Afterjucken: Quälender Juckreiz im Analbereich
Nach höchsten wissenschaftlichen Standards verfasst und von Expert*innen geprüftAfterjucken ist ein intensiver Juckreiz am After und für Betroffene oft eine große Belastung. Aber was sind die Auslöser dafür und was hilft gegen Afterjucken? Lesen Sie hier, wie Afterjucken behandelt wird und was Sie selbst tun können, um den lästigen Juckreiz am Po zu stoppen.
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Im Überblick:
- Was ist Afterjucken?
- Ursachen
- Afterjucken bei Kindern
- Wann ärztlich abklären?
- Diagnose
- Behandlung & Was kann man selber tun?
- Geht Afterjucken wieder weg?
Was ist Afterjucken?
Juckreiz am After sowie der Haut um den After wird als Afterjucken, analer Pruritus oder Pruritus ani bezeichnet. Der Juckreiz selbst ist keine Erkrankung, aber er kann als Symptom auf eine Krankheit hinweisen. Ebenso kann er durch falsche Hygiene entstehen. Oft ist aber auch keine Ursache erkennbar.
Afterjucken tritt vor allem nachts oder nach dem Stuhlgang auf. Dabei ist der Juckreiz häufig so stark, dass Betroffene sich ständig kratzen müssen. Das ist nicht nur sehr belastend, sondern führt auch zu anhaltenden Beschwerden. Denn durch das ständige Kratzen entstehen Wunden am Anus, die den Juckreiz noch verstärken.
Wie viele Menschen unter Afterjucken leiden, ist nicht bekannt. Nicht zuletzt, weil sich viele Betroffene scheuen, die Beschwerden medizinisch abklären zu lassen. Es wird aber vermutet, dass Afterjucken sehr häufig ist und in jedem Alter auftreten kann. Männer wie Frauen können gleichermaßen betroffen sein.
Ursachen: Viele Krankheiten können Afterjucken auslösen
Analer Pruritus kann als Begleiterscheinung verschiedener Erkrankungen auftreten. Am häufigsten tritt es im Zusammenhang mit Hämorrhoiden auf. Jucken ist aber auch das vorherrschende Symptom vieler Hauterkrankungen. Des Weiteren können bakterielle oder virale Infektionen einen Juckreiz auslösen, ebenso internistische Erkrankungen sowie Gewebeveränderungen am After oder im Darm. Für Afterjucken gibt es also eine Vielzahl möglicher Ursachen. Dazu zählen unter anderem:
- Anale Erkrankungen wie Hämorrhoiden, Analekzem, Fissuren oder Analfistel
- Knötchenflechte (Lichen ruber planus)
- Schuppenflechte (Psoriasis vulgaris)
- Bakterielle Geschlechtserkrankungen wie Gonorrhoe, Chlamydien oder Mykoplasmen
- Virale Infektionen, die häufig auch sexuell übertragen werden, wie HPV, Herpes oder Dellwarzen
- Gut- oder bösartige Gewebewucherungen, zum Beispiel Polypen, Analkrebs, Enddarmkrebs
- Diabetes mellitus
Auch Eisenmangel oder Erkrankungen der Wirbelsäule im Lendenwirbelbereich können Hautjucken im Analbereich auslösen. Außerdem kann es vereinzelt dazu kommen, dass nach der Einnahme von Medikamenten ein Juckreiz am Anus auftritt. Eindeutige Hinweise darauf gibt es aber nicht. Tritt Afterjucken nach einer Antibiotika-Behandlung oder anderen Medikamenten auf, sollte dies mit dem*der behandelnden Arzt*Ärztin besprochen werden.
Weitere Ursache für Juckreiz: Hygienefehler und Ernährung
Eine geringe oder übertriebene Analhygiene gilt ebenfalls als häufiger Auslöser für das Jucken und Kribbeln am After. Bei dauerhaft mangelhafter Hygiene kommt es durch Stuhlreste, Urin, Ausfluss oder Sperma zu Hautirritationen am Anus, die einen Juckreiz mit sich bringen. Auch ein Übermaß an Analhygiene verursacht Hautirritationen. Zu häufiges Waschen, feuchtes oder parfümiertes Toilettenpapier, seifenhaltige Waschlotionen oder Cremes reizen die sensible Analschleimhaut. Die Folge sind juckende Hautausschläge am Po.
Einige Lebensmittel wie Kaffee, Tee, Bier, Tomaten und Schokolade stehen im Verdacht Juckreiz auszulösen. Allerdings gibt es dafür keine medizinischen Belege. Grundsätzlich kann aber eine falsche Ernährungsweise dazu führen, dass der Stuhl zu fest ist oder es häufiger zu Verstopfung kommt. Starkes Pressen beim Stuhlgang kann dann zu Rissen der Analhaut (Analfissur) führen.
Manchmal juckt es am After, ohne dass eine Ursache erkennbar ist. Dann spricht man von einem primären, idiopathischen analen Juckreiz. Auf schätzungsweise 25 Prozent der Fälle trifft das zu.
