Natürlich aber verpönt

Rülpsen: Ursachen für häufiges Aufstoßen

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Rülpsen bezeichnet das geräuschvolle Aufstoßen von Luft oder Gasen durch den Mund, häufig nach üppigem Essen oder kohlensäurehaltigen Getränken. In den meisten Fällen ist Rülpsen harmlos, doch manche Menschen müssen ständig aufstoßen. Wie viel ist eigentlich normal – und was hilft dagegen?

Frau sitzt im Café und hält sich die Hand vor den Mund, da sie nach einem Schluck Cola rülpsen muss
© Getty Images/nicoletaionescu

Kurzübersicht: Häufige Fragen und Antworten zum Rülpsen

Was ist Rülpsen? Bei Rülpsen handelt es sich um geräuschvolles Aufstoßen von Luft oder Gasen durch den Mund. Dies ist ein natürlicher Reflex des Körpers, um den Magendruck zu verringern.

Was sind Ursachen? Sehr hastiges Essen, Sprechen während des Essens, Getränke mit Kohlensäure, Alkoholkonsum, Medikamente, verschiedene Erkrankungen (z.B. Refluxkrankheit, Verengung der Speiseröhre oder undichter Mageneingang).

Wie viel Rülpsen ist normal? Dies ist sehr unterschiedlich und hängt von der Ernährung und dem Essverhalten ab. Während einige Menschen täglich mehrmals aufstoßen, ist dies bei anderen seltener der Fall.

Was hilft, um nicht aufzustoßen? Gründliches Kauen, Verzicht auf kohlensäurehaltige Getränke und mehrere kleine Mahlzeiten am Tag.

Artikelinhalte im Überblick:

Sodbrennen: Ursachen im Überblick

Rülpsen: Aufstoßen als wichtige Körperfunktion

Während kleine Babys gelobt werden, wenn sie nach dem Stillen ihr Bäuerchen machen, gilt Rülpsen (medizinisch Ructus, Ruktus oder Eruktation) bei Erwachsenen als unangemessen und ist vielen unangenehm. Dabei ist es ein natürlicher Reflex des Körpers, um Magendruck zu verringern, der durch Luft oder Gase im Magen entsteht.

Beim Essen oder Sprechen gelangt mit dem Schlucken Luft in den Verdauungstrakt. Zusätzlich können sich Gase, die beim Trinken kohlensäurehaltiger Getränke in den Magen gelangen oder bei der Verdauung entstehen, im Magen sammeln. Damit sie wieder entweichen können, stehen dem Körper zwei Ventile zur Verfügung:

  • Die Luft wandert in den Darm weiter und geht von dort in Form von Winden ab (Flatulenz, Blähungen).
  • Die Luft entweicht über den Mund (Aufstoßen oder Rülpsen).

Normalerweise wird das Aufstoßen durch den unteren Schließmuskel (Mageneingangspförtner oder unterer Ösophagussphinkter) verhindert, der die Passage zwischen Magen und Speiseröhre verschließt. Bei starkem Druck gibt er jedoch nach und öffnet sich – die Luft entweicht mitunter geräuschvoll nach oben.

Manchmal gelangt zudem etwas Magensäure mit nach oben in den Hals. In diesem Fall ist von saurem Aufstoßen die Rede.

Wie entsteht beim Rülpsen das Geräusch?

Zu dem typischen Geräusch kommt es aufgrund der Engstelle der Speiseröhre. Ähnlich wie bei einer Flöte entsteht der markante Laut, wenn die Luft mit Druck aus dem Magen hochgepresst wird und sich an der engen Stelle bricht. Wird der Mund dabei geöffnet, ist das Geräusch umso lauter.

Durch absichtliches Herunterdrücken von Luft und anschließendem Heraufdrücken sowie kontrollierter Abgabe des Luftstroms, kann "gerülpstes Sprechen" entstehen – was vor allem Kinder gerne ausprobieren. Auf ähnliche Weise können aber auch Menschen nach einer Kehlkopfentfernung kommunizieren ("Ruktussprache").

Wie viel Rülpsen ist normal?

Wie häufig jemand rülpsen muss, ist ganz unterschiedlich. Es ist unter anderem abhängig von der Ernährung und wie gut der Übergang zwischen Magen und Speiseröhre abdichtet. So gibt es Menschen, die mehrmals täglich aufstoßen müssen, bei anderen kommt dies nur alle paar Monate einmal vor. In den meisten Fällen ist Rülpsen ganz normal und harmlos.

Manchmal kann Rülpsen jedoch krankhaft sein. In folgenden Fällen sollte ein*e Arzt*Ärztin aufgesucht werden:

  • Das Rülpsen hält über einen längeren Zeitraum an und tritt sehr häufig (mehrmals wöchentlich oder sogar täglich) auf.

  • Das ständige Aufstoßen von Luft oder Gasen ist eine Belastung für Betroffene.

  • Es treten weitere Beschwerden auf, etwa ein saurer Geschmack im Mund, brennende Schmerzen, Völlegefühl oder Magenprobleme. Dies kann auf eine Refluxkrankheit hinweisen.

  • Beim Rülpsen entstehen ungewöhnlich üble Gerüche.

  • Beim Aufstoßen kommt Nahrungsbrei mit Stuhlgeruch hoch. Es besteht dann der Verdacht auf einen Darmverschluss. Dieser ist immer ein medizinischer Notfall.

Welche Ursachen für das Aufstoßen gibt es?

