Struma: Schilddrüsenvergrößerung lässt sich vorbeugen
Der Begriff Struma bezeichnet eine Schilddrüsenvergrößerung. Ein solcher Befund wird in der deutschen Bevölkerung oft gestellt. Neben einem Jodmangel gibt es weitere Ursachen. Welche das sind und wie eine Struma behandelt wird, lesen Sie hier.
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Kurzübersicht: Häufige Fragen und Antworten
Was ist eine Struma? Eine Struma (Kropf) ist eine Vergrößerung der Schilddrüse, die unter dem Kehlkopf vorne am Hals liegt. Sie kann unterschiedliche Ursachen haben und sowohl sichtbar als auch nicht sichtbar sein.
Welche Symptome bei Struma? Möglich sind Schluckbeschwerden, eine sichtbare Schwellung am Hals und in manchen Fällen eine Veränderung der Stimme.
Ist eine Struma gefährlich? Wird die Schilddrüse sehr groß, kann sie die Atmung oder den Schluckvorgang beeinträchtigen. Meistens sind die Risiken aber gering und gut behandelbar.
Was kann man gegen Struma tun? Die Behandlung kann von einer Jodergänzung bis hin zu Medikamenten, die die Schilddrüsenfunktion regulieren, oder in einigen Fällen einer Operation reichen.
Artikelinhalte im Überblick:
Was ist eine Struma?
Unter dem Begriff Struma wird das Symptom einer vergrößerten Schilddrüse verstanden, umgangssprachlich auch als Kropf bezeichnet. Bei einer Struma ist das Volumen der Schilddrüse deutlich größer als es für das Alter und das Geschlecht üblich ist: bei erwachsenen Frauen über 18 Milliliter, bei Männern über 25 Milliliter.
Frauen sind vier bis fünf Mal häufiger davon betroffen als Männer. Mit zunehmendem Lebensalter wächst das Risiko einer Schilddrüsenvergrößerung.
Struma nodosa und multinodosa: Verschiedene Formen der Schilddrüsenvergrößerung
Es gibt verschiedene Ausprägungen einer Struma. Sie werden folgendermaßen unterschieden:
Struma diffusa: die gesamte Schilddrüse ist vergrößert, es liegen keine knotigen Veränderungen vor
Struma nodosa: bezeichnet eine Knotenbildung in der Schilddrüse und wird deshalb auch Knotenstruma oder Knotenkropf genannt
Struma uninodosa: die Schilddrüse hat einen Knoten gebildet
Struma multinodosa: die Schilddrüse hat mehrere Knoten gebildet
Eine Schilddrüsenvergrößerung kann mit einer gestörten Hormonproduktion einhergehen.
Euthyreose: normal verlaufende Hormonproduktion, bei einer Struma diffusa häufig der Fall
Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion): es werden zu viele Hormone produziert
Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion): es werden zu wenig Hormone produziert
In rund 90 Prozent der Fälle handelt es sich bei einer Struma um eine sogenannte euthyreote Struma, die durch einen ernährungsbedingten Jodmangel verursacht wird. Sie ist definiert als eine Schilddrüsenvergrößerung, die mit oder ohne Knoten auftritt, nicht entzündlich und nicht maligne (bösartig) ist und bei der keine hormonelle Funktionsstörung vorliegt.
Kalte und heiße Schilddrüsenknoten – das sagen sie aus
Fachleute sprechen bei einer Struma mit Knotenbildung von heißen und kalten Knoten. Dies bedeutet Folgendes:
heiße Knoten: Solche Knoten bilden selbständig Hormone – unabhängig von der Regulierung durch die Hirnanhangsdrüse. Heiße Knoten sind gutartig, durch die vermehrte Hormonproduktion können sie allerdings eine Hyperthyreose auslösen.
kalte Knoten: Diese Knoten bilden nur wenige oder gar keine Hormone und beeinträchtigen die Funktionsweise der Schilddrüse deshalb nicht. Kalte Knoten können Zysten oder Entzündungen sein, nur in seltenen Fällen weisen sie auf eine Tumorerkrankung hin.
Ursachen einer Struma
Die euthyreote Struma ist Folgekrankheit eines chronisch bestehenden Jodmangels. Inzwischen gilt Deutschland wieder als Jodmangelgebiet, da viele Menschen zu wenig Jod durch die Ernährung zu sich nehmen. Bei einem Jodmangel versucht die Schilddrüse das fehlende Spurenelement durch die Vergrößerung der Schilddrüsenzellen auszugleichen – ausgelöst vom Hormon TSH. Es entstehen neues Bindegewebe und neue Blutgefäße mit dem Ziel, das vorhandene Jod möglichst effektiv zu nutzen.
Neben dem Jodmangel kann eine Schilddrüsenvergrößerung auf andere Ursachen hinweisen, wie beispielsweise:
- Einnahme von Medikamenten mit den Wirkstoffen Lithium oder Thyreostatika in zu hoher Dosierung
- Morbus Basedow (immunbedingte Hyperthyreose)
- Entzündungen der Schilddrüse (Thyreoiditis), zum Beispiel Hashimoto-Thyreoiditis
- Bildung von Zysten
- Überschuss an Wachstumshormonen (Akromegalie)
- Enzymdefekte
- Schilddrüsenkrebs
Als Risikofaktoren für die Entstehung einer Struma gelten Nikotinkonsum, Selen- und Zinkmangel.
Anzeichen einer Struma: Welche Symptome treten auf?
Eine Struma verläuft anfangs meist ohne Beschwerden. Sie treten erst auf, wenn die Schilddrüse größer wird. Dann kann sie Druck auf die Speiseröhre, Luftröhre oder Stimmbandnerven ausüben.
