Prednisolon: Kortison-Wirkstoff richtig dosieren
Das Kortisonpräparat Prednisolon gilt im Kampf gegen zahlreiche Erkrankungen als gut wirksam – und kann im Notfall lebensrettend sein. Doch die Dosierung erfordert größte Sorgfalt, um Nebenwirkungen zu vermeiden. Was Sie über den Wirkstoff Prednisolon wissen müssen.
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Im Überblick:
Was ist Prednisolon?
Prednisolon ist ein Wirkstoff aus der Gruppe der Glukokortikoide. Umgangssprachlich sind Glukokortikoide auch als Kortison (medizinische Schreibweise: Cortison) bekannt. Kortison ist ein Hormon, das in der Nebennierenrinde produziert wird. Es spielt im Körper bei zahlreichen Stoffwechselprozessen eine Rolle, beeinflusst unter anderem den Mineralstoffhaushalt und hilft dem Körper bei der Stressbewältigung in Extremsituationen.
Wie wirkt Prednisolon?
Die Medikamente aus der Gruppe der Glukokortikoide haben alle eine ähnliche Wirkung: Wie andere Kortisonpräparate wirkt Prednisolon entzündungshemmend und abschwellend. Durch seine immunsuppressive Wirkung kann es das Immunsystem und dadurch körpereigene Entzündungsreaktionen unterdrücken. Prednisolon wird bei einer Vielzahl von Beschwerden in unterschiedlichen Darreichungsformen und Dosierungen angeboten.
Darreichungsformen von Prednisolon:
- Tabletten
- Zäpfchen
- Infusions- oder Injektionslösungen (intravenös)
- (Augen-)Salbe oder (Haut-)Creme
Die Vorstufe von Prednisolon heißt Prednison. Auch dieses Glukokortikoid kann als Wirkstoff in Arzneimitteln enthalten sein. Prednison ist inaktiv und wird von der Leber erst in die die aktive Form Prednisolon umgewandelt. Medikamente, die Prednisolon enthalten, wirken daher rascher.
Wofür wird Prednisolon angewendet?
Es gibt viele unterschiedliche Erkrankungen, bei denen eine Therapie mit Glukokortikoiden wie Prednisolon nach ärztlicher Indikation zum Einsatz kommen kann, um akute Beschwerden erfolgreich zu lindern. Dazu zählen unter anderem folgende:
Asthma bronchiale (meist als Therapie in Kombination mit der Gabe von Arzneimitteln zur Erweiterung der Bronchien)
Notfallmedikament gespritzt oder als Tablette zum Beispiel bei einem akuten Asthma-Anfall oder als Bestandteil des Notfallsets bei einem anaphylaktischen Schock
Pseudokrupp-Anfälle
Autoimmunerkrankungen in ihren aktiven Phasen (zum Beispiel rheumatoide Arthritis oder akute Multiple-Sklerose-Schübe)
zur Behandlung bei einer gestörten Funktion der Nebennierenrinden wie bei Morbus Addison
akute, entzündliche Hauterkrankungen wie Ekzeme
nichtinfektiöse, entzündliche Augenerkrankungen wie eine schwere allergische Bindehautentzündung (Konjunktivitis)
chronisch entzündliche Magen-Darm-Erkrankungen wie Morbus Crohn
nach Organtransplantationen zur Vermeidung der Abstoßung des Transplantationsorgans in Kombination mit anderen Therapien
Dosierung von Prednisolon: Ärztlichen Rat einhalten
Wie genau Prednisolon eingenommen werden muss, richtet sich nach der Darreichungsform und der Art der Erkrankung, die therapiert werden soll. Der behandelnde Arzt empfiehlt, welche Dosierung für den individuellen Fall erforderlich ist. Die Therapie darf ohne ärztlichen Rat keinesfalls selbst abgebrochen werden. Die Informationen dieses Artikels dienen nicht dazu, den Rat des Arztes oder die Angaben der Packungsbeilage zu ersetzen.
Stoßtherapie mit Prednisolon: Höhere Dosis bei akuten Beschwerden
Wie andere Kortisonpräparate, wird auch Prednisolon bei akuten Beschwerden in Form einer sogenannten Stoßtherapie verabreicht, wenn die Symptome dies erfordern. Das Medikament wird in einem solchen Fall zu Beginn in einer höheren Dosierung verabreicht, um eine schnelle Linderung der Beschwerden zu erzielen. Danach wird die Dosierung langsam reduziert und verläuft entweder niedrig dosiert weiter oder es wird zu einem anderen Medikament gewechselt.
Prednisolon-Therapie ausschleichen lassen
Eine Langzeittherapie mit Prednisolon führt dazu, dass die körpereigene Produktion von Glukokortikoiden gedrosselt wird. Setzt man das Medikament nun abrupt ab, kann es zu einem akuten Kortisonmangel mit schweren Folgen wie Kreislaufstörungen kommen (Addison-Krise). Aus diesem Grund wird die Dosierung des Wirkstoffs in ärztlicher Absprache nur langsam Schritt für Schritt herabgesetzt. Diese Art, eine Therapie zu beenden, wird als "ausschleichen" bezeichnet.
Die Addison-Krise droht auch bei einer chronischen Nebenniereninsuffizienz, bei der ein plötzlich erhöhter Bedarf an Kortison – bedingt durch eine Notfallsituation wie ein Unfall oder eine Operation – nicht gedeckt werden kann. Patienten mit einer Hormonersatztherapie wird empfohlen, einen Notfallpass bei sich zu tragen, um auf eine schnelle Gabe von zusätzlichen Glukokortikoiden hinzuweisen. Auch ein Notfallset zur Selbstverabreichung der Medikamente kann vom Arzt als sinnvoll erachtet werden.
