Juckende Kopfhaut: Ursachen und Tipps zur Pflege
Nach höchsten wissenschaftlichen Standards verfasst und von Expert*innen geprüftJuckende Kopfhaut kann sehr lästig sein. Zudem bergen aufgekratze Stellen die Gefahr einer Infektion, weshalb das Kratzen unterlassen werden sollte. Welche Ursachen hinter dem Juckreiz der Kopfhaut stecken können und welche Hinweise zur Pflege zu beachten sind.
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Juckende Kopfhaut kann zur seelischen Belastung werden, insbesondere wenn der Juckreiz (Pruritus) länger anhält. Was hinter dem Symptom stecken kann.
Artikelinhalte im Überblick:
Funktionen der Kopfhaut
Die Kopfhaut ist ein sehr empfindliches Organ mit wichtigen Funktionen. Sie ist wie der Rest der Haut aus mehreren Schichten aufgebaut. Die oberste Schicht dient als Barriere nach außen und hat eine schützende Funktion. Es folgt eine Bindegewebsschicht, die eine Stützfunktion inne hat und die Oberhaut zusammen mit der innersten Schicht (Unterhaut) aufpolstert. Die Unterhaut speichert zudem Nährstoffe und versorgt bei Bedarf die Haarwurzeln.
Neben den Haarwurzeln sind in die Kopfhaut Schweiß- und Talgdrüsen eingebettet: Schweißdrüsen dienen der Thermoregulation, Talgdrüsen schützen Haut und Haare vor Austrocknung. Das fettige Sekret bildet zudem eine Barriere für Krankheitserreger. Zahlreiche Nerven und Blutgefäße versorgen die Kopfhaut.
Die Zellen der Kopfhaut erneuern sich ständig, abgestorbene Hautzellen werden abgestoßen. Rund alle vier Wochen wird die Kopfhaut so einmal komplett erneuert. Bei trockener Kopfhaut kommt es durch Umwelteinflüsse oder hormonell bedingt zu einem vermehrten Absterben der Kopfhautzellen: Das äußert sich häufig durch sichtbare Schuppen und Juckreiz. Schuppen können allerdings auch bei fettiger Kopfhaut auftreten.
Juckende Kopfhaut: Ursachen sehr vielfältig
Kopfhautjucken kann verschiedenste Auslöser haben, oftmals stecken eine falsche Pflege und reizende Inhaltsstoffe in Shampoo, Spülung oder anderen Haarpflegeprodukten hinter den lästigen Beschwerden. Auch nach einer Farbbehandlung oder Blondierung kann die Kopfhaut irriert sein und kribbeln, schmerzen oder jucken.
Auch trockene Heizungsluft im Winter oder ein Sonnenbrand der Kopfhaut im Sommer können Juckreiz auslösen. Zudem begünstigen Stress, Rauchen und hormonelles Ungleichgewicht trockene oder fettige Kopfhaut und im Zuge dessen Schuppenbildung und Juckreiz. Außerdem ist die Tendenz zu trockener oder fettiger, juckender Kopfhaut auch zu einem Teil genetisch bedingt.
Hautkrankheiten als Ursache für juckende Kopfhaut
Daneben können verschiedene Erkrankungen Ursache des Kopfhautjuckens sein. Besonders häufig sind Hautkrankheiten der Auslöser, darunter:
- Neurodermitis
- Schuppenflechte (Psoriasis)
- Allergien und Unverträglichkeiten (zum Beispiel von Lebensmittel oder Inhaltstoffen von Pflegeprodukten)
- Pickel und eingewachsene Haare
- Seborrhoisches Ekzem
- Hautpilz
- Frontale fibrosierende Alopezie (FFA, eine Autoimmunerkrankung, die zu Haarverlust führt)
- Insektenstiche und Parasiten (Läuse, Flöhe, Mücken)
- Nesselsucht (Urtikaria)
Dermatitis herpetiformis
Systemische Erkrankungen mit Juckreiz als Folge
Die Kopfhaut ist von vielen Nerven durchzogen, daher ist sie sehr empfindlich. Erkrankungen sowie Schädigungen der Nerven etwa durch Diabetes mellitus können Empfindungsstörungen wie Juckreiz und Kribbeln auslösen.
