Schmerzen in der Brust – harmlose Verspannung oder gefährliche Erkrankung?
Schmerzen in der Brust beziehungsweise dem Brustkorb können unterschiedliche Ursachen haben, darunter harmlose wie einen blockierten Wirbel, aber auch lebensgefährliche wie einen Herzinfarkt. Was Sie bei Brustschmerzen tun können und wann der Gang in eine ärztliche Praxis sinnvoll ist.
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Kurzübersicht
Können Schmerzen in der Brust harmlos sein? Ja, sie können harmlose Ursachen wie Muskelkater, Sodbrennen oder Stress haben. Um ernsthafte Krankheiten frühzeitig zu diagnostizieren, sollten anhaltende Schmerzen ernst genommen werden.
Wann zum Arzt bei Schmerzen in der Brust? Das ist ratsam, wenn die Schmerzen neu, schwer oder anhaltend sind. Besonders dringend ist ein Praxisbesuch bei weiteren Beschwerden wie Atemnot, Schwindel, Übelkeit oder Druckgefühl in der Brust.
Wie lange sind Brustschmerzen normal? Die Dauer von Brustschmerzen kann variieren. Kurzzeitige, wenige Minuten dauernde Schmerzen sind oft weniger besorgniserregend.
Wie entsteht Thoraxschmerz? Er kann durch verschiedene Ursachen entstehen, einschließlich Problemen mit dem Herz, der Lunge, den Muskeln, den Rippen, dem Magen oder Angstzustände.
Artikelinhalte im Überblick:
Was sind Brustschmerzen?
Brustschmerzen (Thoraxschmerzen) sind keine eigenständige Erkrankung, sondern ein Symptom. Meist betreffen sie die Muskulatur und das Skelett. Doch auch zahlreiche organische Krankheiten äußern sich unter anderem durch Brustschmerzen. Schmerzen aus dem Bauchraum können bis in die Brust ausstrahlen. Manchmal ist der Schmerz eher ein Beklemmungsgefühl wie bei der Angina pectoris.
Hinter akuten, anhaltenden Schmerzen in der Brust können auch psychische Krankheiten stecken. Manchmal sind aber nur harmlose Muskelverspannungen Auslöser für die Schmerzen.
Brustschmerzen bei Frauen werden auch als Mastodynie bezeichnet. Sie treten häufig auf und haben unterschiedliche Ursachen. Meist sind sie jedoch harmlos und in hormonellen Veränderungen begründet.
Symptome und dazu passende Krankheitsbilder
Je nach Ursache zeigen sich die Schmerzen in der Brust sehr unterschiedlich. Die Beschwerden können stechend, leicht, stark, drückend oder brennend sein. Je nach Ursache sind sie dauerhaft, auch in Ruhe oder nur gelegentlich beim Husten oder Atmen zu spüren.
Mögliche Begleitsymptome:
Fieber und allgemeines Krankheitsgefühl
Atemnot
Übelkeit und Erbrechen
Brennen hinter dem Brustbein
akute Herzschmerzen mit Engegefühl und Atemnot
Bei einer akuten Lungenembolie sind die Schmerzen besonders heftig (Vernichtungsschmerzen). Thoraxschmerzen kommen aber auch bei einer eher harmlosen Bronchitis vor.
Beginnt der Schmerz allmählich und steigert sich oder tritt er als Dauerschmerz auf, kann das für einen bösartigen Tumor sprechen.
Ein punktueller, stechender Schmerz, der durch Druck von außen ausgelöst werden kann, weist auf muskuläre Ursachen hin, kann aber auch von Knochen (Wirbelsäule, Rippen) oder Gelenken ausgehen.
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Ursachen von Brustschmerz
Schmerzen in der Brust können durch krankhafte Veränderungen der Brustwand (Rippen, Muskeln, Faszien), der Wirbelsäule, des Herzens, der Lunge oder durch Erkrankungen von Magen oder Darm sowie durch psychosomatische Störungen entstehen. Manchmal strahlen auch Erkrankungen im Bauchraum, zum Beispiel ein Magengeschwür, Schmerzen in den Brustbereich aus.
