Betäubungsmittel

Ketamin: Gefährliche Droge, Hoffnung bei Depressionen?

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Ketamin ist ein Medikament, das vor allem in der Notfallmedizin eingesetzt wird. Da der Konsum zu Halluzinationen führen kann, ist Special K, wie es in der Szene auch genannt wird, auch als Partydroge beliebt. Mehr zu Wirkung, Risiken und wie Ketamin als Nasenspray bei schweren Depressionen helfen könnte.

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© Getty Images/Halfdark

Kurzübersicht: Ketamin

Anwendungsgebiete: Notfallmedizin (im Rahmen von Kurznarkosen), therapieresistente Depression, Missbrauch als Partydroge

Wirkung: betäubend, schmerzlindernd, krampflösend, bronchienerweiternd, stimmungsaufhellend, halluzinogen

Risiken bei Drogenkonsum: Panikattacken während des Konsums (Horrortrip), Gedächtnisstörungen, Übelkeit, Herzrasen, Erkrankungen der Harnwege

Artikelinhalte im Überblick:

Drogen: Das sind die gefährlichsten Arten

Was ist Ketamin?

Ketamin ist ein Wirkstoff aus der Gruppe der Anästhetika, der vor allem in der Veterinär- und Humanmedizin als Narkosemittel eingesetzt wird. Ketamin wurde erstmals 1962 von einem pharmazeutischen Unternehmen hergestellt und ist chemisch verwandt mit Phencyclidin (PCP). Während des Vietnamkrieges wurde der Wirkstoff an US-Soldaten getestet und bald routinemäßig eingesetzt.

Ketamin unterscheidet sich von herkömmlichen Betäubungsmitteln dadurch, dass es das Herz-Kreislauf-System nur wenig beeinflusst und die Atmung kaum beeinträchtigt. Aufgrund von Nebenwirkungen wie Wahnvorstellungen beschränkt sich die Anwendung aber vor allem auf die Notfallmedizin und erfolgt meist in Kombination mit Benzodiazepin. Zur Anästhesie wird das Mittel in eine Vene oder einen Muskel gespritzt oder per Infusion verabreicht.

Wegen seiner halluzinogenen Wirkung ist Ketamin auch in der Drogenszene unter den Namen Special K, Vitamin K, Keta oder K verbreitet. Neue Studien zur Behandlung schwerer Depressionen mit Ketamin zeigen vielversprechende Ergebnisse.

Gut zu wissen:

Da Ketamin schnell wirkt und einfach anzuwenden ist, wird es vor allem in Katastrophenfällen eingesetzt, wenn andere Narkosemittel nicht zur Verfügung stehen. Daher steht der Wirkstoff auch auf der Liste der unentbehrlichen Arzneimittel der Weltgesundheitsorganisation (WHO).

Ketamin: Wirkung des Arzneimittels

Ketamin ist ein Schmerz- und Narkosemittel, das direkt im Gehirn wirkt. Es blockiert die sogenannten NMDA-Rezeptoren, an die der Neurotransmitter Glutamat bindet. Dieser steuert zusammen mit anderen Botenstoffen (wie GABA oder Acetylcholin) das Bewusstsein und ist für die Bewegungssteuerung, Sinneswahrnehmung und das Gedächtnis wichtig. Ketamin gilt daher als antagonistischer Gegenspieler: Während Glutamat stimuliert, wirkt Ketamin in geringen Dosen beruhigend. Gleichzeitig aktiviert der Wirkstoff bestimmte Opioidrezeptoren und dämpft Schmerzen.

Eigenschaften von Ketamin:

  • schmerzlindernd (analgetisch)
  • krampflösend (antikonvulsiv)
  • bronchienerweiternd (bronchodilatorisch)
  • stimmungsaufhellend (antidepressiv)
  • sympathomimetisch (den Sympathikus aktivierend; etwa Erhöhung der Herzleistung)

Ketamin: Missbrauch als Droge

Ketamin ist in der Partyszene meist in Form eines weißen Pulvers erhältlich und wird mithilfe eines gerollten Geldscheines durch die Nase gezogen ("gesnieft"). Außerdem sind das Rauchen von Kristallen und das Spritzen von flüssigem Ketamin weit verbreitet. Auch Pillen sind erhältlich, die aber meist mit anderen Substanzen wie MDMA (Ecstasy) gestreckt sind.

