Pille danach: Kosten und Nebenwirkungen des Notfall-Verhütungsmittels
Nach höchsten wissenschaftlichen Standards verfasst und von Expert*innen geprüftKondom gerissen, Antibabypille vergessen – Verhütungspannen können schnell passieren. Wer eine Schwangerschaft nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr verhindern möchte, kann sich die Pille danach besorgen. Wie viel sie kostet und wie schnell man die Pille danach einnehmen sollte, erfahren Sie hier.
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Die Pille danach ist ein hormonell wirksames Medikament, das den Eisprung verhindert oder verzögert. Frauen sollten die Pille danach so schnell wie möglich nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr nehmen. Auch wenn sie rezeptfrei in der Apotheke verkauft wird, sollte die Pille danach nur zur Notfallverhütung eingesetzt werden.
Artikelinhalte im Überblick:
FAQ: Antworten auf die häufigsten Fragen zur Pille danach
Wie viel kostet die Pille danach? Es gibt zwei verschiedene Präparate, die beide rezeptfrei in der Apotheke erhältlich sind. Die Kosten von etwa 15 bis 40 Euro werden unter bestimmten Voraussetzungen von der Krankenkasse übernommen.
Wie lange nach dem ungeschützen Geschlechtsverkehr kann man die Pille danach einnehmen? 72 bis 120 Stunden (je nach Präparat) nach dem Geschlechtsverkehr ist die Pille danach wirksam. Je früher sie eingenommen wird, desto wahrscheinlicher ist die Verhütung einer Schwangerschaft.
Hat die Pille danach Nebenwirkungen? Die Pille danach kann Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen oder Übelkeit verursachen.
Wirkt die Pille danach auch nach dem Eisprung? Nein, findet der ungeschützer Sex während des Eisprungs statt, ist die Pille danach unwirksam.
Wie und wie lange wirkt die Pille danach?
Die Pille danach verzögert oder verhindert den Eisprung, der etwa in der Mitte zwischen zwei Menstruationsblutungen stattfindet. Ohne eine reife Eizelle kann keine Befruchtung durch die männlichen Spermien und keine Einnistung in der Gebärmutterschleimhaut stattfinden. Die Medikamente verhindern also eine Schwangerschaft, bevor sie entsteht. In Deutschland stehen zwei Wirkstoffe für die Pille danach zur Verfügung: Levonorgestrel und Ulipristalacetat.
Levonorgestrel
Bei Levonorgestrel, das in Deutschland unter dem Handelsnamen Pidana® erhältlich ist, handelt es sich um ein künstlich hergestelltes Gelbkörperhormon (Gestagen), welches gezielt den Eisprung verhindert. Der Wirkstoff ist Bestandteil vieler Antibabypillen. In der Pille danach ist er jedoch bis zu 50-fach höher dosiert. Levonorgestrel-Präparate sind für die Einnahme bis maximal drei Tagen (72 Stunden) nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr zugelassen und sollten spätestens zwei Tage vor dem Eisprung eingenommen werden.
Ulipristalacetat
Präparate mit dem Wirkstoff Ulipristalacetat (etwa Ellaone®) gibt es seit Ende 2010. Ulipristalacetat blockiert das weibliche Sexualhormon Progesteron. So wird der Eisprung hinausgezögert und die Gebärmutterschleimhaut kann sich nicht auf die Einnistung der Eizelle vorbereiten. Ulipristalacetat kann bis zu fünf Tage beziehungsweise 120 Stunden nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr, aber spätestens am Vortag des Eisprungs, eingenommen werden.
Kosten der Pille danach in der Apotheke
Die Pille danach ist in Deutschland seit März 2015 mit beiden Wirkstoffen rezeptfrei in Apotheken erhältlich. An Wochenende, Feiertagen und nachts stehen zudem örtliche Notdienste der Apotheken zur Verfügung. Je nach Präparat unterscheiden sich die Kosten für die Pille danach:
Die Pille mit Wirkstoff Levonorgestrel kostet rund 15 bis 20 Euro.
Präparate mit dem Wirkstoff Ulipristalacetat sind für rund 35 bis 40 Euro erhältlich.
Wer sich die Pille danach ärztlich verschreiben lässt, bekommt diese zudem unter Umständen kostenlos oder günstiger – das hängt vor allem vom Alter und der Krankenkasse ab. Mädchen unter 14 Jahren benötigen die Einverständniserklärung der Eltern, um das Verhütungsmittel kaufen zu können.
Regelungen für die Pille danach mit Rezept
Für gesetzliche Krankenversicherte unter 18 Jahren: komplette Kostenerstattung
Für gesetzlich Krankenversicherte zwischen 18 und 21 Jahren: Es müssen lediglich fünf Euro Rezeptgebühr selbst gezahlt werden.
Für gesetzlich Krankenversicherte ab 22 Jahren: Der reguläre Preis muss selbst bezahlt werden.
Für privat Krankenversicherte: Die Kosten müssen selbst getragen werden. Einige Versicherungen übernehmen unter Umständen einen Anteil oder die kompletten Kosten im Nachgang.
