Herzschmerzen beim Atmen oder unter Stress: Was tun?
Nach höchsten wissenschaftlichen Standards verfasst und von Expert*innen geprüftHerzschmerzen sind ein Symptom, das unterschiedliche Ursachen haben kann. Neben dem Herzen selbst können Erkrankungen anderer Organe der Auslöser sein. Wie sich Herzschmerzen äußern und was man tun kann.
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Kurzübersicht: Herzschmerzen
Herzschmerzen erkennen: Treten Schmerzen in der Herzgegend auf, meist mittig hinter dem Brustbein, spricht man von Herzschmerzen.
Ursachen: Es gibt zahlreiche Herzprobleme sowie nichtkardiale Ursachen, die Herzschmerzen auslösen können.
Behandlung: Je nach Auslöser und Schweregrad kommen Medikamente wie zum Beispiel Betablocker, Nitroglycerin oder Diuretika sowie eine Operation und Lebensstiländerungen infrage.
Artikelinhalte im Überblick:
Was sind Herzschmerzen?
Treten Schmerzen in der Herzgegend plötzlich und stark auf, löst das bei vielen Betroffenen das Gefühl einer lebensbedrohlichen Situation sowie Panik aus. Hinter den Schmerzen kann eine kardiale (das Herz betreffende) Ursache stecken. Daneben gibt es Auslöser außerhalb des Herzens, die Brustschmerzen (Thoraxschmerzen) hervorrufen. Sie werden dann von Betroffenen als vermeintliche Herzschmerzen eingestuft.
Auch wenn Herzschmerzen nicht immer vom Herzen ausgehen, können sie mitunter Anzeichen einer ernsten Erkrankung oder sogar lebensbedrohlichen Situation sein. Daher sollten sich Betroffene zur Abklärung der Ursache immer an eine*n Ärztin*Arzt wenden.
Wie sich Herzschmerzen anfühlen
Typisch für herzbedingte Schmerzen ist ein dumpfer Schmerz, gepaart mit Engegefühl in der Brust und Beklemmung. Dies spüren Betroffene im linken, aber auch rechten Brustraum hinter dem Brustbein – häufig strahlen die Schmerzen in den Arm, Unterkiefer, Halsbereich, zwischen die Schulterblätter und in den Oberbauch aus. In der Regel dauern kardiale Schmerzen wenige Minuten, bei einem Herzinfarkt auch mehr als 20 Minuten. Sie können von Herzrasen, Schweißausbrüchen, Übelkeit, Blässe und Kreislaufproblemen begleitet sein.
Brustschmerzen extrakardialen Ursprungs sind meist nadelstichartig und oberflächlich, manchmal brennend. Sie treten oft nach Druck auf die Brust, beim Einatmen, Schlucken, unter Anstrengung oder in bestimmten Körperpositionen auf. Je nach Ursache kann der Schmerz einige Sekunden bis Stunden andauern.
Herzschmerzen: Welche Ursachen stecken dahinter?
Hinter Herzschmerzen können viele Ursachen stehen. Das sind die wichtigsten herzbedingten Auslöser:
- Koronare Herzkrankheit (KHK) mit Schmerzen im Brustraum (Angina Pectoris)
- Herzinfarkt (Myokardinfarkt)
- (Aortenklappenvitien)
- Herzrhythmusstörungen
- Herzbeutelentzündung (Perikarditis)
- Herzmuskelentzündung (Myokarditis)
- Herzmuskelerkrankungen (Kardiomyopathien)
- Herzschwäche (Herzinsuffizienz)
- Riss in der Wand der Hauptschlagader (Aortendissektion, Aneurysma)
- Bluthochdruck (Hypertonie)
- Flüssigkeitsansammlung im Herzbeutel (Perikarderguss)
- Verengung der Blutgefäße (Arteriosklerose)
Andere Ursachen für Herzschmerzen
Tatsächlich sind es nicht immer Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems, die Schmerzen im Brustbereich auslösen. So können auch Nebenwirkungen von Medikamenten und allergische Reaktionen Schmerzen in der Herzgegend auslösen.