Afterjucken bei Kindern
Bei Kindern kann Afterjucken ebenso vorkommen wie bei Erwachsenen. Kratzt sich das Kind des Öfteren am Po, dann kann eine Infektion mit Madenwürmern dahinterstecken. Der Wurmbefall ist meist harmlos und lässt sich mit einer Wurmkur behandeln. Eltern sollten in diesem Fall mitbehandelt werden, denn die Parasiten können leicht auf andere Familienmitglieder übertragen werden.
Wann sollte man Afterjucken ärztlich abklären lassen?
Bei einem milden Afterjucken, das nur kurzzeitig auftritt, muss man sich zunächst keine Sorgen machen. Hält das Jucken allerdings länger an und belastetet zunehmend, sollte es medizinisch abgeklärt werden. Ebenfalls, wenn noch weitere anale Symptome auftreten, wie:
- Blutungen
- Nässen
- Ausfluss
- Schmerzen
- Brennen
- Verstärkter Stuhldrang
- Fremdkörpergefühl
Diagnose: Umfangreiche Untersuchungen bei Afterjucken
Anlaufstelle bei einem anhaltenden Juckreiz im Analbereich ist eine Fachpraxis für Proktologie oder Dermatologie. Aufgrund der vielen möglichen Ursachen wird bei der ersten Untersuchung eine umfangreiche Anamnese erstellt, die unter anderem Fragen zu Stuhlentleerungsverhalten, Sexualverhalten, Hygieneverhalten sowie zu Vorerkrankungen beinhaltet. Zusätzlich zur körperlichen Untersuchung kann auch ein Abstrich, ein Allergietest oder eine Spiegelung der verschiedenen Darmabschnitte notwendig werden.
Behandlung von Afterjucken
Ziel der Behandlung ist es, das Afterjucken sowie weitere Symptome zu beseitigen. Liegt eine Erkrankung vor, die das Jucken auslöst, wird diese behandelt. Zusätzlich werden allgemeine Maßnahmen ergriffen, um irritierende Reize im Analbereich zu beseitigen oder auszuschließen. So wird zum Beispiel Betroffenen empfohlen, Hygieneprodukte, Seife und andere Reinigungsmittel wegzulassen. Zudem werden zur Linderung von Afterjucken Salben mit Kortikosteroiden oder Calcineurininhibitoren eingesetzt, die auf die betroffenen Hautstellen aufgetragen werden.
Was hilft gegen Afterjucken? Das kann man selbst tun
Besonders wichtig ist: Nicht kratzen, auch wenn es juckt. Denn durch das Kratzen wird die Haut zusätzlich geschädigt. Das birgt die Gefahr, dass sich Bakterien ansiedeln und eine Infektion entsteht. Die Folge ist ein erneuter Juckreiz.
Spezielle Hausmittel gegen Afterjucken gibt es nicht. In der Vergangenheit wurden häufig warme Sitzbäder empfohlen. Dies gilt aber als überholt. Denn Sitzbäder lindern nur kurzzeitig die Symptome. Zudem trocknen häufige Anwendungen die Haut aus, Entzündungen können sich dadurch verstärken. Als hilfreich gelten hingegen die folgenden Tipps:
Hygiene optimieren: Regelmäßiges Waschen sowie ein täglicher Wechsel der Unterwäsche sind Grundvoraussetzung für eine gute Analhygiene. Wer ein Reinigungsprodukt verwenden will, sollte auf ein mildes, seifenfreies Produkt setzen. Besser ist es jedoch, den Bereich des Afters vorwiegend mit klarem Wasser zu reinigen, auch nach dem Stuhlgang. Danach sanft abtrocknen. Auf feuchtes oder parfümiertes Toilettenpapier verzichten.
Hautpflege: Diese ist im Bereich des Afters notwendig, wenn kleine Verletzungen vorliegen. Dann helfen spezielle allergenfreie Cremes, die die Wiederherstellung der hauteigenen Barrierefunktion unterstützen. Auch Zinkoxidpaste unterstützt die Wundheilung.
Haut trocken halten: Für ein optimales Mikroklima in der Analregion sollte übermäßige Schweißbildung vermieden werden. Ideal ist lockersitzende Kleidung sowie Baumwollunterwäsche. Diese unterstützt ein weniger feuchtes Mikroklima.
Ernährung anpassen: Viel trinken und gegebenenfalls die Ernährung optimieren, zum Beispiel ballaststoffreich essen. Beides begünstigt einen regelmäßigen und weichen Stuhlgang.
Geht das Afterjucken wieder weg?
Liegt dem Afterjucken eine Erkrankung zugrunde, dann nehmen die Beschwerden mit der Behandlung der Ursache meistens ab. Auch die Optimierung der Analhygiene, ein verbesserter Stuhlgang sowie Hautpflege tragen zu einem zügigen Rückgang des Juckreizes bei. In der Regel sollte sich das Jucken am After nach ein bis zwei Wochen bessern.
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