Semaglutid: Abnehmspritze gegen Diabetes und Übergewicht?
Nach höchsten wissenschaftlichen Standards verfasst und von Expert*innen geprüftSemaglutid ist ein verschreibungspflichtiges Medikament, das zur Behandlung von Typ-2-Diabetes und Adipositas zugelassen ist. Es stimuliert die Insulinproduktion und hemmt das Hungergefühl. Für wen die Abnehmspritze geeignet ist und welche Nebenwirkungen auftreten können.
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Kurzübersicht
Wie wirkt Semaglutid? Das Mittel hat eine hormonähnliche Wirkung. Es erhöht die Menge von Insulin aus der Bauchspeicheldrüse. Das trägt zur Kontrolle des Blutzuckerspiegels bei.
Kann man mit Semaglutid abnehmen? Semaglutid verstärkt das Sättigungsgefühl und verlangsamt die Magenentleerung. Dadurch kann es die Gewichtsreduktion unterstützen.
Für wen ist Semaglutid geeignet? Der Wirkstoff ist für Menschen mit Diabetes Typ 2 sowie Adipositas zugelassen.
Sicherheit: Es handelt sich nicht um eine leichtfertig einzusetzende "Abnehmspritze". Aufgrund der Nebenwirkungen und der Notwendigkeit einer lebenslangen Therapie ist das Arzneimittel verschreibungspflichtig.
Was kostet die Abnehmspritze? Voraussichtlich werden sich die Kosten auf 170 bis über 300 Euro im Monat belaufen. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten zur Behandlung bei Übergewicht derzeit noch nicht.
Artikelinhalte im Überblick:
- Was ist Semaglutid?
- Wirkungsweise
- Indikationen
- Anwendung & Dosierung
- Kontraindikationen
- Nebenwirkungen
- Wechselwirkungen
Was ist Semaglutid?
Semaglutid ist ein Inkretin-Mimetikum, das die körpereigene Bildung von Insulin anregt. Es wirkt ähnlich wie das natürliche Darmhormon GLP-1 und gehört daher – wie sein Vorgänger Liraglutid – zu den GLP-1-Rezeptor-Agonisten.
Der blutzuckersenkende Wirkstoff wird unter den Handelsnamen Ozempic® und Rybelsus® zur Behandlung von Diabetes mellitus Typ 2 verschrieben. Zudem ist seit 2022 das Semaglutid-Medikament Wegovy® zur ergänzenden Therapie bei starkem Übergewicht (Adipositas) zugelassen.
Wie wirkt Semaglutid?
Das GLP1-Analogon Semaglutid ahmt die Wirkung des Peptidhormons GLP-1 nach. Dieses wird im Darm gebildet und wirkt sowohl auf die Bauchspeicheldrüse als auch auf das Gehirn:
In der Bauchspeicheldrüse regt es die Ausschüttung von Insulin an.
Im Gehirn löst es ein Sättigungsgefühl aus.
Außerdem verlangsamt es die Entleerung des Magens, sodass man weniger isst und die im Essen enthaltenen Kohlenhydrate langsamer ins Blut gelangen. Zudem schützt es vor starken Schwankungen des Blutzuckers.
Die Wirksamkeit von Semaglutid bei starkem Übergewicht konnte in mehreren Studien bestätigt werden. Im Vergleich zu Teilnehmenden die ein Scheinmedikament (Placebo) ohne Wirkstoff erhielten, stellten Fachleute bei den mit Semaglutid behandelten Proband*innen einen messbaren Unterschied im Gewichtsverlust fest. Im Schnitt verloren Patient*innen nach 68 Wochen fast 15 Prozent an Gewicht. Begleitend zu der Änderung ihres Lebensstils erhielten sie eine Dosis des Wirkstoffes pro Woche.
Indikationen: Bei diesen Krankheiten wird Semaglutid eingesetzt
Der Wirkstoff Semaglutid ist zugelassen für:
Erwachsene mit Diabetes Typ 2, bei denen der erhöhte Blutzuckerspiegel sich nicht mit Ernährungsumstellung und Bewegung allein senken lässt: Er kann sowohl allein (Monotherapie), als auch in Kombination mit anderen Antidiabetika eingenommen werden.
Erwachsene mit einem BMI über 30 zur Behandlung von Adipositas (Fettleibigkeit): Liegen gewichtsbedingte Begleiterkrankungen vor, kann das Mittel bereits bei einem BMI ab 27 verschrieben werden.
