Dyspnoe: Symptome und was tun bei Atemnot?
Nach höchsten wissenschaftlichen Standards verfasst und von Expert*innen geprüftEin plötzliches Gefühl, nicht genügend Luft zu bekommen, oder ständige Atembeschwerden schon bei geringer körperlicher Belastung: Atemnot (Dyspnoe) kann sich unterschiedlich äußern und verschiedene Ursachen haben. Erfahren Sie, wann Sie ärztliche Hilfe aufsuchen sollten und was im Notfall zu tun ist!
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Kurzübersicht: Häufige Fragen und Antworten
Was verursacht Atemnot bei geringer Belastung? Atemnot, die bereits bei leichter Anstrengung auftritt, kann auf eine ernsthafte Herz- oder Lungenerkrankung hinweisen. Vor allem ältere Menschen leiden häufig unter Kurzatmigkeit, die durch eine Herzschwäche verursacht wird.
Wann ist Atemnot gefährlich? Gefährlich wird Atemnot, wenn sie plötzlich, ohne erkennbare Ursache oder in Ruhe auftritt, besonders in Verbindung mit Husten von Blut, Brustschmerzen, Schwindel oder blau verfärbten Lippen.
Was tun bei Atemnot? Ruhig bleiben, bequem hinsetzen und tiefe Atemzüge nehmen. Wenn die Atemnot stark ist oder sich verschlimmert, den Notarzt rufen.
Artikelinhalte im Überblick:
Definition: Was ist Dyspnoe?
Dyspnoe ist das subjektive Erleben von Atemnot oder erschwerter Atmung. Betroffene haben das Gefühl, nicht genügend Luft zu bekommen, obwohl sie verstärkt atmen. Das Symptom kann viele verschiedene Ursachen haben, doch nicht immer gelingt es Fachleuten, einen genauen Auslöser zu diagnostizieren.
Häufigkeit von Atemnot
Atemnot ist eines der häufigsten Symptome, das Betroffene dazu veranlasst, ärztlichen Rat einzuholen. In etwa 1 bis 4 Prozent der Fälle ist Dyspnoe der Grund für eine Vorstellung in der Hausarztpraxis. In der Notaufnahme berichten etwa 7 Prozent über Atemnot. Der Anteil der Betroffenen nimmt mit dem Alter zu.
Akute und chronische Dyspnoe
Fachleute unterscheiden zwischen akuter und chronischer Dyspnoe.
Akute Atemnot entsteht innerhalb weniger Minuten oder Stunden und ist als Notfall einzustufen. Mögliche Ursachen sind etwa ein Asthmaanfall oder eine Lungenembolie.
Als chronische Dyspnoe werden Atembeschwerden beschrieben, die länger als einen Monat andauern. Diese können beispielsweise auf eine Herzinsuffizienz oder eine chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) zurückzuführen sein.
Weitere Formen von Dyspnoe
Je nach den Umständen des Auftretens werden weitere Formen definiert:
Ruhedyspnoe: Atemnot in Ruhe, ohne körperliche Anstrengung
Sprechdyspnoe: häufiges Luftschnappen während des Redens
Belastungsdyspnoe: Atemnot unter körperlicher Belastung (etwa beim Laugen oder Treppensteigen)
Orthopnoe: verstärkte Luftnot im Liegen, sodass der*die Betroffene gezwungen ist, aufrecht zu sitzen.
Symptome: Wie kann sich Atemnot äußern?
Dyspnoe wird von den Betroffenen als das Gefühl beschrieben, nicht ausreichend Sauerstoff zu bekommen. Mögliche äußerlich wahrnehmbare Anzeichen können eine flache, schnelle oder sehr tiefe Atmung sein. Für Patient*innen mit Asthma erfordert vor allem die Ausatmung meist große Anstrengung.
Auch eine erhöhte Herzfrequenz kann bei Atemnot auftreten. Bei Sauerstoffmangel sind auch eine bläuliche Verfärbung der Haut, der Schleimhäute oder der Lippen möglich.
Je nach Ursache können weitere Beschwerden hinzukommen, etwa:
- Schwindel
- Schmerzen im Brustkorb
- Engegefühl der Brust
- Herzrasen
- Husten
- Angst oder Panik
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Dyspnoe: Ursachen und Risikofaktoren
Die Atmung ist ein komplexer Prozess, an der neben der Lunge auch das Nervensystem, die Atemmuskulatur und das Herz-Kreislauf-System beteiligt sind. Dementsprechend kann Atemnot viele verschiedene Ursachen haben.
