Nasenbluten: Ursachen, Selbsthilfe und Therapie
Plötzliches Nasenbluten bekommt jeder einmal. Meist sieht es gefährlicher aus, als es ist und lässt sich durch einfache Maßnahmen stoppen. Erfahren Sie, wann dennoch ein Arztbesuch erforderlich ist und welche Ursachen infrage kommen.
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Als Nasenbluten (medizinisch Epistaxis) bezeichnet man das Bluten aus einem oder beiden Nasenlöchern. Manchmal ist dem Blut auch Nasensekret beigemischt. Obwohl Nasenbluten oft erschreckend wirkt, ist der Verlust an Blut in den meisten Fällen sehr gering. Etwa jeder zweite Erwachsene hatte schon einmal eine Epistaxis und vor allem Kinder bluten häufiger ohne ersichtlichen Grund aus der Nase. In einigen Fällen ist dennoch ärztliche Abklärung erforderlich.
Artikelinhalte im Überblick:
- Sofortmaßnahmen
- Gründe für einen Arztbesuch
- Ursachen
- Nasenbluten in der Schwangerschaft
- Nasenbluten bei Babys und Kindern
- Diagnose
- Therapie
- Vorbeugen
Soforthilfe-Tipps: Was tun bei Nasenbluten?
Bei einer blutenden Nase sollten Sie zunächst ruhig bleiben und folgende Soforthilfe-Tipps befolgen:
Aufrecht hinsetzen. Wenn das nicht möglich ist, den Kopf höher lagern als den restlichen Körper.
Kopf leicht nach vorne beugen, zum Beispiel über dem Waschbecken oder das Blut in ein Taschentuch fließen lassen.
Nacken kühlen. Dadurch ziehen sich die Blutgefäße in der Nase zusammen. Es eignen sich beispielsweise feuchte Umschläge oder eine Kälte-Kompresse.
Nasenflügel mit leichtem Druck für einige Minuten zusammenpressen, dabei durch den Mund atmen.
Auf keinen Fall sollte der Kopf in den Nacken gelegt werden. Ansonsten droht das Blut in den Rachen und über die Speiseröhre in den Magen zu gelangen, was Übelkeit und Erbrechen auslösen kann. Darüber hinaus besteht das Risiko, dass das Blut in die Atemwege gelangt. Nasenbluten darf nicht länger als 20 Minuten (bei Kinder 15 Minuten) andauern. Massiver Blutverlust in Verbindung mit Kopfverletzungen sind medizinische Notfälle, die eine sofortige ärztliche Behandlung erfordern.
Nasenbluten: Wann ist eine ärztliche Behandlung erforderlich?
Nasenbluten ist meist harmlos, gelegentlich kann es sich aber auch im einen Notfall handeln oder es können ernsthafte Erkrankungen (zum Beispiel Gefäßerkrankungen) dahinterstecken.
Sie sollten sofort eine*ein Notärztin*Notarzt verständigen und Erste Hilfe leisten, wenn...
… die Blutungsquelle im oberen Teil der Nase lokalisiert ist und das Blut nicht vorrangig aus der Nase, sondern hauptsächlich den Rachen hinunterläuft.
... Schädelverletzungen vorliegen könnten. Ein Warnzeichen ist helles Sekret, das aus der Nase rinnt. Es könnte sich dabei um Hirnflüssigkeit handeln.
... das Nasenbluten einen massiven, bei Kindern mitunter lebensbedrohlichen Blutverlust verursacht. Ein Alarmzeichen ist, wenn die Blutung sehr stark ist oder nach 20 Minuten (bei Kindern kürzer) nicht gestoppt werden kann.
… es zu Bewusstseinstrübungen, Kreislaufproblemen bis hin zur Ohnmacht kommt.
Einzelne Episoden von Nasenbluten ohne begleitende Krankheitszeichen bedürfen in der Regel keiner weiterführenden ärztliche Behandlung, solange die Blutung innerhalb weniger Minuten gestoppt werden kann.
