Von Infekten bis Tumoren: Ursachen der Myalgie

Auf den ersten Blick ist es nicht leicht, die Gründe für Muskelschmerzen zu erkennen. Besonders häufige, aber weniger bedenkliche Ursachen sind:

  • Muskelverspannungen und -verhärtungen, zum Beispiel durch Bewegungsmangel oder Fehlhaltungen beim langen Sitzen. Oft sind der Nacken, Rücken oder die Schultern betroffen.
  • Muskelkater nach intensiver sportlicher Betätigung, Überbeanspruchung/Überlastung, langer Trainingspause oder ungewohnten Bewegungen
  • Muskelkrämpfe (oft Wadenkrämpfe) aufgrund von Magnesiummangel oder nach starker körperlicher Belastung. Muskelkrämpfe dauern in der Regel nur wenige Sekunden bis Minuten an.
  • Muskelverletzungen, wie Muskelriss, Muskelfaserriss, Muskelprellungen oder Muskelzerrungen

Muskelentzündungen (Myositis, entzündliche Myopathien)

Muskelentzündungen können Muskelschmerzen hervorrufen. Folgende Krankheiten stehen mit Muskelschmerzen in Verbindung:

  • Infektionskrankheiten: Die Verursacher können Bakterien (zum Beispiel Staphylokokken, Borrelien), Viren (etwa Adenoviren, Coxsackie-Viren, Grippeviren) oder Parasiten, beispielsweise winzige Fadenwürmer (Trichinen), sein.
  • Erkrankungen des Immunsystems (immunogene Myositiden): Dermatomyositis – dabei greift das körpereigene Immunsystem Haut, Muskulatur und innere Organe (wie Nieren oder Lunge) an; Polymyositis – eine entzündliche Erkrankung der Skelettmuskulatur; interstitielle Myositis – das Bindegewebe zwischen den Muskeln wird zerstört.

Andere Erkrankungen der Muskulatur (Myopathien)

Daneben gibt es eine Reihe weiterer Erkrankungen, welche die Muskeln beeinträchtigen und zu Muskelschmerzen führen. Beispiele sind:

  • Degenerative Muskelerkrankungen: Die Muskulatur baut sich bei Patienten mit degenerativen Myopathien schleichend ab und verändert ihre Struktur. Ärzte sprechen dann von Muskelschwund. Am bekanntesten sind die Muskeldystrophie Duchenne und die Becker-Muskeldystrophie. Beides sind Erbkrankheiten und die Kinder kommen schon mit der Muskelerkrankung zur Welt.
  • Muskelerkrankungen, bei denen die Muskulatur nach einer kräftigen Anspannung verzögert erschlafft (Myotonien)
  • Erkrankungen aus dem rheumatischen Formenkreis: Bei der Fibromyalgie (auch Fibromyalgie-Syndrom, Weichteilrheuma oder Weichteilrheumatismus) sagen Patienten, sie hätten "Muskelschmerzen überall". Die Polymyalgia rheumatica ("rheumatischer Vielmuskelschmerz", PMR oder Polymyalgie) geht mit einer Gefäßentzündung (Vaskulitis) einher. Typisch sind Muskelschmerzen, Muskelsteifigkeit und manchmal auch eine Schwäche der Muskulatur im Schultergürtel, Nacken und Becken.
  • Tumoren der Muskulatur

