Stimmungsschwankungen: Was hilft?
Ob vor der Periode, in der Schwangerschaft oder den Wechseljahren: Stimmungsschwankungen sind etwas ganz Natürliches und lassen sich meist klar von Depressionen abgrenzen. Treten sie häufig auf, können sie für einen hohen Leidensdruck sorgen. Was hilft bei Stimmungsschwankungen und wann sollte ärztlicher Rat eingeholt werden?
Kurzübersicht: Stimmungsschwankungen
Was sind Stimmungsschwankungen: Ein schneller Wechsel zwischen euphorischen und depressiven Gefühlen. Frauen sind häufiger als Männer betroffen.
Ursachen: Hormonelle Umstellungen (etwa Periode oder Schwangerschaft), körperliche oder psychische Erkrankungen, bestimmte Medikamente oder ein Mangel an Vitaminen oder Hormonen (Serotonin).
Was hilft: Leichte Stimmungsschwankungen verschwinden oft von allein. Helfen können hier etwa pflanzliche Präparate, Entspannungsübungen und Ausdauersport. Dauern die Stimmungsschwankungen länger an oder sind sehr ausgeprägt, sollte ein*e Arzt*Ärztin aufgesucht werden.
Im Überblick:
Was sind Stimmungsschwankungen?
Stimmungsschwankungen treten oft vor der Periode, während der Schwangerschaft und in den Wechseljahren auf. Sie zeichnen sich durch einen schnellen Wechsel zwischen euphorischen und depressiven Gefühlszuständen aus. Frauen sind insgesamt häufiger von Stimmungsschwankungen betroffen als Männer.
Bis zu einem gewissen Grad gehören Stimmungsschwankungen zum Leben dazu und sind völlig normal. Bestimmte Ereignisse, aber auch hormonelle Umstellungen im Körper sorgen dafür, dass es zu einem Hoch und Tief der Gefühle kommt. Auch die Jahreszeit kann Einfluss auf die Stimmung haben. Nicht umsonst spricht man von der Winterdepression.
Anhaltende Stimmungsschwankungen können ein Hinweis auf eine psychische oder körperliche Erkrankung sein und sollten ärztlich abgeklärt werden. Das gilt besonders, wenn der Alltag durch die emotionalen Schwankungen mehr und mehr zur Belastung wird.
Behandlung: Was tun gegen Stimmungsschwankungen?
Bei gesunden Menschen müssen gelegentliche Stimmungsschwankungen nicht zwangsläufig behandelt werden. Leiden Betroffene dennoch unter der eigenen Launenhaftigkeit, kann möglicherweise die Einnahme pflanzlicher Präparate eine gute Wirkung erzielen. Zu den natürlichen Stimmungsaufhellern zählen unter anderem Präparate mit
- Baldrian
- Johanniskraut
- Melisse
- Passionsblume
- Lavendel
- Ginseng
Vor der Einnahme sollte ärztlicher Rat eingeholt werden, um Wechselwirkungen auszuschließen.
Bei erhöhter Reizbarkeit durch Stress sind auch Entspannungsübungen hilfreich, wie
- Meditation,
- Autogenes Training,
- Progressive Muskelentspannung
- oder Yoga.
Zahlreiche Studien belegen, dass Sport die Stimmung heben kann. Gut geeignet sind Ausdauersportarten, die an der frischen Luft ausgeübt werden. Dazu zählen zum Beispiel:
- Laufen
- Nordic Walking
- Radfahren
- Schwimmen
Durch die genannten Maßnahmen lassen sich – in Kombination mit einer ausgewogenen Ernährung – Stimmungsschwankungen gegebenenfalls auch vorbeugen.
Stimmungsschwankungen: Erkrankungen behandeln lassen
Steckt hinter den Schwankungen der Gefühle eine Erkrankung, muss diese ärztlich behandelt werden. Bei psychischen Krankheiten wie einer Depression oder Burnout kann eine Psychotherapie infrage kommen, die je nach Schwere der Erkrankung durch Antidepressiva unterstützt wird.
