Aszites (Wasserbauch): Symptom für schwere Erkrankung
Nach höchsten wissenschaftlichen Standards verfasst und von Expert*innen geprüftIn den meisten Fällen entsteht ein Aszites (Bauchwassersucht) bei einer Leberzirrhose. Doch auch eine Krebserkrankung kann hinter dem ernst zu nehmenden Symptom stecken. Ein Wasserbauch muss daher immer ärztlich abgeklärt werden – in bestimmten Fällen gilt er sogar als lebensbedrohlicher Notfall.
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Aszites ist der medizinische Fachbegriff für die Ansammlung von Flüssigkeit in der freien Bauchhöhle. Der Begriff stammt dem Griechischen und bedeutet "Bauchwassersucht". Bei größeren Flüssigkeitsansammlungen tritt das Wasser im Bauch optisch als sichtbarer Wasserbauch in Erscheinung und stellt ein Symptom für eine Erkrankung dar.
Im Überblick:
Ursachen eines Aszites: Leberzirrhose als Hauptauslöser
Die häufigste Ursache für einen Aszites ist die Leberzirrhose. In rund 80 Prozent der Fälle ist diese Lebererkrankung für die Entstehung von Bauchwasser verantwortlich. Mit rund zehn Prozent stellen bösartige Tumorerkrankungen (Malignome) die zweithäufigste Ursache des Aszites dar. Seltener stecken kardiale Erkrankungen wie ein Rechtsherzversagen oder Infektionskrankheiten wie eine Tuberkulose dahinter.
Ursachen für Aszites im Überblick:
Portaler Aszites zum Beispiel bei Leberzirrhose, Alkoholhepatitis (Leberschädigung durch Alkohol), Budd-Chiari-Syndrom (Thrombose der Lebervene) oder sinusoidalem Obstruktionssyndrom (Venenverschlusskrankheit)
Kardialer Aszites zum Beispiel bei Herzinsuffizienz oder Pericarditis constrictiva (Verhärtung des Herzbeutels, „Panzerherz“)
Maligner Aszites zum Beispiel bei Peritonealkarzinose (Bauchfellkrebs): Meist handelt es sich um Absiedlungen anderer Tumoren (Metastasen) im Bauchfell oder in der Leber, die zum Beispiel aus der Bauchspeicheldrüse, dem Magen oder Darm stammen.
Entzündlicher Aszites zum Beispiel bei Tuberkulose (durch Bakterien ausgelöste Infektionskrankheit), Vaskulitis (Gefäßentzündung) oder Peritonitis (Entzündung des Bauchfells)
Pankreatogener Aszites zum Beispiel bei akuter oder chronischer Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis)
Andere Erkrankungen wie zum Beispiel das nephrotische Syndrom (Symptomkomplex, der auf eine Schädigung der Nieren hinweist und mit einem extremen Eiweißverlust einhergeht)
Dass kleine Mengen Flüssigkeit vom Bauchfell gebildet werden, ist normal. Die sogenannte Peritonealflüssigkeit erfüllt im Körper sogar eine wichtige Funktion: Sie dient als Schmiermittel, das die Reibung zwischen den Organen reduziert. Auch über die Blutgefäße gelangt stets Flüssigkeit aus dem Blut ins Gewebe. Normalerweise werden diese Flüssigkeiten über die Lymphgefäße wieder abtransportiert, sodass ein Gleichgewicht besteht. Aus verschiedenen Gründen ist es jedoch möglich, dass sich ein Zuviel an Flüssigkeit im Bauchraum ansammelt. Diese Gründe können beispielsweise folgende sein:
Pfortaderhochdruck (Portale Hypertension): Bei einer Leberzirrhose ist es möglich, dass die Vernarbung des Lebergewebes den Blutfluss behindert, ein erhöhter Druck auf die Pfortader (Vene, die Blut aus den Bauchorganen zur Leber transportiert) entsteht und Flüssigkeit aus den Gefäßen in den Bauchraum gepresst wird. Zusätzlich kann eine sogenannte Natrium- und Wasserretention der Nieren bei der Entstehung des portalen Aszites beteiligt sein. Hierbei handelt es sich um eine Funktionsstörung der Wasser- und Natrium-Regulation.
