Wirkstoffgruppe

Immunsuppressiva: Unterdrückung des Immunsystems

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Immunsuppressiva sind lebensnotwendige Medikamente, die nach einer Organtransplantation verabreicht werden. Zudem kommen sie bei Menschen mit einer Autoimmunerkrankung oder einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung zum Einsatz. Erfahren Sie hier mehr über Wirkung, Verwendung und Nebenwirkungen dieser Medikamente.

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© Getty Images/Westend61

Kurzübersicht


Was sind Immunsuppressiva? Es handelt sich um eine Gruppe von Wirkstoffen, welche die Funktion des Immunsystems unterdrücken.

Indikation: Zu den Anwendungsgebieten gehören unter anderem allergische Erkrankungen, entzündliche Darmerkrankungen, Multiple Sklerose oder Schuppenflechte. Zudem werden sie zur Vorbeugung von Abstoßungsreaktionen nach einer Transplantation verabreicht.

Wirkstoffe: Zu den immunsuppressiven Wirkstoffen zählen Glucocorticoide, Zytostatika, Calcineurin-Inhibitoren, mTOR-Inhibitoren und Biologicals.

Nebenwirkungen: Die Nebenwirkungen unterscheiden sich je nach Wirkstoffgruppe und Dosierung. Zu den häufigsten unerwünschten Wirkungen gehören Infektionskrankheiten, die einen schwereren Verlauf nehmen können.

Artikelinhalte im Überblick:

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Definition: Was sind Immunsuppressiva?

Immunsuppressiva sind Medikamente, die gezielt die Funktion des Immunsystems abschwächen oder unterdrücken. Das ist zum Beispiel nach einer Organtransplantation notwendig, damit das Immunsystem das neue Organ nicht abstößt. Aber auch zur Behandlung von

Wirkstoffgruppen im Überblick

Zu den Immunsuppressiva zählen viele unterschiedliche Wirkstoffe, die in verschiedene Indikationsgruppen eingeteilt werden:

Indikationsgruppe

Anwendungsgebiete

Wirkstoffe

Glucocorticoide 
  • Cortisol
  • Cortison
  • Prednisolon
  • Prednison
Calcineurin-Hemmer
  • Ciclosporin A
  • Pimecrolimus
  • Tacrolimus
mTOR-Inhibitoren
  • Organtransplantation

  • Everolimus
  • Sirolimus
Zytostatika
  • Autoimmunerkrankungen
  • Krebs
  • Azathioprin
  • Methotrexat
  • Mitoxantron
Biologicals
  • Autoimmunerkrankungen
  • Colitis Ulcerosa
  • Morbus Crohn
  • Basiliximab
  • Belatacept

Wirkungsweise: Immunsystem und Immunsuppressiva

Das Immunsystem ist das Abwehrsystem des menschlichen Körpers. Es schützt vor Infektionen, macht Viren und Bakterien unschädlich, bekämpft entartete Zellen und bildet Antikörper, die uns dauerhaft vor Krankheiten bewahren.

Es kann aber auch Probleme bereiten, zum Beispiel wenn es zwischen körpereigenen Zellen und Fremdstoffen nicht mehr unterscheiden kann. Dann reagiert das Immunsystem über und greift gesundes Gewebe, Organe oder Knochen an. Infolge können chronische Erkrankungen (Multiple Sklerose) entstehen.

Immunsuppressiva dämmen diese überschießende Reaktion ein, indem sie:

  • den Bestand der T- Lymphozyten (wichtigste Gruppe der Immunzellen) reduzieren,

  • die Zellproliferation (Wachstum) hemmen oder

  • Zytokine (Proteine, die das Wachstum von Zellen beeinflussen) bremsen.

Das Abwehrsystem arbeitet dann nur noch eingeschränkt, kann aber auch keinen Schaden mehr anrichten. Der Vorgang des unterdrückten Immunsystems wird auch als Immunsuppression bezeichnet. 