Die bipolare affektive Störung muss in der Regel ein Leben lang behandelt werden, um die Stimmungslage stabil zu halten. Dafür sind neben psychotherapeutischen Verfahren meist Medikamente notwendig.
Bei Stimmungsschwankungen in den Wechseljahren können Hormongaben helfen. Das ist jedoch nicht immer der Fall. Hier gilt es, genaue Ursachenforschung zu betreiben. Denn nicht immer sind die wechselhaften Launen auf die Hormonumstellung zurückzuführen, sondern mitunter auch auf sich ändernde Lebensumstände oder andere Faktoren.
Stimmungsschwankungen: Hormonelle Ursachen
Stimmungsschwankungen können körperliche oder psychische Gründe haben. Häufig stecken Phasen hormoneller Umbrüche dahinter – auch beim Mann. Von Depressionen lassen sich die normalen Stimmungsschwankungen meist ganz klar abgrenzen.
Hormonelle Gründe für Stimmungsschwankungen
In bestimmten Lebensabschnitten kommt es zu Veränderungen im Hormonhaushalt, die mit starken Stimmungsschwankungen einhergehen können. Folgende Lebensphasen kommen dabei unter anderem infrage:
Pubertät: In der Pubertät erleben Jugendliche eine der heftigsten Entwicklungskrisen ihres Lebens. Viele leiden dann unter Stimmungsschwankungen und sogar Aggressionen. In der Regel ist das kein Grund zur Sorge: Es handelt sich dabei um eine normale Phase.
Periode: Einige Frauen leiden in der Zeit vor der Periode unter diversen Beschwerden, vor allem, wenn sie das prämenstruelle Syndrom (PMS) betrifft. PMS beginnt bis zu 14 Tage vor der Periode. Neben Stimmungsschwankungen sind auch körperliche Beeinträchtigungen typisch.
Schwangerschaft: In der Schwangerschaft verändert sich der Hormonhaushalt, was nicht nur die Entwicklung des Embryos vorantreibt, sondern auch Einfluss auf Körper und Gemüt der Schwangeren hat.
Wochenbett: Noch verbreiteter ist ein Stimmungstief nach der Geburt des Kindes. Im Wochenbett, das bis zu acht Wochen nach der Entbindung anhält, kommt es bei der Hälfte der Frauen zum sogenannten Baby Blues. Der rasante Abfall der Schwangerschaftshormone Östrogen und Progesteron kann bei der frischgebackenen Mutter eine depressive Verstimmung verursachen, die jedoch meist schnell vorübergeht. In zehn bis 15 Prozent der Fälle tritt allerdings eine länger anhaltende psychische Störung ein, die Wochenbettdepression.
Wechseljahre: Ein Drittel der Frauen ist in den Wechseljahren von Stimmungsschwankungen bis hin zu depressiven Verstimmungen (leichte Depressionen) betroffen.
Stimmungsschwankungen beim Mann
Zwar sind vor allem Frauen von Phasen der hormonellen Umstellung betroffen. Dennoch können auch Männer an Stimmungsschwankungen leiden. So kommt es auch bei Männern zu Wechseljahren (Klimakterium virile), die sich aufgrund eines Mangels des Hormons Testosteron durch Stimmungsschwankungen äußern können.
Stimmungsschwankungen durch psychische Krankheiten
Bei starken Stimmungsschwankungen – ob beim Mann oder bei der Frau – sollten bestimmte Krankheiten ärztlich ausgeschlossen werden. Das gilt auch für ein gehäuftes Auftreten der Gefühlsschwankungen.
Stimmungsschwankungen oder Depressionen?