Folgende Krankheiten können beispielsweise mit Atemnot einhergehen:
Dyspnoe durch Atemwegserkrankungen
- Asthma bronchiale
- chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD)
- COVID-19-Erkrankung
- Kehldeckelentzündung (Epiglottitis)
- Kehlkopfentzündung (Laryngitis)
- Lungenfibrose
- Lungenembolie
- Lungenemphysem
- Lungenentzündung
- Lungentumoren
- Pleuraerguss (Flüssigkeitsansammlung zwischen Lunge und Brustwand)
- pulmonale Hypertonie (erhöhter Druck im Lungenkreislauf)
- Pseudokrupp
Dyspnoe durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- Herzinfarkt
- Herzklappenerkrankung
- Herzmuskel- oder Herzbeutelentzündung
- Herzrhythmusstörungen
- Herzschwäche (Herzinsuffizienz)
- koronare Herzkrankheit
Weitere Ursachen oder Auslöser für Dyspnoe
- Allergien
- Fremdkörper in den Atemwegen
- ketoazidotisches Koma (Überzuckerung bei Diabetes mellitus)
- Nebenwirkung von Medikamenten (zum Beispiel durch Levofloxacin, ein antibiotisch wirkendes Medikament)
- neurologische Erkrankungen
- psychisch bedingte Hyperventilation, beispielsweise bei Panikattacken
- Rauchvergiftung
- Rippenbruch
- Schlafapnoe
- schlechter Fitnesszustand
- Schmerzen
- Übergewicht
- Wirbelblockade
Behandlung: Was tun bei akuter und chronischer Atemnot?
Eine akute, schwere Atemnot stellt immer einen Notfall dar. Ersthelfer*innen sollten in diesem Fall folgendermaßen reagieren:
- Notruf 112 verständigen
- betroffene Person beruhigen
- in sitzende Position bringen oder mit leicht angehobenem Oberkörper lagern
- beengende Kleidung (wie Krawatte) öffnen
- für Frischluftzufuhr sorgen
- wenn vorhanden: Anwendung von Notfall-Medikamenten wie Asthmasprays
Unter Umständen sind akut lebensrettende Erste-Hilfe-Maßnahmen mit Notfallbeatmung, Herzdruckmassage oder Defibrillation des Herzens notwendig.
Erste Hilfe bei Hyperventilation
Bei Menschen, die hyperventilieren, also die schneller einatmen, als es für die Versorgung des Körpers und den Abbau des Kohlendioxids nötig ist, kann das Atmen in eine Tüte hilfreich sein. Dadurch wird ein Teil des zu viel abgeatmeten Kohlendioxids wieder eingeatmet und die Atmung verlangsamt sich.
Ärztliche Behandlung von Atemnot
Bei Atemnot, die auf Erkrankungen der Atemwege, des Herzens oder der Psyche zurückzuführen ist, richtet sich die Behandlung nach der zugrundeliegenden Ursache. Einige Beispiele:
Bei bakteriellen Atemwegserkrankungen, etwa einer Lungenentzündung, helfen Antibiotika.
Asthma bronchiale oder COPD sind Krankheiten, die die Atemwege verengen. Daher kommen in erster Linie Medikamente zur Anwendung, welche die Bronchien erweitern.
Eine Herzklappenerkrankung erfordert oft eine chirurgische Behandlung.
Bei psychischer Atemnot können nach ärztlicher Anweisung beruhigende Medikamente zum Einsatz kommen. Zudem wird oft eine Psychotherapie empfohlen.
Diagnose von Atemnot
Entscheidend für die Diagnose ist eine ausführliche Befragung (Anamnese), bei der unter anderem Begleitsymptome und mögliche Vorerkrankungen erfasst werden.
Anschließend führt der*die Arzt*Ärztin eine körperliche Untersuchung durch. Hierbei wird vor allem auf Zeichen einer gestörten Atmung (Atemfrequenz, Atemtiefe, Atemgeräusche), auf den Schweregrad der Atemnot und auf Zeichen eines Sauerstoffmangels (Blässe oder Blaufärbung der Haut, Kaltschweißigkeit, Unruhe) geachtet. Zudem werden Lunge und Herz abgehört.
Daneben können weitere Untersuchungen zum Einsatz kommen:
Blutgasanalyse
weitere Blutuntersuchungen (liefern beispielsweise Hinweise über Blutgerinnung, Blutzucker, Zustand der Niere und Leber)
Elektrokardiogramm (EKG), um festzustellen, ob die Atemnot auf eine Herzerkrankung zurückgeht
Lungenfunktionstests (etwa bei Verdacht auf Asthma bronchiale)
Röntgen- oder Ultraschalluntersuchung der Lunge
Computertomographie (CT) der Lunge
Spiegelung der Bronchien (Bronchoskopie)
Beurteilung der Dyspnoe nach dem Schweregrad
Bei der Diagnose wird die Atemnot auch nach ihrem Schweregrad beurteilt. Hierfür kann das individuelle Empfinden der Luftnot (Borg-Skala) bewertet werden. Bei der ATS-Skala der American Thoracic Society wird zudem die Belastbarkeit bei körperlicher Anstrengung berücksichtigt.
Lässt sich Atemnot vorbeugen?
Eine gesunde Lebensweise kann dazu beitragen, das Risiko für Atemnot zu verringern. An erster Stelle steht der Rauchverzicht, da Rauchen das Risiko von Lungenerkrankungen wie einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) deutlich erhöht.
Viele Grunderkrankungen, die zu Atemnot führen können, treten bei einer gesunden Lebensweise seltener auf. Eine ausgewogene Ernährung, Normalgewicht und regelmäßige Bewegung sind daher Faktoren, die die Wahrscheinlichkeit für Atemnot verringern.
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