Medikamente richtig einnehmen, lagern und entsorgen
Nach höchsten wissenschaftlichen Standards verfasst und von Expert*innen geprüftGegen jedes Wehwehchen gleich Pillen zu schlucken, ist nicht immer die richtige Lösung. Wer aber auf Arzneimittel angewiesen ist, sollte beachten, wie die Medikamente eingenommen werden. Schließlich können schon bestimmte Lebensmittel zu Wechselwirkungen führen oder das Teilen einer Tablette ihren Effekt beeinflussen. Wie Medikamente einzunehmen, zu lagern und zu entsorgen sind, erfahren Sie hier.
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Artikelinhalte im Überblick:
- Einnahme & Wechselwirkungen
- Nebenwirkungen: Wie reagieren?
- Rezeptpflichtige Mittel vs. Medikamente ohne Rezept
- Tipps zur Selbstmedikation
- Arzneimittel aufbewahren
- Medikamente entsorgen
- Hausmittel
Wechselwirkungen: Die richtige Einnahme von Medikamenten
"Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker." Diesen Satz kennt jeder, denn er ist für die Arzneimittelwerbung vorgeschrieben. Doch auch die richtige Einnahme spielt eine wesentliche Rolle dafür, wie Medikamente wirken. Eine pauschale Vorgehensweise, wie Tabletten, Kapseln, Tropfen und andere Präparate korrekt geschluckt werden, gibt es nicht. Daher sollte man sich immer an die Packungsbeilage halten (Beipackzettel).
Ein paar grundsätzliche Tipps lassen sich aber dennoch geben:
Tabletten, Pillen, Kapseln werden am besten mit Wasser geschluckt. Fruchtsäfte enthalten viele sekundäre Pflanzenstoffe und Vitamine, Kalzium, Eisen oder Magnesium. Diese Nährstoffe können mit dem Medikamentenwirkstoff reagieren. Auch Kaffee kann durch seine Gerbstoffe die Wirkung von Medikamenten beeinflussen. Gleiches gilt für Kalzium in Milch. Besonders schlecht in Verbindung mit der Arzneimitteleinnahme ist Grapefruitsaft: Er kann die Wirkung einiger Medikamente unkontrolliert verstärken. Auch Alkohol zu Wechselwirkungen mit Arzneien.
Tabletten halbieren beeinflusst Wirkung: Selbst große Tabletten dürfen nur geteilt werden, wenn dies in der Packungsbeilage ausdrücklich erlaubt ist. Wenn auf der Packung eine Bruchrille abgebildet ist und die Tabletten selbst solche Rillen aufweisen, heißt das nicht zwingend, dass die Tablette geteilt werden darf, denn es gibt auch Schmuckkerben. Wer die falschen Pillen teilt, riskiert unerwünschte Wirkungen. Manche Tabletten sind mit einer Schutzschicht überzogen, die sie resistent gegen Magensäfte macht. Andere haben Retard-Wirkung: Sie geben den Wirkstoff erst nach und nach ab. Wer solche Tabletten teilt, zerstört diese Funktion. Wer Probleme damit hat, Tabletten zu schlucken, sollte nach Alternativen in Form von Tropfen, Zäpfchen oder Saft fragen.
Tropfen: Wer Tropfen verschrieben bekommen hat, sollte sich beim Zählen konzentrieren. Bei den meisten Arzneien ist es zwar nicht schlimm, wenn man aus Versehen einen oder zwei Tropfen mehr schluckt. Eine doppelte Dosis kann aber gefährlich werden. Manchmal zählt sogar jeder Tropfen – etwa bei Notfallmedikamenten.
Nasentropfen und -sprays: Muss etwas für die Nase genommen werden, sollte die Pipette oder das Spray zusammengedrückt aus der Nase genommen werden. Andernfalls kann es passieren, dass die Arznei mit Nasensekret verunreinigt wird.