Mögliche Ursachen von Nasenbluten
Die Nasenschleimhaut wird von sehr feinen Gefäßen mit Blut versorgt. Wenn eines oder mehrere dieser empfindlichen Äderchen platzen, kommt es zu Nasenbluten. Häufig sind vor allem die Gefäße im vorderen Teil der Nase, dem sogenannten Locus Kiesselbachi, betroffen. Hier entstehen etwa 90 Prozent der Blutungen.
Die Ursachen können lokaler Art sein und im Bereich der Nase und Nasennebenhöhle liegen oder systemisch bedingt sein, also als Symptom einer Krankheit oder als Nebenwirkung von Medikamenten auftreten. Manchmal ist Nasenbluten aber auch einfach auf die körperliche Entwicklung zurückzuführen.
Lokale Ursachen von Nasenbluten:
- trockene Nasenschleimhaut durch Heizungsluft
- Gewalteinwirkung auf die Nase
- unsanftes Schnäuzen und Naseputzen
- Fremdkörper in der Nase
- Epistaxis digitorum (Nasenbluten durch Nasebohren)
- anatomische Abweichungen der Nasenscheidewand
- Löcher in der Nasenscheidewand
- Verletzungen im Bereich der Nase, zum Beispiel Brüche
- Nasenpolypen
- Blutgefäßfehlbildungen oder -erweiterungen in der Nasenschleimhaut
- örtliche Medikamente (beispielsweise Kortison-Sprays)
- Reizstoffe (etwa Zigarettenrauch)
- Schnupfen (Erkältung) und Heuschnupfen)
- chronische Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis)
- Krebserkrankungen im Bereich der Nase (selten!)
Systemische Ursachen von Nasenbluten:
- körperlicher oder seelischer Stress
- Einnahme blutverdünnender Medikamente (etwa mit den Wirkstoffen Acetylsalicylsäure, Marcumar)
- Bluthochdruck (Hypertonie)
- Vitamin-K-Mangel
- Blutplättchenmangel (Thrombozytopenie)
- akute lymphatische Leukämie (ALL)
- schwere Lebererkrankungen (etwa eine Leberzirrhose)
- Bluterkrankheit (Hämophilie)
- Funktionsstörungen der Blutplättchen
- die seltene Erbkrankheit Morbus Osler
- Schwangerschaft
Der Zusammenhang zwischen Bluthochdruck (Hypertonie) und Nasenbluten ist umstritten. Viele neuere Studien weisen aber darauf hin, dass Hypertoniker*innen häufiger unter schwerem Nasenbluten leiden. Daher sollte auch der Blutdruck von Betroffenen als möglicher Risikofaktor berücksichtigt werden.
Nasenbluten in der Schwangerschaft
Schwangere Frauen sind ebenfalls oft von Nasenbluten betroffen. Das ist zwar lästig, allerdings kein Grund zur Besorgnis. Die Schwangerschaftshormone bereiten den Körper auf die Geburt vor: Das Blutvolumen vermehrt sich, die Blutgefäße weiten sich, Schleimhäute und Bindegewebe werden stärker durchblutet.
Die Nase ist oft verstopft und kann zudem häufiger bluten. Meist wird das Nasenbluten nach der Geburt wieder seltener. Zum Glück lässt sich Nasenbluten in der Schwangerschaft meist leicht stoppen.
Nasenbluten bei Kindern, Babys und Jugendlichen
Bei kleinen Kindern und Heranwachsenden ist Nasenbluten ein sehr häufiges Symptom. Als Ursachen kommen neben ungestümem Nasenbohren oder Verletzungen durch Herumtoben auch heftiges Schnäuzen infrage.
