Cluster-Kopfschmerzen: Auslöser und was dagegen hilft
Nach höchsten wissenschaftlichen Standards verfasst und von Expert*innen geprüftCluster-Kopfschmerzen treten als Attacken auf und sind immer einseitig. Die Schmerzanfälle sind in ihrer Intensität sehr heftig. Daneben sind auch Begleitsymptome wie eine laufende Nase charakteristisch für die Kopfschmerzform. Welche Auslöser es gibt und wie sich Cluster-Kopfschmerzen behandeln lassen, erfahren Sie hier.
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Kurzübersicht: Häufige Fragen und Antworten
Wie fühlt sich Cluster-Kopfschmerz an? Die Kopfschmerzerkrankung zeichnet sich durch Schmerzen starker bis unerträglicher Intensität aus, die immer einseitig am Kopf im Bereich der Augen oder Stirn lokalisiert sind. Mögliche Begleitbeschwerden sind ein tränendes Auge, Rötung im Bereich der Wangen oder Schläfen und eine laufende Nase.
Was ist der Grund für Cluster-Kopfschmerzen? Die genaue Entstehungsursache ist nicht geklärt. Einige Trigger können jedoch einen akuten Anfall auslösen, darunter Alkohol und Höhe.
Wie lange dauert eine Cluster-Kopfschmerz Attacke? Die Dauer variiert zwischen 15 bis 180 Minuten.
Im Überblick:
- Definition
- Formen
- Symptome
- Therapie
- Vorbeugen & Anfallsprophylaxe
- Ursachen & Trigger
- Diagnose
- Leben mit Cluster-Kopfschmerzen
Was sind Cluster-Kopfschmerzen?
Cluster-Kopfschmerzen (auch Clusterkopfschmeren) treten anfallsartig und periodisch gehäuft auf. Deshalb auch der Name: "Cluster" kommt aus dem Englischen und bedeutet etwa "Haufen", "Gruppe" oder "Häufung".
Die einseitigen Schmerzen bei Cluster-Kopfschmerzen sind heftig und betreffen meist die Augen-, Schläfen- oder Stirnregion.
Weitere Bezeichnungen für diese Kopfschmerzform sind:
- Bing-Horton-Neuralgie
- Histaminkopfschmerz
- Erythroprosopalgie
- Sluder Neuralgie
- Hemicrania periodica neuralgiformis
Häufigkeit von Cluster-Kopfschmerzen
Cluster-Kopfschmerzen sind eher selten. In Deutschland leiden rund 70.000 Menschen an der Kopfschmerzform, rund zwei Drittel der Betroffenen sind männlich. Im überwiegenden Teil der Fälle kommt es zu den ersten Clusterattacken zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr.
Formen von Cluster-Kopfschmerzen
Cluster-Kopfschmerzen lassen sich je nach Häufigkeit ihres Auftretens in den episodischen und den chronischen Cluster-Kopfschmerz unterteilen.
Episodische Cluster-Kopfschmerzen: Die episodischen Schmerzen machen rund 75 Prozent der Cluster-Kopfschmerzen aus. Dabei gibt es lange schmerzfreie Intervalle (Remissionsphase), die zwischen zwei Wochen und mehreren Jahren anhalten. Abgelöst werden diese von Schmerzphasen, in denen es regelmäßig zu Schmerzattacken kommt. Diese Phasen dauern zwischen zwei Wochen bis zu zwei Monaten an und sind besonders häufig im Frühling oder Herbst.
Chronische Cluster-Kopfschmerzen: Sind die Schmerzphasen sehr lang oder die Remissionsphasen sehr kurz ist von chronischen Clusterschmerzen die Rede. Dies wird diagnostiziert, wenn es über ein Jahr lang keine kopfschmerzfreien Zeiten gab, oder die schmerzfreie Zeit kürzer als zwei Wochen war. Die Kopfschmerzattacken treten regelmäßig auf, häufig zur selben Tageszeit, etwa ein bis zwei Stunden nach dem Einschlafen oder kurz vor dem Aufwachen.
