Gliederschmerzen: Was jetzt hilft
Nach höchsten wissenschaftlichen Standards verfasst und von Expert*innen geprüftGliederschmerzen kennt jeder, der schon mal eine Grippe oder Erkältung hatte. Es gibt aber noch andere Gründe, warum wir manchmal ohne Fieber an Schmerzen in den Gliedern leiden. Was Ursachen für Kopf- und Gliederschmerzen sein können und was man tun kann.
- © Getty Images/Delmaine Donson
Bei Gliederschmerzen wird jede Bewegung der Arme und Beine zur Qual. Und auch in Ruhe sind die Schmerzen oft spürbar – sie gehen häufig von der Muskulatur aus. Meist sind sie Symptom einer Infektionskrankheit – beispielsweise einer Grippe, Erkältung oder eines Magen-Darm-Infekts. In der Regel kommen dann weitere Beschwerden hinzu, zum Beispiel heftige Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit und das Gefühl, keine Kraft mehr zu haben.
Artikelübersicht:
Gliederschmerzen: Viele mögliche Ursachen
Steckt keine Infektion hinter den schmerzenden Gliedern, handelt es sich möglicherweise nur um einen harmlosen Muskelkater, etwa nach einer ungewohnten oder intensiven sportlichen Belastung. Manchmal sind aber auch Erkrankungen in den Gelenken Ursache für schmerzende Arme und Beine. Dazu zählen Arthrose oder eine rheumatoide Arthritis (vereinfacht Rheuma).
Für Gliederschmerzen gibt es verschiedene Ursachen. Sie treten häufig im Zusammenhang mit folgenden Infektionskrankheiten auf:
Erkältung (grippaler Infekt): Eine Erkältung, die nicht mit einer echten Grippe (Influenza) zu verwechseln ist, erwischt viele Menschen sogar mehrmals im Jahr. Die Auslöser sind Erkältungsviren. Mögliche Symptome sind Gliederschmerzen, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Leistungseinbußen, Halsschmerzen, Schnupfen und Husten.
Grippe (Influenza): Sie ist nicht so harmlos, wie viele Menschen vermuten. Anders als bei der Erkältung setzen die Symptome schlagartig und sehr heftig ein. Eine normale Erkältung verläuft meist milder. Die Auslöser der Influenza sind Grippeviren. Auch hier sind Gliederschmerzen, Kopfschmerzen, Fieber, Abgeschlagenheit, Müdigkeit, ein stark ausgeprägtes Krankheitsgefühl, Husten und Halsschmerzen typisch.
COVID-19: Eine Infektion mit dem neuartigen Coronavirus kann vielfältige Symptome haben, wobei auch Gliederschmerzen auftreten können.
Lungenentzündung (Pneumonie): Sie wird in der Regel von Bakterien verursacht, zum Beispiel von Pneumokokken. Häufig geht ihr eine andere Infektionskrankheit voraus, etwa eine Grippe. Die Pneumonie beginnt meist mit Schüttelfrost, Fieber (das hoch ansteigen kann) und einem schweren Krankheitsgefühl. Dazu kommen Schweißausbrüche, Kopfschmerzen, Gliederschmerzen, Abgeschlagenheit, Müdigkeit, Husten, Mundgeruch, Atemprobleme und Brustschmerzen beim Einatmen.
Pfeiffersches Drüsenfieber (Mononukleose): Die Erkrankung wird durch das Epstein-Barr-Virus (EBV) verursacht, das fast alle Menschen in sich tragen. Meistens tritt die Mononukleose auf, wenn man zum ersten Mal mit dem Virus in Kontakt kommt. Daher wird die Erkrankung im Volksmund auch Kusskrankheit genannt. Mögliche Symptome sind erhöhte Körpertemperatur, Kopfschmerzen, Gliederschmerzen, Lymphknotenschwellung – vor allem im Halsbereich – Mundgeruch und Juckreiz. In der Regel verläuft das Pfeiffersche Drüsenfieber harmlos.
Magen-Darm-Infekt: Eine Infektion des Verdauungstraktes mit Keimen äußert sich auch in Gliederschmerzen, Kopfschmerzen, Müdigkeit und Abgeschlagenheit, Fieber, ausgeprägtem Krankheitsgefühl, Übelkeit, Bauchschmerzen und Durchfall.
Mumps: Der „Ziegenpeter“ zählt zu den klassischen Kinderkrankheiten; Auslöser ist das Mumpsvirus.
Masern (Morbilli): Sie sind hochansteckend und gefährlich. Sie zählen zu den Infektionskrankheiten, die typischerweise im Kindesalter auftreten, wenn man nicht geimpft ist; die Verursacher sind Masernviren.
