie ausgeprägt diese sind. Wichtig für die Diagnostik ist, ob sich der Unterbauchschmerz zum Beispiel ziehend, bohrend, stechend oder dumpf anfühlt. Wichtig für die Ursachenforschung ist außerdem, wo die Schmerzen lokalisiert sind. Rechtsseitige Unterleibsschmerzen sind zum Beispiel charakteristisch für eine Blinddarmentzündung.
Anschließend folgt die körperliche Untersuchung. Beim Abtasten lässt sich prüfen, ob es Abwehrspannungen im Bauch oder Verhärtungen gibt. Sind bestimmte Regionen besonders schmerzempfindlich, zeigt sich das ebenfalls. Zusätzlich hört der*die Arzt*Ärztin den Unterbauch auf Geräusche im Darm ab. Möglicherweise sollen sich Patient*innen hinlegen und die Beine anwinkeln oder in die Seitenlage begeben. So lässt sich prüfen, ob sich die Intensität der Schmerzen verändert.
Weitere Untersuchungen zur Diagnose:
- Ultraschalluntersuchung
- Bluttest
- Urintest
- Schwangerschaftstest
- gynäkologische Untersuchung und Abstrich
- Stuhluntersuchung
- Darmspiegelung (Koloskopie)
- Bauchspiegelung (Laparoskopie)
- Blasenspiegelung (Zystoskopie)
Je nach Verdacht auf den zugrunde liegenden Auslöser kann die weiterführende Diagnostik beispielsweise in einer Praxis für Urologie, Gynäkologie oder Gastroenterologie erfolgen.
Behandlung von Unterleibsschmerzen
Je nach Ursache der Unterbauchschmerzen kommt eine entsprechende Behandlung infrage. Die Therapie des Unterleibsschmerzes richtet sich nach seiner Ursache:
frei verkäufliche Schmerzmittel wie Ibuprofen, Diclofenac oder Paracetamol
Wärmflasche und Körnerkissen bei Darmkrämpfen oder Beschwerden während der Periode, in schweren Fällen krampflösende Medikamente
hormonelle Verhütungsmittel bei zyklusbedingten Schmerzen
ballaststoffreiche Ernährung, erhöhte Flüssigkeitszufuhr und Bewegung bei Verstopfung
Antibiotika oder entzündungshemmende Medikamente gegen Entzündungen
psychologische Therapie bei seelischen Ursachen
Entspannungstechniken bei Stress
Operation bei Blinddarmentzündung, Darmverschluss und anderen akuten Krankheiten
Bauchspiegelung (Laparoskopie) bei Endometriose
endoskopische Zertrümmerung von Harnsteinen
Bestrahlung und Chemotherapie bei Krebs
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