Anwendungsgebiete von Immunsuppressiva

Immunsuppressiva werden hauptsächlich eingesetzt zur:

  • Vermeidung von Abstoßungsreaktion nach Organtransplantationen

  • Behandlung von Autoimmunerkrankungen (etwa Multiple Sklerose)

  • Behandlung von chronisch entzündlichen Darmerkrankungen

Darüber hinaus werden sie unter anderem auch zur Behandlung von Allergien, Hauterkrankungen, Augenerkrankungen, Krebs oder bei Bronchialasthma angewendet.

Immunsuppressive Therapie bei Organtransplantationen

Da das Immunsystem Fremdkörper bekämpft, wird nach einer Organtransplantation eine immunsuppressive Therapie notwendig. Die Einnahme von Immunsuppressiva ist für betroffene Patient*innen lebensnotwendig. Denn ohne die Medikamente würde der Körper das transplantierte Organ abstoßen. Mit der Unterdrückung des Immunsystems wird diese Abstoßungsreaktion verhindert.

In den ersten Wochen nach der Transplantation ist die Gefahr einer Abstoßungsreaktion am größten. Deshalb beginnt die Therapie in der Regel mit mehreren Medikamenten und einer hohen Dosierung. Im Laufe der Zeit reduzieren sich die Anzahl der Medikamente und die Dosierung – sie werden aber nie komplett abgesetzt. Nach einer Transplantation müssen Immunsuppressiva ein Leben lang eingenommen werden.

Immunsuppressive Therapie bei Autoimmunerkrankungen

Eine Autoimmunerkrankung entsteht aufgrund einer Fehlfunktion des Immunsystems. Warum diese auftritt, ist bisher nicht vollständig geklärt. Autoimmunerkrankung lassen sich nicht heilen, sie sind aber gut behandelbar. Bei der Therapie wird dabei auch auf Immunsuppressiva gesetzt, um die fehlerhafte Immunreaktion gegen den eigenen Körper zu unterdrücken.

Sie kommen unter anderem zum Einsatz bei:

Immunsuppressive Therapie bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen

Chronisch entzündliche Darmerkrankungen sind Krankheiten, bei denen der Verdauungstrakt dauerhaft von schweren Entzündungen betroffen ist. Ursache ist eine Überreaktion des Immunsystems auf körpereigene Zellen und Bakterien im Darm. Die beiden häufigsten Erkrankungen dieser Gruppe sind Colitis ulcerosa und Morbus Crohn. Immunsuppressiva werden vor allem bei besonders schweren Verläufen zur Behandlung eingesetzt.  

Kontraindikationen: Wann sollten Immunsuppressiva nicht eingenommen werden?

In welchen Fällen Immunsuppressiva nicht eingesetzt werden, hängt von individuellen Faktoren und dem jeweiligen Wirkstoff ab. Mithilfe der Krankenvorgeschichte kann der*die behandelnde Arzt*Ärztin entscheiden, welches Medikament infrage kommt beziehungsweise ausgeschlossen werden muss. Die häufigste Kontraindikation ist eine Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff.

Bestimmte Medikamente sind beispielsweise kontrainidziert bei:

  • schwerer Nierenfunktionsstörung
  • akuter Entzündung der Bauchspeicheldrüse
  • chronischer Lebererkrankung
  • einer bestehenden Krebserkrankung
  • in der Schwangerschaft oder in der Stillzeit

Immunsuppressiva: Darreichungsformen und Dosierung

Immunsuppressiva sind in zahlreichen Darreichungsformen erhältlich, etwa:

  • Tabletten
  • Kapseln
  • Salbe
  • Lösung
  • Augentropfen
  • Injektion

Wie oft und in welcher Menge das jeweilige Medikament eingenommen oder angewendet wird, richtet sich nach der Therapie. So wird zum Beispiel im Rahmen einer Transplantation ein Medikamentenplan erstellt. Dieser kann zum Beispiel die Einnahme von zwei bis drei Immunsuppressiva im Abstand von 12 Stunden vorsehen. Eine genaue Dosierempfehlung erhalten Patient*innen aber grundsätzlich von ihrem*ihrer behandelnden Arzt*Ärztin, abgestimmt auf die individuelle Behandlung.