Kosten der Abnehmspritze
Die Kosten für Semaglutid werden von den gesetzlichen Krankenkassen ausschließlich für die Therapie des Diabetes Typ 2 übernommen. Das gilt jedoch nicht, wenn der Wirkstoff als Abnehmspritze zur Behandlung von Übergewicht (Adipositas) eingesetzt wird. Hier wird die niedrigere Anfangsdosis voraussichtlich 170 Euro im Monat kosten, später ist mit Kosten von bis zu 330 Euro im Monat zu rechnen.
Anwendung und Dosierung von Semaglutid
Semaglutid ist als Injektionslösung und in Tablettenform erhältlich.
Die Injektionslösung (Ozempic®, Wegovy®) wird von den Patient*innen selbst mithilfe eines Fertigpens einmal wöchentlich unabhängig von einer Mahlzeit unter die Haut des Bauches, Oberschenkels oder Oberarms gespritzt. Zu Therapiebeginn beträgt die Dosis 0,25 Milligramm Semaglutid pro Woche; in mindestens vierwöchigen Abständen kann die Dosis der Abnehmspritze schrittweise bis auf 2 Milligramm pro Woche gesteigert werden.
Die Semaglutid-Tabletten (Rybelsus®) sind bisher nicht in allen europäischen Ländern verfügbar. Anders als die Injektionslösung sind sie nur zur Behandlung von Typ-2-Diabetes (nicht bei Übergewicht) zugelassen. Sie werden einmal täglich nüchtern und mindestens 30 Minuten vor einer Mahlzeit unzerkaut und mit Wasser eingenommen. Die Behandlung wird mit einer Dosis von 3 Milligramm pro Tag begonnen und kann nach jeweils einem Monat auf 7 Milligramm und bei Bedarf auf 14 Milligramm pro Tag erhöht werden.
Wann sollte Semaglutid nicht eingenommen werden?
Semaglutid sollte nicht eingesetzt werden, wenn eine Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff vorliegt. Auch wenn bei Betroffenen oder in der Familiengeschichte Fälle von Schilddrüsenkrebs oder multiple endokrine Neoplasien bekannt sind, sollte Semaglutid nicht gegeben werden. Bei multiplen endokrinen Neoplasien handelt es sich um seltene Erkrankungen, bei denen sich an mehreren Stellen im Körper Tumore bilden.
In der Schwangerschaft und Stillzeit sollte Semaglutid nur verschrieben werden, wenn keine sinnvolle Alternative vorhanden ist. Bisher liegen nur wenige Daten zur Gabe von Semaglutid in Schwangerschaft und Stillzeit vor.
Darüber hinaus möchten auch viele normalgewichtige Personen die Medikamente zum Abnehmen benutzen. Fachleute warnen jedoch vor der Verwendung der Abnehmspritze. Denn die Mittel wurden speziell für Übergewichtige konzipiert und für diese getestet. Bei Normalgewichtigen könnten die Nebenwirkungen stärker ausfallen.
Nebenwirkungen von Semaglutid
Zu den häufigsten unerwünschten Wirkungen von Semaglutid gehören Beschwerden des Magen-Darm-Traktes, etwa:
- Übelkeit,
- Durchfall,
- Erbrechen,
- Bauchschmerzen und
- Verstopfung.
Wird Semaglutid zusammen mit anderen Antidiabetika eingenommen, droht das Risiko einer Unterzuckerung (Hypoglykämie). Einige Betroffene berichten von
- Hautreaktionen an der Einstichstelle,
- erhöhten Amylase- und Lipasewerten,
- Sehstörungen,
- Schwindel
- und Erschöpfung.
In seltenen Fällen treten schwere Nebenwirkungen wie eine Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis), Gallensteine, Nierenprobleme oder Schilddrüsentumore auf.
Wechselwirkungen von Semaglutid mit anderen Medikamenten
Da Semaglutid die Magenentleerung verzögert, kann es die Aufnahme anderer (oral eingenommener) Wirkstoffe beeinflussen. Vorsicht ist bei der gleichzeitigen Einnahme anderer Antidiabetika (vor allem Sulfonylharnstoff oder Insulin) angeraten: In diesem Fall droht das Risiko einer Unterzuckerung.
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