Frühsommer-Meningo-Enzephalitis (FSME): Die Ursache dieser Infektionskrankheit sind FSME-Viren, die durch einen Zeckenstich übertragen werden. Bei einer FSME sind das Gehirn und die Hirnhäute entzündet. Mögliche FSME-Symptome sind grippeähnliche Beschwerden mit sehr starken Kopfschmerzen und Gliederschmerzen, aber auch Nackensteifigkeit, Übelkeit, Erbrechen und erhöhte Lichtempfindlichkeit.
Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis): Die Erkrankung entsteht meist im Rahmen einer Harnwegsinfektion, wenn die Keime aus dem Harntrakt in die Nieren aufsteigen. Patient*innen verspüren ein ausgeprägtes Krankheitsgefühl, Fieber, heftige Kopfschmerzen, starke Gliederschmerzen, Schüttelfrost, Schmerzen beim Wasserlassen, Flankenschmerzen und Rückenschmerzen.
Rückfallfieber: Verursacher sind Bakterien – die Borrelien; die Überträger des Rückfallfiebers können Zecken oder Läuse sein.
Malaria: Dabei handelt es sich um eine Infektion mit einzelligen Parasiten, den Plasmodien. Sie werden über den Stich der Anopheles-Mücke übertragen.
Gelenkerkrankungen wie die rheumatoide Arthritis (Rheuma) und der altersbedingte Gelenkverschleiß (Arthrose): Typisch für Gelenkerkrankungen ist, dass Betroffene unter einer Steifigkeit der Gelenke leiden, die häufig nach längeren Phasen der Ruhe zum Beispiel über Nacht ("Morgensteifigkeit") auftritt.
Knochenschwund (Osteoporose): Bei der Erkrankung kommt es zum Abbau der Knochensubstanz. Neben leicht brechenden Knochen sind Gliederschmerzen mögliche Symptome.
Polyneuropathie: Die Schädigung mehrerer Nerven, etwa aufgrund der Zuckerkrankheit Diabetes oder chronischen Alkoholmissbrauchs führt oft zu Gliederschmerzen.
Morbus Raynaud: Das Raynaud-Syndrom ist eine bestimmte Form von Durchblutungsstörungen, die vor allem die Finger betreffen. Diese verfärben sich dann schlagartig aufgrund der fehlenden Durchblutung weiß. Vor allem im Winter können Betroffene dann unter Gliederschmerzen leiden.
Medikamente: Gelenk- und Gliederschmerzen können als Nebenwirkung auftreten.
Venenentzündung bis Herzinfarkt: Gefährliche Auslöser
Treten die Schmerzen isoliert nur an einem Arm oder Bein auf, können sie auch ein Signal für ein sogenanntes Halswirbelsyndrom (HWS-Syndrom), für ein Schulter-Hand-Syndrom, aber auch für einen Angina Pectoris-Anfall oder Herzinfarkt sein. Beinschmerzen dagegen kommen beispielsweise im Rahmen einer Venenentzündung, Venenschwäche oder eines thrombotischen Arterienverschlusses (arterielle Verschlusskrankheit) vor.
Länger anhaltende Gliederschmerzen aus unerklärlicher Ursache, die nicht wieder verschwinden, sollten von einem Arzt abgeklärt werden.
Diagnose bei Gliederschmerzen: Ärztliche Untersuchung
Am Anfang zur Diagnose der Gliederschmerzen steht immer ein ausführliches Gespräch mit der*dem Ärzt*in. Dabei werden Beschwerden und Krankengeschichte genau aufgeführt (Anamnese). Wichtig sind auch die Begleitsymptome, um die Ursache der Schmerzen in den Extremitäten aufzuspüren. So deuten zum Beispiel Symptome wie hohes Fieber, Müdigkeit, Abgeschlagenheit, trockener Husten und Halsschmerzen auf eine Grippe (Influenza) hin. Sind die Gliederschmerzen mit Übelkeit, Erbrechen und Fieber kombiniert, könnte ein Magen-Darm-Infekt ("Magen-Grippe") dahinter stecken.
Folgende Fragen sind bei der Anamnese interessant:
Unter welchen Symptomen leiden Sie neben den Gliederschmerzen?
Seit wann bestehen die Beschwerden?
Wie würden Sie den Schmerz charakterisieren, zum Beispiel ziehend oder stechend?
Wie intensiv sind die Gliederschmerzen und andere Symptome, etwa Kopfschmerzen oder Bauchschmerzen?
Leiden Sie unter Vorerkrankungen, etwa Diabetes mellitus, Durchblutungsstörungen, rheumatoider Arthritis oder Arthrose?
Hatten Sie kürzlich eine Harnwegsinfektion (Hinweis auf Nierenentzündung) oder eine Grippe/Erkältung (Hinweis auf eine Lungenentzündung)?
Haben Sie sich kürzlich im Ausland aufgehalten, etwa in tropischen Regionen (Malaria)?
