Verhütungsstäbchen (Hormonimplantat): Sicherer Schutz für drei Jahre
Nach höchsten wissenschaftlichen Standards verfasst und von Expert*innen geprüftDas Verhütungsstäbchen oder auch Hormonimplantat ist eine Möglichkeit, um eine Schwangerschaft zu verhindern. Es verbleibt für eine Dauer von drei Jahren unter der Haut des Oberarms. Mehr zu eventuellen Nebenwirkungen und Kosten.
- © iStock.com/monkeybusinessimages
Kurzübersicht
Was ist das Verhütungsstäbchen? Eine Form der Langzeitverhütung. Es schützt für drei Jahre vor einer ungewollten Schwangerschaft. Das Hormonstäbchen ist etwa vier Zentimeter lang und zwei Millimeter breit und wird durch einen lokalen Eingriff unter die Haut im Oberarm gesetzt.
Wie wirkt es? Das Stäbchen gibt stetig das Gestagen Etonogestrel in den Blutkreislauf frei. Die Hormone verhindern den Eisprung und sorgen dafür, dass die Gebärmutterschleimhaut nicht ausreichend aufgebaut wird.
Wie sicher ist es? Es hat einen Pearl-Index von 0,1 und gilt damit als sehr sichere Verhütungsmethode.
Was kostet es? Insgesamt muss mit Kosten von 300 bis 400 Euro gerechnet werden.
Gibt es Nebenwirkungen? Bei etwa 10 Prozent kommt es zu Nebenwirkungen. Häufig sind Blutungsstörungen. Außerdem kann es zu Akne, Gewichtszunahme und Kopfschmerzen kommen. Auch depressive Verstimmungen sind möglich.
- Was ist das Verhütungsstäbchen?
- Wirkung
- Sicherheit
- Wie es eingesetzt wird
- Entfernung
- Nebenwirkungen
- Vor- und Nachteile
- Kosten
Verhütungsstäbchen: Was ist das Hormonimplantat?
Im Jahr 2000 wurde das Verhütungsstäbchen, auch als Hormonimplantat, Hormonstäbchen oder unter dem Handelsnamen Implanon bekannt, als Methode zur Verhütung auf dem deutschen Markt eingeführt.
Frauen lassen sich das streichholzgroße Verhütungsstäbchen von einer*einem Frauenarzt*Frauenärztin zum Schutz vor einer ungewollten Schwangerschaft für eine Dauer von drei Jahren in die Innenseite ihres Oberarms einsetzen.
Damit zählt das Verhütungsstäbchen zu den Methoden der Langzeitverhütung.
Das eingesetzte Stäbchen gibt es aus einem Depot kontinuierlich Hormone ins Blut ab. Diese hemmen den Eisprung und hindern die Spermien daran, in die Gebärmutter zu gelangen.
Das Hormonimplantat ist geeignet:
für eine langfristige Verhütung
für eine Verhütung ohne Östrogen
nach abgeschlossener Familienplanung
bei häufigen Einnahmefehlern der Pille
bei bestimmten Krankheiten, vor allem chronischen Magen-Darm-Erkrankungen
in der Stillzeit
Theoretisch kann das Stäbchen Frauen jeden Alters eingesetzt werden. Im Jugendalter ist das Hormonimplantat jedoch keine geeignete Methode zur Verhütung, da sich Hautunreinheiten unter der Anwendung verschlechtern oder gar erst auftreten können.
Verhütungsstäbchen: Wie wirkt das Hormonimplantat?
Das Verhütungsstäbchen besteht aus einem weichen, biegsamen medizinischen Kunststoff. Es ist etwa vier Zentimeter lang und zwei Millimeter dick. Im Inneren befindet sich das Gestagen Etonogestrel, das permanent freigesetzt wird und so in den Blutkreislauf der Frau gelangt.
Die Wirkungsweise des Verhütungsstäbchens ähnelt der Minipille. Die Hormone verhindern den Eisprung, verändern den Schleim im Gebärmutterhalskanal und sorgen dafür, dass die Gebärmutterschleimhaut nur unzureichend aufgebaut wird. Erledigt das Hormonstäbchen diese Arbeit zuverlässig, ist die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft dadurch extrem gering.
Wie lange wirkt das Verhütungsstäbchen?
