Herzrasen: Ursachen und was tun bei Tachykardie?
Nach höchsten wissenschaftlichen Standards verfasst und von Expert*innen geprüftHerzrasen äußert sich in ungewöhnlich schnellen Herzschlägen, die oftmals als pochend oder hämmernd empfunden werden. Es gibt viele Ursachen, von harmlosen Auslösern bis behandlungsbedürftigen Krankheiten. Wann wird es gefährlich und was ist bei einer Tachykardie zu tun?
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Kurzübersicht
Was ist Herzrasen? Bei mehr als 100 Schlägen pro Minute liegt eine Tachykardie vor. Sie ist ein Symptom, keine eigenständige Krankheit. Je nach Ursprungsort unterscheiden Fachleute die Vorhoftachykardie und Kammertachykardie.
Ursachen: Es gibt zahlreiche Auslöser für Herzrasen, von angeborenen Herzfehlern über Stress und Aufregung bis hin zu hormonellen Veränderungen und Herzkrankheiten.
Begleitsymptome: Möglicherweise wird eine Tachykardie von Übelkeit, Schwindel, Atembeschwerden oder Schwitzen begleitet.
Behandlung: Die Therapie richtet sich nach der Ursache der Tachykardie. Es kann eine Änderung des Lebensstils mit weniger Genussmitteln und mehr Entspannung helfen, Psychotherapie oder eine medikamentöse Behandlung.
Artikelinhalte im Überblick:
Was ist eine Tachykardie?
Herzrasen (Tachykardie) ist eine Form der Herzrhythmusstörungen. Normalerweise schlägt das Herz unter Ruhebedingungen beim Erwachsenen etwa 70-mal pro Minute. Ab einer Herzfrequenz von über 100 Schlägen pro Minute im Ruhezustand sprechen Fachleute von Tachykardie. Viele Menschen empfinden plötzliches Herzrasen im Ruhezustand oder nachts als sehr bedrohlich, doch das muss es nicht zwangsläufig sein.
Ein schnellerer Herzrhythmus wird oft durch harmlose Auslöser begünstigt, zum Beispiel Aufregung, körperliche Anstrengung oder übermäßiger Konsum von Genussmitteln wie Kaffee und Alkohol. Hinter einer Tachykardie können allerdings auch ernste Ursachen stecken, wie Herzkrankheiten.
Wie fühlt sich Herzrasen an?
Für viele Menschen äußert sich eine Tachykardie in ungewöhnlich schnellen, hämmernden oder auch pochenden Herzschlägen, die in der Brust bis hoch in die Halsschlagader spürbar sein können. Andere empfinden starkes Herzklopfen, Herzjagen oder Herzstolpern während eines Anfalls.
Neben der Tachykardie gibt es weitere typische Rhythmusstörungen des Herzens, die sich voneinander unterscheiden lassen:
Häufige Herzrhythmusstörungen | Definition |
Bradykardie | Herzschlag zu langsam |
Tachykardie | Herzschlag zu schnell |
Arrhythmie | Herzschlag unregelmäßig |
Herzrasen kann verschiedene Ursachen haben
In den meisten Fällen sind harmlose beziehungsweise vorübergehende Einflüsse für eine Tachykardie verantwortlich. Sie sorgen für einen meist nur kurzzeitig wahrnehmbaren, übermäßig schnell und intensiv empfundenen Herzschlag. Die Symptome normalisieren sich oft rasch wieder. Zu den harmlosen Ursachen gehören zum Beispiel:
- Stress
- Angst
- Aufregung
- körperliche Anstrengung
- übermäßiger Genuss von Kaffee und Tee (Koffein)
Daneben können viele weitere Ursachen für das Herzrasen verantwortlich sein, zum Beispiel:
Alkohol und Drogen wie Kokain
Rauchen
Medikamente mit Wirkstoffen, die die Herzfrequenz steigern wie Sympathomimetika, Theophyllin, Nitrate, Pseudoephedrine oder Kalziumantagonisten
Inhaltsstoffe von Lebensmitteln, zum Beispiel ätherische Öle in Muskatnuss
hormonelle Veränderungen in der Schwangerschaft oder in den Wechseljahren
Unterzuckerung (Hypoglykämie)
Stoffwechselstörungen, häufig eine Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose)
Blutarmut (Anämie)
Bluthochdruck (Hypertonie)
Elektrolytstörungen
das posturale Tachykardiesyndrom (POTS)
Herzerkrankungen wie Herzchwäche (Herzinsuffizienz), Herzmuskelentzündung (Myokarditis), Herzklappenfehler, Koronare Herzkrankheit (KHK)
Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern, Vorhofflattern
Tritt Herzrasen zusammen mit Symptomen wie Brustenge, Brustschmerzen, Übelkeit, Kurzatmigkeit und/oder Ohnmacht und Schwindel auf, kann es ein Zeichen für eine Herzerkrankung sein.
Was tun gegen Herzrasen?