Clusterkopfschmerzen: Symptome und Begleitbeschwerden
Cluster-Kopfschmerzen heben sich von Spannungskopfschmerzen ab, da sie plötzlich und ausnahmslos einseitig auftreten und sehr heftig bis nahezu unerträglich sind. In der Regel sind die Schmerzen im Bereich der Augen, Stirn oder Schläfen lokalisiert. Betroffene beschreiben den Schmerzcharakter als:
- bohrend,
- stechend,
- schneiden oder
- brennend.
Eine Attacke hält etwa 15 bis 180 Minuten an, dann lassen die Schmerzen nach. Pro Tag sind mehrere Attacken möglich, durchschnittlich kommt es in Schmerzphasen zu ein bis zwei solcher Anfälle pro Tag.
Anders als bei Migräne kann Bewegung eine leichte Linderung bei Cluster-Kopfschmerzen bringen. Deshalb gehen Betroffene oftmals unruhig auf und ab. Manche Menschen sind bei einer Schmerzattacke auch sehr gereizt oder sogar aggressiv.
Mögliche Begleitsymptome
Zu den Kopfschmerzen kommen oftmals weitere Beschwerden hinzu, charakteristisch ist vor allem eine Rötung des betroffenen Auges, manchmal tränt es auch. Daneben sind folgende Symptome typisch:
- laufende Nase
- Schweißausbrüche und Hautrötungen im Bereich von Stirn und Wangen
- Lichtempfindlichkeit
- Geräuschempfindlichkeit
- Schwellung am Augenlid
- Herabhängen des betroffenen Lids
- Verkleinerung der Pupille
In rund einem Viertel der Fälle kommt es vor einer Schmerzattacke zu einer visuellen Aura (verschiedene Sehstörungen), was die diagnostische Abgrenzung zur Migräne erschwert.
Cluster-Kopfschmerzen: Akutbehandlung
Da die Schmerzintensität so stark ist, sind in der Regel Medikamente notwendig. Bei einem akuten Anfall sind häufig eingenommene Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol jedoch in der Regel wirkungslos.
Vielen Betroffenen hilft das Einatmen von reinem Sauerstoff während der ersten 15 Minuten einer akuten Attacke. Dafür benötigen sie ein spezielles Sauerstoffgerät mit Atemmaske.
Wirkt das nicht, kann die Anwendung von Sumatriptan versucht werden. Die Substanz, die vor allem zur Behandlung von Migräne bekannt ist, wird als Spritze unter die Haut verabreicht. Die Einnahme als Tablette ist nicht geeignet, da das Medikament dann erst sehr spät zu wirken beginnt.
Daneben hat sich Nasenspray mit dem Betäubungsmittel Lidocain zur Linderung eines akuten Anfalls bewährt: Das Medikament wird in das Nasenloch der betroffenen Seite eingesprüht.
Prophylaxe zur Attackenvorbeugung
Da die Ursachen nicht genau bekannt sind, ist eine generelle Vorbeugung von Cluster-Kopfschmerzen nicht möglich. Treten die Schmerzanfälle jedoch sehr oft auf, kann eine prophylaktische Behandlung erwogen werden. Ziel ist es weiteren Clusterattacken vorzubeugen. Anders als bei anderen Kopfschmerzarten haben sich
- Entspannungstechniken,
- Stressbewältigungsverfahren,
- Akupunktur und
- Physiotherapie
nicht bewährt. Zum Einsatz kommen deshalb Medikamente. Mögliche Mittel zur Prophylaxe sind:
- Calciumantagonisten wie Verapamil
- Triptane wie Ergotamintartrat
- Kortikosteroide wie Prednisolon
- Antiepilektika wie Valproinsäure oder Topiramat
Auch Lithium, das etwa gegen Depression und Manie zum Einsatz kommt, wird oftmals zur Prophylaxe von Cluster-Kopfschmerzen verschrieben. Studien zeigen zudem, dass die lokale Betäubung des großen und kleinen Hinterhauptsnervs mithilfe von Kortikosteroiden kurzfristig Linderung zeigt. Dies wird etwa durchgeführt, wenn andere Prophylaktika nicht schnell genug wirken.
Welches Medikament und welche Methode genau zum Einsatz kommen, richtet sich nach der Form der Erkrankung, der Häufigkeit der Anfälle sowie individuellen Faktoren und wird von Ärzt*innen genau abgestimmt.
Was können Betroffene tun?
Daneben können Betroffene ein Kopfschmerztagebuch führen, um die genauen Trigger zu identifizieren: So lassen sich in Schmerzepisoden einige Anfälle eventuell vermeiden.