Nebenwirkungen: Gefahr eines Cushing-Syndroms
Ob Nebenwirkungen bei der Anwendung von Prednisolon auftreten und wie diese ausfallen, hängt von Darreichungsform und Dosierung ab.
Stoßtherapien oder niedrige Dosierungen: Eine kurzzeitige lokale Anwendung zum Beispiel als Salbe ist nur selten mit Nebenwirkungen verbunden. Auch bei genauer Dosierung oraler Präparate, die systemisch wirken und somit über den gesamten Blutkreislauf verteilt werden, treten in niedrigen Dosierungen über einen längeren Zeitraum sowie bei kurzzeitigen Stoßtherapien wenig Nebenwirkungen auf. Im Vergleich zu diesem niedrigen Risiko ist der Nutzen solcher Therapien aufgrund der guten Wirksamkeit von Prednisolon meist höher.
Langzeittherapien mit hohen Dosen: Bei sehr hohen Dosierungen von Prednisolon, die über einen langen Zeitraum erfolgen, steigt das Risiko für Nebenwirkungen. Aus diesem Grund wird in solchen Fällen genau abgewogen, ob der Nutzen dieses Risiko übersteigt. Gegebenenfalls werden regelmäßige ärztliche Kontrollen sowie bestimmte Ernährungsempfehlungen erforderlich.
Mögliche Nebenwirkungen bei Langzeittherapien mit Prednisolon:
Prednisolon und Cushing-Syndrom: Bei der Dosierung von Prednisolon beachten die behandelnden Ärzte die sogenannte Cushing-Schwelle. Darunter ist eine bestimmte tägliche Dosierung des Wirkstoffs zu verstehen, die langfristig nicht überschritten werden sollte, um das Cushing-Syndrom zu verhindern. Bei diesem Syndrom ist die Kortisonkonzentration im Blut erhöht. Dies geht unter anderem mit einem veränderten Erscheinungsbild einher (Vollmondgesicht, Stammfettsucht, Steroidakne, Stiernacken) sowie mit möglichen weiteren Beschwerden wie Osteoporose (Knochenschwund), Blutzuckeranstieg, Muskelschwäche, Menstruations- und Erektionsstörungen.
Prednisolon und Osteoporose: Je nach Dauer und Dosierung der Behandlung kann sich die Einnahme von Prednisolon negativ auf den Kalziumstoffwechsel auswirken. Aus diesem Grund besteht vor allem in Kombination mit anderen Risikofaktoren wie den Wechseljahren ein erhöhtes Risiko für Osteoporose. In Absprache mit dem Arzt werden vorbeugende Maßnahmen empfohlen.
Weitere mögliche Nebenwirkungen:
erhöhte Anfälligkeit für Infektionen
Gewichtszunahme durch ein verstärktes Hungergefühl
Diabetes mellitus durch eine Erhöhung des Blutzuckerspiegels
erhöhte Blutdruckwerte
Glaukom (Erhöhung des Augeninnendrucks)
Wassereinlagerungen (Ödeme)
Warnhinweise zur Einnahme von Prednisolon
Andere bestehende Ekrankungen: Bei bestimmten Vorerkrankungen wie Osteoporose oder einem schweren Diabtetes mellitus wird das Therapievorgehen gemeinsam mit dem Arzt besprochen. Besondere Vorsicht gilt zudem beim Vorliegen von akuten Virusinfektionen wie Windpocken, da Prednisolon eine Unterdrückung des Immunsystems bewirkt.
Tageszeit: Möglicherweise wird die Einnahme von Prednisolon in den Morgenstunden zwischen sechs und acht Uhr empfohlen, da auch die natürliche Kortisonproduktion des Körpers zu dieser Zeit am höchsten ist.
Kinder: Prednisolon sollte von Kindern nur eingenommen werden, wenn es medizinisch zwingend erforderlich ist und wenn möglich in niedrigen Dosierungen. Hierzu berät der Kinderarzt.
Schwangerschaft und Stillzeit: Ob Medikamente mit Prednisolon eingenommen werden dürfen, hängt von verschiedenen Faktoren ab – unter anderem von der Dosierung, der Therapiedauer und dem Schwangerschaftstrimester.
Wettkampfsport: Prednisolon gehört wie alle Glukokortikoide zu den Wirkstoffen, die je nach Dosierung im Wettkampfsport verboten sind, da sie als Dopingmittel gelten.
Verkehrstauglichkeit: Je nach Medikament sind Beeinträchtigungen in der Verkehrstauglichkeit und der Fähigkeit, Maschinen zu bedienen, nicht auszuschließen. Ob dies der Fall ist, muss der Packungsbeilage des Medikaments entnommen werden.
Wechselwirkung mit anderen Medikamenten: Kortisonhaltige Arzneimittel können Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten zeigen. Bevor mit der Prednisolon-Therapie begonnen wird, sollten Arzt und Apotheker daher über die Einnahme von anderen Medikamenten informiert werden. Insbesondere bei bestehenden Vorerkrankungen muss beachtet werden, dass die Wirkung der jeweiligen Medikamente verstärkt oder abschwächt werden kann. Soll eine Impfung mit einem Lebendimpfstoff durchgeführt werden, ist der Arzt ebenfalls über die Prednisolon-Einnahme zu informieren, da hier besondere Vorsicht geboten ist: Solche Impfungen können dann mit ausreichendem Abstand vor oder nach der Prednisolon-Therapie durchgeführt werden.
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