Brain Fog: Wie fühlt sich Nebel im Kopf an?
Orientierungslos, unkonzentriert und vergesslich: Brain Fog fühlt sich an wie Nebel im Kopf. Betroffene können oftmals kaum noch einen klaren Gedanken fassen. Welche Symptome es noch gibt, was gegen Brain Fog hilft und welche Ursachen infrage kommen, lesen Sie hier.
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Kurzübersicht: Häufige Fragen und Antworten
Was ist Brain Fog? Es handelt sich um einen Zustand körperlicher und geistiger Erschöpfung. Symptome sind etwa Konzentrationsschwäche, Verwirrung und Vergesslichkeit.
Was verursacht Brain Fog? Verschiedene Faktoren wie Stress, Mangelernährung, Schlafmangel, bestimmte Medikamente und Krankheiten wie Long Covid können Brain Fog verursachen
Welche Vitamine bei Brain Fog? Ursache kann ein Mangel an Vitamin-B12 oder Vitamin D sein. Dann ist die Einnahme von entsprechenden Präparaten eventuell sinnvoll.
Artikelinhalte im Überblick:
Gehirnnebel: Was ist Brain Fog?
Der Begriff Brain Fog kommt aus dem Englischen, im Deutschen bedeutet er "Nebel im Gehirn". Bei Brain Fog handelt es sich nicht um eine eigenständige Erkrankung, sondern um einen Oberbegriff für verschiedene Symptome. Dazu gehören etwa eine mangelnde Konzentrationsfähigkeit und eingeschränktes Erinnerungsvermögen.
Brain Fog tritt entweder als Folge eines ungesunden Lebensstils oder im Rahmen von Gedächtnisfunktionsstörungen sowie Erkrankungen auf – beispielsweise nach einer COVID-19-Infektion.
Symptome: Wie äußert sich Brain Fog?
Beeinträchtigungen der Gehirnfunktion führen dazu, dass Fähigkeiten wie Denken, Planen, Konzentrieren oder Erinnern stark eingeschränkt sind.
Viele Personen haben durch die kognitiven Einschränkungen Schwierigkeiten, ihren Alltag zu bewältigen, da sie vergessen, was sie gerade tun oder sagen wollten. Manche haben das Gefühl, keinen klaren Gedanken mehr fassen zu können. Die Leistungsfähigkeit ist meist stark beeinträchtigt.
Brain Fog äußert sich entsprechend durch eine Vielzahl von Beschwerden. Zentrale Symptome des Gehirnnebels sind vor allem:
- Vergesslichkeit
- Konzentrationsprobleme
- Verwirrtheit
- Wortfindungsstörungen
- Orientierungsschwierigkeiten
- mentale Erschöpfung
- Antriebslosigkeit
Nebel im Gehirn äußert sich darüber hinaus durch körperliche Anzeichen. Dazu gehören Kopfschmerzen und Müdigkeit.
Mitunter verstärkt sich Brain Fog durch kognitive Herausforderungen, etwa Gespräche führen oder konzentriertes Lesen.
Brain Fog: Ursachen und Auslöser des Hirnnebels
Eine Hauptursache für Brain Fog lässt sich nicht nennen. Als möglicher Grund kommen Entzündungen im Gehirn und Verengungen der Blutgefäße infrage, welche dazu führen, dass bestimmte Gehirnareale nicht ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt werden.
Der Gehirnnebel lässt sich auch mit verschiedenen psychischen Erkrankungen wie Angststörungen oder Depressionen in Verbindung bringen. Daneben können Stress und Schlafmangel hinter der verminderten Gehirnleistung und mangelnden Konzentration stecken.
Erkrankungen als Auslöser von Nebel im Kopf
Außerdem lösen verschiedene Erkrankungen Brain Fog aus. Typisch sind die Gedächtnisprobleme etwa nach einer überstanden Virusinfektion. Vor allem im Rahmen von Long Covid (auch Post-Covid), einer Langzeitfolge von COVID-19, scheint Brain Fog häufig aufzutreten.
Zudem kommen unter anderem folgende Krankheiten als Ursache des Brain Fogs infrage:
Myalgische Enzephalomyelitis/Chronisches Erschöpfungssyndrom (ME/CFS)
traumatische Hirnverletzungen (Schädel-Hirn-Trauma)
Vitamin-B12-Mangel
Auch hormonelle Veränderungen in den Wechseljahren oder eine Schwangerschaft können Brain Fog auslösen. Darüber hinaus scheint eine falsche, glutenhaltige Ernährung im Falle einer Glutenunverträglichkeit (Zöliakie) ebenfalls die Bewusstseinseintrübung zu bedingen. Mitunter löst eine Chemotherapie zur Behandlung von Krebs Brain Fog aus.
