Schwule und Lesben

Homosexualität: Was es bedeutet, homosexuell zu sein

Homosexualität meint die Liebe zwischen gleichgeschlechtlichen Menschen. Früher geächtet, sind Homosexuelle heute in vielen Ländern akzeptiert. Mehr zu den Hintergründen dieser sexuellen Orientierung sowie Zahlen und Fakten.

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© Getty Images/Westend61

Kurzübersicht


Was bedeutet homosexuell? Homosexuelle Menschen fühlen sich emotional und körperlich vom gleichen binären Geschlecht angezogen. Diese Form der Sexualität kann auch Transgender-Personen einschließen. Abzugrenzen ist Homosexualität von Bisexualität. Bisexuelle Menschen finden sowohl das binäre weibliche als auch das binäre männliche Geschlecht attraktiv.

Im Überblick:

LGBTQ: Flaggen und Bedeutung

Was ist Homosexualität?

Homosexualität ist eine Form der sexuellen Orientierung, bei der sich Menschen überwiegend vom gleichen, binären Geschlecht angezogen fühlen. Der Begriff kommt aus dem Altgriechischen (homo = gleich; sexus = Geschlecht). Männer, die eine Vorliebe für Männer haben, werden auch als schwul oder gay bezeichnet. Frauen, die das weibliche Geschlecht bevorzugen, werden als lesbisch bezeichnet.

In der Bezeichnung LGBTQ+ steht das "L" für "lesbian", das "G" für "gay". Wer sich von beiden Seiten emotional und körperlich angezogen fühlt, wird als bisexuell bezeichnet.

Transpersonen können ebenso homosexuell sein wie Menschen, die cisgeschlechtlich leben, deren Geschlechtsidentität also dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht entspricht.

Wie viele Menschen homosexuell sind, lässt sich nicht beantworten. Weltweit sollen es je nach Schätzung fünf bis sieben Prozent sein, in Deutschland also etwa vier Millionen Menschen. Genaue Zahlen liegen nicht vor.

Homosexualität in Deutschland

Homosexuelle wurden in Deutschland (und weltweit) aufgrund ihrer Sexualität über Jahrhunderte diskriminiert und verfolgt. Paragraf 175, eingeführt im Deutschen Kaiserreich 1871, bildete dafür die rechtliche Grundlage. Diese Strafvorschrift hatte auch in der Weimarer Republik bestand und wurde unter dem Nazi-Regime weiter verschärft. Bestand auch nur der Verdacht auf Homosexualität konnte eine Gefängnisstrafe von bis zu zehn Jahren die Folge sein. Erst 1994 wurde der Paragraf 175 endgültig gestrichen.

Homosexualität wurde lange Zeit auch in Deutschland als psychische Störung behandelt und auch als solche in medizinischen Handbüchern geführt. Erst 1992 strich die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Homosexualität aus der Liste psychischer Krankheiten.

Rechtliches

In Deutschland gibt es mittlerweile viele Gesetzte, die die Rechte von gleichgeschlechtlich liebenden Frauen und Männern stärken sollen. Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz spricht allen Bürger*innen die gleichen Rechte zu – unabhängig von ihrem Geschlecht oder ihrer sexuellen Identität.

Das Gesetz verbietet die Diskriminierung von Schwulen, Lesben, Bisexuellen und Transgender-Personen. Die im Oktober 2017 beschlossene "Ehe für alle" garantiert die rechtliche Gleichstellung von homosexuellen Paaren. Damit ist Deutschland einer von weltweit 24 Staaten, in denen Homosexuelle heiraten dürfen.

Die gemeinschaftliche Adoption eines Kindes ist für verheiratete homosexuelle Paare seit Oktober 2017 in Deutschland möglich.

Konversionstherapien

Konversionstherapien zielen darauf ab, Männer und Frauen von ihrer Homosexualität zu "heilen". Oft sind es Vertreter von Kirchen und religiösen Gruppen, die Homosexualität als angebliche Sünde und Krankheit betrachten, die es zu behandeln gilt. In Deutschland sind Konversionstherapien für Minderjährige seit 2020 gesetzlich verboten.

Blutspende

Schwule oder bisexuelle Männer dürfen in Deutschland nur Blut spenden, wenn sie bestimmte Voraussetzungen erfüllen. So ist es ihnen nur gestattet, wenn sie in den letzten vier Monaten nicht mehr als einen Sexualpartner hatten.