Hält das Kopfhautjucken an und besteht keine Hauterkrankung oder ein Parasitenbefall, so muss abgeklärt werden, ob eine systemische Erkrankung, die den ganzen Körper betrifft, Ursache ist. Infrage kommen dabei:
- Nierenversagen
- Erkankungen der Leber (wie eine Leberzirrhose oder Fettleber)
- Lymphdrüsenkrebs (Hodgkin- und Non-Hodgkin-Lymphome)
Kopfhautjucken durch psychische Krankheiten
Neben Stress und seelischer Belastung können auch psychische Erkrankungen die juckende Kopfhaut bedingen. Mögliche Krankheitsbilder sind unter anderem:
Zudem kann das empfundene Jucken der Kopfhaut auf die Einbildung (Wahnvorstellungen) zurückgehen, von Würmern oder andere Parasiten unter der Haut befallen zu sein. Fachleute sprechen in diesem Fall auch von einem Dermatozoenwahn.
Diagnose: Wann ärztlicher Rat notwendig ist
Tritt die juckende Kopfhaut kurzfristig auf und verschwindet von alleine wieder, kann in aller Regel auf eine ärztlichen Untersuchung verzichtet werden. Hält das Kopfhautjucken allerdings länger an und liegt kein ersichtlicher Grund vor, so sollte zur Abklärung ein*e Hautarzt*Hautärztin aufgesucht werden.
Zur Diagnosestellung werden dann die Kopfhaut untersucht und in einem Anamnesegespräch mögliche Auslöser abgefragt. Dabei sind Dauer der Beschwerden, Stressoren, neue Kosmetikprodukte und Vorerkrankungen wie Diabetes von zentraler Bedeutung.
Wird eine Allergie vermutet, kann ein Prick-Test helfen, das genaue Allergen ausfindig zu machen. Wird keine genaue Ursache festgestellt, kann ein Blutuntersuchung im Labor sinnvoll werden.
Behandlung von Kopfhautjucken
Wenn die Kopfhaut juckt, ist es für die Behandlung zunächst wichtig herauszufinden, welche Ursache hinter dem Symptom steckt. Ist ein neues Produkt der Auslöser, sollte es abgesetzt werden.
Liegt eine Erkrankung vor, muss diese behandelt werden: In vielen Fällen verschwindet damit auch das Jucken der Kopfhaut. Die Bekämpfung eines Parasitenbefalls etwa bei Kopfläusen kann aufwendig sein, da nicht nur Haare und Kopfhaut von den Schädlingen befreit, sondern auch die Wohnung und Textilien mitbehandelt werden müssen.
Hausmittel bei juckender Kopfhaut
Bei akut juckender Kopfhaut etwa nach einem Sonnenbrand kann eine Spülung mit kaltem, kohlensäurehaltigem Wasser eine schnelle Linderung verschaffen. Das sprudelnde Wasser erfrischt die Kopfhaut und wirkt wohltuend. Auch nach einer Farbbehandlung der Haare oder einer Reaktion auf ein neues Haarprodukt kann das Mineralwasser helfen, den Juckreiz zu reduzieren.
Weitere Hausmittel bei Kopfhautjucken:
- Olivenöl
- Teebaumöl
- Kokosöl
- Jojobaöl
- Aloe vera
- Apfelessig
Oliven-, Jojoba- oder Kokosöl spenden Feuchtigkeit und schützen die Kopfhaut vor Austrocknung. Bei akutem Juckreiz wirken die Öle beruhigend und reduzieren das durch Trockenheit bedingte Spannungsgefühl am Kopf. Am besten werden die Öle leicht angewärmt und sanft einmassiert. Sie können so einige Stunden oder über Nacht einwirken, bevor sie mit einem milden Shampoo wieder abgespült werden.
Teebaumöl kann unverdünnt zu starken Hautreizungen führen, deshalb ist von der puren Anwendung abzusehen. Wird Teebaumöl mit etwas Honig oder einem anderen Öl vermischt, ist die Gefahr einer weiteren Hautirritation geringer und kann ebenfalls beruhigend wirken. Wichtig ist, das Öl nur zu verwendet, wenn es mit Sicherheit gut vertragen wird.
Aloe vera gibt es als Gel zu kaufen, allerdings kann auch der Pflanzensaft direkt von der Pflanze auf die Kopfhaut aufgetragen werden. Aloe vera hat einen kühlenden, feuchtigkeitspendenden Effekt.