Nebenwirkungen von Immunsuppressiva

Immunsuppressiva unterdrücken das Immunsystem. Der Körper kann dadurch Viren, Bakterien und andere Krankheitserreger nur eingeschränkt oder gar nicht abwehren. Zu den häufigsten Nebenwirkungen von Immunsuppressiva gehört deshalb eine erhöhte Infektanfälligkeit – besonders bei höherer Dosierung. Selbst eine harmlose Erkältung kann bei Personen mit Immunsuppression einen schweren Verlauf nehmen, da die körpereigenen Immunabwehr geschwächt wird.

Auch das Risiko von Krebserkrankungen erhöht sich durch die immunsuppressive Therapie, weil das Immunsystem entartete Zellen nicht mehr ausreichend erkennt und bekämpft. Das kann vor allem Menschen betreffen, die auf eine lang andauernde oder lebenslange immunsuppressive Therapie angewiesen sind. Krebsvorsorgeuntersuchungen sollten aus diesem Grund regelmäßig wahrgenommen werden.

Weitere mögliche Nebenwirkungen:

  • erhöhte Blutfettwerte
  • erhöhte Blutzuckerwerte
  • erhöhter Blutdruck
  • eingeschränkte Nierenfunktion
  • Störungen des Knochenstoffwechsels
  • Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall
  • Muskelschwäche

Der*die behandelnde Arzt*Ärztin klärt im Vorfeld über mögliche Nebenwirkungen der verordneten Medikamente auf. In der Regel werden auch Blut-, Leber- und Nierenwerte regelmäßig kontrolliert, sodass Abweichungen schnell entgegengewirkt werden kann.

Immunsuppressiva: Wechselwirkungen vermeiden

Um Wechselwirkungen zu vermeiden, sollten alle Medikamente, die zusätzlich zu Immunsuppressiva eingenommen werden, mit dem*der behandelnden Arzt*Ärztin abgesprochen werden. Das gilt auch für homöopathische Mittel oder pflanzliche wie zum Beispiel mit Johanniskraut. Ebenso können einige Lebensmittel wie Grapefruitsaft oder Milchprodukte zu Wechselwirkungen bei bestimmten Immunsuppressiva führen. Der*die Arzt*Ärztin klärt im Vorfelg über mögliche Wechselwirkungen auf.

Leben mit Immunsuppressiva: Was gilt es zu beachten?

Für manche Menschen sind Immunsuppressiva lebensnotwendige Medikamente, die sie ein Leben lang einnehmen müssen. Die Immunsuppression – also das Unterdrücken des Immunsystems – wirkt sich dabei auf viele Bereiche des alltäglichen Lebens aus. Häufig müssen verschiedene Maßnahmen beachtet werden, um dem Körper keine Angriffsfläche für Keime und Krankheitserreger zu bieten.

Folgende Empfehlungen sollten dabei unter anderem berücksichtigt werden:

  • Hygienemaßnahmen beachten: Regelmäßig Hände waschen und desinfizieren. In öffentlichen Einrichtungen oder bei Begegnungen mit vielen Menschen Schutzmaske tragen. Mit erkrankten Menschen möglichst nicht in einem Raum aufhalten.

  • Impfschutz aktuell halten: Einige ansteckende Infektionskrankheiten lassen sich durch Impfungen vorbeugen. Der Impfstatus sollte deshalb regelmäßig überprüft und aufgefrischt werden.

  • Zur Krebsvorsorge gehen: Aufgrund des erhöhten Krebsrisikos sollten Betroffene die empfohlenen Krebsvorsorgeuntersuchungen wahrnehmen. Das Hautkrebsrisiko lässt sich reduzieren, indem die Haut vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt und Sonnencreme mit sehr hohem Lichtschutzfaktor verwendet wird.

  • Keimfrei ernähren: Rohe Lebensmittel sollten durchgebraten oder gekocht werden. Obst und Gemüse waschen und schälen. Leitungswasser abkochen. Lebensmittel mit abgelaufenem Mindesthaltbarkeitsdatum nicht mehr essen.

  • Alkohol vermeiden: Alkohol kann die Wirkung von Immunsuppressiva beeinflussen – sie verstärken oder abschwächen. Beides kann schwerwiegende Folgen für die Behandlung haben.

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