Abhängigkeit möglich

Cannabis als Droge: Wie gefährlich ist Kiffen wirklich?

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Immer mehr Menschen befürworten die Legalisierung von Cannabis, die Bundesregierung hat inzwischen ein entsprechendes Gesetz verabschiedet. Doch Kiffen ist nicht ungefährlich. Welche Wirkung Cannabis hat, mögliche Risiken und wie der Entzug bei einer Sucht gelingt.

Mann dreht sich einen Joint
© Getty Images/FilippoBacci

Kurzübersicht: Häufige Fragen und Antworten

Was ist Cannabis für eine Art Droge? Cannabis ist eine pflanzliche Droge, die aus Hanf gewonnen wird. Die Pflanze enthält als wirksame Substanzen Cannabidiol (CBD) und berauschendes THC. Dennoch fallen Marihuana, Haschisch und andere Produkte aus Cannabis unter das Betäubungsmittelgesetz.

Ist Cannabis jetzt legal? Ab April 2024 dürfen Erwachsene bis zu 50 Gramm Cannabis für den privaten Gebrauch besitzen und bis zu drei Pflanzen anbauen.

Gibt es medizinisches Cannabis? Seit 2017 kann Cannabis auf Rezept verschrieben werden. Einsatzgebiete sind starke Schmerzen und schweren Erkrankungen wie zum Beispiel Krebs.

Artikelinhalte im Überblick:

20 Fakten über Cannabis: Hätten Sie’s gewusst?

Was ist Cannabis?

Cannabis ist der lateinische Name der Hanfpflanze, die seit etwa 4.000 Jahren zur Herstellung von Kleidung, als Droge und Heilpflanze genutzt wird.

Es gibt unterschiedliche Sorten von Hanf:

  • Cannabis sativa ist besonders reich am Wirkstoff Cannabidiol (CBD)
  • Cannabis indica enthält deutlich mehr berauschendes Tetrahydrocannabinol (THC)
  • Cannabis ruderalis enthält weniger THC

Die meisten Pflanzen sind heute Neuzüchtungen und Kreuzungen aus alten Sorten, um eine stärkere Wirkung zu erzielen. Je höher der Gehalt an THC, desto berauschender die Wirkung.

Legalisierung von Cannabis?

Nach intensiven politischen Debatten hat der Bundestag am 23. Februar 2024 die Legalisierung von Cannabis in Deutschland verabschiedet. Die Legalisierung tritt am 01.04.2024 in Kraft. Dadurch wird Erwachsenen der Besitz von bis zu 50 Gramm für den privaten Gebrauch und der Eigenanbau von bis zu drei Cannabispflanzen erlaubt.

Weiterhin verboten ist der öffentliche Konsum in der Nähe von Schulen und Sportstätten. Auch der Handel mit Cannabis bleibt illegal. Für den Verkauf von Cannabis an minderjährige Personen gelten zukünftig höhere Strafen als bisher.

Bereits seit 2017 dürfen Ärzt*innen Cannabis auf Rezept bei starken Schmerzen und anderen schweren Erkrankungen verschreiben. Manche Fachleute warnen jedoch davor, dass die Gefahren von Cannabis häufig unterschätzt werden und die Zahl der abhängigen Menschen steigen könnte.

Cannabis Social Clubs in Deutschland

Die gemeinnützigen Cannabis Social Clubs ermöglichen einen sicheren und regulierten Anbau für den Eigenbedarf. Diese Clubs sind geschlossene Gemeinschaften, in denen Mitglieder strenge Regeln befolgen, um Qualität und Sicherheit des Produkts zu gewährleisten und den Schwarzmarkt zu umgehen.

Sie setzen sich für den verantwortungsvollen Konsum ein und fördern die Aufklärung ihrer Mitglieder über einen sicheren Umgang mit Cannabis, wobei die Produktion ausschließlich für den Eigenbedarf innerhalb des Clubs bestimmt ist.

Berauschende Wirkung von Cannabis

Cannabis wird ausschließlich aus der weiblichen Hanfpflanze gewonnen. Die Blüten und Blätter der Pflanze sondern ein klebriges Harz ab, das eine berauschende und bewusstseinserweiternde Wirkung hat. Die psychogenen Wirkstoffe des THC binden im Körper an spezielle Cannabinoid-Rezeptoren, die im Gehirn die Freisetzung von Neurotransmittern wie Dopamin, Acetylcholin und GABA beeinflussen.

Aufgrund seiner Wirkweise gehört Cannabis zu den Beruhigungsmitteln (Sedativa). Die Wirkung kann abhängig von der Person, der Art und Menge des Konsums sowie vom THC-Gehalt variieren.

