Kalte Hände: Ursachen und was tun?
Draußen herrschen niedrige Temperaturen, die Hände werden kalt – wer kennt das nicht? Doch hinter kalten Händen kann noch viel mehr stecken als herbstliche oder winterliche Temperaturen. Wann man besser ärztlich Hilfe suchen sollte und welche Tipps helfen.
- © Getty Images/Westend61
Die Hände sind von vielen Blutgefäßen durchzogen. Sinken die Temperaturen der Umgebung, verengen sich die Blutgefäße der Extremitäten und sie werden weniger mit Blut versorgt – das führt zu kalten Fingern und Füßen. Wer unabhängig von der Außentemperatur oder regelmäßig unter kalten Händen leidet, sollte der Ursache auf den Grund gehen. Es könnte eine Krankheit dahinter stecken.
Artikelinhalte im Überblick:
Niedrige Temperaturen führen zu kalten Händen
Als normale Körperreaktion ziehen sich die Blutgefäße bei niedrigen Außentemperaturen zusammen. Dadurch versucht der Körper, die Blutversorgung der inneren Organe zu gewährleisten. Die Extremitäten, also Arme und Beine, spielen dabei eine untergeordnete Rolle, daher werden sie bei Minusgraden weniger mit Blut und letztlich mit Wärme versorgt. Diese Thermoregulation ist ein natürlicher Prozess, der von selbst im Körper abläuft.
Außerdem ist die Haut an den Gliedmaßen dünner und hat weniger Unterhautfett als an anderen Körperstellen. Dadurch gibt sie hier schneller Wärme an die Umgebung ab, die Folge sind kalte Hände. Bei Frauen kommt hinzu, dass sie generell weniger Muskeln haben, die Wärme erzeugen. Auch der Hormonhaushalt und Blutdruck spielen bei der Thermoregulation eine Rolle. Deshalb sind Frauen häufiger betroffen als Männer.
Lebensstil oder Medikamente als Ursache für immer kalte Hände
Auch übermäßiger Stress, Schlafstörungen und psychische Belastungen können eine normale Durchblutung stören und zu kalten Händen führen. Als Ursache kommt auch eine einseitige Ernährung infrage, insbesondere wenn ein Mangel an B-Vitaminen und den Mineralstoffen Eisen, Kalzium, Kalium und Magnesium vorliegt. Rauchen und Alkoholkonsum verschlechtern ebenfalls die Durchblutung – vor allem Raucher haben daher oft kalte Hände.
Daneben können Drogen, Giftstoffe und Schwermetalle Ursachen für kalte Finger sein. Bei vielen Menschen treten sie als Nebenwirkung von bestimmten Medikamenten auf: Arzneimittel gegen Bluthochdruck, Betablocker, Mittel gegen Migräne oder Zytostatika bei der Chemotherapie.
© ZRO
© ZRO
Welche Krankheiten hinter kalten Händen stecken können
Wer auch bei warmen Außentemperaturen regelmäßig kalte Finger hat, sollte der Ursache lieber auf den Grund gehen. Dazu sollten Betroffene eine*n Arzt*Ärztin aufsuchen und sich gründlich untersuchen lassen. Denn ähnlich wie bei dauernd kalten Füßen können verschiedene Erkrankungen dazu führen, dass die Hände kalt werden.
Aortenbogen-Syndrom: Oberhalb des Herzens bildet die Hauptschlagader (Aorta) einen Bogen, von dem große Arterien abgehen, die das Gehirn und die Arme versorgen. Bilden sich hier Engstellen, sinkt der Blutdruck im Gehirn und in den Armen, kalte Hände können die Folge sein.
Arteriosklerose: Gefäßverengungen durch Ablagerungen in den Blutgefäßen können auch die Durchblutung der Hände stören.
Autoimmunkrankheiten wie Rheuma können zu Durchblutungsstörungen und kalten Händen führen.
Bindegewebserkrankungen wie die systemische Sklerodermie führen zur Verdickung des Bindegewebes, in der Folge ist der Blutfluss gestört.
Chronische Krankheiten wie Diabetes mellitus, bei denen die Durchblutung gestört ist
Fibromyalgie: Neben starken Muskel- und Gelenkschmerzen haben viele Betroffene dieser komplexen Erkrankung mit kalten Händen und Füßen zu kämpfen.
Frostbeulen sind Störungen der Gefäßregulation und zeigen sich als rötlich-bläuliche Flecken. Sie entstehen, wenn Finger oder Zehen über längere Zeit Kälte und Feuchtigkeit ausgesetzt waren.