Apfelessig gilt als desinfizierend und entzündungshemmend, die enthaltene Säure glättet die Schuppenschicht der Haare und lässt sie somit glänzen. Außerdem unterstützt Apfelessig den Aufbau des körpereigenen Säureschutzmantels.
Hausmittel können bei bekannter Verträglichkeit den Juckreiz lindern, allerdings ist Vorsicht geboten. Bei anhaltendem Juckreiz sollte ärztlicher Rat eingeholt werden. Zudem können pflanzliche Öle und Essig eine gereizte Haut zusätzlich irritieren. Bei offenen Wunden ist von der Anwendung gänzlich abzusehen: Es besteht Infektionsgefahr und die Möglichkeit einer Verschlechterung der Beschwerden.
Tipps zur Kopfhautpflege: Trockener, juckender Kopfhaut vorbeugen
Hygiene ist wichtig, allerdings kann eine falsche Pflegeroutine der sensiblen Kopfhaut schaden und zu Juckreiz, Austrocknung und Schuppen führen.
Pflegetipps bei juckender Kopfhaut:
Luftfeuchtigkeit: Trockene Heizungsluft im Winter kann die Kopfhaut austrocknen und das Jucken bedingen. Deshalb ist es ratsam, regelmäßig zu lüften. Zudem kann ein kleines Gefäß mit Wasser auf der Heizung oder dem Fensterbrett platziert helfen, die Luftfeuchtigkeit in den Innenräumen zu erhöhen – das Wasser verdunstet und erhöht so die Luftfeuchtigkeit im Raum. Auch Zimmerpflanzen wirken sich günstig aus.
Sonnenschutz: UV-Strahlung schadet der Haut und kann zu Hautkrebs führen. Deshalb ist es wichtig, die Haut und Kopfhaut vor der Sonne zu schützen. Im Falle einer Glatze sollte diese mit Sonnencreme geschützt werden. Auch bei langen Haaren empfiehlt sich ein Schutz, etwa durch einen Sonnenhut.
Föhnen: Zu heißes Föhnen kann Verbrennungen der Kopfhaut und Austrocknung zur Folge haben, deshalb sollte der Föhn stets mindestens 20 Zentimeter vom Kopf weggehalten werden und nicht zu heiß eingestellt sein.
Haare waschen: Talg schützt Haare und Kopfhaut. Wird das Haar zu oft gewaschen, führt dies zu einer trockenen Kopfhaut und der Talgschutz ist nicht mehr gewährleistet. Das Mikrobiom der Haut gerät in manchen Fällen aus dem Gleichgewicht. Der richtige Abstand zwischen den Haarwäschen ist individuell verschieden – Menschen mit fettiger Kopfhaut müssen die Haare öfter waschen als Menschen mit trockener Kopfhaut und einer geringen Talgproduktion.
Pflegeprodukte: Shampoos und weitere Produkte zur Haarpflege sollten nach Möglichkeit mild sein. Produkte ohne Alkohol, Silikonen und Duftstoffen sind meist hautverträglicher als solche mit diesen Inhaltsstoffen. Löst ein Produkt eine Reizung aus, sollte es nicht weiter verwendet werden. Zum gibt es spezielle Shampoos gegen trockene, juckende Kopfhaut. Manche enthalten Teebaumöl als Inhaltsstoff.
Ernährung: Eine gesunde und ausgewogene Ernährung stärkt die Haut und versorgt sie mit allen Nährstoffen, die sie braucht. So kann die Hautbarriere am Haaransatz gestärkt und dem Kopfhautjucken vorbeugt werden.
Flüssigkeitsaufnahme: Eine geringe Flüssigkeitsaufnahme kann die Haut austrocknen und die Hautbarriere schwächen. Um trockener Haut und Kopfhaut vorzubeugen, empfiehlt es sich täglich mindestens 1,5 Liter ungesüßte Flüssigkeit zu trinken.
Haare färben: Menschen mit empfindlicher Kopfhaut sollten davon absehen, ihre Haare zu färben oder zu blondieren. Die Behandlung mit chemischen Stoffen kann zu einer starken lokalen Reizung führen.
Kopfkissenbezug: Bezüge aus Seide und Bambusfasern wirken kühlend und schützen Kopfhaut und Haare. Sie werden bei coloriertem, brüchigem Haar und empfindlicher Kopfhaut empfohlen.
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