Erektionsstörung: Wie erfolgt die Diagnose?
Nach höchsten wissenschaftlichen Standards verfasst und von Expert*innen geprüftFür die Diagnose von Erektionsstörungen reichen meist einfache und schmerzlose Methoden aus. Generell empfiehlt es sich für Männer, frühzeitig ärztlichen Rat einzuholen. Oft lassen sich Potenzprobleme dann erfolgreich therapieren. Wie der Besuch in der Praxis üblicherweise verläuft, erfahren Sie hier!
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Kurzübersicht: Diagnose bei Erektionsstörungen
Wie wird eine Erektionsstörung festgestellt? Die Diagnose einer erektilen Dysfunktion erfolgt durch eine ausführliche Anamnese und eine körperliche Untersuchung. Wahlweise schließen sich Ultraschalluntersuchungen, Bluttests sowie Röntgenuntersuchungen an.
Sind Erektionsstörungen heilbar? In sehr vielen Fällen können Potenzprobleme erfolgreich therapiert werden. Wichtig ist, dass betroffene Männer zeitnah ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen.
Artikelinhalte im Überblick:
Erektionsstörung: Diagnose nicht aufschieben
In den meisten Fällen lässt sich eine Erektionsstörung erfolgreich behandeln. Doch viele Männer schieben die ärztliche Diagnose der erektilen Dysfunktion (ED) über Monate und Jahre auf: Nach wie vor ist die Krankheit bei einem Großteil der Betroffenen mit Scham, Verzweiflung oder Angst behaftet.
Dabei sind Erektionsstörungen häufig: Geschätzt betreffen sie einen von zehn Männern. Mit zunehmendem Alter steigt die Wahrscheinlichkeit, eine Potenzstörung zu entwickeln. Aber auch jüngere Männer sind zunehmend von Erektionsproblemen betroffen.
Potenzprobleme haben oft körperliche Ursachen
Erektionsstörungen sollten ärztlich abgeklärt werden, da sie ein Hinweis auf eine körperliche Grunderkrankung sein können. Dazu gehören:
- Diabetes mellitus
- Bluthochdruck (Hypertonie)
- Fettstoffwechselstörungen
- Erkrankungen der Herzkranzgefäße
- Arteriosklerose (arterielle Durchblutungsstörung)
Schiebt der Betroffene den Arztbesuch immer weiter auf, bleiben derartige Krankheiten in manchen Fällen jahrelang unerkannt. Gerade Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen werden häufig erst festgestellt, wenn die Gefäße bereits stark geschädigt sind.
Sexuelle Störungen belasten Psyche und Partnerschaft
Eine Erektionsstörung sollte nicht nur aufgrund möglicher körperlicher Ursachen abgeklärt werden: Ausbleibende Erektionen wirken sich häufig auf das Selbstwertgefühl eines Mannes aus. Die Folgen können ein Rückzugs- und Vermeidungsverhalten und auch psychische Erkrankungen wie Depressionen sein. Eine erektile Dysfunktion kann zudem zu Problemen in der Partnerschaft führen.
Auch psychosomatische Beschwerden von Hautproblemen bis Magenbeschwerden sind möglich.
Erektionsstörung: Diagnose durch ärztliches Gespräch
Wer an einer Erektionsstörung leidet, kann zunächst eine hausärztliche Praxis aufsuchen. Je nach Ursache erfolgt die Überweisung an eine fachärztliche Praxis. Es ist aber auch möglich, dass Betroffene sich direkt an eine*n Facharzt*Fachärztin für Urologie wenden.
Anamnese bei Erektionsstörungen
Bei der Diagnose einer Erektionsstörung besteht der erste Schritt in einem ausführlichen ärztlichen Gespräch (Anamnese). Neben Fragen zu
- Vorerkrankungen,
- der Einnahme von Medikamenten,
- Operationen und
- der körperlichen Verfassung,
ist es für das Fachpersonal wichtig zu wissen, ob weitere Beschwerden vorliegen, etwa hoher Blutdruck, Herzrasen oder andere Herz-Kreislauf-Krankheiten. Auch Schmerzen in der Harnröhre oder Probleme beim Wasserlassen sind wichtig für eine gründliche Diagnose.
Darüber hinaus sind auch Fragen zu den persönlichen Lebensumständen, der Partnerschaft und der Libido sowie der Sexualität möglich, um die Beschwerden einordnen zu können.
