Kieferschmerzen einseitig oder beidseitig: Was steckt dahinter?
Wer unter einseitigen oder beidseitigen Kieferschmerzen leidet, vermutet oft Probleme mit den Zähnen als Ursache. Häufig stecken aber auch eine Fehlfunktion des Kausystems, Verspannungen durch Zähneknirschen oder andere Erkrankungen hinter den Schmerzen im Kieferbereich. Ein Überblick!
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Kurzübersicht: Häufige Fragen und Antworten
Was kann der Auslöser sein, wenn der Kiefer weh tut? Die häufigste Ursache für Kieferschmerzen sind nächtliches Zähneknirschen oder eine Verspannung der Kaumuskulatur. Manchmal stecken jedoch auch Zahnprobleme, Entzündungen oder sogar ein Herzinfarkt dahinter.
Was hilft am besten gegen Kieferschmerzen? Die Behandlung von Kieferschmerzen hängt von deren Ursache ab. Oft hilft schon eine Beißschiene oder eine Zahnbehandlung.
Wann sollte man mit Kieferschmerzen zum Arzt? Wenn die Schmerzen sehr stark sind, über einen längeren Zeitraum anhalten, mit Fieber oder Schwellungen einhergehen oder sich der Kiefer nur eingeschränkt bewegen lässt, ist ein Besuch in der ärztlichen Praxis angeraten.
Was macht man gegen Kieferschmerzen? Zunächst muss die Ursache für die Beschwerden gefunden werden, dann kann eine angemessene Therapie eingeleitet werden.
Artikelinhalte im Überblick:
Was sind Kieferschmerzen?
Kieferschmerzen sind Schmerzen, die im Kiefergelenk, im Ober- oder Unterkiefer entstehen. Sie können
einseitig (rechts oder links) beziehungsweise beidseitig auftreten,
sich vor allem beim Kauen oder Öffnen des Mundes verstärken,
in den Kopf oder Nacken ausstrahlen,
weitere Symptome wie Ohrgeräusche und Schwindel auslösen,
mit einem Knacken im Kiefergelenk einhergehen oder
die Beweglichkeit des Unterkiefers einschränken.
Besonders häufig sind junge Frauen davon betroffen.
Gut zu wissen:
Der menschliche Kiefer besteht aus dem zum Schädel gehörenden (und daher unbeweglichen) Oberkiefer und dem in viele Richtungen beweglichen Unterkiefer. Verbunden sind die beiden über das Kiefergelenk, das sich direkt vor dem Ohr befindet und mit den stärksten Muskeln des menschlichen Körpers ausgestattet ist.
Kieferschmerzen einseitig oder beidseitig: Mögliche Ursachen
In den meisten Fällen steckt eine Fehlfunktion des Kiefergelenks hinter den Kieferschmerzen. Bei dieser sogenannten Craniomandibulären Dysfunktion (CMD) werden Kiefer und Kiefergelenk aufgrund von Fehlstellungen oder Fehlbelastungen übermäßig in Anspruch genommen und reagieren mit Schmerzen. Ursache ist oft nächtliches Zähneknirschen (Bruxismus), von dem etwa ein Drittel der deutschen Bevölkerung betroffen ist.
Weitere mögliche Gründe für Schmerzen im Kiefer sind:
- Zahnprobleme wie Karies, schmerzende Weisheitszähne, Parodontitis oder Zahnabszesse
- Arthritis oder Arthrose im Kiefergelenk
- Ausrenkung des Kiefergelenks (Luxation)
- Kieferbruch
- Migräne oder Cluster-Kopfschmerzen
- Entzündungen der Nebenhöhlen oder der Ohrspeicheldrüse
- Trigeminusneuralgie
Ein plötzlicher Beginn der Kieferschmerzen oder einseitig auftretende Schmerzen sind oft ein Hinweis auf eine Infektion oder Verletzung, während beidseitige Schmerzen häufig gelenk- oder muskelbedingt sind.
Kieferschmerzen links bei Herzinfarkt
Plötzliche Kieferschmerzen, die einseitig links auftreten, können manchmal auch auf einen Herzinfarkt hinweisen. Treten zusätzlich Symptome wie Schmerzen oder Druckgefühl im Brustkorb, Schweißausbrüche, Übelkeit oder Atemnot auf, sollte sofort notärztliche Hilfe (112) gerufen werden.
Kieferschmerzen: Untersuchungen und Diagnose
Die Diagnose bei Kieferschmerzen beginnt mit einem ausführlichen Gespräch in der hausärztlichen oder zahnärztlichen Praxis (Anamnese). Von Interesse sind dabei
- die Art und Dauer der Beschwerden,
- der vermutete Auslöser,
- die Lebenssituation sowie
eventuell vorhandene Begleitsymptome und Grunderkrankungen.
Danach untersucht der*die Arzt*Ärztin das Kiefergelenk, die Zähne und die umliegenden Strukturen auf Schwellungen, Rötungen und Druckempfindlichkeit.
Bei Verdacht auf eine Infektion oder eine rheumatische Erkrankung wird zudem eine Blutprobe entnommen und im Labor untersucht. In einigen Fällen kann auch eine Röntgenaufnahme des Kiefers erforderlich sein.
Therapie: Wie werden Kieferschmerzen behandelt?
Die Therapie bei Kieferschmerzen hängt davon ab, was die Schmerzen auslöst:
Bei Karies oder Parodontose erfolgt eine zahnmedizinische Behandlung.
Bei einem verspannten Kiefer können spezielle Übungen (Gesichtsyoga) helfen.
Knirschen Betroffene mit den Zähnen, wird eine Aufbissschiene angefertigt, die nachts getragen werden muss.
Bei Arthritis oder Arthrose werden entzündungshemmende Schmerzmittel verschrieben.
Ein ausgerenktes Kiefergelenk wird wieder eingerenkt.
Ein Kieferbruch muss in der Regel operiert werden.
Migräne, Cluster-Kopfschmerzen oder eine Trigeminusneuralgie werden mit speziellen Medikamenten gelindert.
Bei Nebenhöhlenentzündungen ist unter Umständen eine Behandlung mit Antibiotika erforderlich.
Abszesse werden meist in einer kleinen Operation geöffnet.
Vorbeugung: Wie lassen sich Kieferschmerzen verhindern?
In den meisten Fällen ist nächtliches Zähneknirschen die Ursache für Kieferschmerzen – was oft ein Anzeichen für Stress ist. Wer Kieferschmerzen vorbeugen möchte, sollte daher seinen Alltag entschleunigen und auf sanfte Sportarten wie Yoga oder Tai-Chi und Entspannungstechniken wie Progressive Muskelentspannung oder Autogenes Training setzen.
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