Welche Medikamente nehmen Sie ein? (Am besten eine Liste mitbringen, auf der neben den Namen der Medikamente auch die Dosierung steht)
Je nach Verdacht des*der Ärzt*in folgen weitere Untersuchungen, um die Diagnose zu sichern. Bei einer vermuteten Infektionskrankheit ist der Erreger im Labor nachweisbar. Bildgebende Verfahren lassen Rückschlüsse darauf zu, ob die Gelenke angegriffen sind, etwa bei Rheuma oder Arthrose, und dies die Ursache der Gliederschmerzen ist.
Beispiele für weiterführende Untersuchungen:
- Blutuntersuchung
- Urinuntersuchung
- Computertomographie (CT)
- Röntgenuntersuchung
- Gelenkpunktion zur Untersuchung der Gelenkflüssigkeit
Behandlung von Gliederschmerzen hängt von der Ursache ab
Die Behandlung der Gliederschmerzen richtet sich grundsätzlich nach der jeweiligen Ursache. Bei Grippe und Erkältung gibt es keine Therapie, die an der Ursache – nämlich den Viren – ansetzt, aber die Symptome lassen sich gut behandeln. Wirksam sind Schmerzmittel, die gleichzeitig fiebersenkend wirken, zum Beispiel Paracetamol. Ein altes Hausmittel gegen Fieber sind kühle Wadenwickel. Die Bakterien bei einer Lungenentzündung bekämpfen Ärzt*innen mit Antibiotika – diese Medikamente wirken aber nicht gegen Viren.
Infektionskrankheiten heilen meist nach einigen Tagen ohne Komplikationen wieder aus. Damit klingen auch die Gliederschmerzen wieder ab.
Gliederschmerzen lindern – diese Hausmittel können helfen
Neben Medikamenten gibt es Hausmittel, um Symptome zu lindern und das Wohlbefinden zu verbessern. Einige Tipps bei Gliederschmerzen:
Ausreichend trinken, um den Flüssigkeitsverlust bei Fieber wieder auszugleichen. Es werden mindestens 1,5 bis zwei Liter Flüssigkeit am Tag empfohlen. Geeignet sind kalorienarme Getränke wie ungesüßter Kräutertee oder Wasser.
Wer Gliederschmerzen hat, sollte sich körperlich schonen. Der Körper hat bei einer Infektion genug damit zu tun, die Erreger zu bekämpfen. Daher sollten sich Betroffene ausruhen, Stress vermeiden und sich nicht körperlich anstrengen.
Ein warmes Vollbad wirkt gut bei Gliederschmerzen. Unterstützend kann dem Badewasser Menthol-, Thymian- oder Eukalyptusöl zugesetzt werden. Die Pflanzenextrakte wirken entspannend, lockern die Muskulatur und wirken Gliederschmerzen entgegen. Nach dem Bad unbedingt nachruhen. Bei Fieber kann ein heißes Bad allerdings eine zu große Belastung für den Kreislauf sein.
Gliederschmerzen behandeln bei Gelenkkrankheiten
Wenn die Gliederschmerzen auf Gelenkerkrankungen wie Arthrose oder rheumatoide Arthritis zurückzuführen sind, ist eine spezifische Behandlung nötig.
Bei Arthrose und Rheuma kombinieren Ärzt*innen meist mehrere Behandlungsansätze, zum Beispiel:
Schmerzmittel, die gleichzeitig entzündungshemmend wirken, zum Beispiel aus der Gruppe der nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR); bekannte Wirkstoffe sind Ibuprofen, Naproxen oder Diclofenac.
Kortison (Steroide): Kortison wirkt stark entzündungshemmend, wird aber meist nur kurzfristig eingesetzt.
Rheuma-Medikamente: Eingesetzt werden Basistherapeutika wie die Wirkstoffe Methotrexat, Sulfasalazin oder Leflunomid; wirksam sind zudem Biologika – gentechnisch hergestellte Abwehrstoffe (zum Beispiel Antikörper).
Bewegung: Gut sind gelenkschonende Ausdauersportarten wie Schwimmen, Wandern oder Radfahren. Schonung und Ruhe wird heute nicht mehr empfohlen.
Ergotherapie: Training von Alltagstätigkeiten, um die Gelenke beweglich zu halten.
Physiotherapie (Krankengymnastik): Gezielte aktive und passive Bewegungstherapien lindern Gliederschmerzen.
Physikalische Therapien, zum Beispiel Bäder (Balneotherapie), Wärme, Kälte, leichter Reizstrom oder Massagen können Linderung verschaffen.
Orthopädische Hilfsmittel, zum Beispiel Einlagen oder spezielles Schuhwerk sind oft hilfreich bei Gliederschmerzen, ausgelöst durch Gelenkerkrankungen.
Gliederschmerzen verschwinden meist von selbst, wenn eine Infektionskrankheit der Auslöser ist und diese abgeklungen ist. Auch bei Gelenkerkrankungen wie rheumatoider Arthritis oder Arthrose lassen sich die Gliederschmerzen meist gut mit einer frühzeitigen und ausreichenden Behandlung in den Griff bekommen.
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