Auslöser und Risikofaktoren für Cluster-Kopfschmerzen
Die Entstehungsursachen von Cluster-Kopfschmerzen sind bislang nicht eindeutig geklärt. Angenommen wird unter anderem eine genetische Komponente, weil die Kopfschmerzen in manchen Familien vermehrt vorkommen.
Außerdem wird diskutiert, ob eine Störung im Hypothalamus ursächlich für die Kopfschmerzart ist: Dieser Teil des Gehirns steuert unter anderem den Tag-Nacht-Rhythmus. Bildgebende Verfahren zeigen bei Patient*innen mit Cluster-Kopfschmerzen in diesem Bereich vermehrte Aktivität. Die Schmerzen werden dort ausgelöst und über den Trigeminusnerv (Nervus trigeminus) zum Gesicht geleitet, wo sie spürbar werden. Diese Hypothese wird auch dadurch gestützt, dass die Schmerzanfälle oftmals nach dem Einschlafen oder kurz vor dem Aufstehen auftreten.
Darüber hinaus werden chronische Entzündungsprozesse von Nervenfasern und Blutgefäßen als Auslöser vermutet.
Trigger und Risikofaktoren für eine Clusterattacke
Wie bei einer Migräne können bestimmte Reize, sogenannte Trigger, bei bestehenden Cluster-Kopfschmerzen eine Attacke auslösen. In der Regel sprechen Betroffene jedoch nur auf diese Trigger an, wenn sie gerade in einer Schmerzepisode sind, die Schmerzen also akut gehäuft auftreten.
Mögliche Risikofaktoren und Trigger sind:
- Alkohol (vor allem in geringen Mengen)
- Einnahme nitroglyzerinhaltiger Präparate (etwa zur Behandlung von Angina pectoris)
- Nikotin
- grelles Licht
- Histamin (etwa aus Wurst oder Käse)
- Aufenthalt in großen Höhen
Bei Menschen mit Cluster-Kopfschmerzen ist Nikotin nicht nur ein möglicher Trigger für eine akute Attacke – Rauchen kann möglicherweise den Verlauf negativ beeinflussen und episodisch auftretende Schmerzanfälle in chronische Cluster-Kopfschmerzen verwandeln.
Cluster-Kopfschmerzen: Wie erfolgt die Diagnose?
Die Diagnose ergibt sich in aller Regel aus einem ausführlichen ärztlichen Gespräch (Anamnese). Dabei werden die genauen Beschwerden, ihre Auftretenshäufigkeit und -dauer sowie etwaige Trigger erhoben. Es folgt eine körperliche Untersuchung, inklusive neurologischer Tests.
Um gefährliche Ursachen für Kopfschmerzen, wie eine Tumorerkrankung, auszuschließen, kommen auch bildgebende Verfahren wie eine Magnetresonanztomographie (MRT) zum Einsatz.
Leben mit Cluster-Kopfschmerzen
Cluster-Kopfschmerzen gehören zu den schwersten Kopfschmerzen überhaupt und können das Leben Betroffener massiv einschränken. Die Attacken treten oftmals nachts oder am frühen Morgen auf und können eine Partnerschaft und das Familienleben beeinflussen. Während einer Attacke können Patient*innen keiner Aktivität nach gehen, im Straßenverkehr kann ein Clusteranfall gefährlich werden. Auch fühlen sich einige durch das Sauerstoffgerät eingeschränkt.
In manchen Fällen sind Betroffene so verzweifelt, dass sie sich stark sozial zurückziehen, psychisch erkranken und Suizidgedanken haben. Deshalb ist eine psychotherapeutische Begleitung bei der Kopfschmerzerkrankung wichtig.
Sind Sie suizidgefährdet? Holen Sie sich Hilfe!
TelefonSeelsorge (24 Stunden erreichbar):
- 0800/ 1110111
- 0800/1110222
116 123
Ein Austausch mit anderen Betroffen kann ebenfalls helfen, neue Perspektiven zu gewinnen und einen guten Umgang mit dem Thema zu finden. Informationen finden Sie beim Bundesverband der Clusterkopfschmerz-Selbsthilfe-Gruppen (CSG) e.V. oder unter: www.clusterkopf.de.
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