Weitere Ursachen von Muskelschmerzen

  • Erkrankungen des Nervensystems: Ein Beispiel ist die Parkinson-Krankheit (Morbus Parkinson, Schüttellähmung), die mit Muskelsteifigkeit und Muskelkrämpfen einhergeht. Auch die Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) ist mit schmerzenden Muskeln verbunden.
  • Erkrankungen des Skeletts und der Gelenke: Beispiele sind der Knochenschwund (Osteoporose), Gelenkverschleiß (Arthrose), Morbus Bechterew, Bandscheibenvorfall oder Hexenschuss. Patienten nehmen die Schmerzen nicht nur in den Knochen und Gelenken, sondern auch in den Muskeln wahr.
  • Stoffwechselerkrankungen (metabolische Myopathien), beispielsweise Störungen des Kohlenhydrat-, Fettsäure- oder Purinstoffwechsels, die sich auf Struktur und Funktion des Muskels auswirken.
  • Hormonelle Erkrankungen (endokrine Myopathien), etwa eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose)
  • Infektionskrankheiten, etwa eine Erkältung (grippaler Infekt) oder Grippeviren
  • Borreliose: Infektion mit den Borrelien (Bakterien) nach einem Zeckenstich
  • Depressionen/Angstzustände: Muskelschmerzen treten begleitend auf
  • Wechseljahre: Neben Hitzewallungen, Schweißausbrüchen und Stimmungstiefs leiden viele Frauen auch unter Muskelschmerzen.

Medikamente, Drogen und Gifte als Auslöser

Manche Medikamente können als Nebenwirkung den Schmerz in der Muskulatur auslösen. Dazu gehören bestimmte Antibiotika (Penicilline), Cholesterinsenker (Statine, gegen zu hohe Blutfette), das Herz-Kreislauf-Medikament Chinidin, der Wirkstoff Cimetidin gegen Sodbrennen oder das Parkinson-Mittel Levodopa. Auch ein hoher Konsum von Alkohol oder Heroin kann eine Myalgie hervorrufen. Die Giftstoffe Strychnin und Tetanustoxin stehen ebenfalls in Verbindung mit Muskelschmerzen.

Muskelschmerzen: Lokal oder überall?

Am häufigsten entstehen Schmerzen als Folge von Muskelverspannungen. Sie sind auf bestimmte Körperstellen beziehungsweise Muskeln oder Muskelgruppen begrenzt. Wie auch die verletzungsbedingt schmerzende Muskulatur zählen Ärzte sie zu den lokalisierten Muskelschmerzen. Meist sind Über- oder Fehlbelastungen schuld – etwa falsche Sitzhaltungen, Stress oder monotone Bewegungen, zum Beispiel beim Autofahren oder Arbeiten am Computer (sogenannter Mausarm).

 Teile der Muskulatur kontrahieren sich verstärkt und bleiben angespannt. Die verhärteten Stellen sind manchmal als kleine Knötchen tastbar. Mediziner sprechen bei diesem durch Muskelverspannungen ausgelösten Krankheitsbild auch vom myofaszialen Schmerzsyndrom. Im Volksmund sind jedoch "Muskelverspannung" oder "Muskelverhärtung" die gängigen Bezeichnungen.

Sind die Schmerzen nicht auf einzelne Muskeln oder Körperpartien begrenzt, sondern betreffen den gesamten Körper, sprechen Experten von generalisierten Muskelschmerzen. Sie entwickeln sich beispielsweise im Rahmen von Infektionskrankheiten, etwa einer Erkältung, Grippe oder Borreliose. Auch beim Fibromyalgie-Syndrom schmerzt die Muskulatur am gesamten Körper. Es ist den Betroffenen nicht möglich, sie auf bestimmte Regionen einzugrenzen. Ihren Zustand beschreiben sie oft als "Schmerzen überall". Auch Medikamente und Drogenkonsum können generalisierte Muskelschmerzen hervorrufen.

Bei anhaltenden Schmerzen Arztbesuch nötig

Eine schmerzende Muskulatur kann von harmloser, vorübergehender Natur sein oder auf ernste Erkrankungen hindeuten. Lassen Sie vor allem länger andauernde Muskelschmerzen von einem Arzt abklären. Auch Muskelverletzungen wie eine Muskelprellung, Muskelzerrung oder einen Muskelriss müssen Ärzte schnell behandeln, damit die Verletzung ausheilt und keine Folgeschäden entstehen.

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