Mögliche Wirkungen:

  • psychotrop (die Psyche beeinflussend)
  • halluzinogen (die Sinneseindrücke verändernd)
  • euphorisierend
  • schmerzlindernd (analgetisch)
  • muskelentspannend
  • appetitanregend
  • Steigerung der Kreativität und Vorstellungskraft
  • Befreiung von Ängsten
  • gesteigerte Berührungsempfindlichkeit, geschärfte Sinne
  • Reduzierung von Aggressionen während der Wirkungsdauer

Kiffen und Haschkekse: Konsum von Cannabis

Geht es um den Konsum von Cannabis, wird grundsätzlich zwischen Haschisch und Marihuana unterschieden. Der THC-Anteil von Haschisch liegt etwas über dem von Marihuana.

  Marihuana Haschisch
Anteil getrocknete Cannabisblüten und Blattspitzen zu Platten gepresstes Harz
Namen Gras, Heu, Weed oder Pot Shit oder Dope

Die häufigste Art, Cannabis zu konsumieren, ist Kiffen. Dabei werden Marihuana oder Haschisch meist mit Tabak vermischt und in Form von Zigaretten (Joints) oder mit einer Art Wasserpfeife ohne Schlauch (Bong) geraucht. Kundige Konsument*innen schätzen besondere Sorten, die aus speziellen Anbaugebieten und Klimaregionen kommen. Bekannt sind sie unter Namen wie "Schwarzer Afghane", "Roter Libanese" oder "Blonder Marokkaner".

Eine weitere Möglichkeit des Konsumierens ist das Inhalieren von Haschischöl oder cannabishaltigen Liquids über spezielle Rauchgeräte oder E-Zigaretten. Darüber hinaus kann Haschisch auch in Form von Haschkeksen oder Haschischkuchen gegessen und über den Magen-Darm-Trakt aufgenommen werden.

Die Wirkung tritt beim Rauchen innerhalb weniger Minuten ein, beim Verzehr von Cannabisprodukten etwas verzögert, nach etwa einer halben Stunde.

Risiken und Nebenwirkungen bei Cannabiskonsum

Sowohl beim einmaligen Gebrauch als auch bei regelmäßigem Konsum von Cannabis kann es zu Nebenwirkungen kommen. Häufig treten auf:

Wechselwirkungen sind häufig in Verbindung mit Alkohol möglich, es kann zu psychotischen Störungen und Herz-Kreislauf-Problemen kommen. Auch die Fahrtüchtigkeit kann eingeschränkt sein, weshalb man nach dem Konsum von Cannabis das Auto für mindestens 12 Stunden stehen lassen sollte.

Folgen bei hoher Dosierung oder Dauergebrauch:

  • Per­sön­lich­keits­verän­de­run­gen

  • Wahnvorstellungen, Angstzustände, Paranoia

  • Psychosen

  • Depressionen

  • Beeinträchtigung der kognitiven Entwicklung bei Jugendlichen

  • Lang­jäh­rige Cannabis-Raucher können durch den Nikotinkosum geschädigt werden, zum Beispiel Raucherhusten, COPD, Lungenkrebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen

  • Bei il­le­gal er­worbenem Cannabis besteht Vergiftungsgefahr (Intoxikation) durch Ver­unreinigun­gen und Streck­mit­tel

  • Konsum in der Schwangerschaft beeinträchtigt die embryonale Entwicklung und erhöht ­­das Risiko für Geburts­kompli­kationen

  • Gefahr der Entwicklung einer Cannabisabhängigkeit

Vor allem Jugendliche von Cannabis-Psychose betroffen

Die Droge kann wie jede andere psychoaktive Substanz eine Psychose auslösen, vor allem bei Menschen mit entsprechender Veranlagung. Die Wirkstoffe im Cannabis greifen in den Dopaminhaushalt des Körpers ein, was bereits bei einmaligem hochdosierten Gebrauch zu einem psychotischen Schub führen kann.

Bei langjährigen Gewohnheitskiffern, die in besonders jungem Alter angefangen haben, besteht darüber hinaus die Gefahr einer sich über lange Zeit hinweg schleichend entwickelnden Psychose oder Schizophrenie. Betroffene sollten sich schnellstmöglich Hilfe bei einem erfahrenen Psychotherapeuten oder Psychiater suchen.

Amotivationales Syndrom: Antriebslos durch Kiffen?

In Verbindung mit langanhaltendem Cannabiskonsum wird häufig das amotivationale Syndrom beschrieben: ein Symptomkomplex aus Antriebslosigkeit, Gleichgültigkeit, fehlendem Arbeitswillen und allgemeinem Desinteresse an der Umwelt. Klinische Studien konnten bisher allerdings nicht bestätigen, dass diese Antriebslosigkeit auf den exzessiven Cannabiskonsum zurückzuführen ist und nicht auf andere Ursachen, etwa soziale Probleme.

Macht Kiffen dumm?