Es gibt Faktoren, welche die Ansammlung von Luft und Gasen im Bauch begünstigen. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass diese wieder mit einem Rülpser entweichen:

  • hastiges Essen oder Sprechen während des Kauens: Dabei gelangt vermehrt Luft in den Magen.

  • schwer verdauliche Nahrung: Fast-Food oder blähende Lebensmittel (zum Beispiel Kohl oder Hülsenfrüchte) fördern die Bildung von Gasen.

  • Getränke mit viel Kohlensäure: Durch das Trinken von Mineralwasser oder kohlensäurehaltiger Limonade gelangen ebenfalls mehr Gase in den Verdauungstrakt. In diesem Fall ist das aufgestoßene Gas Kohlendioxid.

  • Konsum von Alkohol: Er regt die Magensäureproduktion an und kann den Schließmuskel zwischen Magen und Speiseröhre entspannen, wodurch Luft leichter aufsteigen kann. Zudem fördert Alkohol die Gasbildung im Magen.

  • Medikamente: Einige Arzneimittel (zum Beispiel Psychopharmaka) haben die Nebenwirkung, dass sie den Schließmuskel am Mageneingang erschlaffen lassen. Dies fördert vermehrtes Aufstoßen und Sodbrennen.

  • psychische Ursachen: Einige Menschen reagieren in Belastungssituationen mit einer erhöhten Produktion von Magensäure. Dadurch kann der Schließmuskel zwischen Magen und Speiseröhre gereizt oder geschwächt werden, sodass Luft und Gase leichter aufsteigen.

Auch während der Schwangerschaft kann es zu häufigerem Aufstoßen kommen. Das liegt zum einen an den hormonellen Veränderungen, welche eine muskelentspannende Wirkung haben. Zum anderen übt das wachsende Baby zunehmenden Druck auf den Bauch aus.

Rülpsen als Symptom einer Erkrankung

Gelegentliches Rülpsen ist kein Grund zur Besorgnis. Passiert es aber übermäßig häufig, können mitunter auch Krankheiten dahinterstecken. Vor allem häufiges saures Aufstoßen in Verbindung mit Sodbrennen kann ein Hinweis auf die (gastroösophageale) Refluxkrankheit sein. Hierbei handelt es sich um einen krankhaften Rückfluss des Mageninhaltes in die Speiseröhre, der etwa 10 bis 20 Prozent der Bevölkerung betrifft.

Bei häufigem Reflux ist eine ärztliche Behandlung empfehlenswert, da ansonsten die Schleimhäute der Speiseröhre dauerhaft geschädigt werden können.

Weitere Erkrankungen, die infrage kommen, sind:

Gut zu wissen: Die retrograde cricopharyngeale Dysfunktion (R-CPD) ist eine Erkrankung, bei der Betroffene nicht in der Lage sind, zu rülpsen. Sie wurde erstmals 2019 von Dr. Robert Bastian beschrieben. Die Ursache liegt in einer Dysfunktion des ringförmigen Muskels (Musculus cricopharyngeus) am unteren Ende des Rachens. Er lässt normalerweise Luft aus der Speiseröhre entweichen. Die Unfähigkeit aufzustoßen kann zu verschiedenen Beschwerden führe, zum Beispiel Blähbauch, Übelkeit oder vermehrte Flatulenz.

Was hilft bei ständigem Aufstoßen von Luft?

Ist häufiges Rülpsen auf eine Erkrankung zurückzuführen, sollte diese individuell ärztlich behandelt werden. Hier ist eine genaue Diagnose bei einem*einer Gastroenterolog*in entscheidend. Wenn eine Fehlfunktion des Musculus cricopharyngeus im Rachen verantwortlich ist, können Injektionen mit Botulinumtoxin (Botox) verabreicht werden.

Spielen hingegen Lebensgewohnheiten eine Rolle, können die in der Tabelle dargestellten Tipps dabei helfen, das Aufstoßen zu reduzieren.

Tabelle: Maßnahmen gegen unangenehmes Rülpsen

Ursache Abhilfe
hastiges Essen Speisen langsam und gründlich vor dem Herunterschlucken kauen
Sprechen während des Essens Ruhig und bewusst essen, Gespräche auf die Zeit nach dem Essen verschieben
Anzahl der Mahlzeiten mehrere kleinere Portionen am Tag statt wenige große essen
kohlensäurehaltige Flüssigkeiten stilles Wasser, Kräutertee mit Kamille, Kümmel, Fenchel oder Anis trinken
schwer verdauliche Lebensmittel auf blähende Lebensmittel (z. B. Kohl, Hülsenfrüchte) weitgehend verzichten
Alkoholkonsum Alkohol reduzieren oder meiden, besonders vor dem Schlafengehen
psychische Belastung Entspannungsübungen (z. B. Meditation, Yoga) oder Stressmanagement
Refluxkrankheit erhöhte Schlafposition, fettige Speisen vermeiden und ärztliche Behandlung
Nahrungsmittelunverträglichkeiten Verträglichkeit bestimmter Lebensmittel testen (z. B. Laktose, Gluten)

Rülpsen unterdrücken: Ja oder nein?

Während es im Mittelalter gang und gäbe war, nach einer Mahlzeit laut mit offenem Mund zu rülpsen, gilt es heute als nicht besonders schicklich. Dabei handelt es sich eigentlich um einen physiologischen Vorgang, für den es keinen Grund gibt, sich zu schämen. Aus Rücksicht vor den Mitmenschen ist es aber dennoch empfehlenswert, höflich die Hand vor den Mund zu nehmen und die Luft leise entweichen zu lassen.

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