Wirkstoffpflaster: Pflaster haben den Vorteil, dass das Medikament nach und nach dem Körper zugeführt wird. Bevor ein neues aufgeklebt wird, sollte das alte entfernt werden. Außerdem ist es wichtig, das Pflaster nicht immer auf dieselbe Stelle zu kleben.
Regelmäßige Einnahme: Einer der häufigsten Fehler ist, dass Patient*innen vergessen, ihre Medikamente einzunehmen. Manchen hilft es, sich von ihrem Handy an die Tabletten erinnern zu lassen. Vor allem für Menschen, die mehrere Pillen über den Tag verteilt nehmen müssen, können Wochen- und Tagesbehälter sinnvoll sein. Sie sehen dann auf einen Blick, wenn sie etwas vergessen haben.
Nebenwirkungen von Medikamenten: dosisabhängig
Der Beipackzettel informiert über die Nebenwirkungen von Medikamenten und ihre Häufigkeit. In den meisten Fällen treten Nebenwirkungen sehr selten auf. Diejenigen, die häufig auftreten, sind in der Regel relativ ungefährlich.
Die meisten Nebenwirkungen von Medikamenten sind dosisabhängig. Das bedeutet, sie sind umso wahrscheinlicher, je höher die Dosis ist. Aus diesem Grunde sollten Anwender*innen nicht eigenmächtig auf eine höhere Dosis zurückgreifen, als im Beipackzettel beschrieben oder ärztlich verordnet.
Wie aber reagieren, wenn bei der Selbstmedikation Nebenwirkungen auftreten? Bei leichteren Nebenwirkungen sollte man sich fragen, ob der Nutzen des Arzneimittels – also die verspürte Wirkung – die Unannehmlichkeiten durch die Nebenwirkung überwiegt. Falls nicht, wird das Arzneimittel besser nicht weiter angewendet. Eine weitere Möglichkeit ist, die Dosis zu reduzieren. Dies sollte in ärztlicher Absprache geschehen.
Treten ausgeprägte oder sogar schwere Nebenwirkungen auf, sollte die Anwendung der Medikamente meist sofort beendet und ärztlicher Rat gesucht werden. Nebenwirkungen, die nicht im Beipackzettel stehen, sollte man grundsätzlich einem*einer Apotheker*in oder einem*einer Arzt*Ärztin mitteilen.
Medikamente mit oder ohne Rezept?
Ob Arzneimittel rezeptpflichtig oder rezeptfrei sind, hängt davon ab, welche Risiken von ihnen ausgehen können. Rezeptfreie Arzneimittel müssen beispielsweise für Erkrankungen gedacht sein, die auch ein medizinischer Laie erkennen kann. Meist sind das leichtere und vorübergehende gesundheitliche Störungen wie zum Beispiel eine Erkältung. Ohne Rezept erhältliche Arzneimittel fallen in zwei Kategorien: Apothekenpflichtige und frei verkäufliche Medikamente. Apothekenpflichtige Medikamente gibt es – wie der Name schon sagt – nur in der Apotheke, frei verkäufliche außerdem in Drogeriemärkten oder Reformhäusern.
Medikamente zur Behandlung ernsterer und/oder chronischer Erkrankungen sind dagegen rezeptpflichtig und bedürfen einer ärztlichen Diagnose. Ein gutes Beispiel dafür ist Diabetes mellitus, die Zuckerkrankheit. Die Erkennung und Behandlung dieser Erkrankung gehört in die Hände eines*einer Arztes*Ärztin. Solche Medikamente dürfen nicht rezeptfrei sein.
Verantwortungsvolle Selbstmedikation
Sich bei leichteren Beschwerden selbst zu helfen, heißt, Verantwortung für die eigene Gesundheit zu übernehmen. Selbstmedikation ist nämlich nur dann sinnvoll, wenn sie mehr nutzt als schadet.