Ob die Tachykardie im Einzelfall behandlungsbedürftig ist, hängt von der Ursache ab. Kann das Herzrasen nicht auf eine Erkrankung zurückgeführt werden, wird der*die Arzt*Ärztin in der Regel Maßnahmen empfehlen, die eine Veränderung der Lebensweise betreffen. Dazu gehören zum Beispiel der Verzicht auf Genussmittel wie Kaffee oder Nikotin und die Anwendung bestimmter Entspannungstechniken wie Yoga oder progressive Muskelentspannung, die dabei helfen können, Stress als Auslöser von Herzrasen zu reduzieren.
Steht das Herzrasen mit der Einnahme bestimmter Medikamente in Zusammenhang, sollte das Präparat nach ärztlicher Rücksprache gewechselt oder abgesetzt werden. Wird das Herzrasen durch Angststörungen oder Panikattacken ausgelöst, kann eine Psychotherapie sinnvoll sein.
Löst eine Grunderkrankung Herzrasen aus, müssen die jeweiligen Ursachen behandelt werden. Hierzu kann die Gabe von Medikamenten gegen Herzrhythmusstörungen (Antiarrhythmika), Bluthochdruck (Antihypertensiva, Betablocker) oder eine Schilddrüsenüberfunktion (Tyreostatika) erforderlich sein.
In schwerwiegenden Fällen kann auch eine Operation, wie zum Beispiel der Einsatz eines Herzschrittmachers, notwendig sein.
Akutes Herzrasen: Wann ist eine Notfallbehandlung erforderlich?
Tritt Herzrasen zusammen mit Beschwerden wie
- Brustenge,
- Brustschmerzen,
- Ohnmacht,
- extremer Kurzatmigkeit,
- Atemnot und
- starkem Schwindel auf,
sollte umgehend der Notruf kontaktiert werden. Denn dies kann ein Hinweis auf eine schwere Erkrankung wie ein Herzinfarkt sein, die sofortige ärztliche Notfallmaßnahmen erfordert.
Verschiedene Formen der Tachykardie
Medizinisch werden zwei Formen von Herzrasen unterschieden, ausgehend vom Ort des Entstehens der Rhythmusstörungen:
Supraventrikuläre Tachykardie: Bei dieser Form treten Störungen außerhalb der Herzkammer auf, meistens in den Vorhöfen, die zu Herzrasen führen. Dann ist die Rede von einer Vorhoftachykardie.
Ventrikuläre Tachykardie (Kammertachykardie): Die Herzkammern geben die elektrischen Impulse nicht korrekt weiter. In der Folge entstehen zusätzliche Impulse, auf die der Herzmuskel reagiert. Im äußersten Fall besteht Lebensgefahr, wenn die Impulse so schnell erfolgen, dass sich das Herz nicht mehr zusammenziehen kann. Dann ist von Kammerflimmern die Rede.
Als paroxymale Tachykardie wird anfallsartiges Herzrasen bezeichnet, der Anfall beginnt und endet plötzlich. Häufiger Auslöser ist das angeborene Wolff-Parkinson-White-Syndrom (WPW-Syndrom) – bei Betroffenen besteht eine zusätzliche elektrische Erregungsleitung zwischen den Vorhöfen und Ventrikeln.
Diagnose bei Verdacht auf Tachykardie
Insbesondere wenn Tachykardien regelmäßig oder dauerhaft auftreten, sollten Betroffene zur Abklärung eine Arztpraxis aufsuchen. Neben der hausärztlichen Praxis sind Kardiolog*innen die richtige Anlaufstelle bei Rhythmusstörungen und Beschwerden mit dem Herzen.
Zunächst grenzt der*die Arzt*Ärztin durch eine ausführliche Anamnese das Spektrum der möglichen Ursachen ein. Dabei werden Patient*innen nach Beginn, Häufigkeit und Verlauf der Herzsymptome befragt. Wichtig ist auch, ob das Herzrasen plötzlich angefangen und ebenso abrupt wieder aufgehört hat oder ob die Probleme schleichend aufgetreten sind und sich in letzter Zeit verschlimmert haben.
Richtungsweisend für die Diagnose sind mögliche Begleitsymptome, die eventuell neben dem Herzrasen bestehen, wie Kurzatmigkeit, Brustschmerzen, Schwindel- und/oder Ohnmachtsanfälle.
Daran schließen sich die körperliche Untersuchung und in der Regel weitere Untersuchungsverfahren an:
- Puls und Blutdruck messen
- Herz abhören mit dem Stethoskop
- Blutuntersuchungen zur Bestimmung der Schilddrüsen- und Elektrolytwerte
- Ableitung der Herzströme (Elektrokardiografie, EKG)
- Langzeit-EKG
- Belastungs-EKG
- Ultraschalluntersuchung des Herzens (Echokardiografie)
- Röntgen des Brustkorbs (Röntgenthorax)
- Herzkatheter mit anschließendem Röntgen der Herzkranzgefäße unter Verwendung eines Kontrastmittels (Angiografie)
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