Anfangs werden durch das Implanon täglich 60 bis 70 Mikrogramm Etonogestrel abgegeben, nach einiger Zeit nur noch rund 30. Da 30 Mikrogramm zum Schutz vor einer Schwangerschaft erforderlich sind, muss das Verhütungsstäbchen nach drei Jahren entfernt und durch ein neues ersetzt werden.
Wie sicher ist das Verhütungsstäbchen?
Der sogenannte Pearl Index gilt als aufschlussreicher Richtwert für die Sicherheit von Verhütungsmitteln. Er gibt an, wie viele von 100 Frauen trotz Verhütung innerhalb eines Jahres ungewollt schwanger geworden sind. Je niedriger der Index, desto sicherer das Verhütungsmittel.
Das Hormonstäbchen hat einen sehr niedrigen Pearl-Index von 0,1 und gilt deshalb als zuverlässiger, sicherer Schutz vor einer Schwangerschaft. Dies ist vor allem der Fall, weil Anwendungsfehler bei dieser Verhütungsmethode nahezu ausgeschlossen sind.
Wie wird das Verhütungsstäbchen eingesetzt?
Bevor das Verhütungsstäbchen eingesetzt wird, findet eine gynäkologische Untersuchung statt. Dabei wird sichergestellt, dass aktuell keine Schwangerschaft vorliegt.
Im Anschluss kann das Implantat durch den*die Frauenarzt*Frauenärztin in den Oberarm eingelegt werden. Dazu ist ein kleiner chirurgischer Eingriff erforderlich: Nach einer örtlichen Betäubung wird das Verhütungsstäbchen mithilfe einer sterilen Einweg-Kanüle auf der Innenseite des Oberarms unter die Haut geschoben. Von außen ist das Implantat jetzt gut ertastbar.
Hormonstäbchen einsetzen: Idealer Zeitpunkt
Der beste Zeitpunkt für das Einsetzen des Verhütungsstäbchens ist der erste bis fünfte Periodentag. Der Eingriff ist jedoch auch zu jedem anderen Zeitpunkt möglich – allerdings muss dann für die ersten sieben Tage zusätzlich mit einem Kondom verhütet werden.
Nach einer Fehlgeburt oder einem Schwangerschaftsabbruch vor der zwölften Schwangerschaftswoche wird das Verhütungsstäbchen bis zum fünften Tag eingesetzt. Bei einer Entbindung oder einer Fehlgeburt nach der zwölften Schwangerschaftswoche empfiehlt sich die Einlage zwischen dem 21. und 28. Tag danach.
Hormonstäbchen: Verträglichkeit wird zuvor getestet
Um die Verträglichkeit des enthaltenen Hormons vor der Einlage zu testen, bekommen Frauen etwa zwei Monate zuvor eine reine Gestagen-Pille. Fachleute weisen aber darauf hin, dass diese "Testphase" trotzdem keine komplett sichere Einschätzung zulässt.
Wie wird das Verhütungsstäbchen entfernt?
Das Entfernen des Verhütungsstäbchens kann ausschließlich durch den*die Arzt*Ärztin erfolgen. Unter örtlicher Betäubung wird an der entsprechenden Stelle ein kleiner Schnitt vorgenommen, um das Implantat dort herauszuschieben. Auf Wunsch der Frau wird sofort ein neues Verhütungsstäbchen eingesetzt.
Nicht bei allen Frauen lässt sich das Implanon einfach wieder herausschieben. So kann es vorkommen, dass es sich hartnäckiger in der Haut hält und ein größerer Schnitt notwendig wird oder das Stäbchen erst mithilfe eines Ultraschalls ausfindig gemacht werden muss.
Im Vergleich zu anderen Langzeitverhütungsmitteln normalisiert sich der Zyklus nach der Entfernung relativ schnell. Mit dem nächsten Eisprung kann die Frau schwanger werden.
Erfahrungen mit dem Verhütungsstäbchen: Nebenwirkungen
Wie bei anderen Verhütungsmitteln sind auch beim Stäbchen Nebenwirkungen nicht ausgeschlossen. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) gibt an, dass es bei mehr als zehn Prozent der Anwenderinnen zu unerwünschten Nebenwirkungen kommt. Unregelmäßige Blutungen sind dabei die häufigste Beschwerde.
