Aktivkohle: Hausmittel mit Wunderwirkung?
Aktivkohle kann bei Durchfall helfen. Doch seit einiger Zeit gibt es immer mehr Produkte mit Aktivkohle. Wie sinnvoll und gesund sind diese?
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Aktivkohle ist als natürliches Mittel bei Durchfall und Vergiftungen schon lange bekannt. Sie bindet Stoffe im Körper und lindert so die Beschwerden. Aktivkohle ist meist unter dem Namen medizinische Kohle in Apotheken und Drogerien erhältlich. Aber inzwischen gibt es eine Vielzahl an Produkten, die Aktivkohle enthalten: Zahnpasta, Gesichtsmasken, aber auch Lebensmittel wie Brot, Eis und sogar Smoothies und Black Latte sind erhältlich.
Im Überblick:
Was ist Aktivkohle?
Als medizinische Kohle ist Aktivkohle in Tablettenform (Kohletabletten), als Pulver oder Granulat erhältlich. Die Kohle wird aus Naturmaterialien wie Holz, Torf oder Nussschalen gewonnen. Es handelt sich nicht um gewöhnliche Holzkohle, da diese zu viele Schadstoffe enthält. Kohle hat eine große Oberfläche, an die sie Stoffe schnell binden und dann abtransportieren kann. So kann Aktivkohle Giftstoffe und Bakterien aus dem Darm über den Magen-Darm-Trakt ausleiten.
Welche Anwendung mit medizinischer Kohle ist sinnvoll?
In der Medizin werden Kohletabletten erfolgreich bei Magen-Darm-Beschwerden eingesetzt. Auch bei Lebensmittelvergiftungen und Vergiftungen mit Schwermetallen kann medizinische Kohle helfen, die Giftstoffe schnell aus dem Körper zu transportieren. Die empfohlene Dosis bei Vergiftungen liegt bei 1 g Aktivkohle/kg Körpergewicht. Da sie keine Nebenwirkungen hat, kann Aktivkohle auch von Kindern und in der Schwangerschaft eingenommen werden.
Was muss man bei Aktivkohle beachten?
Bei Vergiftungen mit säure- oder laugenhaltigen Mitteln darf zunächst keine Kohle eingenommen werden, sondern es muss unverzüglich der Giftnotruf angerufen werden und Rücksprache gehalten werden.
Bei Durchfall, der mit Fieber einhergeht, muss ebenfalls auf Kohletabletten verzichtet werden.
Da medizinische Kohle die Wirkung von Medikamenten beeinträchtigen kann, sollte vor der Einnahme Rücksprache mit dem Arzt oder Apotheker gehalten werden. Auch die Wirkung der Antibabypille kann beeinträchtigt sein, weshalb zusätzliche Verhütungsmaßnahmen getroffen werden müssen.
Was ist mit Aktivkohle in Zahnpasta, Gesichtsmasken & Co.?
Seit einiger Zeit finden sich immer mehr Kosmetikprodukte und Lebensmittel mit Aktivkohle im Handel. Mit Detoxwirkung wird geworben. Experten sehen das eher kritisch. Wie sinnvoll sind Produkte mit Aktivkohle wirklich?
Aktivkohle wird erst wirksam, wenn etwas, beispielsweise Wasser, durch sie hindurchfließt. Deshalb bringen aufgetragene Gesichtsmasken laut Experten eher wenig.
Vor Zahnpasta mit Aktivkohle warnen Forscher sogar: Zum einen fehlen wichtige Stoffe wie Fluorid und zum anderen wird vermutet, dass die Aktivkohle für die Zähne eher schädlich ist, da sie einen Schmirgeleffekt auf den Zahnschmelz hat. Außerdem wird das Fortschreiten von Parodontose gefördert, da sich Kohlepartikel in den Parodontaltaschen ablagern können. Ein Nutzen der Zahnpasta mit Aktivkohle konnte in einer Studie nicht belegt werden.
Auch Lebensmittel mit Aktivkohle sind nicht sinnvoll, ebenso wie Abnehmen mit Aktivkohle. Denn Aktivkohle bindet alle Stoffe und unterscheidet nicht, ob es sich um Gift- oder Nährstoffe handelt. Wer also regelmäßig Lebensmittel mit Aktivkohle zu sich nimmt, riskiert einen Nährstoffmangel. Außerdem wird die Wirkung der Pille herabgesetzt.
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