- Globusgefühl ("Frosch im Hals" oder "Kloß im Hals")
- Schluckbeschwerden
- Druck- und Engegefühl im Hals (zum Beispiel beim Tragen von Halsketten oder enger Kleidung wie Rollkragenpullover)
- Heiserkeit
- Atembeschwerden
- Atemgeräusche beim Einatmen (Inspiratorischer Stridor)
- Luftnot bei bestimmten Kopfbewegungen
Diagnose bei Verdacht auf Schilddrüsenvergrößerung
Da eine Struma Anzeichen für verschiedene Erkrankungen sein kann, ist eine genaue Diagnose bei einer Schilddrüsenvergrößerung besonders wichtig. Bei ersten Beschwerden ist die hausärztliche oder eine endokrinologische Praxis die richtige Anlaufstelle.
Zur Diagnose dient der*dem Ärztin*Arzt ein Gespräch (Anamnese) über die Krankheitsgeschichte, familiäre Veranlagung und den Ernährungsstatus. Anschließend wird das Organ durch Abtasten untersucht.
Einteilung der Schweregrade
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) teilt die Struma je nach Ausprägung in folgende Schweregrade ein:
Grad 0: keine Struma
Grad I: Struma kann ertastet werden
Grad Ia: Struma kann ertastet werden, sie ist bei normaler Kopfhaltung aber nicht sichtbar
Grad Ib: Struma kann ertastet werden und ist bei einer Rückwärtsneigung des Kopfes sichtbar
Grad II: Schilddrüsenvergrößerung ist bei normaler Kopfhaltung sichtbar
Grad III: Struma ist bereits aus der Entfernung sichtbar
Eine Ultraschalluntersuchung (Sonografie der Schilddrüse) liefert ein genaues Bild von Größe und Lage der Schilddrüse und den möglichen entstandenen Knoten. Diese können auch mit einer nuklearmedizinischen Untersuchung (Szintigrafie) untersucht werden. Außerdem kann im Blut die Menge der Schilddrüsenhormone bestimmt werden.
Besteht der Verdacht auf bösartige Tumoren, wird Patient*innen eine Gewebeprobe zur weiteren Abklärung entnommen.
Therapie der Struma: Wie läuft die Behandlung ab?
Um die vergrößerte Schilddrüse zu verkleinern, gibt es verschiedene Behandlungsansätze. Sie richten sich nach der vorliegenden Ursache.
Jodsupplementierung: Bei Jodmangel kann die Einnahme von Jod helfen, die Schilddrüse zu verkleinern.
medikamentöse Therapie: Schilddrüsenhormone (Levothyroxin) können verschrieben werden, um eine Unterfunktion zu behandeln oder die Schilddrüsenaktivität zu normalisieren. Bei einer Überfunktion können Medikamente wie Thiamazol zum Einsatz kommen, um die Hormonproduktion zu drosseln. Zur Therapie der Struma nodosa (Knotenkropf) werden in der Regel Jodid und das Schilddrüsenhormon Levothyroxin (L-Thyroxin) kombiniert.
Radiojodtherapie: Es handelt sich um eine Behandlung mit radioaktivem Jod, die besonders bei einer Schilddrüsenüberfunktion oder bestimmten Arten von Schilddrüsenknoten angewendet wird. Sie zielt darauf ab, überaktives Schilddrüsengewebe zu zerstören.
Operation (Thyreoidektomie): Ein chirurgischer Eingriff, bei dem ein Teil oder die gesamte Schilddrüse entfernt wird. Dies wird häufig bei großen Strumen, die Beschwerden verursachen, oder bei Verdacht auf Schilddrüsenkrebs durchgeführt.
Beobachtung: In Fällen, in denen die Struma klein ist und keine Beschwerden verursacht, kann eine abwartende Haltung mit regelmäßigen Kontrolluntersuchungen ausreichend sein.
Auch minimal-invasive, nicht operative Verfahren sind zur Behandlung einer Schilddrüsenvergrößerung möglich. Diese Methoden können in der Regel ambulant unter lokaler Betäubung durchgeführt werden:
Radiofrequenzablation (RFA): Verfahren, bei dem durch Radiowellen erzeugte Hitze gezielt zur Verkleinerung von Schilddrüsenknoten eingesetzt wird. Ein dünner, nadelförmiger RFA-Applikator wird unter Ultraschallführung direkt in den Knoten eingeführt.
Ethanolablation (PEI): Bei diesem Verfahren wird Ethanol (Alkohol) direkt in die Schilddrüsenknoten injiziert, um diese zu verkleinern. Es wird häufig bei zystischen Knoten angewendet, die überwiegend aus Flüssigkeit bestehen.
Laserablation: Ähnlich wie bei der Radiofrequenzablation wird hier Laserenergie verwendet, um Schilddrüsengewebe gezielt zu erhitzen und zu zerstören. Der Eingriff erfolgt unter lokaler Betäubung mit Ultraschallkontrolle.
Lässt sich einer Struma vorbeugen?
Durch eine ausreichende Zufuhr von Jod mit der Nahrung lässt sich eine Schilddrüsenvergrößerung vorbeugen. Um den Bedarf zu decken, sollten ein- bis zweimal pro Woche Seefisch verzehrt und Speisen mit Jodsalz zubereitet werden.
Beim Einkauf von Brot, Backwaren, Käse oder Fleischwaren sollte die Wahl ebenfalls auf Produkte fallen, die mit Jodsalz hergestellt wurden. Da seit einigen Jahren jodierte Mineralstoffmischungen in der Tierfütterung eingesetzt werden, trägt auch Milch zur Jodversorgung bei.
Die Einnahme von Jod-Tabletten sollte immer ärztlich abgesprochen werden, da sie zum Beispiel bei einer bestehenden Schilddrüsenüberfunktion ungeeignet sein können.
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