Akzeptanz in der Gesellschaft

Umfragen zeigen, dass die Akzeptanz anderer als heterosexueller Lebensformen in Deutschland seit Jahren ansteigt. So befürwortet ein Großteil der Deutschen die "Ehe für alle" und meint, dass sexuelle Vielfalt Schulstoff im Sexualunterricht sein sollte.

Dennoch sind Homophobie und Homofeindlichkeit auch heute hierzulande verbreitet. In einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstitut Norstat gaben 30 Prozent der Männer an, dass sie den öffentlichen Austausch von Zärtlichkeiten zwischen Schwulen unangenehm empfinden. 45 Prozent der befragten Männer und 28 Prozent der befragten Frauen finden, dass sexuelle Minderheiten zu viel Aufmerksamkeit in den Medien erhalten.

Dass in Deutschland weiter abwertende Einstellungen gegenüber queeren Menschen existieren, ist der Bevölkerung gleichzeitig bewusst: In einer anderen Studie meint eine große Mehrheit, dass Lesben, Schwule und Bisexuelle in Deutschland diskriminiert werden und rechtlich gleichgestellt werden sollen.

Frage 1 von 7
Haben Sie sich schon mal vorgestellt, einen Menschen des eigenen Geschlechts zu küssen?

Wie entsteht Homosexualität?

Seit Jahrzehnten treibt Forschende die Frage um, wie Homosexualität entsteht. Genaue Gründe liefert die Wissenschaft bisher nicht. Ältere Theorien gehen von genetischen Ursachen aus, also der Existenz eines "schwulen Gens". Ein Ansatz, der als widerlegt gilt.

Jüngere Studien suchen den Ursprung für die sexuelle Orientierung in der Schwangerschaft, außerdem sollen psychologische und/oder soziale Faktoren in diesem Zusammenhang eine Rolle spielen.

Anzeichen für Homosexualität

Generelle Anzeichen, die für eine homosexuelle Identität sprechen, gibt es nicht. Die meisten Menschen wissen aber spätestens in der Pubertät, dass sie nicht heterosexuell sind. Dies lässt sich einer deutschlandweiten Studie zur Lebenssituation von lesbischen, schwulen, bisexuellen und transgeschlechtlichen Jugendlichen entnehmen.

Coming-out

Der Prozess des Bewusstwerdens über die persönliche Sexualität, auch inneres Coming-out genannt, wird von vielen Schwulen und Lesben als schwierige Zeit beschrieben. So gaben in einer Studie 50 Prozent der Befragten an, dass sie mit mindestens 14 Jahren spürten, dass ihre Gefühle von gegenwärtigen Erwartungen abweichen.

Das Coming-out bleibt für Menschen, die sich nicht als heterosexuell oder cisgeschlechtlich erleben, eine Notwendigkeit. Auch wenn LGBTQ+-Lebensweisen zunehmend anerkannt werden, sind im 21. Jahrhundert in unserer Gesellschaft Heterosexualität sowie die Vorstellung, dass es nur zwei Geschlechter gibt, weiter die "Norm". Ein Richtigstellen dieser Vorannahmen beinhaltet zwangsweise ein Coming-out.

Sexpraktiken von Schwulen und Lesben

Wie beim heterosexuellen sind auch beim schwulen oder lesbischen Sex verschiedenste Formen des Geschlechtsverkehrs möglich: Analverkehr, Oralverkehr und bei Lesben zusätzlich vaginaler Verkehr.

Sexuell übertragbare Erkrankungen

Geschlechtskrankheiten können alle Menschen unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung betreffen. Es gibt allerdings einige Krankheitsbilder, die bei homosexuellen Personen verstärkt vorkommen können.

Neben HIV zählt Syphilis zu den häufigsten Erkrankungen unter homosexuellen Männern. Laut dem Robert-Institut machen sie zwei Drittel der Fälle aus. Auch die rektale Gonorrhö (Tripper) tritt gehäuft bei homosexuellen Männern auf.

Affenpocken scheinen ebenfalls vor allem homosexuelle Männer zu betreffen. Laut WHO seien 98 Prozent der Affenpocken-Fälle bei Männern aufgetreten, die in der Vergangenheit Sex mit Männern hatten. Selbstverständlich können sich heterosexuelle Menschen genauso mit den Viren infizieren.

Kondome und Lecktücher senken bei richtiger Anwendung das Risiko einer Ansteckung. Dennoch ist es unerlässlich, eine Infektion stets frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.

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