Folgende Erkrankungen kommen als Ursache für Schmerzen in der Brust häufig vor:
- blockierte Rippen oder Wirbel, Verspannungen im Rücken
- Lungenerkrankungen
- Magen-Darm-Erkrankungen
- koronare Herzerkrankungen
- psychosomatische Schmerzsyndrome
Brustschmerzen bei Lungenerkrankungen
Lungenerkrankungen verursachen nicht immer Schmerzen im Brustraum, denn das Lungengewebe selbst ist nicht schmerzempfindlich. Zu den schmerzempfindlichen Teilen der Lunge zählen das Brustfell, die Luftröhre und die großen Bronchien sowie die großen Lungengefäße.
Atemwegserkrankungen, die Thoraxschmerzen auslösen können:
- Bronchitis
- akute Lungenembolie
- Pulmonale Hypertonie (Bluthochdruck in der Lunge)
- Rippenfellentzündung: Symptome und Behandlung der Pleuritis
- Lungenentzündung
- Bronchialkarzinom
- Pneumothorax (Durch einen Unfall oder eine Erkrankung fällt die Lunge in sich zusammen)
Harmlose Erkrankungen im Bereich des Brustkorbs
Auslöser für Schmerzen in der Brust kann etwa eine verspannte Stelle in der Brustwand sein. Muskelverspannungen und Blockierungen der Wirbelsäule oder Rippengelenke führen manchmal ebenfalls zu Schmerzen in der Brust. Typisch für diese Schmerzen ist, dass sie bewegungsabhängig sind – oder sich durch Druck (etwa bei einer Tastuntersuchung) verstärken.
Als stechend nehmen Patient*innen meist den Schmerz bei Erkrankungen des Brustfells (pleuraler Schmerz) wahr. Er verstärkt sich bei tiefer Atmung durch den vermehrten Zug am Brustfell, bei flacher Atmung ist er schwächer. Aus diesem Grund atmen Betroffene möglichst flach und vorsichtig (Schonatmung). Beim Husten und Schnäuzen erhöht sich der Druck im Brustkorb und der Schmerz ist besonders heftig.
Störungen des Magen-Darm-Trakts
Am häufigsten lösen Krankheiten der Speiseröhre einen brennenden Schmerz hinter dem Brustbein aus, der zunächst nicht von Herzschmerzen zu unterscheiden ist. Ursache ist meist eine Entzündung. Sie kann zum Beispiel durch die Refluxkrankheit entstehen, bei der zurückfließender, saurer Magensaft die Speiseröhre schädigt, oder durch eine Infektion.
Seltenere Ursachen für Schmerzen in der Brust sind ein Magen- oder Zwölffingerdarm-Geschwür, eine Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis), eine Gallenblasenentzündung (Cholezystitis) oder eine Gallenkolik.
Als Mediastinitis wird eine Entzündung des Mediastinums, dem Raum zwischen den beiden Lungenflügeln hinter dem Brustbein, bezeichnet. Sie kann beispielsweise durch eine Verletzung der Speiseröhre entstehen.
Wenn Schmerzen in der Brust auf Herzerkrankungen deuten
Eine Minderversorgung des Herzmuskels mit Sauerstoff durch eine Verengung der Herzkranzgefäße verursacht den als Angina pectoris bezeichneten Schmerz. Er macht sich hinter dem Brustbein als brennender oder drückender Schmerz bemerkbar und wird durch körperliche Belastung oder auch Aufregung ausgelöst oder verschlimmert.
Kommt es zum Verschluss der Herzkranzgefäße, entsteht das akute Koronarsyndrom oder ein Herzinfarkt mit Absterben von Herzmuskelgewebe. Die Folge sind sehr starke Schmerzen im Brustkorb.
Ähnlich heftige Beschwerden verursacht die seltene Aortendissektion. Hierbei kommt es zu einem Einriss der innersten Schicht der Hauptschlagader (Aorta).
Auch Herzklappenerkrankungen oder Entzündungen des Herzmuskels (Myokarditis) oder des Herzbeutels (Perikarditis) können die Ursache für herzbedingte Brustschmerzen sein. Bei Herzklappenerkrankungen spüren Patient*innen mit fortschreitendem Krankheitsprozess möglicherweise auch starke Schmerzen im Brustbereich.