Aber auch Allergien, (Schul-)Stress oder zu trockene Raumluft können den Blutfluss aus der Nase auslösen. In letzterem Fall kann es auch nachts unbemerkt zu Nasenbluten kommen, was bei Kindern mitunter der Fall ist. Wenn sich nächtliche Blutungen aus der Nase häufen, ist ein Besuch bei der*dem Kinderärztin* Kinderarzt sinnvoll.
Eltern sollten mit ihrem Kind ebenfalls in die Arztpraxis, wenn der Nachwuchs immer wieder aus ungeklärten Gründen oder ungewöhnlich stark aus der Nase blutet. Im Akutfall kommen ähnliche Hausmittel wie bei Erwachsenen zur Anwendung, etwa ein kühler, feuchter Waschlappen, der in den Nacken des Kindes gelegt wird.
In der Pubertät ist plötzliches Nasenbluten möglicherweise auf einen Wachstumsschub zurückzuführen. Denn bei starkem Wachstum sind die ohnehin empfindlichen Blutgefäße in der Nase noch anfälliger für Verletzungen.
Diagnosemöglichkeiten bei häufigem Nasenbluten
Wenn die Ursachen für das häufig auftretende Nasenbluten unklar sind oder eine Krankheit als Auslöser für Nasenbluten infrage kommt, sind ärztliche Untersuchungen nötig. Erste wichtige Erkenntnisse können durch die Befragung (Anamnese) gewonnen werden, etwa zu:
- Beginn der Blutungen
- frühere Blutungsepisoden und deren Behandlung
- weitere Erkrankungszeichen
- Medikamenteneinnahme
Diese Informationen ermöglichen dem*der HNO-Arzt*HNO-Ärztin Rückschlüsse auf die Entstehung der aktuellen Blutung. Wichtig ist es auch, Allergien und die Anfälligkeit gegenüber Lufttrockenheit zu klären.
Des Weiteren wird die*der Ärztin*Arzt eine Rhinoskopie (Nasenspiegelung) durchführen, um die Quelle des Nasenblutens auszumachen. Dabei wird ein Endoskop in die Nase eingeführt. Das ist zwar nicht schmerzhaft, kann jedoch unangenehm sein. Daher können lokale Betäubungsmittel zum Einsatz kommen.
Ergibt die Untersuchung keine Klarheit, werden weitere Fachleute aus anderen medizinischen Bereichen hinzugezogen. Bei Verdacht auf Nasenbluten durch Kopfverletzungen sind Röntgenaufnahmen des Schädels anzufertigen.
Weiterführende Untersuchungen bei chronischem Nasenbluten
Chronisches Nasenbluten oder Nasenbluten, das mit ungewöhnlichen Begleitsymptomen wie etwa Gewebeneubildungen in der Nase, anhaltender allgemeiner Erschöpfung oder Anfälligkeit für Blutergüsse einhergeht, kann ein Hinweis auf eine Erkrankung als Ursache sein. In einem solchen Fall wird die*der Ärztin*Arzt zum Beispiel eine Blutanalyse vornehmen, um so Rückschlüsse auf eine möglicherweise vorliegende Blutbildungsstörung ziehen.
Die Leberwerte sollten kontrolliert werden, wenn wiederholt Blutungen auftreten oder die einzelnen Blutungen sehr lange anhalten und schwer zu stoppen sind. Die Leber stellt die meisten der Gerinnungsfaktoren im Blut her, die erforderlich sind, um Blutungen zum Stillstand zu bringen. Wiederholte und schwer zu stillende Blutungen können deshalb ein Hinweis auf Lebererkrankungen sein.
Behandlung bei starkem oder häufigem Nasenbluten
In den meisten Fällen lässt sich Nasenbluten auf Selbsthilfe-Basis behandeln. Lässt sich die Blutung damit nicht aufhalten, ist ein Arztbesuch empfehlenswert. Oberstes Ziel ist es zunächst, akute Blutungen zu stoppen. Hierfür können verschiedene Maßnahmen ergriffen werden:
Abschwellende Nasensprays: Sie bewirken ein Zusammenziehen der Gefäße, wodurch die Blutung nachlässt.