Gefäßveränderungen: Liegt ein maligner Aszites durch eine bösartige Tumorbildung vor, können Lymphgefäße eingeengt werden, wodurch der Flüssigkeitsabtransport nicht mehr gelingt. Außerdem wird vermutet, dass Blutgefäße durchlässiger werden und aus ihnen daher mehr Flüssigkeit austritt.
Albuminmangel (Hypoalbuminämie): Eiweiße im Blut haben unter anderem die Aufgabe, Flüssigkeit zu binden. Für diese Aufgabe müssen dem Körper ausreichend Moleküle zur Verfügung stehen. Ist der Gehalt des Eiweißes Albumin – zum Beispiel aufgrund des nephrotischen Syndroms – vermindert, sinkt der sogenannte kolloidosmotische Druck und die Flüssigkeit kann nicht mehr gebunden werden. Als Folge wird sie in das umliegende Gewebe gepresst.
Symptome des Aszites: Wenn der Bauchumfang sichtbar zunimmt
Sammeln sich geringe Mengen von Bauchwasser an, wird dies meist nicht bemerkt. Bei größeren Mengen kommt es jedoch zu einer sichtbaren Zunahme des Bauchumfangs. Zu unterscheiden ist dies von einer generellen Gewichtszunahme aufgrund von einer gesteigerten Kalorienzufuhr oder von einem kurzzeitig aufgeblähten Bauch nach der Nahrungsaufnahme, der rasch wieder von alleine verschwindet und auf eine Verdauungsstörung hinweisen kann.
Bei einem Aszites können Begleitbeschwerden wie Druckgefühl im Bauch, Appetitlosigkeit, Bauchschmerzen, Erbrechen, Übelkeit, Schwäche oder Abgeschlagenheit auftreten. Auch ein Nabelbruch (Nabelhernie) ist möglich. In einigen schweren Fällen macht sich der Aszites außerdem durch Atemnot bemerkbar.
Treten zusätzlich Symptome wie Gewichtsverlust, Fieber oder Nachtschweiß auf, können dies Anzeichen für eine Krebserkrankung als Grunderkrankung sein. Nur selten stellt ein Aszites das erste oder alleinige Symptom einer Krebserkrankung dar.
Diagnose: Wie stellt der Arzt einen Aszites fest?
Wer bereits an einer Grunderkrankung wie einer Leberzirrhose oder einer Krebserkrankung leidet, sollte bei Verdacht auf einen Aszites den Arzt aufsuchen. Folgende Methoden können zur Diagnose dienen:
Anamnese: Der Arzt versucht in einem Gespräch mehr über die Vorgeschichte zu erfahren. Er fragt zum Beispiel, ob weitere Symptome vorliegen oder wie viel Alkohol konsumiert wird.
Körperliche Untersuchung: Der Arzt tastet den Bauch ab. Beim Abklopfen treten Geräusche auf, an denen er den Aszites erkennen kann.
Ultraschalluntersuchung (Sonografie): Bei dieser Untersuchung kann der Verdacht auf einen Aszites bestätigt werden. Auch kleinere Mengen Bauchwasser, die bisher noch keine Beschwerden verursacht haben, werden sichtbar. Es kann daher sein, dass bei einer Ultraschalluntersuchung, die aus einem anderen Grund durchgeführt wird, der Aszites zufällig entdeckt wird.
Laboruntersuchungen: Im Labor werden Urin und Blut untersucht, um unter anderem Leber- und Nierenwerte zu überprüfen.
Punktion: Bei einer Punktion wird mit der Hilfe einer Kanüle durch die Bauchdecke in den Aszites gestochen. Diese Untersuchung dient dazu, eine Probe des Bauchwassers zu entnehmen und diese im Labor zu untersuchen. Eine Punktion wird sowohl bei einem neu aufgetretenen Aszites durchgeführt als auch dann, wenn plötzlich starke Schmerzen oder Fieber eintreten. Auf diese Weise können Keime nachgewiesen werden, die auf eine spontane bakterielle Peritonitis (SBP) hinweisen. Hierbei handelt es sich um eine lebensbedrohliche Infektion, bei der ein Übertreten von Darmbakterien in den Aszites als Ursache vermutet wird.