Eine verminderte Intelligenzleistung aufgrund langjährigem, intensivem Cannabismissbrauch wird immer wieder diskutiert, konnte aber in bisherigen Studien nie belegt werden. Zwar wirkt sich Cannabis bei bestehendem Konsum nachweislich negativ auf Aufmerksamkeit, Konzentration und Merkfähigkeit aus. Diese Einschränkungen waren bei Erwachsenen aber bereits nach einmonatiger Abstinenz nicht mehr nachweisbar.

Anders sieht es aus, wenn bereits im frühen Jugendalter mit dem Kiffen begonnen wird. Eine neuseeländische Langzeitstudie konnte nachweisen, dass Personen, die bereits vor der Volljährigkeit regelmäßig Cannabis konsumiert hatten, durchschnittlich im Erwachsenenalter einen um acht Prozentpunkte niedrigeren Intelligenzquotienten hatten und einen Verlust an axonalen Nervenbahnen vorwiesen.

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Cannabisabhängigkeit: Die Sucht erkennen und behandeln

Die körperliche Abhängigkeit von Cannabis ist als gering einzuschätzen, selbst wenn sich bei langem Gebrauch eine gewisse Toleranz einstellt und die Dosis deshalb oft erhöht wird. Das psychische Abhängigkeitspotential wird hingegen von den Konsumierenden häufig unterschätzt. Vor allem der langjährige, intensive und hochdosierte Gebrauch von Cannabis sowie der Konsumbeginn im Jugendalter kann zur Abhängigkeit führen.

Merkmale einer Cannabisabhängigkeit:

  • Das Kiffen belastet die Beziehung und Freundschaften

  • Probleme in der Schule, am Arbeitsplatz oder zu Hause treten infolge des Konsums auf

  • Erhöhte Toleranz gegenüber der Droge: bis die erwünschte Wirkung eintritt, muss immer mehr konsumiert werden

  • Erfolglose Versuche, den Konsum zu reduzieren oder ganz zu stoppen

  • Ist die Droge nicht greifbar, treten Entzugserscheinungen wie Reizbarkeit, Angst, Schlafstörungen und Heißhunger auf. Ärzt*innen sprechen vom spezifischen Cannabisabhängigkeitssyndrom

Ursachen: Wie kommt es zu einer Cannabisabhängigkeit?

Nicht jede Person, die ab und zu einen Joint raucht, ist gefährdet, cannabissüchtig zu werden. Problematisch wird der Konsum, wenn der Rausch zur Gewohnheit wird und als Alltagsflucht dient. In dieser Hinsicht ist Cannabis dem Alkohol sehr ähnlich: Der Weg zwischen maßvollem Genuss und Sucht ist schmal.

Typische Gründe für exzessiven Cannabiskonsum bei Jugendlichen:

  • Gruppenzwang
  • Versagensängste
  • generalisierte Lebensangst
  • Alltagsflucht
  • Schulprobleme
  • familiäre Probleme
  • Langeweile

Nachweis von Cannabis über Blut- und Urintest

Eine Abhängigkeit von der Droge Cannabis zu erkennen, ist nicht immer leicht, da hohe Verleugnungstendenzen bei Süchtigen bestehen. Fachleute und Suchtbeauftragte greifen bei der Diagnose auf Verhaltensbeobachtung zurück. Gespräche über Menge und Höhe des Cannabiskonsums werden ebenso herangezogen wie ein Nachweis über den Cannabisgebrauch in Form eines Drogenscreenings.

Der Nachweis von Cannabis kann durch einen Urintest, Bluttest oder eine Laboruntersuchung der Haare erfolgen. Nach einmaligem Konsum ist Cannabis im Blut ein bis zwei Tage nachweisbar, im Urin bis zu 12 Tage. Bei Personen, die nur gelegentlich rauchen, verlängert sich die Zeit des Urinnachweises auf bis zu sechs Wochen. Durch eine Haaranalyse lässt sich regelmäßiger Cannabiskonsum auch über Monate hinweg nachweisen.

Therapie bei Cannabissucht

Erster Pfeiler der Suchtbekämpfung ist immer der Entzug, begleitet von einer entsprechenden Suchttherapie. Psychotherapeutische Verfahren bilden die Grundlage für die Behandlung von Cannabisabhängigen:

  • Die besten Ergebnisse zeigt derzeit die kognitive Verhaltenstherapie.

  • Bei Jugendlichen hat sich unterstützend eine systemische Familientherapie als hilfreich erwiesen.

  • Auch Kurztherapien mit motivationaler Gesprächsführung können bereits einen positiven Effekt zeigen.

  • Bei schwerem Enzugssyndrom und begleitender psychischer Störung ist eine stationäre Behandlung empfelenswert.

Hilfe bekommen Betroffene bei allen Drogenberatungsstellen:

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