Transgender: Was bedeutet transsexuell, transgender und transident?
Transgender, transsexuell und transident werden häufig synonym verwendet. Jedoch können die Begriffe voneinander abgegrenzt werden. Was bedeutet es trans* zu sein und wo liegen die Unterschiede?
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Kurzübersicht
Was bedeutet transgender? Transgender bedeutet, dass sich eine Person nicht mit dem ihr bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht identifiziert.
Sind transgender und transsexuell dasselbe? Der Begriff "transsexuell" betont vor allem den körperlichen Aspekt, während transgender sich mehr auf die Geschlechtsidentität fokussiert. Der Begriff Transsexualität wird heute selten verwendet, er gilt als veraltet und wird teilweise als diskriminierend aufgefasst.
Im Überblick:
- Was bedeutet trans?
- Transgender und transsexuell: Unterschied
- Sexuelle Identität und sexuelle Orientierung
- Transspektrum
- Pronomen
Transgender: Was bedeutet das?
Das Wort trans kommt aus dem Altgriechischen. Trans* ist ein Adjektiv, wird aber häufig mit einem Nomen zu einem Wort zusammengefügt. Das Wort bedeutet, dass die Geschlechtsidentität von dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht abweicht. Eine Geschlechtsidentität (im Englischen "gender") betrifft den Teil der Identität, der auf das Geschlecht bezogen ist. Sie umfasst Einstellungen und das eigene Erleben bezüglich einer Geschlechtszugehörigkeit. Sie kann mit dem per Geburt zugewiesenen Geschlecht (im Englischen "sex") übereinstimmen, was als Cisidentität bezeichnet wird, oder davon abweichen (Transidentität). In Abgrenzung dazu gibt es Geschlechterrollen, die die Erwartungen anderer an ein bestimmtes geschlechtstypisches Verhalten umfassen.
Transgender und Intersexualität
Neben Transmenschen gibt es auch intersexuelle Menschen, bei denen die medizinische Zuordnung zu einem Geschlecht bei der Geburt uneindeutig ist. Inter*Personen können sich sowohl als Cis- oder Transmann oder -frau sowie auch als non-binär identifizieren.
Transpersonen leben nicht im falschen Körper
Bei Transpersonen ist die Geschlechtsidentität nicht deckungsgleich mit dem zugewiesenen Geschlecht. Transpersonen stecken nicht im "falschen" Körper, wie oftmals unbedarft gesagt wird, sondern aufgrund des Körpers wird ihnen eine nicht empfundene Geschlechtszugehörigkeit zugewiesen. Diese Diskrepanz zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung kann auf Dauer zu einer Geschlechtsdysphorie führen. Transgeschlechtliche Personen wurden lange Zeit als psychisch krank eingestuft, das ist inzwischen überholt. Die Genderdysphorie gilt jedoch als Diagnose, sie wird aufgrund des empfunden Leidensdrucks gestellt, der mit der Falschidentifikation durch andere sowie mit Diskriminierungserfahrungen zusammenhängt.
Geschlechtsangleichende Maßnahmen
Transpersonen können den Wunsch haben, durch die Einnahme von Hormonen und geschlechtsangleichenden Operationen ihren Körper so zu verändern, dass er mit dem Selbstbild und der empfundenen Geschlechtsidentität übereinstimmt ("Transition"). Nicht jede Transperson muss jedoch den Wunsch haben zu transitionieren.
Zu dem Prozess gehören auch juristische Aspekte wie eine offizielle Namensänderung. Die Änderung des Geschlechtseintrages wird aktuell noch durch das sogenannte Transsexuellengesetz geregelt. Eine Änderung des Eintrags sowie eine Namensänderung muss durch Gutachten und Gerichtsverfahren beantragt werden. Derzeit wird diskutiert, das Gesetz anzupassen und durch ein Selbstbestimmungsgesetz zu ersetzen. Die Prozesse sollen somit erleichtert werden, für die Anpassung des Geschlechtseintrag soll dann nur noch eine Selbstauskunft der Person ausreichen.
Transsexuell, transident und transgender: Wo ist der Unterschied?
Früher wurde die Bezeichnung transsexuell vorwiegend verwendet, sie ist inzwischen weitestgehend veraltet. Der Begriff basiert auf der Annahme von zwei Geschlechtern, fußt also auf einem binären Geschlechtssystem. Zudem betont der Begriff die körperlichen Merkmale des Geschlechts, weniger den Identitätsaspekt. Er wird oftmals, insbesondere als Fremdbezeichnung, als diskriminierend wahrgenommen. Transsexualität galt zudem lange als psychologische Störung, weshalb vorsichtig mit dem Begriff umgegangen werden sollte.