Manchmal sorgt die Psyche für Schmerzen im Brustkorb
Psychosomatische Schmerzsyndrome sind nicht lebensbedrohlich. Da sie aber von Betroffenen als heftig empfunden werden, lösen sie ebenso große Ängste aus wie etwa die Schmerzen bei einem Infarkt.
Panikattacken, wie sie bei einer Angststörung auftreten, sind mit Schmerzen in der Brust und manchmal auch mit einem Engegefühl in der Brust verbunden. Bei einer Herzangst (Herzphobie, Herzneurose) sind Betroffene davon überzeugt, an einer bedrohlichen Herzkrankheit zu leiden.
Auch im Rahmen einer Depression können Schmerzen im Brustraum als Symptom auftreten.
Diagnose: Diese Untersuchungen werden gemacht
Zunächst erfragt der*die Arzt*Ärztin im Rahmen der Anamnese Art und Auftreten des Schmerzes. Dabei sind Stärke, Lokalisation und Charakter des Schmerzes sowie Begleitumstände relevant.
Die anschließende körperliche Untersuchung dient dazu die Verdachtsdiagnose zu bestätigen. Beim Betrachten und Abtasten des Brustkorbs fallen eventuell vorhandene Schmerzpunkte, Schwellungen, Rötungen oder Fehlstellungen auf. Besonderes Augenmerk ist auf die Kreislauffunktionen gerichtet.
Weitere Untersuchungen:
Abhören: Brustkorb und Lunge werden mit dem Stethoskop abgehört.
Blutuntersuchung: Beispielsweise werden Entzündungswerte bestimmt und die Sauerstoffsättigung im Blut.
Röntgen-Thorax: Sie zeigt Veränderungen bei Erkrankungen der Lunge, des Rippenfells, der Brustwand (vor allem der Knochen) und bei vielen Herzerkrankungen.
EKG (Elektrokardiogramm, Herzstromkurve): Das EKG kann erste Hinweise auf einen Herzinfarkt geben oder einen solchen ausschließen.
Computertomografie (CT): Sie zeigt Brustkorb oder Oberbauch in feinen Schichten.
Echokardiografie: Die Ultraschalluntersuchung des Herzens zeigt nebenwirkungsarm Schäden am Organ.
Magenspiegelung: Mit einem Endoskop können die oberen Verdauungsorgane untersucht werden. Gleichzeitig können Proben der Schleimhaut entnommen werden können (Biopsie).
Therapie bei Brustschmerzen
Die Behandlung von Schmerzen in der Brust richtet sich nach der Ursache. Ist diese bekannt, wird die Grunderkrankung durch gezielte Maßnahmen und Medikamente behandelt.
Physiotherapie: Bei Schmerzen in der Brust durch Wirbel- oder Rippenblockierungen sowie Verspannungen können gezielte Krankengymnastik und Massagen helfen.
Antibiotika: Sie werden bei bakteriellen Infektionen, zum Beispiel bei einer Lungenentzündung, eingesetzt.
blutgerinnungshemmende Medikamente wie Heparin: Sie verhindern, dass sich noch weitere Blutgerinnsel an dasjenige anlagern, welches die Lungenembolie oder den Herzinfarkt verursacht hat.
gefäßerweiternde Substanzen wie Nitrate: Sie gehen gegen Verengungen der Herzkranzgefäße vor und lindern die Schmerzen rasch.
Protonenpumpenhemmer wie Omeprazol: Sie unterdrücken die Säureproduktion im Magen, sodass kein saurer Magensaft mehr die Speiseröhre angreift und die Entzündung ausheilen kann.
Drainage: Sie behandelt einen gefährlichen Einriss im Lungenfell.
Schmerzmittel: Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Acetylsalicylsäure (ASS), Ibuprofen und Diclofenac lindern Schmerzen. Außerdem sind viele von den Wirkstoffen entzündungshemmend. Eine schmerzlindernde Substanz, die auch bei Kindern eingesetzt wird, ist Paracetamol.
zentral wirksame Schmerzmittel: Sind die Schmerzen sehr stark, kann die Wirkung von Acetylsalicylsäure oder Paracetamol durch kleine Mengen von Morphinen oder Opiaten verstärkt werden. Sie unterdrücken sehr wirksam die Schmerzweiterleitung im Rückenmark und zusätzlich die Schmerzwahrnehmung im Gehirn.
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