Vielen Betroffenen kommen bei häufig getrübter Laune sofort depressive Störungen als Ursache in den Sinn. Doch normale Stimmungsschwankungen lassen sich laut Robert Koch-Institut trennscharf und zuverlässig von einer Depression abgrenzen. Bei einer Depression sind folgende Symptome typisch:
- Antriebslosigkeit
- verminderte Fähigkeit zur Freude
- Interesselosigkeit (bezüglich Dingen, die einem früher wichtig waren)
- mangelnde Konzentration
- ausgeprägte Müdigkeit
- Schlafstörungen
- verminderter oder gesteigerter Appetit
Die gedrückte Stimmung verändert sich kaum und reagiert nicht auf Lebensumstände. Bei leichten Depressionen sind zwei oder drei dieser Symptome vorhanden, bei schweren depressiven Episoden dagegen mehrere, die zudem von Suizidgedanken begleitet werden können. Bei Verdacht auf eine depressive Störung sollte man unbedingt ärztlichen Rat einholen und eine Therapie in Erwägung ziehen.
Bipolare affektive Störung verursacht Stimmungsschwankungen
Extrem wechselhafte Stimmung kann auf eine bipolare affektive Störung hindeuten. Bei dieser psychischen Erkrankung sind Stimmung und Aktivitätslevel laut dem Diagnoseschlüssel ICD-10 deutlich gestört. Es kommt zu Episoden mit gehobener Stimmung und erhöhtem Antrieb und Aktivität (Hypomanie oder Manie), die sich mit Stimmungstiefs und vermindertem Antrieb und Aktivität (Depression) abwechseln. Dieses ernste Krankheitsbild wird auch als manisch-depressiv bezeichnet.
Weitere Auslöser für Stimmungsschwankungen sind:
Für Stimmungsschwankungen kann es eine Vielzahl weiterer Auslöser und Gründe geben:
Alkohol- oder Drogensucht
Medikamente (etwa Kortison und bestimmte Antibiotika)
bestimmte Formen der Schizophrenie und andere psychische Erkrankungen wie die emotional instabile Persönlichkeitsstörung
hormonelle Verhütungsmethoden wie die Pille, die Drei-Monats-Spritze, das Verhütungspflaster oder das Verhütungsstäbchen
Stimmungsschwankungen: Serotonin und die Rolle der Ernährung
Bezüglich Stimmungsschwankungen spielt auch das Hormon Serotonin eine Rolle. Das sogenannte Glückshormon erfüllt viele wichtige Funktionen im menschlichen Gehirn. Es steigert etwa die Stimmung und dient der Stressregulation. Ein Mangel an Serotonin kann unter anderem zu
- gedrückter Stimmung,
- innerer Unruhe
- und Depressionen führen.
Nicht zuletzt beeinflusst auch die Ernährung die Stimmung. Fehlen dem Körper bestimmte Vitamine (etwa Vitamin B12) kommt es neben körperlichen Symptomen auch oft zu depressiven Stimmungsschwankungen.
In Studien zeigte sich, dass Menschen mit Depressionen von einer antientzündlichen Ernährung profitieren. Wer zu Stimmungsschwankungen neigt, sollte umso mehr auf einen ausgewogenen Speiseplan setzen, mit reichlich
- Vollkornprodukten,
- Gemüse,
- Obst und pflanzlichem Eiweiß.
Omega-3-Fettsäuren unterstützen den Organismus zusätzlich (reichlich vorhanden in fettem Seefisch wie Lachs oder Makrele).
Stimmungsschwankungen: Wie erfolgt die Diagnose?
Dauern die Stimmungsschwankungen über einen längeren Zeitraum an oder kehren häufig wieder, sollte ein*e Arzt*Ärztin aufgesucht werden. Erste Anlaufstelle ist die hausärztliche Praxis. Von hier erfolgt gegebenenfalls eine Überweisung an eine*einen Fachärztin*Facharzt und/oder ein*ne Therapeuten*Therapeutin.
Am Anfang der Diagnose steht die Anamnese, also das Gespräch über die Krankengeschichte. Fragen betreffen unter anderem die Häufigkeit der Stimmungsschwankungen und deren Schwere. Es gilt zu klären, welche körperlichen und psychischen Symptome genau vorliegen und ob es Risikofaktoren und Vorerkrankungen gibt.
Je nach Krankengeschichte können weiterführende Untersuchungen notwendig sein, um die Ursache für die Stimmungsschwankungen einzugrenzen, zum Beispiel eine Blutuntersuchung oder ein Schwangerschaftstest.
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