Wer immer wieder die gleichen Beschwerden entwickelt und sie ohne ärztlichen Rat wiederholt in Eigenregie bekämpft, riskiert, eine möglicherweise ernsthafte Erkrankung zu verschleppen. Der modernen Medizin stehen eine Reihe effektiver Behandlungsmethoden zur Verfügung. Sie haben jedoch meist eines gemeinsam: Die Heilungsaussichten sind umso besser, je früher die Krankheit entdeckt wird. Im schlimmsten Fall tragen Betroffene mit einer unangebrachten Selbstbehandlung nicht nur dazu bei, die Krankheit zu verschleppen. Möglicherweise werden damit auch genau die Beschwerden verschleiert, die bei der Diagnose weiterhelfen würden.
Damit Selbstmedikation nicht nur praktisch, sondern auch sicher ist, sollte man wissen, in welchen Situationen man sich selbst helfen darf und wann man besser zum*zur Arzt*Ärztin geht.
Greift man in Eigenregie zu einem Medikament, sollte man folgende Punkte beachten:
Behandeln darf man nur solche Beschwerden, deren Ursache man kennt. Beispiele: Verdauungsbeschwerden nach einem zu üppigen Essen, Kopfschmerzen im Rahmen einer Erkältung.
Beschwerden, die man nicht kennt, unbedingt ärztlich abklären lassen!
Dauern die Beschwerden nach drei bis vier Tagen noch an, beziehungsweise haben sie sich nicht deutlich gebessert, ist der Gang zum*zur Arzt*Ärztin nötig. Das gilt umso mehr, wenn sich die Symptome sogar verschlimmern.
Sind die Beschwerden ungewöhnlich heftig oder haben sie unbekannte Begleiterscheinungen, sind sie ein Fall für den*die Arzt*Ärztin.
Am besten bekämpfen Betroffene die Beschwerden möglichst mit einem einzelnen Medikament. Im Zweifelsfall lassen Sie sich in der Apotheke beraten.
Vor der Einnahme sollte man sich erst einmal gezielt über das Arzneimittel informieren. Der Beipackzettel verrät, was man bei der Anwendung des Arzneimittels beachten muss, wann man es nicht einnehmen darf und welche Dosis geeignet ist.
Wer ständig ärztlich verordnete Arzneimittel einnimmt, der sollte sich vor der Einnahme zusätzlicher Arzneimittel darüber informieren, ob sich die verordneten mit den selbst gekauften Präparaten vertragen. Möglich sind zum Beispiel Wechselwirkungen in Form von verstärkter oder abgeschwächter Wirkung oder stärkerer Nebenwirkungen.
Hausapotheke ohne Risiko: Arzneimittel richtig aufbewahren
Schuhkartons, Küchenschubladen, Nachttische und Badezimmerschränke sind keine geeigneten Stellen, um Arzneimittel darin aufzubewahren. Besser ist ein Schränkchen, in dem nur Arzneimittel und Verbandsmaterial ihren angestammten Platz haben. Utensilien wie Putzmittel, Spiritus, Fleckenentferner oder Arzneimittel für Tiere haben darin nichts zu suchen. Und weil Arzneimittel nicht in Kinderhände gehören, muss die Hausapotheke abschließbar sein.
Auch der Standort für die Hausapotheke sollte gut überlegt sein: Oft befindet sie sich im Badezimmer. Doch das typische Badezimmerklima bekommt Arzneimitteln nicht besonders gut. Tabletten, Kapseln, Dragees und Co. mögen Wärme und Feuchtigkeit nicht. Sie verfärben sich, verkleben oder bilden Risse. Arzneimittel schätzen einen kühlen, trockenen und lichtgeschützten Platz. Schlafzimmer oder Flur bieten sich daher als Standorte für ein Arzneischränkchen an.
Sind Kinder im Haus, wählt man am besten ein Zimmer aus, das die Kinder nicht so häufig betreten. Wird die Hausapotheke in einer gewissen Höhe montiert, schützt das die Arzneimittel zusätzlich vor den Zugriffen von Kindern – zumindest solange sie noch relativ klein sind.