Auch Erkrankungen anderer Organe können die Gründe sein:
Verdauungstrakt: In die Speiseröhre zurückfließende Magensäure kann Sodbrennen und ein starkes Brennen hinter dem Brustbein hervorrufen (Reflux). Auch Verletzungen der Speiseröhre oder eine Entzündung der Gallenblase (Cholezystitis) können zu Brustschmerzen führen.
Muskel- und Skelettsystem: Ursache für die Herzschmerzen können Verspannungen oder Wirbelsäulen- und Gelenkbeschwerden sein, die in den Brustkorb ausstrahlen.
Lunge und Brustfell (Pleura): Als mögliche Ursachen für die Schmerzen kommen auch eine Lungenentzündung (Pneumonie), Rippenfellentzündung (Pleuritis) oder ein Gefäßverschluss in der Lunge (Lungenembolie) infrage.
Psyche: Patient*innen können im Zuge von Panikattacken, Angststörungen oder Depressionen Schmerzen in der Herzregion empfinden. Bei einer Herzneurose empfinden Betroffene körperliche Symptome, obwohl sie organisch gesund sind. Auch anhaltender Stress und psychische Belastung können den Herzmuskel negativ beeinflussen und Schmerzen auslösen.
Behandlung von Herzschmerzen: Therapie je nach Ursache
Die Therapie bei Herzschmerzen erfolgt abhängig von der zugrundeliegenden Ursache:
Medikamente: Liegt zum Beispiel eine koronare Herzkrankheit (KHK) vor, wird der*die Arzt*Ärztin in der Regel Medikamente wie Acetylsalicylsäure (ASS), Betablocker oder cholesterinsenkende Mittel (Statine), Kalziumantagonisten, Diuretika und Antiarrhythmika verordnen. Herzschmerzen, die im Zuge eines Angina-Pectoris-Anfalls auftreten, verbessern sich in der Regel nach Einnahme von Nitroglycerin.
Herzoperation: In schweren Fällen kann eine zusätzliche Operation, etwa eine Bypass-Operation oder der Einsatz eines stützenden gitterförmigen Implantats (Stent) in die verengten Herzkranzgefäße zu einer verbesserten Durchblutung des Herzmuskels führen und Schmerzen lindern.
Lebensstiländerung: Wichtig ist auch eine gesunde Ernährung, ein konsequenter Rauch-Stopp und regelmäßige Bewegung. Sie tragen dazu bei, wesentliche Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie erhöhte Blutfettwerte und Übergewicht zu reduzieren.
Wann den Notruf bei Herzschmerzen wählen?
Neben einem Infarkt kommen Notfälle wie eine Lungenembolie oder eine Aortendissektion infrage, die mit Schmerzen im Brustbereich verbunden sein können. In solchen Fällen sollte umgehend der Notruf gewählt werden.
Hinweise auf einen Notfall liegen vor, wenn die Herzschmerzen plötzlich auftreten und in Verbindung mit weiteren Beschwerden stehen. Dazu zählen:
- akute Kreislaufprobleme
- Kreislaufversagen
- ausgeprägte Angst der Betroffenen
- Atemnot
- Bewusstseinstrübung
- Verwirrtheit
Diagnose von Herzschmerzen
Die Diagnose bei Herzschmerzen muss sehr genau erfolgen, da die Beschwerden mitunter lebensbedrohliche Ursachen haben können. Der erste Schritt des*der Arztes*Ärztin wird daher sein, eine differenzierte Befragung der Patient*innen (Anamnese) vorzunehmen. Hier sollen sie die Art der Herzschmerzen, die Umstände ihres Auftretens und Begleitsymptome sowie bestehende Risikofaktoren für Herzerkrankungen beschreiben.
Körperliche und bildgebende Untersuchungen
In der anschließenden körperlichen Untersuchung werden
- Puls und Blutdruck gemessen,
- der Brustkorb abgetastet sowie
- Atem- und Herzgeräusche mittels Stethoskop abgehört.
Aufschluss über einen möglicherweise stattgefundenen Herzinfarkt können ein Elektrokardiogramm (EKG) sowie Blutuntersuchungen zur Bestimmung von Troponin geben. Diese Eiweißverbindung wird bei Schädigung des Herzmuskels vermehrt freigesetzt.
Bestehen Hinweise auf eine Herzerkrankung, können weitere Untersuchungen folgen, unter anderem:
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