Erkrankung des Ohres

Lagerungsschwindel: Ursachen und Übungen

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Die häufigste Form von Schwindel, unter der vor allem Menschen im höheren Lebensalter zu leiden haben, ist der Lagerungsschwindel. Er wird auch gutartiger (benigner), anfallsweise auftretender (paroxysmaler) Lagerungsschwindel genannt.

Lagerungsschwindel
Der Lagerungsschwindel trifft sehr häufig ältere Menschen. Die Schwindelattacken sind gut behandelbar.
© iStock.com/Deklofenak

Benigner paroxysmaler Lagerungsschwindel ist eine harmlose Erkrankung, die für die Betroffenen jedoch höchst unangenehm und beängstigend sein kann. Die Schwindelattacken sind gut behandelbar. Weitere Bezeichnungen sind peripherer paroxysmaler Lagerungsschwindel (PPLS), benigner peripherer paroxysmaler Lagerungsschwindel (BPPV) und benigne paroxysmale positionale Vertigo (BPPV).

Artikelinhalte im Überblick:

Schwindel: Erste-Hilfe-Tipps

Wie oft kommt es zu Lagerungsschwindel?

Etwa zwei Prozent der Menschen in Deutschland leiden im Laufe ihres Lebens am gutartigen Lagerungsschwindel, der vor allem ab einem Alter von 40 Jahren auftritt. Dabei sind Frauen doppelt so häufig betroffen wie Männer.

Obwohl die Schwindelform harmlos ist, kann sie für Betroffene sehr beängstigend sein. Zudem besteht die Gefahr von Stürzen, die insbesondere bei älteren Menschen schwerwiegende Komplikationen nach sich ziehen können. Meist verschwinden die Schwindelattacken nach kurzer Zeit aber von allein wieder. Etwa die Hälfte aller Betroffenen hat nach spätestens drei Monaten keine Beschwerden mehr.

Ursache für Lagerungsschwindel: Kristalle im Ohr

Die Ursache für die kurzzeitigen Schwindelattacken findet sich im Innenohr. Dort ist das Gleichgewichtsorgan angesiedelt. Es sorgt dafür, dass wir nicht aus dem Gleichgewicht kommen und uns räumlich orientieren können. Eine zentrale Funktion haben hier die Bogengänge. Dieses Gangsystem ist mit Flüssigkeit gefüllt, die sich bei Veränderung der Kopf- oder Körperlage bewegt. Spezielle Sinneszellen reagieren auf diese Bewegung und leiten die empfangenen Reize an den Gleichgewichtsnerv weiter.

Bei einem gutartigen Lagerungsschwindel bilden sich in der Flüssigkeit der Bogengänge kleine kristallartige Steinchen, die Canalolithiasis. Werden sie infolge ruckartiger Bewegungen oder Lageveränderungen (zum Beispiel vom Sitzen zum Liegen) aus ihrer Verankerung gerissen, können sie unkontrolliert durch den Bogengang rieseln und die Sensorzellen im Innenohr reizen. Diese Reize vermitteln dem Gehirn falsche Informationen, die nicht mit den Informationen aus dem Lageempfinden und dem Sehen übereinstimmen.

Mögliche Auslöser für Lagerungsschwindel

Zum Loslösen der kleinen Steinchen kommt es vor allem durch altersbedingte Veränderungen. Darüber hinaus können auch folgende Auslöser eine Rolle spielen:

  • Längere Bettruhe
  • Verletzungen des Kopfes oder Ohrs
  • Operationen am Ohr
  • Arterien-Verstopfung im Innenohr
  • Ohrenentzündungen (zum Beispiel Mittelohrentzündung)
  • Andere Erkrankungen des Innenohrs (etwa Morbus Menière)

Symptome und Dauer des benignen Lagerungsschwindels

Bei einem Lagerungsschwindel haben Betroffene das Gefühl, dass sich alles um sie herum plötzlich dreht, wie in einem Karussell. Die Anfälle treten typischerweise dann auf, wenn die*der Betroffene die Lage des Kopfes im Raum verändert, beispielsweise

  • den Kopf in den Nacken legt,
  • sich hinlegt,
  • sich bückt,
  • sich im Bett umdreht oder
  • aus liegender Haltung aufsteht.
  • zum Symptom-Check

    Fieber, Schmerzen, Atemnot: Suchen Sie gezielt nach Symptomen und deren möglichen Auslösern

Der durch die Veränderung der Lage des Kopfes ausgelöste Schwindel dauert meist nur Sekunden an, spätestens nach einer Minute ist er abgeklungen. Im Unterschied dazu dauert der Drehschwindel (Morbus Menière) länger – bis zu mehrere Stunden – an.