Laut pro familia treten im ersten Jahr nach der Einlage bei 75 von 100 Frauen Veränderungen in der Blutung auf. Dabei hat eine von fünf Frauen keine Blutung. Außerdem kann es zu langanhaltenden Blutungen oder Zwischenblutungen kommen.
Nach dem ersten Jahr hat ein Fünftel der Frauen mit Hormonimplantat gar keine oder aber verstärkte Blutungen.
Weitere mögliche Nebenwirkungen des Hormonstäbchens sind:
- Akne
- Spannungsgefühl in den Brüsten
- Gewichtszunahme
- Kopfschmerzen
Seltener kommt es außerdem zu Nebenwirkungen wie:
- Stimmungsschwankungen, Depressionen
- Haarausfall
- verringerter Libido
Nebenwirkungen: Hormonstäbchen falsch eingesetzt
Wurde das Langzeitverhütungsmittel nicht korrekt gelegt, kann es in andere Körperregionen wandern. Frauen sollten sofort ärztlichen Rat einholen, wenn sie das Stäbchen unter der Haut nicht mehr fühlen oder sehen können.
Dass ein Hormonstäbchen falsch gesetzt wird, geschieht jedoch selten: die Inzidenz wird auf etwa 1,3 pro eine Million verkaufter Hormonimplantate geschätzt.
Vor- und Nachteile des Verhütungsstäbchens
Bevor sich Frauen das Hormonimplantat in den Oberarm einsetzen lassen, sollten sie die Vor- und Nachteile betrachten. Auch ein ausführliches Beratungsgespräch mit dem*der Frauenarzt*Frauenärztin ist dazu erforderlich.
Vorteile des Hormonstäbchens:
östrogenfreie Verhütungsmethode
Anwendungsfehler beziehungsweise Einnahmefehler werden vermieden
hohe Sicherheit
schnelle Wiederherstellung der Fruchtbarkeit nach der Entfernung
Zyklusbeschwerden in Form von Regelschmerzen nehmen ab
Erbrechen und Durchfall haben keinen Einfluss auf die Wirkung
Nachteile des Verhütungsstäbchens:
Medikamente wie Breitbandantibiotika oder Psychopharmaka setzen die Wirkung herab
die Verhütung lässt sich nicht jederzeit selbst beenden (wie es bei der Pille der Fall ist)
häufig kommt es zu Blutungsstörungen
mögliches Risiko für Thrombosen
kein Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten
Hormonstäbchen: Risiken und Gegenanzeigen
Es kann in seltenen Fällen vorkommen, dass das Hormonstäbchen zu tief unter die Haut im Oberarm gelegt wird. Dann wandert es möglicherweise in andere Regionen des Körpers und muss durch einen größeren operativen Eingriff entfernt werden.
Bei bestimmten Allergien (wie gegen Etonogestrel) und Erkrankungen (etwa Erkrankungen der Leber) sollte das Hormonstäbchen nicht verwendet werden. Es kommen dann andere Methoden der Langzeitverhütung infrage, zum Beispiel die Kupferkette beziehungsweise Spirale. Genaueres sollte mit der*dem Frauenärztin*Frauenarzt besprochen werden.
Wie hoch sind die Kosten für ein Hormonimplantat?
Die Kosten für ein Verhütungsstäbchen belaufen sich aktuell auf 176 bis 195 Euro. Inklusive Einlage entstehen Kosten in Höhe von 300 bis 400 Euro. Hinzu kommt nach dem Ablauf der Wirkungsdauer von drei Jahren der Preis für die Entfernung – dieser liegt in etwa bei 40 bis 50 Euro.
Zum Vergleich: Je nach Präparat und Packungsgröße kostet die Pille monatlich zwischen drei und 22 Euro. Bei einer Einlagedauer von drei Jahren und einmaligen Kosten in Höhe von 300 bis 400 Euro entstünden beim Verhütungsstäbchen auf den Monat umgerechnet theoretisch Kosten zwischen acht und elf Euro.
Wie bei anderen Verhütungsmitteln werden die Kosten von der gesetzlichen Krankenkasse bis zum vollendeten 20. Lebensjahr übernommen – viele Krankenkassen schließen diese Übernahme beim Hormonimplantat aber aus verschiedenen Gründen aus. Gesetzlich Versicherte nach dem 20. Lebensjahr und alle Privatversicherte müssen die Kosten selbst tragen.