Ist die Grunderkrankung nicht bekannt, kommen zusätzlich zu diesen Untersuchungen weitere Diagnoseverfahren zum Einsatz, um der Ursache des Symptoms auf den Grund zu gehen. So kann der Arzt zum Beispiel auf weitere Anzeichen einer Leberzirrhose achten – wie zum Beispiel eine Lebervergrößerung oder Leberhautzeichen.
Behandlung des Aszites: Belastende Beschwerden lindern
Die Therapie des Aszites ist abhängig von der Grunderkrankung. Sie richtet sich zudem danach, wie ausgeprägt der Aszites ist und wie lange er schon besteht. Daher orientiert sich die Behandlung stets am individuellen Krankheitsfall und wird vom Arzt festgelegt. Sie dient vor allem dazu, die unangenehmen, stark belastenden Symptome eines Aszites wie Druckgefühl oder Atemnot zu beheben – die Grunderkrankung wird durch die Aszites-Behandlung nicht therapiert.
Zur Aszites-Behandlung kommt zum Beispiel Folgendes infrage:
Reduktion der Kochsalzzufuhr in der Ernährung: Über Kochsalz nimmt der Körper Natrium auf, das Wasser im Körper bindet und so Wassereinlagerungen (Ödeme) begünstigt. Es kann daher dazu geraten werden, die Salzzufuhr zu beschränken. Kochsalz steckt vor allem in Fertiggerichten, aber auch in verschiedenen Wurst- und Käsesorten. Weitere Ernährungsempfehlungen können je nach individuellem Fall ebenfalls in der Therapie eine Rolle spielen – zum Beispiel eine ausreichend eiweißhaltige Ernährung, eine kaliumreiche Kost oder die Reduktion der Trinkmenge.
Medikamente: Um etwa bei einer Leberzirrhose die Ausscheidung von Wasser- und Kochsalz zu steigern, können entwässernde Medikamente (Diuretika) zum Einsatz kommen. Wie genau die Therapie abläuft, entscheidet der Arzt: Statt den Aszites vollständig verschwinden zu lassen, kann er zum Beispiel nur eine deutliche Reduktion anstreben, um unerwünschte Nebenwirkungen durch eine zu aggressive diuretische Therapie zu verhindern.
Parazentese: Bei einer Parazentese wird bei einer Punktion ein Schlauch in den Aszites eingeführt. So kann entweder eine Bauchwasserprobe zu diagnostischen Zwecken entnommen oder größere Mengen Flüssigkeit abgelassen werden, um Beschwerden wie das Druckgefühl im Bauch zu lindern.
Behandlung der Grunderkrankung: Darüber hinaus wird die Grunderkrankung behandelt, die sich als Ursache hinter dem Aszites verbirgt. Dies kann bei einer Krebserkrankung zum Beispiel eine Chemotherapie sein und bei einer Leberzirrhose eine Lebertransplantation.
Komplikationen und Prognose: Lebenserwartung bei Aszites
Deutet das Wasser im Bauch auf eine schwere, fortschreitende Erkrankung hin, ist die Prognose bei Aszites leider schlecht. Ein maligner Aszites ist zum Beispiel ein Zeichen dafür, dass ein Tumor bereits Metastasen gebildet hat, wodurch die Heilungschancen erschwert werden. Bei einer fortgeschrittenen Leberzirrhose ist eine Lebertransplantation die einzige Möglichkeit auf Heilung.
Eine Aszites-Behandlung ist dennoch wichtig: Die Lebensqualität kann durch die Linderung der Beschwerden verbessert werden und mögliche Komplikationen lassen sich vermeiden. Trotz Therapie ist es möglich, dass der Aszites immer wieder auftritt, wenn die Grunderkrankung weiterhin besteht. Um die Punktion nicht ständig wiederholen zu müssen, können dauerhafte Lösungen wie ein Dauerdrainagesystem oder ein Verweilkatheter infrage kommen.
Die spontane bakterielle Peritonitis (SBP) stellt eine lebensbedrohliche Komplikation des Aszites dar. Heftige Bauchschmerzen und Fieber können Anzeichen einer solchen Infektion sein und sollten umgehend ärztlich abgeklärt werden. Durch die Gabe von Antibiotika kann die Infektion therapiert werden – unbehandelt verläuft sie meist tödlich.
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