Verödung: Bei starkem Nasenbluten aus dem vorderen Nasenbereich kann zunächst versucht werden, die geplatzte Ader durch Laser oder Säureätzung zu veröden. Die Wundheilung im Naseninnenraum wird mit einer Salbe unterstützt.
Tamponade: Erzielt das keinen Erfolg, kommt eine Nasentamponade (beispielsweise aus Gaze oder Schaumstoff) zum Einsatz: Sie wird in beide Nasenlöcher eingelegt, um die Blutgefäße von allen Seiten zusammenzudrücken und dadurch die Blutung zu stillen. Die Tamponade wird nach einigen Stunden bis Tagen wieder entfernt. Bei Tamponaden, die im hinteren Nasen-Rachen-Raum gelegt werden, kann unterstützend ein Antibiotikum verschrieben werden, um Infektionen vorzubeugen.
Clip-Einsatz: Bei unstillbaren Blutungen besteht die Möglichkeit, die Blutgefäße zum Beispiel mit einem Clip abzubinden.
Kleinere Eingriffe: In seltenen Fällen ist es notwendig, chronisches Nasenbluten mit einem chirurgischen Eingriff zu beheben.
Gelingt die Blutstillung mit diesen Hilfsmitteln und Tipps nicht sofort, kann es sich um einen medizinischen Notfall handeln. Um die Menge des verlorenen Bluts abschätzen zu können, sollte dieses nach Möglichkeit in einer Schale aufgefangen werden. Im Extremfall sind dann Bluttransfusionen notwendig.
Verursachen innere Erkrankungen Nasenbluten, wird neben den genannten Maßnahmen auch deren gezielte Behandlung angestrebt. So können bei Blutgerinnungsstörungen beispielsweise bestimmte Medikamente verschrieben werden.
Wie lässt sich Nasenbluten vorbeugen?
Nasenbluten ist in aller Regel harmlos. Um vorzubeugen, reicht es meist, auf Nasebohren oder heftiges Schnäuzen zu verzichten. Darüber hinaus können folgende Maßnahmen zur Vorbeugung beitragen:
Medikamenten-Einnahme überprüfen: Haben Medikamente das Nasenbluten verursacht, gilt es, diese nach Absprache mit der*dem Ärztin*Arzt zu meiden oder zu wechseln. Blutverdünnende Wirkstoffe wie Marcumar sollten niemals eigenmächtig abgesetzt werden.
Trockene Nasenschleimhäute vermeiden: In den Wintermonaten trocknet Heizungsluft die Schleimhäute aus. Es ist deshalb empfehlenswert, auf ausreichende Luftfeuchtigkeit der Innenräume zu achten, etwa durch Heizungsverdunster, Zimmerbrunnen oder Topfpflanzen sowie regelmäßiges Lüften.
Nasensalben und -öle anwenden: Milde, möglichst fettfreie Nasensalben und -öle, die rezeptfrei in der Apotheke und Drogerie erhältlich sind, halten empfindliche Nasenschleimhäute geschmeidig.
Tipps gegen eine trockene Nase: Hausmittel wie gelegentliche Nasenspülungen oder das Inhalieren mithilfe von Kochsalzlösungen haben sich ebenfalls zur Vorbeugung von Nasenbluten bewährt. Dabei werden Verkrustungen in der Nase (durch Schnupfen oder vorangegangenes Nasenbluten) sanft aufgelöst, ohne dass die Nase erneut zu bluten beginnt.
Viel Flüssigkeit aufnehmen: Wichtig ist es zudem, genug zu trinken, um die Befeuchtung der Schleimhäute zu gewährleisten, etwa anderthalb bis zwei Liter Wasser täglich.
Nasensprays und -tropfen sollten bei einer verstopften Nase nur für kurze Zeit angewendet werden, da diese Mittel die Nasenschleimhaut auf Dauer reizen und austrocknen können.