Begleitet wird der kurze Schwindelanfall von schnellem, unkontrolliertem Zittern der Augenlider (Nystagmus). Mitunter treten auch Übelkeit, Erbrechen und Schweißausbrüche auf. Häufig verschwinden die Symptome des Lagerungsschwindels nach einigen Wochen oder Monaten von allein, in vielen Fällen kehren sie jedoch wieder.

Diagnose bei Lagerungsschwindel: Provokationstest

Um Lagerungsschwindel zu diagnostizieren, wird die*der Ärztin*Arzt Betroffene zunächst nach

  • Beschwerden,
  • der Dauer,
  • Häufigkeit und
  • Auslösern

befragen. Anschließend wird in der Regel ein spezieller Provokationstest, die Dix-Hallpike-Lagerungsprobe durchgeführt. Beim Lagerungsschwindel kommt es typischerweise ein bis zwei Sekunden nach dem Provokationstest zum Augenzittern. Damit Augenbewegungen besser sichtbar sind werden Betroffene zudem manchmal angewiesen, eine besondere Brille während des Tests zu tragen.

Therapie von Lagerungsschwindel – meist helfen Übungen

Medikamente kommen beim Lagerungsschwindel nur selten zum Einsatz, beispielsweise wenn der Schwindel zu einer sehr starken Beeinträchtigung führt. Mit ihnen lassen sich die Beschwerden zwar unter Umständen unterdrücken, das Gehirn wird aber daran gehindert, sich auf die Situation einzustellen.

Daher wird der gutartige Lagerungsschwindel in der Regel mit speziellen Lagerungs- und Bewegungsübungen behandelt. Das Bewegen des Kopfes sorgt dafür, dass sich die Ablagerungen im Innenohr festsetzen und keine Sinneszellen mehr reizen. Somit können auch die Beschwerden gelindert werden.

Betroffene sollten wissen, dass bei den Übungen der bekannte Lagerungsschwindel ausgelöst wird. Deshalb sollte das Training zumindest am Anfang nur unter ärztlicher Anleitung durchgeführt werden.

Epley-Manöver zur Behandlung der Schwindelattacken

Beim Epley-Manöver sollten Betroffene folgendermaßen vorgehen:

  1. Aufrecht mit ausgestreckten Beinen auf eine Liege setzen.
  2. Den Kopf zur betroffenen Ohrenseite drehen.
  3. Dann zügig die Rückenlage einnehmen. Der Kopf sollte in dieser Stellung überstreckt sein.
  4. Nach einer etwa 30-sekündigen Wartezeit im Liegen wird der Kopf um 90 Grad auf die andere Seite gedreht.
  5. Anschließend den ganzen Körper nach rechts drehen, der Kopf bewegt sich mit, bis er fast nach unten schaut.
  6. Nach einer weiteren Wartezeit von 20 bis 30 Sekunden (und abklingendem Schwindel) richtet man sich langsam aus der Seitenlage wieder auf.

Diese Bewegungsreihe sollte dreimal hintereinander und dreimal am Tag ausgeführt werden.

Epley-Manöver: Wirksame Behandlung bei Lagerungsschwindel

Semont-Manöver zur Therapie von Lagerungsschwindel

Die zweite mögliche Übung bei gutartigem Lagerungsschwindel ist das Semont-Manöver.

  1. Aufrechtes Sitzen auf einer Liege, die Beine hängen entspannt von der Sitzfläche. Der Kopf wird um 45 Grad zur gesunden Seite gedreht, das Kinn zeigt zur Schulter.
  2. Lagerung auf die gegenüberliegende, betroffene Seite ohne Änderung der Kopfhaltung. Dabei tritt der typische Schwindel auf. In der Position liegen, bis der Schwindel vorbei ist (ca. zwei bis drei Minuten).
  3.  Zügig Lagerung genau auf die andere (gesunde) Seite. Die Kopfhaltung soll beibehalten werden.
  4. Nach weiteren zwei bis drei Minuten Wartezeit langsames Wiederaufrichten in sitzende Position.

Auch diese Übung wird dreimal wiederholt und mehrfach am Tag durchgeführt. Sobald sich bei den Übungen kein Schwindel mehr einstellt, können sie beendet werden.

Meist reichen bereits fünf bis zehn Tage, an denen das Training durchgeführt wird, um den Lagerungsschwindel zu beseitigen. Bei 30 bis 50 Prozent der Betroffenen tritt der Lagerungsschwindel innerhalb von zwei Jahren wieder auf. Diese erneuten Schwindelattacken lassen sich dann mit den gelernten Therapie-Übungen behandeln.

Sémont Manöver: Anleitung bei Lagerungsschwindel
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