Spastik: Definition, Ursachen und Therapie
Eine Spastik ist ein Syndrom, bei der eine erhöhte Muskelspannung besteht, die zu Verkrampfungen und steifen Muskeln führt. Eine Vielzahl von neurologischen Erkrankungen können zu einer Spastik führen. Wie sich eine Spastik äußert, was man dagegen tun kann und welche Therapien helfen können.
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Artikelinhalte im Überblick:
Was ist eine Spastik?
Bei der Spastik handelt es sich um ein Symptom einer Krankheit, bei der das zentrale Nervensystem (ZNS), also Gehirn und/oder Rückenmark, betroffen ist, und die zu Muskelverkrampfungen (erhöhtem Muskeltonus) führt. Dabei führt eine Dehnung zu einer Verstärkung der Muskelverkrampfung. Das erste motorische Neuron, auch als Pyramidenbahn bezeichnet, ist ein wichtiger Teil des ZNS, das willkürliche Bewegungen und Feinmotorik steuert und bei einer Störung die Spastik auslöst.
Wie äußert sich eine Spastik?
Sind Muskeln von einer Spastik betroffen, sind die betroffenen Extremitäten, also Arme und/oder Beine, verkrampft. Oft sind sie in einer unnatürlichen Fehlstellung, die zu Veränderungen in Muskeln, Bändern, Sehnen und Gelenken führen können. Die betroffene Muskulatur kann nicht willkürlich entspannt werden. Dabei gibt es drei Arten von Spastik:
- Hemispastik: Spastik auf einer Körperhälfte
- Paraspastik: Spastik von beiden Armen oder beiden Beinen
- Tetraspastik: beide Arme und Beine sind von der Spastik betroffen
Wenn ein Arm oder Bein mit einer Spastik passiv gedehnt wird, verstärkt sich die Spastik zunächst. Wird die Dehnung dann fortgesetzt, kommt es oft zu einem Nachlassen der Spastik. Zusätzlich sind meistens die Muskeleigenreflexe erhöht und es bestehen typische, unwillkürliche Mitbewegungen bei bestimmten Reizen, die getestet werden können (Pyramidenbahnzeichen).
Es gibt typische Erscheinungsbilder einer Spastik, beispielsweise eine gefaustete Hand, ein eingedrehter Daumen, ein gebeugter Ellbogen oder ein Spitzfuß. Für Betroffene geht die Spastik oft auch mit Schmerzen und einer Lähmung der entsprechenden Extremität einher.
Ursachen für eine Spastik
Eine Spastik ist immer die Folge einer Schädigung der Pyramidenbahn im zentralen Nervensystem. Diese Schädigung kann auf unterschiedliche Ursachen zurückgehen, wie beispielsweise:
- Schlaganfall (häufigste Ursache für eine Spastik)
- entzündliche Erkrankungen wie Multiple Sklerose oder Meningitis
- Trauma, wie Schädelhirntrauma oder Querschnitt
- Cerebralparase durch frühkindliche Hirnschädigung
- Hirntumoren
Die Muskulatur wird durch Fehlleitungen der Nervenbahnen in einen Dauererregungszustand versetzt, weshalb die Muskeln dauerhaft verkrampft sind.
Therapie der Spastik
Mit Physiotherapie kann die Spastik behandelt und oft auch gelindert werden. Dabei gibt es verschiedene Techniken, die zur Verfügung stehen. Einerseits gibt es etablierte physiotherapeutische Techniken, wie Dehnung oder das Bobath-Konzept, andererseits stehen gerätegestützte Methoden zur Verfügung. So ist beispielsweise oft der Einsatz von elektrischen Stimulationen hilfreich. Bei Kindern mit Cerebralparese und Spastik in den Beinen hat sich die Therapie mit einer Ganzkörpervibration als wirksam gezeigt.
Neben der Physiotherapie kann auch Ergotherapie und der Einsatz von Hilfsmitteln, wie beispielsweise einem Rollator, sinnvoll sein.
Medikamente bei Spastik
Welches Medikament bei einer Spastik eingesetzt werden kann, hängt von der Ursache und der Lokalisierung der Spastik ab. Außerdem erfolgt immer eine Risiko-Nutzen-Abwägung. Folgende Medikamente (sogenannte Antispastika) können unter anderem eingesetzt werden:
- Baclofen: wird am häufigsten gegen Spastik eingesetzt; es kann eine Baclofenpumpe zur Langzeitversorgung implantiert werden, die den Wirkstoff regelmäßig an Gehirn und Rückenmark abgibt
- Tizanidin
- Dantrolen
- Tolperison
Für die Spastik bei MS ist auch ein Cannabis-Präparat als Mundspray aus gleichen Teilen THC und CBD zugelassen.
Zur lokalen Behandlung von Spastik kann außerdem Botulinumtoxin als Injektionen eingesetzt werden, um die Muskelkrämpfe zu lösen. Botulinumtoxin ist allerdings nicht für alle Formen der Spastik zugelassen.
Chirurgische Methoden
In schweren und seltenen Fällen und nach Ausschöpfung aller anderer Therapien gib es auch neurochirurgische Methoden, um die Spastik zu behandeln. Dabei wird die Hirnwurzel durchtrennt (sogenannte Rhizotomie).
Übungen gegen Spastik in den Beinen
Je nach Schwere der Spastik können Betroffene selber Übungen gegen Spastik in den Beinen durchführen. Die Übungen können vom Physiotherapeuten gezeigt und zu Hause gemacht werden. Das Video zeigt ein Beispiel für eine solche Übung:
Prognose und Verlauf der Spastik
Durch dauerhafte, unbehandelte Spastik kann es zu Muskelkontrakturen, also Verkürzungen der Muskulatur kommen. In der Folge können auch Veränderungen an den Gelenken und Bändern entstehen. Grundsätzlich ist der Verlauf einer Spastik je nach Ursache und Schwere der Schädigung sehr unterschiedlich. In den meisten Fällen ist allerdings keine Heilung der Spastik beziehungsweise der zugrunde liegenden Erkrankung möglich, sondern es kann nur eine Linderung der Spastik erreicht werden.
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