Der Begriff transgender hingegen bezieht sich mehr auf die Geschlechtsidentität und ist nicht strikt auf ein binäres System bezogen, transident gilt als Synonym mit noch stärkerer Betonung der Geschlechteridentität.
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Sexuelle Identität und sexuelle Orientierung
Die sexuelle Identität kann cis oder trans sein, das sagt lediglich darüber etwas aus, ob man sich mit dem per Geburt zuordneten Geschlecht identifiziert und welchem Geschlecht sich ein Mensch zugehörig fühlt. Die sexuelle Orientierung hingegen sagt aus, von wem sich eine Person sexuell angezogen fühlt. Eine Transperson kann sowohl hetero-, bi- wie auch homosexuell sein. Weitere sexuelle Orientierungen sind:
Pansexualität: Pansexuelle Menschen fühlen sich zu Personen, egal welchen Geschlechts hingezogen. Die Person alleine zählt, nicht die sexuelle Identität.
Asexualität: Asexuelle Menschen empfinden kein sexuelles Verlangen oder Interesse.
Demisexualität: Es handelt sich um eine Form der Asexualität, wobei sich demisexuelle Menschen erst sexuell zu jemandem hingezogen fühlen, wenn eine emotionale Verbindung besteht.
Transspektrum: Welche Geschlechtsidentitäten gibt es?
Es gibt weit mehr Geschlechtsidentitäten als nur Mann und Frau. Das Transspektrum umfasst mehrere sexuelle Identitäten, auch nicht binäre Personen gehören dazu:
Agender: Agender-Personen können sich mit keinem Geschlecht identifizieren.
Transmann: Ein Transmann (auch Trans-Mann oder trans Mann) ist ein Mann, dem bei der Geburt das weibliche Geschlecht zugewiesen wurde.
Transfrau: Eine Transfrau (auch Trans-Frau oder trans Frau) ist eine Frau, welche bei der Geburt das männliche Geschlecht zugewiesen wurde.
bigender: Bigender-Personen identifizieren sich sowohl als männlich als auch weiblich.
genderfluid: Darunter wird ein fließender Übergang zwischen verschiedenen Geschlechtsidentitäten verstanden. Genderfluide Personen wechseln ihre Geschlechtsidentität oftmals und/oder bewegen sich dazwischen.
Demi-gender: Demi bedeutet halb, Demi-gender-Personen identifizieren sich nur teilweise mit einem Geschlecht. Sie können sich noch mit einem weiteren Geschlecht identifizieren, was aber nicht unbedingt so sein muss.
nonbinary/enby/genderqueer: Für non-binäre Personen werden oftmals auch Begriffe aus dem englischen Sprachraum verwendet, sie können synonym verwendet werden, manchmal gibt es auch Vorlieben bezüglich einer Formulierung.
Pronomen – Die richtigen Worte finden
Auf Social-Media-Plattformen ist zu beobachten, dass immer mehr Menschen ihre Pronomen in ihr Profil schreiben. Was für Cispersonen erst einmal befremdlich wirken mag, hat gute Gründe. Die Anrede von Transpersonen mit dem falschen Pronomen wird oftmals als schmerzhaft wahrgenommen und kann eine Genderdysphorie auslösen, häufig auch einhergehend mit weiteren psychischen Erkrankungen wie Angststörungen und Depression. Deshalb hilft es, wenn auch Cispersonen ihre Pronomen in das Profil schreiben, denn es zeigt: Alleine das Aussehen muss nicht zwangsläufig das Geschlecht definieren und es hilft, misgendern (die Anrede mit dem falschen Pronomen) zu vermeiden.
Transfrauen möchten oft mit "sie/ihr" angesprochen werden, Transmänner mit "ihm/sein". Im Zweifel hilft es auch zu fragen, wie jemand angesprochen werden möchte, um negative Gefühle bei der angesprochenen Person zu vermeiden. Schwieriger wird es bei Personen, die sich als non-binär identifizieren, denn in der deutschen Sprache sind solche Fälle nicht vorgesehen. Im Englischen wird dabei oft "they/them" verwendet, im Deutschen werden verschiedenste Anreden und Pronomen verwendet, oft auch nur der Name. Hier hilft es ebenfalls nachzufragen.