Einnahme der Pille danach: Worauf ist zu achten?
Die Pille danach sollte so schnell wie möglich, am besten innerhalb von 12 Stunden nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr, eingenommen werden. Dafür ist lediglich eine Tablette notwendig. Da bei leerem Magen die Gefahr besteht, diese zu erbrechen, wird Anwenderinnen empfohlen, vorher eine Kleinigkeit (zum Beispiel ein Stück Brot) zu essen.
Wenn es dennoch innerhalb von drei Stunden nach der Einnahme zum Übergeben kommt, muss eine erneute Pille eingenommen werden, da die Wirkung so nicht gewährleistet werden kann. Bei starkem Durchfall innerhalb dieser Zeitspanne sollte ärztlich abgeklärt werden, ob eine zweite Tablette nötig ist.
Frauen, die die Pille danach aufgrund einer vergessenen Mikropille verordnet bekommen haben, können mit der Pillen-Einnahme wieder wie gewohnt fortfahren. Bis zur nächsten Monatsblutung muss jedoch zusätzlich mit nicht-hormonellen Methoden, zum Beispiel mit Kondomen, verhütet werden. Normalerweise setzt die Menstruation um den gewohnten Zeitpunkt oder leicht verspätet ein. Falls die Regel mehr als sieben Tage überfällig ist, sollte die Frau einen Schwangerschaftstest machen und sich an ihre gynäkologische Praxis wenden.
Die Pille danach während der Stillzeit
Die Wirkstoffe der Pille danach gehen in die Muttermilch über. Präparate mit Levonorgestrel sollten daher unmittelbar nach dem Stillen eingenommen und eine Stillpause von mindestens acht Stunden eingehalten werden.
Bei Tabletten mit Ulipristalacetat wird eine noch längere Stillpause empfohlen. Frauen sollten mindestens eine Woche mit dem Stillen aussetzen und in dieser Zeit abpumpen, um die Brustdrüsen weiterhin ausreichend zur Produktion der Milch anzuregen. Die abgepumpte Muttermilch sollte aber weggeschüttet werden.
Welche Nebenwirkungen hat die Pille danach?
Beide Mittel sind hochdosierte Hormonpräparate, die zu unerwünschten Nebenwirkungen führen kann. Dazu zählen:
- Kopfschmerzen
- Übelkeit und Erbrechen
- Unterleibsschmerzen
- Brustspannen
- Verzögert einsetzende Menstruation
- Zwischenblutungen (Schmierblutungen)
- Schwindel
Frauen, bei denen in der Vergangenheit eine Bauchhöhlen- oder Eileiterschwangerschaft diagnostiziert wurde, sollten vorher eine*einen Ärztin*Arzt fragen, ob für sie die Pille danach geeignet ist. Bei einem erhöhten Risiko für Thrombosen (Blutgerinnsel) wird die Anwendung von Präparaten mit Levonorgestrel nicht empfohlen.
Wenn es trotzdem zur Schwangerschaft kommt oder diese bereits im vorangegangenen Zyklus entstanden ist, wird der Embryo durch die Einnahme der Pille danach mit Levonorgestrel nicht beeinträchtigt. Das Risiko für das (ungeborene) Kind durch Präparate mit Ulipristalacetat ist derzeit noch nicht abschätzbar. Daher sollte bei Präparaten mit dem Wirkstoff Ulipristalacetat vor der Einnahme eine bereits bestehende Schwangerschaft ausgeschlossen werden.
Vorsicht mit anderen Medikamenten: Mögliche Wechselwirkungen
Die Wirkung der Pille danach kann durch bestimmte Arzneimittel herabgesetzt werden. Dazu gehören beispielsweise Arzneimittel, die zur Behandlung von Epilepsie, HIV-Infektionen, Pilzinfektionen oder Tuberkulose eingesetzt werden. Aber auch bei pflanzlichen Präparaten, etwa mit Johanniskraut, ist Vorsicht geboten. Vor der Einnahme sollte daher auch die Packungsbeilage aufmerksam gelesen werden.
Wie sicher ist die Pille danach?
Die Pille danach kann nicht zu hundert Prozent verhindern, dass eine Frau nach ungeschütztem Verkehr schwanger wird. Beide Wirkstoffe sind nur vor dem Eisprung einsetzbar. Deshalb ist es wichtig, die Pille danach so früh wie möglich nach der Verhütungspanne einzunehmen. So wird die Zeitspanne größer, in der sich der Eisprung verzögert – und das Zeitfenster kleiner, in dem Spermien in der Gebärmutter die Chance haben, ein Ei zu befruchten. Hat der Eisprung bereits stattgefunden, ist die Pille danach wirkungslos, eine Befruchtung kann dann nicht mehr ausgeschlossen werden.
Bei Frauen mit Übergewicht sinkt die Wirksamkeit der Pille danach je nach Präparat deutlich. Ab einem Body-Mass-Index über 35 empfiehlt der Berufsverband der Frauenärzte eine Kupferspirale (Spirale danach) zur Notfallverhütung.