Je nach Art des Konsums variieren auch Einsatz und Dauer der Wirkung:

  • Sniefen: Wirkeinsatz nach ein paar Minuten, dauert 1 bis 2 Stunden
  • Spritzen: wirkt innerhalb von 30 Sekunden, hält 5 bis 10 Minuten

In geringer Dosierung wirkt Ketamin euphorisierend, ähnlich wie bei einem Alkoholrausch. Es können Halluzinationen auftreten: Die Wahrnehmung von Zeit und Raum ist verzerrt, es kommt mitunter zu Visionen. Höhere Dosierungen können zu Nahtoderfahrungen führen. Betroffene berichten von dem Gefühl, den Körper zu verlassen und sich vom eigenen Ich zu lösen. Dieser Zustand wird innerhalb der Drogenszene auch als K-Hole bezeichnet. Für Außenstehende wirkt die Person meist bewusstlos, allerdings sind Schutzreflexe noch vorhanden.

Interessant:

Ketamin spielt seit Mitte der 1970er eine zunehmende Rolle als Straßendroge. Die Droge wird vor allem in den USA illegal vertrieben. Das Arzneimittel wird insbesondere in Tierkliniken abgezweigt oder aus Mexiko geschmuggelt.

Gefahren von Ketamin-Missbrauch

Die Einnahme der Partydroge Ketamin ist mit verschiedenen psychischen und körperlichen Risiken verbunden. Vor allem, da der Wirkstoffgehalt bei illegal erworbenen Substanzen in der Regel nicht bekannt ist, kann es schnell zu einer Überdosierung kommen.

Psychische Risiken

Zu den psychischen Gefahren gehört, dass der Rauschzustand und vor allem das Abtauchen in das K-Hole bei Konsument*innen Angst und sogar Panikattacken auslösen kann. So wird der Rausch für viele zum Horrortrip. Auch Erinnerungslücken und komplette Blackouts sind mögliche Folgen.

Häufiger Konsum kann zudem abhängig machen: Konsumierende benötigen dann immer höhere Dosen, um den gewünschten Effekt zu erzielen. Bei Langzeitkonsum kann die Gedächtnisleistung abnehmen.

Körperliche Risiken

Häufige Nebenwirkungen eines Ketamin-Konsums sind Herzrasen oder Übelkeit. Da der Wirkstoff das Schmerzempfinden, die Wahrnehmung und die Bewegungsfähigkeit einschränkt, kommt es unter Drogeneinfluss häufig zu Verbrennungen oder Unterkühlung – bis hin zu tödlichen Unfällen. Auch der Mischkonsum mit anderen Substanzen wie Alkohol oder Heroin ist gefährlich, da die Substanzen das Atemzentrum beeinflussen.

Bei langjährigem Konsum kommt es aus bisher unbekannten Gründen häufig zu irreparablen Schäden am Harntrakt. Dauerkonsumierende leiden häufig unter Blasen- und Nierenerkrankungen und Symptomen wie häufigem Harndrang, Schmerzen beim Wasserlassen oder Inkontinenz.

Ketamin zur Behandlung von Depressionen

Neben dem Missbrauch als Droge wird in der Medizin auch die Wirkung von Ketamin als mögliches Medikament bei psychischen Erkrankungen untersucht. Einige Studien weisen auf die potenziell antidepressive Wirkung von chemisch aufbereitetem Ketamin hin.

Der Vorteil: Ketamin wirkt innerhalb weniger Stunden stimmungsaufhellend, während dieser Effekt bei klassischen Antidepressiva erst nach einigen Wochen eintritt. Allerdings müssen Langzeitwirkung und Nebenwirkungen noch weiter erforscht werden, bevor es als Medikament eingesetzt werden kann.

In Deutschland ist bereits ein Nasenspray mit dem Wirkstoff Esketamin (S-Ketamin) zur Behandlung für Patient*innen mit akuter therapieresistenter Depression zugelassen. Bei Esketamin handelt es sich um eine Abwandlung von Ketamin, der Wirkmechanismus ist aber ähnlich.

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