Auch eventuelle Ejakulationsstörungen (etwa vorzeitiger oder fehlender Orgasmus) werden erfragt. Die Antworten geben unter anderem Aufschluss darüber, ob die erektile Dysfunktion körperlich oder eher psychisch bedingt ist. Hilfreich kann zur Sexualanamnese zudem ein sogenannter IIEF-Fragebogen sein (International Index of Erectile Function).
Ärztliches Gespräch unterliegt Schweigepflicht
Den meisten Männern ist es unangenehm, offen über ihre Potenzprobleme zu sprechen. Dann kann es helfen zu wissen, dass es eine Vielzahl von Betroffenen gibt und es zum Tagesgeschäft von Ärzt*innen gehört, mit Patienten über sexuelle Probleme zu sprechen. Beruhigen kann auch der Gedanke, dass das Gespräch der ärztlichen Schweigepflicht unterliegt.
Diagnose: Untersuchung bei Erektionsstörung
Neben dem ausführlichen Gespräch gehört auch eine körperliche Untersuchung zur Diagnose der erektilen Dysfunktion. Die medizinische Fachperson führt einen Finger in den Enddarm ein und fühlt, ob die Prostata vergrößert ist.
Auch die Bauchorgane, Flanken, Leisten und Genitalien werden abgetastet, um mögliche Verwachsungen oder abnorme Strukturen zu erkennen.
Blutuntersuchungen liefern Hinweise
Um den Grund für die Erektionsprobleme festzustellen, erfolgt in der Regel eine Untersuchung des Bluts. Beispielsweise kann eine zu geringe Menge des männlichen Sexualhormons Testosteron ursächlich sein. Zu den Standartuntersuchungen gehört daher eine Analyse des Testosteronspiegels.
Gemessen werden zudem unter anderem das Hormon Prolaktin, Schilddrüsenhormone und Cholesterin. Gibt es beispielsweise bei Cholesterin und anderen Blutfetten Abweichungen, kann das ein Hinweis auf eine Herz-Kreislauf-Erkrankung sein.
Von Interesse ist zudem der Blutzuckerwert. Denn oft ist ein beginnender oder bereits manifestierter Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) für die erektile Dysfunktion verantwortlich.
Schwellkörperinjektionstherapie und weitere Methoden
Ist die Ursache für die erektile Dysfunktion unklar, ist mitunter eine erweiterte Diagnostik notwendig. So kann ein Ultraschall erfolgen, um etwa die Durchblutung der Penisschwellkörper zu prüfen (Dopplersonographie).
Meist spritzt die medizinische Fachperson vor der Ultraschalluntersuchung ein gefäßerweiterndes Medikament (etwa Prostaglandin) in den Schwellkörper des Penis, welches eine Erektion auslöst. Hält diese über eine bestimmte Zeit, ist eine Schädigung der Blutgefäße unwahrscheinlich. Dieses Verfahren heißt auch Schwellkörperinjektionstherapie (SKIT).
Zu den weiteren Diagnose-Verfahren gehören:
Nokturne penile Tumeszenz-Messung (NTP): Ein gesunder Mann hat während der Tiefschlafphasen unwillkürliche Erektionen. Diese werden in einem Schlaflabor in mehreren aufeinanderfolgenden Nächten aufgezeichnet und die Erektionsfähigkeit gemessen. Normale Werte deuten eher auf psychische als auf organische Ursachen hin.
Röntgenuntersuchungen: Durch die Cavernosographie lässt sich feststellen, inwiefern die Blutgefäße der Schwellkörper geschädigt sind. Dazu injiziert der*die Arzt*Ärztin eine Substanz (Kontrastmittel) in den erigierten Penis und überprüft die Blutversorgung der Schwellkörper mit Röntgenstrahlen. Die Cavernosographie wird heute allerdings nur noch selten durchgeführt.
Neurologische Methoden: Hierbei wird das männliche Glied mit schwachen elektrischen Reizen auf mögliche Nervenschädigungen überprüft.
Um die Erektionsstörung zu behandeln, kommen neben der Therapie der Grunderkrankung verschiedene Methoden infrage. Möglich sind etwa Medikamente, mechanische Hilfen (zum Beispiel eine Penispumpe), Sport oder eine Psychotherapie, entweder als Einzeltherapie oder gemeinsam mit dem*der Partner*in.