Herzinsuffizienz (Herzschwäche): Der Herzmuskel ist geschwächt und pumpt nicht mehr genügend Blut in den Körperkreislauf. Neben typischen Beschwerden wie Atemnot bei Anstrengung, Müdigkeit oder Ödemen in den Beinen färben sich die Finger blau und werden kalt.
Hypotonie: Ein (zu) niedriger Blutdruck sorgt dafür, dass der Körper nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt wird, allen voran die Extremitäten. Die Folge der mangelnden Durchblutung sind kalte Hände.
Orthostatische Hypotonie: Betroffen sind meist ältere Menschen ab 65 Jahren. Beim Aufstehen oder Aufsetzen versackt das Blut in den Beinvenen und der Blutdruck sinkt ab. In der Folge werden das Gehirn und die Finger kurzfristig mit weniger Blut versorgt.
Karpaltunnelsyndrom: Hier ist der Medianus-Nerv im Handgelenk eingeengt, in der Folge kann der Blutfluss in der Hand gestört sein.
Neurologische Erkrankungen: Multiple Sklerose, Entzündungen der Nerven in der Hand oder das Vibrationssyndrom (jahrelange Arbeit mit vibrierenden Geräten) können zu einer Durchblutungsstörung der Hände mit Kribbeln führen.
Raynaud-Syndrom: Anfallsweise ist die Durchblutung gestört, die Fingerspitzen verfärben sich blass, werden kalt, fühlen sich mitunter taub an oder schmerzen.
Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose): Die Hormone der Schilddrüse regulieren zahlreiche Funktionen im Körper, unter anderem die Durchblutung der Hände und das Kälte- oder Wärmeempfinden.
Thoracic-outlet-Syndrom: Durch Druck auf die Nerven und Gefäße im Halsbereich werden die Arme und Hände blass und kalt.
Untergewicht und Magersucht können den Blutfluss stören und zu kalten Händen führen.
Verletzungen an Armen oder Fingern können den Blutstrom in den Händen stören.
Immer kalte Hände? Tipps und Hausmittel, die helfen
Wenn die Gründe für kalte Hände eher in kalten Außentemperatuen oder dem eigenen Lebensstil liegen, kann man selbst einiges tun, um für warme Finger zu sorgen.
Ausreichend trinken: Wer seinem Körper über den Tag verteilt genügend Flüssigkeit (1,5-2 Liter) zuführt, sorgt für eine gute Durchblutung.
Ausgewogene Ernährung: Bei der Ernährung auf eine Versorgung mit allen wichtigen Vitaminen und Mineralstoffen achten. Bei kalten Händen fehlen dem Körper oft die B-Vitamine sowie Eisen, Kalzium, Kalium und Magnesium.
Bewegung: Regelmäßige Bewegung und Sport im Alltag regen den Stoffwechsel und Kreislauf an. So haben kalte Hände keine Chance. Tipp: Im Homeoffice oder Büro öfter aufstehen und ein paar Schritte gehen.
Genügend Schlafen: Auch Schlafmangel kann kalte Hände begünstigen. Bei Ein- und Durchschlafstörungen den Ursachen auf den Grund gehen und Störfaktoren im Schlafzimmer beseitigen.
Handgymnastik und Massagen: Beides sorgt für Bewegung in den Händen und fördert die Durchblututung. Zum Beispiel die Finger ein paar Mal abwechselnd zu Fäusten ballen und wieder ausstrecken.
Hände abtrocknen: Verdunstet Feuchtigkeit auf der Haut, wird sie kalt und die Gefäße ziehen sich zusammen. Wer viel mit Wasser arbeitet sollte die Hände immer gut abtrocknen oder Handschuhe tragen.
Nicht Rauchen, wenig Alkohol: Rauchen und Alkohol stören die Durchblutung der Arme und Hände. Daher besser auf Zigaretten und Alkohol verzichten.
Stress abbauen: In den Alltag gezielt Entspannungsübungen oder Meditation einbauen, um den Stress und daraus resultierende psychische Belastungen zu reduzieren.
Warme Kleidung: Den gesamten Körper bei niedrigen Temperaturen warm halten. Dazu zählen neben geeigneten Winterschuhen für warme Füße auch eine Mütze, die den Kopf warm hält und Handschuhe für warme Finger.
Wechselbäder nach Kneipp: Abwechselnd kaltes und warmes Wasser über die Arme laufen lassen, sodass die Körperteile besser durchblutet werden.
Sie möchten Informationen zu bestimmten Krankheitssymptomen oder wollen medizinischen Rat? Hier können Sie Ihre Fragen an unsere Experten oder andere Lifeline-Nutzer stellen!