Brain Fog nach Corona-Infektion
Forschende haben möglicherweise den Grund für Brain Fog im Zusammenhang mit Long Covid aufgedeckt. Demnach führt die Virusinfektion zu einer Störung der Blutversorgung im Hirn, indem sie die Blutgefäße und die Blut-Hirn-Schranke durchlässiger macht.
Die Blut-Hirn-Schranke meint dabei die Grenze zwischen Blut und zentralem Nervensystem. Ist sie beeinträchtigt, führt dies dazu, dass das Gehirn weniger vor Krankheitserregern und schädlichen Stoffen im Blut geschützt ist.
Die Ergebnisse der Studie deuten auch darauf hin, dass ähnliche Effekte bei anderen Virusinfektionen ebenfalls auftreten können (postviral).
Diagnose: Wie wird Brain Fog festgestellt?
Die Diagnose von Brain Fog ist schwierig, es gibt keine objektiven diagnostischen Anzeichen für das getrübte Bewusstsein. Ärzt*innen sind auf die genaue Beschreibung Betroffener angewiesen. Nicht immer werden Patient*innen mit der diffusen Symptomatik ernst genommen.
Die richtige Anlaufstelle bei Brain Fog kann eine hausärztliche oder neurologische Praxis sein. Dort gilt es zunächst, die Ursache für den Nebel im Gehirn herauszufinden. Zu den Maßnahmen zählen etwa:
- Bluttests
- Untersuchung mittels Elektroenzephalografie (EEG)
- bildgebenende Verfahren wie eine Magnetresonanztomografie (MRT)
Daneben spielen Vorerkrankungen wie eine vorangegangene Infektion mit dem Coronavirus eine entscheidende Rolle für die Diagnostik.
Behandlung: Was tun bei Brain Fog?
Die Behandlung von Brain Fog richtet sich nach der jeweiligen Ursache, eine einheitliche Therapie gibt es nicht.
Ist eine psychische Erkrankung die Ursache, können eine Psychotherapie sowie Medikamente helfen, die Beschwerden zu lindern.
Eine Grunderkrankung wie AIDS, Migräne oder Alzheimer-Demenz muss medikamentös behandelt werden.
Darüber hinaus empfiehlt sich ein gesunder Lebensstil mit ausreichend Schlaf, einer gesunden Ernährung und der Reduktion von Stress. Manchen Menschen hilft es, eine Entspannungstechnik wie die Progressive Muskelentspannung nach Jacobson einzuüben oder zu meditieren.
Auf Alkohol sowie andere Drogen sollte möglichst verzichtet werden.
ME/CFS und Long Covid: Gezielte Heilung bislang nicht möglich
Im Falle von Long Covid sowie ME/CFS als Ursache für Brain Fog gibt es bislang noch keine wirksame Therapie.
Anders als oftmals empfohlen, hilft Patient*innen mit diesen Krankheitsbildern keine moderate Bewegung, um langsam das Leistungslevel zu steigern.
Meist steht das sogenannte "Pacing" im Vordergrund der Behandlung. Bei Pacing handelt es sich um ein Aktivitäts- und Energiemanagement: Betroffene sollen lernen, Körper und Geist zu schonen und ihre Ressourcen richtig einzuteilen.
Umgang mit Brain Fog: Austausch mit anderen Betroffenen
Brain Fog kann das Leben und die Leistungsfähigkeit betroffener Menschen stark einschränken und einen hohen Leidensdruck hervorrufen.
Nicht immer lässt sich die genaue Ursache für die Bewusstseinstrübung ausmachen oder gezielt therapieren. Werden Betroffene von ärztlichem Personal zusätzlich nicht ernst genommen, kann dies das Leid für Betroffene noch vergrößern.
Um mit den Beschwerden und den Einschränkungen im Alltag besser umgehen zu können, kann der Austausch mit anderen Betroffenen helfen. Darüber hinaus kann eine psychotherapeutische Behandlung dabei unterstützen, mit dem Brain Fog umzugehen, insbesondere, wenn es wenig Chance auf Heilung der Beschwerden gibt.
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