Achtung! Eine Hausapotheke, entbindet einen nicht der Verpflichtung, sich über eventuelle spezielle Lagerungsvorschriften zu informieren. Manche Arzneimittel gehören in den Kühlschrank. Auskunft darüber gibt der Beipackzettel. Um Informationslücken zu vermeiden, sollte man Arzneimittel immer in der Originalverpackung und vor allem mit Beipackzettel aufbewahren.
Alte Medikamente richtig entsorgen
Mindestens einmal pro Jahr sollte man in der Hausapotheke Ordnung schaffen:
Arzneimittel, deren Haltbarkeit abgelaufen ist, haben in der Hausapotheke nichts zu suchen. Die Haltbarkeit muss auf der Umpackung angegeben sein. Sollte das einmal nicht der Fall sein, kann Beratung in der Apotheke weiterhelfen. Aus der Chargennummer des Präparates (ebenfalls auf dem Umkarton, außerdem auf dem Behältnis beziehungsweise den Blistern) kann dort die Haltbarkeit ermittelt werden. Wurden sie sachgerecht gelagert, halten Arzneimittel bis zum angegebenen Datum. Allerdings gibt es Ausnahmen. Augentropfen beispielsweise darf man nach dem Anbruch höchstens vier bis sechs Wochen lang verwenden. Sie tragen daher meist auf der Umpackung einen entsprechenden Hinweis. Der nützt einem natürlich nur dann etwas, wenn man noch weiß, wann man das Arzneimittel angebrochen hat. Tipp: Anbruchsdatum auf dem Fläschchen notieren!
Nasentropfen werden besser nur von einer Person verwendet und nach der Schnupfenepisode entsorgt. Ebenso sollte man Tabletten, die ihre Farbe verändert haben, Dragees mit Rissen, verformte Zäpfchen und trüb gewordene Säfte aus der Hausapotheke werfen.
Arzneimittel ohne Beipackzettel und unbekannte Arzneimittel werden ebenfalls aussortiert. Die notwendigen Informationen zu einem Medikament kann man notfalls noch online recherchieren. Doch Arzneien, die man nicht kennt, richten im Zweifelsfall eher Schaden an als dass sie helfen.
Hat man die Hausapotheke erfolgreich durchforstet, steht man wahrscheinlich mit einem kleinen Medikamentenstapel da, den man gerne loswerden möchte. Am besten, man gibt die Arzneimittel in der Apotheke ab. Das dortige Fachpersonal kümmert sich darum, dass die Medikamente fachgerecht entsorgt werden. In den meisten Wohngebieten können Medikamente außerdem in den Restmüll geworfen werden. Des Weiteren gilt laut Umweltbundesamt auch die Entsorgung über Schadstoffmobile und Recyclinghöfe als sicher. Da es keine deutschlandweit einheitliche Regelung für die Entsorgung von Medikamenten gibt, unterscheiden sich die Möglichkeiten von Stadt zu Stadt. Wer prüfen will, wie er sich am eigenen Wohnort richtig verhält, kann dies über das Portal arzneimittelentsorgung.de tun.
Keinesfalls sollten Medikamente in der Toilette oder dem Waschbecken entsorgt werden, warnt das Umweltbundesamt. Die schädlichen Substanzen gelangen so in unsere Gewässer.
Hausmittel oder Medikamente: Sich schonend selber helfen
Nicht alle Beschwerden erfordern den Griff zu Tablette. Viele verschwinden von alleine wieder oder lassen sich mit Hausmitteln lindern. Machen Sie sich über die Ursache der Symptome Gedanken und überlegen Sie sich, wie man am besten damit umgeht – zunächst ohne Medikamente.
Ein Anflug von Kopfschmerzen bessert sich vielleicht nach einer Tasse Kaffee. Mitunter macht ihn ein Gang um den Block (zum Beispiel in der Mittagspause) erträglicher. Oder kann es sein, dass man einen Tag lang besser einen Gang herunterschalten sollte, weil der Körper etwas Zeit zur Regeneration braucht?
Alle Informationen zu Hausmitteln erhalten Sie in unserer Rubrik zum Thema.
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